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Deutsches Uhrenmuseum Glashütte

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Deutsches Uhrenmuseum Glashütte

Uhrenmuseum von internationalem Ruf


Zur Sammlung des Deutschen Uhrenmuseums Glashütte gehören neben Taschenuhren, Präzisionspendeluhren und Armbanduhren auch Marinechronometer, Gangmodelle, historische Werkzeuge und Arbeitsmittel der Uhrmacher aus vergangenen Epochen. Zu den besonderen Exponaten zählen solche Raritäten wie eine Taschenuhr mit Schlüsselaufzug aus den Gründerjahren der Glashütter Uhrenindustrie, eine Taschenuhr mit Selbstaufzug, datiert auf 1900, eine Taschenuhr mit Minuten-Schlagwerk und Stoppeinrichtung von 1920, eine Fliegerarmbanduhr von 1943, eine der ersten in Deutschland produzierten Armbanduhren von 1930, eine Präzisionspendeluhr mit Schwerkraft-(Kugel-) Hemmung von 1885 und eine der ganz seltenen Tourbillontaschenuhren von 1925.

Das Technische Kabinett: Vorläufer des Uhrenmuseums

Historische Werkzeuge

Bereits nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges erkannten die Glashütter Uhrmacher, wie wichtig es ist, die Uhrmacherkunst als kulturelles Erbe zu bewahren und diese durch die Weitergabe des Wissens zu fördern. Trotz der schwierigen finanziellen Bedingungen gelang es dem damaligen Leiter für Technische Dokumentation und Erfindung, Adolf Görgel und dem Chefkonstrukteur Ernst Frankenstein unter dem ehemaligen Direktor der Glashütter Uhrenbetriebe, Siegfried Bellmann, aus den bescheidenen Mitteln des Kultur- und Sozialfonds eine der bedeutendsten technischen Sammlungen Glashütter Uhrmachergeschichte zusammenzutragen.

Am 1. Mai 1984 wurde das Traditionskabinett im Kulturhaus des VEB Glashütter Uhrenbetriebe eröffnet. Neben einer kurzen Darstellung der Geschichte des Ortes und Hinweisen auf die sonstigen feinmechanischen Aktivitäten waren dort die gesammelten Zeugnisse Glashütter Fleißes und Schöpferkraft chronologisch präsentiert. Das Traditionskabinett wurde als Vorstufe eines technischen Museums konzipiert.

Für das Museum war das Gebäude der ehemaligen Rechenmaschinenfabrik Saxonia (Mittelstr. 27) vorgesehen. Nach umfangreichen Umbaumaßnahmen sollten dort neben der Darstellung der Geschichte der Uhrenindustrie auch die feinmechanische Industrie und verwendete Arbeitstechniken demonstriert werden.

Karl Friebel erläutert die Goertz-Uhr

Dem zwischenzeitlich gegründete Museumsaktiv gehörten unter Leitung von Helmut Freise u.a. Karl Friebel und H. Hänsgen an. 1989 löste der Rat der Stadt Glashütte einen Auftrag zur Erarbeitung eines Projektes aus. 1990 wandte sich der Bürgermeister Reinhart Fest mit einem Spendenaufruf an die Öffentlichkeit.

Die Voraussetzungen für ein Uhrenmuseum waren eigentlich gut:

ein Gebäude von der Kommune
viele, vom ehrenamtlichen Museumsaktiv zusammengetragene Exponate
Exponatensammlung des VEB Glashütter Uhrenbetriebe als Leihgabe

Doch all diese Bemühungen führten letztendlich zu keinem greifbaren Ergebnis. Noch bis 1994 lagerte der Fundus des Technischen Kabinetts in den Räumen des Kulturhauses von Glashütte. Auch die Werkstatt- und Verkaufsunterlagen von A. Lange & Söhne - dokumentiert ab dem Jahrgang 1867 - und die zwei handschriftlich geführten Schülerverzeichnisse der Deutschen Uhrmacherschule Glashütte (von Mai 1878 bis April 1928 und von Mai 1928 bis 1951) gehörten zu diesem Archiv.

Die Sammlung des Technischen Kabinetts befindet sich bis heute in kommunaler Hand der Stadt Glashütte und bildet jetzt den einen Teil der Ausstellungstücke im neuen Deutschen Uhrenmuseum Glashütte.

Die Entstehung des Deutschen Uhrenmuseums

Deutsches Uhrenmuseum Glashütte 2007

Erst mit der Privatisierung und der damit einhergehenden Entflechtung der Glashütter Uhrenbetriebe fand auch die Öffentlichkeit Zugang zu dieser kulturhistorisch bedeutsamen Sammlung. Bis 1994 befand sich die Ausstellung im Kulturhaus Glashütte, das heute von der SUG genutzt wird. Im Nordflügel des Hauptgebäudes von Glashütte Original, Altenberger Straße 1 (diesen Ort anzeigen) entstand dann das neue Domizil des Uhrenmuseums. Die Rekonstruktion des Gebäudes machte einen weiteren Umzug unabdingbar: Die Ausstellung bezog die Räume der ehemaligen Datenverarbeitung der GUB im dahinterliegenden Nebengebäude.

Ausstellungsstücke des Deutschen Uhrenmuseums Glashütte

Doch schon die ersten Jahre brachten dem Deutschen Uhrenmuseum zwei herbe Schicksalsschläge: Am 21. Oktober 1990 wurde u.a. das Torpedoboot- Chronometer Nr. 527 von A. Lange & Söhne, ein Schaukasten mit Unruhen der Firma Richard Grießbach und das Chronometer Nr. 71 von J. Raabe aus dem Glashütter Uhrenmuseum gestohlen.

Jahrhundertflut
Am rechten Bildrand sieht man das Gebäude des heutigen Uhrenmuseums Glashütte

Am 12. August 2002 folgte die zweite Katastrophe: Ausgelöst durch die heftigen Niederschläge, die zu der Jahrhundertflut in Sachsen führten, brach um 16:30 Uhr der Prießnitztal-Damm oberhalb Glashüttes. Nur knapp 30 Minuten später schoss eine rund 50.000 Kubikmeter umfassende Walze aus Wasser und Schlamm durch den sonst so beschaulichen Ort Glashütte. Selbst tonnenschwere Schuttcontainer rasten wie Sportkanus auf den entfesselten Wassermassen über die Straßen und Plätze, die sonst von Passanten und Pkw dominiert werden. Am Bahnhof traf die alles mit sich reißende Sturzflut auf die zu dieser Jahreszeit meist hochwasserführende Müglitz. Das Flussbett der Müglitz, an Sommertagen nicht breiter als drei Meter, erreichte dadurch in kürzester Zeit ein Ausmaß, welches eine Brücke von 100 Metern Spannweite kaum zu überwinden vermag.

Die Menschen in Glashütte, die Uhrenindustrie und das Deutsche Uhrenmuseum wurde bei dieser Jahrhundertflut empfindlich getroffen: Viele Teile des Schriftarchivs fielen dem Hochwasser zum Opfer. Auch wenn einige Originale für immer verloren sind, die Mithilfe der Glashütter Bürger, der Sammler Glashütter Uhren und vieler Saxonen ermöglichte es, zumindest die verloren geglaubten Daten fast vollständig aus unzähligen privaten Quellen erneut zusammenzutragen. Die materiellen Schäden in Glashütte konnten auch Dank der vielen spontan in´s Leben gerufenen Spendenaktionen kompensiert werden.

Am 1. Februar 2008 schloss das Uhrenmuseum Glashütte seine Pforten um den Umzug in das rekonstruierte Gebäude der ehemaligen Uhrmacherschule vorzubereiten.

Das neue Deutsche Uhrenmuseum Glashütte

Das neue Uhrenmuseum Glashütte im historischen Gebäude der Deutschen Uhrmacherschule Glashütte

Am 12. Dezember 2006 begannen die ersten Baumaßnahmen für das neue Deutsche Uhrenmuseum Glashütte an dem traditionsträchtigen Gebäude der Deutschen Uhrmacherschule Glashütte. Das Richtfest konnte Dank der zügig voranschreitenden Arbeiten bereits am 28. Juni 2007 auf der Baustelle begangen werden. Nach der Abtragung der oberen Etage und der Fertigstellung eines neuen Dachstuhls wurde der historischen Zustand des Gebäudes von 1922/23 weitgehend wieder hergestellt.

Historische Aufnahme der
Deutschen Uhrmacherschule Glashütte von 1881

Planmäßig zum 22. Mai 2008 erfolgt die Einweihung des neuen Deutschen Uhrenmuseums Glashütte unter Einladung der Presse und zahlreicher Ehrengäste. Ab dem 23. Mai 2008 ist das Museum auch der Öffentlichkeit wieder zugänglich.

Neben dem Fundus des Technischen Kabinetts unter kommunaler Verwaltung wird in der Ausstellung auch die seit 1994 akribisch zusammengetragene Sammlung von Glashütte Original gezeigt.

Träger dieses Gemeinschaftsprojektes sind die Stadt Glashütte, Glashütte Original und die Swatch-Group.

Am 16. März 2006 wurde im Atrium der Manufaktur Glashütte Original der historische Festakt zur Gründung der Stiftung „Deutsches Uhrenmuseum Glashütte – Nicolas G. Hayek“ mit dem Gongschlag einer alten Glashütter Standuhr von Karl W. Höhnel aus dem Jahre 1925 um 12.00 Uhr eingeläutet. Nick Hayek jun., der CEO der Swatch Group AG, reiste aus der Schweiz nach Glashütte um zusammen mit dem Glashütter Bürgermeister Frank Reichel und Dr. Frank Müller - Geschäftsführer von Glashütte Original die Stiftungsgründung urkundlich zu besiegeln.

Der Rundgang durch das neue Uhrenmuseum

Reinhard Reichel
Museumsdirektor

Täglich von 10.00 bis 17.00 Uhr lädt das Deutsche Uhrenmuseum Glashütte seine Gäste zum Rundgang ein.

Die "Reise durch die Zeit" beginnt für den aufmerksamen Betrachter bereits symbolträchtig auf dem Vorplatz des Museums: Wo sich einst die Blumenuhr und der Brunnen befanden, sind heute zwölf schwarze Striche in den gepflasterten Boden eingelassen. Zwölf Monate hat auch das Jahr. Ebenfalls nicht zufällig gewählt ist die Anzahl der Stufen zwischen den zwei Etagen des Museums:

24 Stufen als Symbol der Zeit
Foyer des Museums mit der berühmten Kunstuhr von Hermann Goertz

Vierundzwanzig Stunden hat ein Tag, vierundzwanzig Stufen steigt auch jeder Besucher über die Wendeltreppe des neuen Deutschen Uhrenmuseums zu den oberen Ausstellungsräumen.

Die Symbiose aus der Fachkompetenz des Museumleiters Reinhard Reichel und des Stuttgarter Ateliers Brückner läßt schon hier die Erwartungshaltung für den sachkundigen Betrachter bei dieser Ausstellung in die Höhe schnellen. Bereits in der Eingangshalle erwartet die Besucher eine ganz besondere Uhr: Die Kunstuhr von Hermann Goertz. Die Tierkreiszeichen an den Deckenbalken bilden eine gelungene Einheit zu dieser astronomischen Uhr.

Das einstige Museum bot eine Ausstellungsfläche von 52 Quadratmetern. Heute stehen 1000 Quadratmeter - verteilt auf zwei Etagen - für rund 400 Exponate zur Verfügung. Bei den ausgestellten Uhren beschränkt sich das Museum ausschließlich auf Stücke Glashütter Herkunft. Den Grundstock bildet dabei die historische Sammlung des Technischen Kabinetts, einst von Adolf Görgel, Günter Freise und Ernst Frankenstein zusammengetragen, die heute durch Exponate der Manufaktur Glashütte Original und weitere 40 Leihgaben ergänzt wird. Bei der Auswahl der Ausstellungsobjekte bewies Reinhard Reichel seine Erfahrung, Ehefrau Ingrid unterstützte ihn tatkräftig bei der Erstellung von Texten und Erläuterungen.

„Historienraum“ Uhrmacherschule

Thematisch setzt sich die Ausstellung aus einer Reihe von „Historienräumen“ und „Zeiträumen“ zusammen, die von einem Prolog und einem Epilog eingerahmt werden.

Die „Historienräume“ bereiten den geschichtlichen Kontext der Uhrenstadt auf und stellen eingangs berühmte Persönlichkeiten und Gründerväter wie Ferdinand Adolph Lange, Julius Assmann, Adolf Schneider und Moritz Großmann vor, die Glashütte zur Hochburg des feinen deutschen Uhrenbaus und der Uhrmacherausbildung werden ließen. Im Laufe des Parcours werden weitere Epochen dargestellt, die Glashütte maßgeblich geprägt haben wie Gründerzeit, erster und zweiter Weltkrieg, Demontage und Enteignung sowie Wiedervereinigung und Neugründung.

Mikrokosmos einer mechanischen Uhr dargestellt mittels einer Lichtprojektion

Die „Zeiträume“ unterbrechen die chronologische Abfolge der Glashütter Uhrengeschichte und entführen den Besucher u.a. in den Mikrokosmos einer mechanischen Uhr, der so die Präzision und das Zusammenspiel hunderter Einzelteile selbst erleben kann. Zum selbständigen Entdecken lädt ebenso ein weiterer multimedialer „Zeitraum“ ein, der ein interaktives Glossar der Zeitmessung beinhaltet.

Die Stadt Glashütte blickt in ihrer nunmehr 500jährigen Historie auf 160 Jahre bewegte, kontinuierliche und faszinierende Geschichte der Uhrenindustrie zurück. In chronologischer Abfolge wird die Geschichte der Stadt Glashütte und die Entwicklung der Uhrenindustrie in den „Historienräumen“ eindrucksvoll dargestellt.

Im Takt der Metronome

Aber auch die dunklen Kapitel der Zeitgeschichte spart die Ausstellung nicht aus. Die Zeitmessung war seit jeher auch ein militärstrategischer Faktor. So wurden in Glashütte nicht nur Fliegerchronographen von der UROFA für die Wehrmacht hergestellt, sondern auch Zeitzünder und Marinechronometer.

Die Glashütter Chronometerbauer nahmen regelmäßig an den Chronometer-Wettbewerben der Deutschen Seewarte Hamburg teil. Der Glashütter Chronometermacher Richard Grießbach gehörte der Prüfungskommission an. Die Folgen des Zweiten Weltkrieges trafen die Stadt Glashütte dann auch dementsprechend schwer. Einen Tag vor Kriegsende wurde Glashütte bombardiert. Wie alle Siegermächte war auch die Sowjetische Militäradministration (SMAD) auf der Suche nach kriegswichtigen Gütern.

Bei diesen Themen wechselt die Farbe der Vitrinen in ein wehmütiges Grau. Eine Kiste gefüllt mit Holzwolle soll an den Abtransport erinnern.

Die Dokumentation der Nachkriegszeit erhielt einen eigenen großen Raum: "Ohne die vierzigjährige Uhrenproduktion in der DDR würde heute hier nichts mehr ticken," meint Reinhard Reichel. 300 Armbanduhren sind hier ausgestellt.

Am Ende des Rundganges schlagen Metronome den Takt, um so die Gäste wieder in die heutige Zeit zurück zuholen.

Abbildungen

Anschrift

Stiftung „Deutsches Uhrenmuseum Glashütte – Nicolas G. Hayek“
Postfach 1114
01766 Glashütte (Sachsen)

Standort

Deutsches Uhrenmuseum Glashütte
Schillerstraße 3 A (diesen Ort anzeigen)
01768 Glashütte

Tel. 03 50 53/4 62 81
Fax: 03 50 53/4 62 05

Weblinks