Die MB&F Horological Machine No4 Thunderbolt ist da!

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Die MB&F Horological Machine No4 Thunderbolt ist da!

MB&F Horological Machine No4 Thunderbolt
Gehäuse und Uhrwerk bilden eine feste Einheit
Die Maschine der HM4 ist eine komplette Eigenentwicklung von MB&F
Gehäuse in Form von Flugzeugturbinen
Unterseite der Uhr

Genf, Juli 2010

Eine traditionelle Armbanduhr hat eine klar umrissene Aufgabe: Sie soll möglichst genau die Zeit anzeigen. Dazu braucht man mindestens einen Minuten- und einen Stundenzeiger. Eine Gangreserveanzeige ist auch nicht schlecht. So hat der Träger die Kontrolle darüber, ob und wann die Uhr wieder aufgezogen werden muss, damit sie nicht stehen bleibt. Die Horological Machine No4 Thunderbolt hat alles das: einen Minuten-, einen Stundenzeiger und eine Gangreserve – aber sie ist dennoch alles andere als eine traditionelle Armbanduhr.


Gehäuse und Uhrwerk bilden eine feste Einheit. Keines kann ohne das andere existieren und doch: Beide sind so einzigartig, dass jedes für sich als ein kleines Kunstwerk gelten kann – ein Kunstwerk, das den Betrachter auf subtile Art und Weise an die Fliegerei erinnert.

Die „Maschine“, so nennt man bei MB&F das Uhrwerk, ist das Ergebnis von rund drei Jahren Entwicklungsarbeit. Jedes der mehr als 300 Einzelteile – inklusive Gangregler und sogar der Schrauben – wurde ganz speziell für dieses anarchistische Uhrwerk entwickelt. Zwei parallel geschaltete Federhäuser geben ihre Kraft über zwei vertikal angeordnete Räderwerke in die beiden Gehäuseoberteile – rechts wird die Zeit angezeigt, links die Gangreserve.

Die Maschine der HM4 Thunderbolt jedoch allein über ihre Funktionen verstehen zu wollen, ist in etwa so, als wolle man Renoirs Kunstwerke mit der chemischen Zusammensetzung ihrer Farben erklären. Wirklichen Zugang zu dieser Uhr bekommt der Betrachter nur, wenn er Konstruktion und Komposition von Uhrwerk und Gehäuse in Ruhe auf sich wirken lässt. Das aus Saphirglas gefertigte Gehäusemittelteil sowie weitere Sichtfenster an Ober- und Unterseite der Uhr geben reichlich Gelegenheit, in den mikromechanischen Kosmos der Thunderbolt einzutauchen.

Die aerodynamische Form des Titan-Saphir-Gehäuses kommt nicht von ungefähr: Maximilian Büsser baute in seiner Kindheit mit großer Leidenschaft Flugzeugbausätze zusammen. Nun, bei der HM4, setzte er die Formensprache der Modellflugzeuge in einem Zeitmesser um. Der wirkt noch deutlich futuristischer als die bisherigen Modelle aus der MB&F-Uhrenschmiede, was nicht zuletzt auch am Material und dessen Bearbeitung liegt. Das transparente Gehäusemittelteil ist schon ein Kunstwerk für sich. Mehr als 100 Bearbeitungsstunden brauchte es, um aus einem massiven, milchigen Glasblock ein vollkommen transparentes, komplex geformtes Schaufenster für die Mikromechanik zu machen.

Auch wenn das Ganze wirklich wie ein Kunstwerk wirkt, es ist keine Kunst um der Kunst willen: Jede Komponente und jede Formgebung hat einen technischen Hintergrund. So garantiert die Bandbefestigung in Form eines Tragflächengerippes erstklassigen Tragekomfort, und beste Ablesbarkeit der Anzeigen gibt es quasi nebenbei.

Inspiration und Umsetzung

Maximilian Büsser pflegte in seiner Kindheit lange und intensiv sein Hobby: Aus Bausätzen wurden Modellflugzeuge, die nach und nach die Regale und die Decke seines Zimmers füllten. Flugzeuge waren das Letzte, was er vor dem Einschlafen sah, und das Erste, wenn er morgens wieder aufwachte. Diese kindliche Prägung begleitete den Mann, der jetzt Unternehmer ist, bis in die Gegenwart und entlud sich nun in dem Projekt HM4 Thunderbolt.

Viele kleine Jungen malen Supersportwagen oder schnelle Flugzeuge, aber nur wenigen ist es vergönnt, die kindliche Kreativität später einmal in die Tat umzusetzen. Büsser gründete MB&F nicht zuletzt, um genau dieses zu tun. Die Thunderbolt ist also letztlich das Produkt der Fantasie eines Kindes, die mit der professionellen Konsequenz eines Erwachsenen umgesetzt wurde.

Maschine

Die Maschine der HM4 ist eine komplette Eigenentwicklung von MB&F, die aus einer drei Jahre andauernden, intensiven Zusammenarbeit mit Laurent Besse und Beranger Reynard (Les Artisans Horologers) resultiert.

Jede einzelne der insgesamt 311 Komponenten wurde speziell für die Thunderbolt entwickelt – die extreme Architektur des Uhrwerks schloss den Einsatz von Baugruppen oder Einzelteilen aus dem Teileregal aus.

Zwei parallel geschaltete Federhäuser liefern Kraft für 72 Stunden Gangautonomie. Sie treiben über vertikale Räderwerke die beiden Anzeigen (rechts die Uhrzeit, links die Gangreserve) an, die in zwei Gehäusen in Form von Flugzeugturbinen untergebracht sind. Das aufwendig geformte Gehäuseteil aus Saphirglas gibt von oben den Blick frei auf den Gangregler. Zu sehen ist ein aerodynamisch geformter Unruhkloben, der weitgehend skelettiert ist, um die Unruh so weit wie vermutlich sichtbar zu machen. Schließlich betrachtet MB&F Uhrwerke auch als kinetische Kunstwerke.

Ein echtes Kunstwerk verdient es, gründlich aus allen möglichen Blickwinkeln angeschaut zu werden. Das gilt auch für die Thunderbolt. Egal, wie der Betrachter die Uhr dreht und wendet, er entdeckt durch die vielen Sichtfenster stets eindrucksvoll bearbeitete Mikromechanik vom Feinsten. Eine pfiffig gestaltete optische Täuschung lässt das Handaufzugwerk zunächst als Automatikwerk erscheinen. Doch das Bauteil, das auf den ersten Blick wie der für MB&F typische Streitaxtrotor aussieht, ist tatsächlich eine Räderbrücke.

Anzeigen

Für eine Uhr, deren Sinn nicht in erster Linie die Zeitanzeige ist, löst die HM4 Thunderbolt diese Aufgabe überraschend gut. Die kontrastreichen, hervorragend ablesbaren Anzeigen, die den Betrachter buchstäblich anschauen, erfreuen auch Piloten oder Autofahrer. Die linke Anzeige informiert darüber, wie viel „Benzin noch im Tank“ ist. In der Gangreserveanzeige dreht sich ein skelettierter Zeiger, dessen Form die für MB&F typische Streitaxt zeigt. Auf dem rechten Zifferblatt wird die Zeit von zwei breiten, mit Superluminova ausgelegten Pfeilzeigern angezeigt.

Beide im Stil von Flugzeuginstrumenten gehaltenen Anzeigen werden über eigene Kronen gesteuert. Am hinteren Ende der Gangreserveanzeige sitzt die Aufzugskrone, die das Doppelfederhaus mit neuer Kraft versorgt. So verbleibt für die zweite Krone ausschließlich die Aufgabe der Zeigerstellung.

Gehäuse

Zweifellos hat die Luft- und Raumfahrt – besonders Maximilian Büssers Faible für Modellflugzeuge – die Gestaltung der Uhr maßgeblich beeinflusst. Sie steht gleichermaßen für Kraft, Geschwindigkeit, Technik und Raffinesse. Das Gehäuse setzt sich im Wesentlichen aus drei Einheiten zusammen: Die beiden turbinenförmigen Anzeigen werden von einem horizontalen Element, in dem der Antrieb untergebracht ist, verbunden.

Zahlreiche Sichtfenster und Gehäuseelemente aus Saphirglas bieten einen hervorragenden Einblick ins Uhrwerk aus nahezu allen Blickwinkeln. Technisch gesehen kann man also von drei Funktionseinheiten sprechen, die ergänzt werden um die sehr speziell gestaltete vordere Bandbefestigung. Immer wieder trifft man auf Elemente, die dem Flugzeugbau entlehnt sind, wie zum Beispiel die Schrauben mit ihren speziell gestalteten Köpfen.

Komplizierteste Fräs-, Schleif- und Polierarbeiten sind notwendig, bis aus einem groben Glasblock ein perfektes, dreidimensional gestaltetes Uhrenglas wird. Im Grunde ist es ein transparentes Gehäuseelement aus Saphirglas, das dem Betrachter ermöglicht, konstruktive Details des erstklassig verarbeiteten Uhrwerks zu entdecken. Die übrigen Elemente des Gehäuses sind aus Titan, Grad 5, gefertigt. Jedes einzelne durchläuft Hunderte von Maschinenstunden, in denen das Material geformt, poliert und zum Schluss satiniert wird. Das Ergebnis spricht sowohl optisch als auch haptisch für sich selbst.

Der Kontrast von matten und polierten Flächen, die Kombination von Titan und Saphirglas, gerade Linien mit extremen Kurven – all diese Kontraste schaffen eine optische Spannung, die die Uhr förmlich leben lässt. Und so wird aus der HM4 tatsächlich ein dreidimensionales kinetisches Kunstwerk.


Von Brüchen in der Kunst und der Uhrmacherei

In Zeiten der klassischen Malerei erschreckten die Impressionisten mit ihren Gemälden das Establishment, das diese Entwicklung nicht verstand und zunächst verurteilte. So ähnlich verhält es sich auch mit den Zeitmessern von MB&F. Sie erschrecken schnell die Anhänger der klassischen Uhrmacherei, die keinen Sinn in solchen Uhren sehen. Das wird auch die HM4 Thunderbolt nicht ändern können, denn der Bruch mit der traditionellen Uhrmacherei ist enorm. Und so sollte sie das gesehen werden, was sie eigentlich ist: ein mikromechanisches Kunstwerk fürs Handgelenk, das eben auch noch die Zeit anzeigt.

Bis ins 19. Jahrhundert hatte die Malerei einen klaren Auftrag: Die Welt so naturgetreu wie vermutlich darzustellen. Dementsprechend wurde ein Maler danach beurteilt, wie genau er eine Vorlage auf seiner Leinwand reproduzierte. Künstlerische Freiheit oder gar Emotionen waren nicht gefragt. Mit der Erfindung der Fotografie verlor diese Darstellungsform an Bedeutung, denn an die Detailtreue eines Fotos reichte auch der beste Maler kaum heran. Genau dieser Umstand ermutigte Künstler wie Monet, Cézanne oder Renoir, mit der realitätsnahen Darstellungsform zu brechen und in ihren Gemälden den Gefühlen freien Lauf zu lassen.

Bei der impressionistischen Malerei sind die Zutaten dieselben wie bei der klassischen Malerei: Es wird Farbe auf eine Leinwand aufgetragen. Dennoch ist der Bruch mit der Vergangenheit offensichtlich. Auch hier ist wieder eine Parallele zu den Uhrwerken von MB&F zu erkennen: Die Akteure bedienen sich der Elemente der klassischen Uhrmacherei, bauen also mechanische Uhrwerke mit Zahnrädern, Trieben und Federn. Und dennoch wird offensichtlich, dass diese Uhrwerke einen Bruch mit der klassischen Uhrmacherei verkörpern.