Gauss, Karl Friedrich

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Gauss, Karl Friedrich

Carl Friedrich Gauss

Deutscher Mathematiker, Astronom, Geodät und Physiker


Karl Friedrich Gauss wurde am 23. April 1777 zu Braunschweig geboren. Schon in seiner frühesten Jugend machte sich sein mathematisches Genie bemerklich, indem er als vierjähriger Knabe, wie Sartorius erzählt, in eine laut aufgesagte, ziemlich komplizierte Rechnung seines Vaters ein ganz entschiedenes "Falsch" hineinrief. Die Männer stutzten und fanden, dass das Kind recht hatte. Seine Eltern waren arm, allein das eminente Talent erregte bald allgemeine Aufmerksamkeit; denn schon auf der Andreasschule zu Braunschweig und später auf der Hochschule zu Helmstedt, die er mit Unterstützung des Herzogs Karl Wilhelm Ferdinand bezogen hatte, machte Gauss sowohl in den Sprachstudien wie in der Mathematik die raschesten und glänzendsten Fortschritte. Bereits als achtzehnjähriger Göttinger Student erfand Gauss die Methode der kleinsten Quadrate, und von wie großer Tragweite schon diese eine, erste Jugendtat ist, das beweist am besten die ausgedehnte Anwendung dieser Methode, namentlich auch ihre Anwendung zur Berechnung der Kometenbahnen. Der berühmte Mathematiker Euler hatte drei Tage unausgesetzt zugebracht, die Bahn des Kometen von 1769 zu berechnen, und war bei der Anstrengung erblindet. Gauss legte die Uhr auf den Tisch und kam mit seiner Theorie in einer Stunde zum Ziele, "aber", meinte er, "ich würde ebenfalls erblindet sein, wenn ich drei Tage lang in dieser Weise hätte arbeiten sollen".

Im nächsten Jahre erfand Gauss die Theorie der Kreisteilung, welche von Mathematikern als die herrlichste Bekundung seiner göttlichen Begabung angesehen wird. In Helmstedt war Pfaff sein Lehrer, in Göttingen Kästner; allein man kann nicht sagen, dass Gauss von diesen obwohl tüchtigen Männern etwas gelernt habe. Er fand alles aus und durch sich, und würde die Mathematik selbst geschaffen haben, wenn die Welt von dieser Wissenschaft noch nichts gewusst hatte. Seine Disquisitiones arithmeticae, die er im Jahre 1795 begann und bis 1801 fortsetzte und womit er 1799 als Doktor der Philosophie promovierte, sprangen so voll und rund aus seinem Haupte, dass er im hohen Alter noch äußern konnte, er würde bei einer neuen Ausgabe des Buches außer den Druckfehlern nichts ändern. Und wie Gauss in den Jahren, in welchen gewöhnliche Menschen fast noch nicht zum eigentlichen Lernen gekommen sind, bereits alle Richtungen der höheren Mathematik erweiterte und reformierte, so wandte er sich auch der praktischen Astronomie zu, auch hierin die Welt mit den bedeutendsten Erfindungen bereichernd. Die Berechnung der Kometenbahnen wurde eigentlich von jetzt an erst ausführbar, daher die kleinen Planeten in ihren höchst verwickelten Bewegungsverhältnissen von Gauss zum ersten Male beobachtet und ihre Gesetzmäßigkeit in verwendbaren Formeln ausgedrückt wurde.

In den Jahren 1801 bis 1807 entdeckte er Geres,Juno und Vesta, und diese Erweiterungen des Himmelsraumes und seine Untersuchungen über die Bewegungen jener Himmelskörper riefen das Werk: Theoria motus corporum coelestium (Theorie der Bewegung der Himmelskörper) hervor, welches sich würdig den Newton'schen Prinzipien und Laplace's himmlischer Mechanik anreiht. 1807 wurde Gauss Professor der Mathematik und Astronomie in Göttingen, wo er nun als Direktor der seit 1755 bestehenden Sternwarte auch Fragen zu lösen fand, die einen direkten Bezug auf das praktische Leben hatten. Die berühmte Triangulation, durch welche die hannoverschen, braunschweigischen und lüneburgischen Länder vermessen wurden, geschah unter seiner Leitung im Jahre 1817. Eigens dazu erfand er eines der scharfsinnigsten Instrumente, welches die Optik aufzuweisen hat, das Heliotrop, welches dazu dient, die entferntesten Stationen der zu vermessenden Dreiecke durch zurückgeworfenes (gespiegeltes) Sonnenlicht sichtbar zu machen. Die Geodäsie, die vorher ein rohes, empirisches Arbeiten mit Messkette und Bake gewesen war, erhob Gauss durch diese Erfindung zu einer unfehlbaren Wissenschaft. So reihte sich Entdeckung an Entdeckung, Sieg an Sieg, Triumph an Triumph.

Aber auch Anerkennung und Bewunderung der Mitwelt blieb nicht aus, wenn gleich Gauss auf diese äußeren Erfolge, auf Orden und Titel, nicht das geringste Gewicht legte. Nur die Wahrheit suchte er, das Unerkannte löste er klar um der Erkenntnis willen; und wie sich ihm Alles leicht und ersichtlich enthüllte, so konnte ihm von außen, von anderen Menschen, selten etwas Neues mitgeteilt werden. Der berühmte Astronom Hansen, der mit Gauss in freundschaftlichem Verkehre stand, bemerkt, derselbe sei im Gespräch zurückhaltend gewesen, bis er einen Gegenstand publiziert habe; dann habe er gern demonstriert. Nicht leicht habe ein Anderer eine Idee gebracht, bei der Gauss nicht sagte: "Ich kannte sie schon". Die Mathematik nannte Gauss die Königin der Wissenschaften, und die Arithmetik die Königin der Mathematik. Sie lasse sich bisweilen herab, sagte er, der Astronomie und den übrigen Naturwissenschaften einen Dienst zu leisten; sie selber aber habe noch eine große Entwickelungsfähigkeit. Seine Lehrtätigkeit war eine außerordentliche und fruchtbare; die Direktoren der Sternwarten von Altona, Mannheim, Leipzig, Pultowa, Berlin: Schumacher, Nicolai, Möbius, Struve, Enke, waren seine Schüler. Gauss ist am 23. Februar 1855 verstorben. Sein Geist erhielt sich frisch bis zum Tode, während seinen Körper in späteren Jahren allmählich die Kräfte verließen. Mit Gauss begann und schloss eine Periode; er war selbst ein Zeitalter, eine Epoche der mathematischen Wissenschaften.

Sind aber die Entdeckungen dieses eminenten Genies in dem Gebiete der höheren Mathematik von der weitgehendsten Bedeutung, so sind es nicht minder die Erweiterungen der physikalischen Disziplin der Elektrizität, des Elektromagnetismus, des Erdmagnetismus von Gauss bearbeitet, welche sich in dem segensreichsten Einfluss auf den großen Weltverkehr, auf alle Verhältnise des täglichen Lebens gezeigt haben. Das Magnetometer von Gauss, ein Instrument, welches dazu dient, die Stärke und Richtung des Erdmagnetismus mit einer an das absolut Fehlerlose grenzenden Genauigkeit zu messen, wurde die Veranlassung der Ausführung des ersten elektromagnetischen Telegraphen, nach dessen Vorbilde die ganze Reihe der Nadeltelegraphen konstruiert worden ist.


Weblinks

Literatur