System Glashütte
Dieser Schriftzug (auch Système Glashütte) findet sich häufig auf älteren Taschenuhren, es ist weder ein Marken- oder Herstellername noch eine Herkunftsbezeichnung. Ganz im Gegenteil: Die so gekennzeichneten Uhren stammen mit Sicherheit nicht aus der sächsischen Uhrenstadt Glashütte, sondern sind Uhren anderer Hersteller, welche den guten Ruf der Glashütter Uhrenhersteller für eigene Produkte nutzen wollten. Es handelt sich also um eine frühe Form der Markenpiraterie. Kurt Herkner bezeichnet Uhren mit der Aufschrift "System Glashütte" in seinem Buch "Glashütte und seine Uhren" als Fälschungen.
"System Glashütte"-Uhren haben oft Glashütter Baumerkmale wie die 3/4-Platine, seltener Glashütter Ankergang mit verdeckten Ankersteinen (Paletten). Sie sind auch häufig von durchaus ansprechender Qualität, vielfach werden gute schweizer Werke verwendet, nur stammen sie eben nicht aus Glashütte. Mitunter sind aber auch sehr billige Uhren, sogar mit Zylinderhemmung, mit dem Schriftzug "System Glashütte" versehen und gelegentlich werden Brückenwerke von oben mit einer Blende abgedeckt, um eine Glashütter 3/4-Platine vorzutäuschen. Die Aufschrift "System Glashütte" ist aus all diesen Gründen weder als Hersteller- noch als Qualitätsmerkmal geeignet, es handelt sich um reine Reklame.
Meist sind "System Glashütte" - Uhren nicht weiter signiert, selten gibt sich der wahre Urheber zu erkennen wie etwa bei der Nomos-Uhr-Gesellschaft, Guido Müller & Co, Glashütte i/S.. Diese Firma verkaufte Uhren mit Zifferblattsignatur "Glashütte" und dazu häufig mit der Inschrift "Neues System Glashütte". Es handelte sich aber um komplett in der Schweiz gefertigte Uhren und die Firma konnte erst gerichtlich zur Aufgabe gezwungen werden. Die heutige Firma Nomos stellt dagegen vollwertige Glashütter Uhren her. Darüber hinaus findet man manchmal eine Punze an einigen System Glashütte Uhren; normalerweise gibt es bei diesen Uhrentypen keine echte Dreiviertelplatine, sondern das Federhaus ist unter einer losen Platine untergebracht. Beim Entfernen dieser losen Platte erscheint eine Markierung in Form eines Apfels mit einem durchbohrten Pfeil. Dies geht auf die Fabrique d'Horlogerie de Fontainemelon (FHF) zurück. Ein weiterer Uhrenhersteller, der diese Art von Uhren als Rohwerke produzierte, war Verdan & Renfer in Lyss, Bern. Charles Rodé-Stucky in La Chaux de Fonds, Hänni & Cie, in Court
Buren in Büren an der Aare .
Der einzige Hersteller, der eindeutig vom Markennamen Saxonia und System Glashütte und damit vom guten Ruf Glashüttes profitieren wollte, war Albrecht Költzsch in Dresden. Albrecht Költzsch warb sogar offen dafür in Adressbüchern und mit Anzeigen in den Medien. Es handelt sich also definitiv nicht um echte Glashütter-Uhren, obwohl die Versionen mit verschraubten Chatons von ordentlicher Qualität waren. Als die Produktion von Rohwerken zurückging, war dieser Unternehmer gezwungen, andere Uhrwerke in seinen Taschenuhren zu verwenden. Er verwendet unter anderem Uhrwerke des Kalibers 3 von Zenith, nützt aber weiterhin den Markennamen Saxonia, was unbestreitbar ist denn Dresden liegt ja auch in Sachsen.
Weiterführende Informationen
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