Bericht von der Eröffnungsfeier des Deutschen Uhrenmuseums Glashütte - Nicolas G. Hayek

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Eröffnung des neuen Deutschen Uhrenmuseums

Deutsches Uhrenmuseum Glashütte

Glashütte, 22. Mai 2008


Gemäß dem Ausstellungsmotto «Faszination Zeit – Zeit erleben» beleuchtet das Uhrenmuseum von internationalem Ruf nicht nur die hohe Uhrmacherkunst an sich, sondern ermöglicht darüber hinaus einen emotionalen und philosophischen Zugang zum Phänomen Zeit. Im Einklang mit den Zielen der Stiftung Deutsches Uhrenmuseum Glashütte – Nicolas G. Hayek hat Glashütte Original einen Ausstellungsparcours entwickelt, der die reiche Geschichte Glashüttes ebenso vermittelt wie Aspekte des Zeitgefühls und der Zeitmessung.

Dieses Projekt wurde möglich durch die Unterstützung der Swatch Group AG und der Stadt Glashütte.


Die Pressekonferenz

von links
Marcus Dreßler
Dr. Hanspeter Rentsch
Dr. Frank Müller

Vor dem eigentlichen Festakt erhielten die zahlreich angereisten Journalisten aus 24 Ländern Gelegenheit, ihre Fragen an Herrn Marcus Dreßler (Amtsverweser der Stadt Glashütte), Dr. Hanspeter Rentsch (Mitglied der Konzernleitung der Swatch Group) und Dr. Frank Müller (Geschäftsführer von Glashütte Original) zu stellen.

Dr. Müller betonte dabei, dass sich Glashütte Original als Rechtsnachfolger der VEB Glashütter Uhrenbetriebe besonders verpflichtet fühlt. Die Stadt Glashütte schrieb im Hebst 2005 einen Wettbewerb über die innovative Nutzung des historischen Gebäudes der ehemaligen Uhrmacherschule aus. Schon frühzeitig unterbreitete die Manufaktur der Stadt Vorschläge zur Nutzung.

Im Ergebnis der Ausschreibung errichtete die Stadt Glashütte mit der Manufaktur Glashütte Original am 16. März 2006 eine gemeinsame Stiftung, die im Sinne des Allgemeinwohls dem Aufbau und Betrieb des Uhrenmuseums, eines Archivs, einer Bibliothek sowie von Schauwerkstätten dienen soll.

Die Deutsche Uhrmacherschule "Alfred Helwig" der Glashütte Original knüpft mit ihrem Einzug an den historischen Zweck des Gebäudes an.

Der Festakt zur Eröffnung

Bundesminister Dr. Thomas de Maizière

Im Rahmen eines Festaktes wurde heute, am 22. Mai 2008 das Deutsche Uhrenmuseum Glashütte offiziell eröffnet. Dr. Frank Müller begrüßte um 14.00 Uhr die Gäste im Atrium der Manufaktur Glashütte Original. Erschienen waren Vertreter aus Politik und Wirtschaft, Kunst und Kultur, Repräsentanten aller Glashütter Uhrenfirmen sowie zahlreiche Ehrengäste. Zahlreiche Journalisten nahmen ebenfalls am Festakt teil.

Amtsverweser Marcus Dreßler

Umrahmt von einem anspruchsvollen kulturellem Programm hielten Dr. Hanspeter Rentsch, der Bundesminister Dr. Thomas de Maizière (Chef des Bundeskanzleramtes) und Minister Dr. Roland Wöller ihre Ansprachen zu diesem historischen Ereignis.

Anschließend sprachen die kommunalen Vertreter, Altbürgermeister Frank Reichel und Amtsverweser Marcus Dreßler.

Der Film "Entstehung eines Museums der Zeit" stimmte die Gäste eindrucksvoll auf die feierliche Einweihung des Museums ein. Um 15.10 Uhr endete der Festakt im Atrium mit einem musikalischen Ausklang. Die Gäste begaben sich zu der für 15.30 Uhr geplanten feierlichen Einweihung des Uhrenmuseums.

Die Einweihung des Museums

Die Einweihung des neuen Deutschen Uhrenmuseums Glashütte
Die Schlüsselübergabe
Der Schlüssel wurde von der Meißner Porzellanmanufaktur gefertigt

Um 15.30 Uhr wird das rote Band gemeinsam von Marcus Dreßler, Dr. Roland Wöller, Dr. Hanspeter Rentsch, Dr. Frank Müller und Frank Reichel mit dem symbolischen Scheerenschnitt durchtrennt. Ein modernes Museum der Zeit öffnet seine Pforten.

Dr. Frank Müller, Geschäftsführer von Glashütte Original, kommentiert die Eröffnung mit folgenden Worten: „Als moderne und erlebnisorientierte Zeitwelt möchte das Museum nicht nur Uhrenenthusiasten ansprechen, sondern wendet sich bewusst auch an Laien, Familien und junge Menschen. Wir freuen uns auf die ersten Besucher und hoffen, mit einem spannenden Museum dazu beizutragen, die Faszination der Uhrmacherkunst und das Wissen um die Zeitmessung an die nächste Generation weiterzugeben.“

Marcus Dreßler, Amtsverweser und Interims-Bürgermeister der Stadt Glashütte, sagte zu diesem Anlass: „Für die Stadt Glashütte und deren Einwohner geht ein lang gehegter Wunsch in Erfüllung. Das zentrale Gebäude Glashüttes wird komplett saniert seiner neuen Bestimmung übergeben. Die Uhrenstadt strahlt nun auch wieder in ihrem Herzen.“

Der Rundgang durch das Uhrenmuseum

Kunstuhr von Hermann Goertz

Täglich von 10.00 bis 17.00 Uhr hat das Museum geöffnet. Die "Reise durch die Zeit" beginnt für den aufmerksamen Betrachter bereits symbolträchtig auf dem Vorplatz des Museums. Hier sind heute zwölf schwarze Striche in den gepflasterten Boden eingelassen. Zwölf Monate hat auch das Jahr. Ebenfalls nicht zufällig gewählt ist die Anzahl der Stufen zwischen den zwei Etagen des Museums: Vierundzwanzig Stunden hat ein Tag, vierundzwanzig Stufen steigt auch jeder Besucher über die Wendeltreppe des neuen Deutschen Uhrenmuseums zu den oberen Ausstellungsräumen.

Reinhard Reichel
Museumsdirektor

Die Symbiose aus der Fachkompetenz des Museumleiters Reinhard Reichel und des Stuttgarter Ateliers Brückner läßt schon hier die Erwartungshaltung für den sachkundige Betrachter bei dieser Ausstellung in die Höhe schnellen. Bereits in der Eingangshalle erwartet die Besucher eine ganz besondere Uhr: Die Kunstuhr von Hermann Goertz. Die Tierkreiszeichen an den Deckenbalken bilden seit 1928 eine gelungene Einheit zu dieser astronomischen Uhr.

Das einstige Museum bot eine Ausstellungsfläche von 52 Quadratmetern. Heute stehen 1000 Quadratmeter - verteilt auf zwei Etagen - für rund 400 Exponate zur Verfügung. Bei den ausgestellten Uhren beschränkt sich das Museum ausschließlich auf Stücke Glashütter Herkunft. Den Grundstock bildet dabei die historische Sammlung des Technischen Kabinetts, einst von Adolf Görgel, Günter Freise und Ernst Frankenstein zusammengetragen, die heute durch weitere Exponate ergänzt wird. Bei der Auswahl der Ausstellungsobjekte bewies Reinhard Reichel seine Erfahrung, Ehefrau Ingrid unterstützte ihn tatkräftig bei der Erstellung von Texten und Erläuterungen.

Thematisch setzt sich die Ausstellung aus einer Reihe von „Historienräumen“ und „Zeiträumen“ zusammen, die von einem Prolog und einem Epilog eingerahmt werden.

„Historienraum“ Uhrmacherschule

Die „Historienräume“ bereiten den geschichtlichen Kontext der Uhrenstadt auf und stellen eingangs berühmte Persönlichkeiten und Gründerväter wie Ferdinand Adolph Lange, Julius Assmann, Adolf Schneider und Moritz Großmann vor, die Glashütte zur Hochburg des feinen deutschen Uhrenbaus und der Uhrmacherausbildung werden ließen. Im Laufe des Parcours werden weitere Epochen dargestellt, die Glashütte maßgeblich geprägt haben wie Gründerzeit, erster und zweiter Weltkrieg, Demontage und Enteignung sowie Wiedervereinigung und Neugründung.

Multimedialer „Zeitraum“ Glossar

Die „Zeiträume“ unterbrechen die chronologische Abfolge der Glashütter Uhrengeschichte und entführen den Besucher u.a. in den Mikrokosmos einer mechanischen Uhr, der so die Präzision und das Zusammenspiel hunderter Einzelteile selbst erleben kann. Zum selbständigen Entdecken lädt ebenso ein weiterer multimedialer „Zeitraum“ ein, der ein interaktives Glossar der Zeitmessung beinhaltet.

Strasser und Rohde
Präzisionspendeluhr

Die Stadt Glashütte blickt in ihrer nunmehr 500jährigen Historie auf 160 Jahre bewegte, kontinuierliche und faszinierende Geschichte der Uhrenindustrie zurück. In chronologischer Abfolge wird die Geschichte der Stadt Glashütte und die Entwicklung der Uhrenindustrie in den „Historienräumen“ eindrucksvoll dargestellt.

Im Dezember 1845 gründete Ferdinand Adolph Lange mit Hilfe eines Darlehens der Königlich Sächsischen Regierung in Glashütte die Firma A. Lange und legte damit den Grundstein für die gesamte Glashütter Uhrenindustrie.

Eine Taschenuhr aus den Anfangsjahren

Wer heut die modernen Produktionsstätten dieser weltweit bekannten Glashütter Uhrenhersteller sieht, mag kaum glauben, daß sich die erste bescheidene Produktionsstätte von Ferdinand Adolph Lange in der Mansarde eines Glashütter Wohnhauses befand. Die ersten Uhren aus dieser Zeit waren noch mit "A. Lange Dresden" signiert.

Binnen kurzer Zeit entstanden weitere 16 Firmen im Ort. 1852 gründete Julius Assmann die Deutsche Anker-Uhren-Fabrik, 1854 macht sich Moritz Großmann mit der Taschenuhrenfabrikation M. Großmann/Glashütte selbständig, 1875 entsteht die Firma Strasser & Rohde, ...

Reinhard Reichel sagte in einem Interview: "Wir können heute noch belegen, wo welche Firma ihren Sitz hatte."

Aber auch die dunklen Kapitel der Zeitgeschichte spart die Ausstellung nicht aus. Die Zeitmessung war seit jeher auch ein militärstrategischer Faktor. So wurden in Glashütte nicht nur Fliegerchronographen von der UROFA für die Wehrmacht hergestellt, sondern auch

Russische Offiziere überwachen in Glashütte den Abtransport demontierter Maschinen

Zeitzünder und Marinechronometer. Die Glashütter Chronometerbauer nahmen regelmäßig an den Chronometer-Wettbewerben der Deutschen Seewarte Hamburg teil. Der Glashütter Unruhfabrikant Richard Grießbach gehörte der Prüfungskommission an.

Am letzten Kriegstag, den 8. Mai 1945 wurde Glashütte bombardiert. Wie alle Siegermächte war auch die Sowjetische Militäradministration (SMAD) auf der Suche nach kriegswichtigen Gütern.

Im Takt der Metronome

Bei diesen Themen wechselt die Farbe der Vitrinen in ein wehmütiges Grau. Eine Kiste gefüllt mit Holzwolle soll an den Abtransport erinnern.

Die Dokumentation der Nachkriegszeit erhielt einen eigenen großen Raum: "Ohne die vierzigjährige Uhrenproduktion in der DDR würde heute hier nichts mehr ticken," meint Reinhard Reichel. 300 Armbanduhren sind hier ausgestellt.

Am Ende des Rundganges schlagen Metronome den Takt, um so die Gäste wieder in die heutige Zeit zurück zuholen.

PS.: Bereits am 25.05.2008, drei Tage nach Eröffnung, haben 1130 Besucher aus aller Welt sichtlich beeindruckt das Museum besucht. Eine Woche später waren es schon über 3.000 und Ende Oktober 2008 bereits 25.000, was will man mehr!