Die Zeit im Fünf-Minuten-Takt: Unterschied zwischen den Versionen

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Im Jahr 1869 zerstörte ein Großbrand das erste Dresdner Opernhaus des Architekten Gottfried Semper und mit ihm die berühmte Bühnenuhr. Ludwig Teubner, ein Schüler und Mitarbeiter von
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Im Jahr 1869 zerstörte ein Großbrand das erste Dresdner Opernhaus des Architekten Gottfried Semper und mit ihm die berühmte Bühnenuhr. [[Teubner, Ludwig|Ludwig Teubner]] , ein Schüler und Mitarbeiter von Gutkaes, der die Uhr aus eigener Anschauung kannte, erhielt im Rahmen des Wiederaufbaus den Auftrag, eine neue Bühnenuhr zu fertigen. In der Folge entstand eine Großuhr, die Elemente des traditionellen Turmuhrenbaus mit Konstruktionsprinzipien der klassischen Uhrmacherei verband. Die Ausführung nach den neuesten Standards der Zeit übernahmen die Werkstatt Teubner und die noch heute bestehende Turmuhrenfabrik Zachariä aus Leipzig. Ludwig Teubner, sein Schwiegersohn Ernst Schmidt und dessen Sohn Felix Schmidt betreuten die zweite Uhr über drei Generationen. So blieb das Wissen über ihre Technik bis weit in das 20. Jahrhundert hinein erhalten. Das Funktionsprinzip der zweiten Fünf-Minuten-Uhr ist auch in einem meisterhaft ausgeführten Modell konserviert. Ludwig Teubner ließ es 1896 durch seine Gesellen [[Leipold, Hugo|Hugo Leipold]] und [[Herrmann, Otto|Otto Herrmann]] im Maßstab 1 : 10 für Präsentationen auf Messen anfertigen. Nach Teubners Tod gelangte es als Geschenk in den Besitz Herrmanns, der später auswanderte und es mit nach Hawaii nahm. Von dort kam es im Jahr 1951 zu Teubners Enkel Felix Schmidt zurück, der es 1980 dem Mathematisch-Physikalischen Salon in Dresden schenkte.  
Gutkaes, der die Uhr aus eigener Anschauung kannte, erhielt im Rahmen des Wiederaufbaus den Auftrag, eine neue Bühnenuhr zu fertigen. In der Folge entstand eine Großuhr, die Elemente des traditionellen Turmuhrenbaus mit Konstruktionsprinzipien der klassischen Uhrmacherei verband. Die Ausführung nach den neuesten Standards der Zeit übernahmen die Werkstatt Teubner und die noch heute bestehende Turmuhrenfabrik Zachariä aus Leipzig. Ludwig Teubner, sein Schwiegersohn Ernst Schmidt und dessen Sohn Felix Schmidt betreuten die zweite Uhr über drei Generationen. So blieb das Wissen über ihre Technik bis weit in das 20. Jahrhundert hinein erhalten. Das Funktionsprinzip der zweiten Fünf-Minuten-Uhr ist auch in einem meisterhaft ausgeführten Modell konserviert. Ludwig Teubner ließ es 1896 durch seine Gesellen Hugo Leipold und Otto Herrmann im Maßstab 1 : 10 für Präsentationen auf Messen anfertigen. Nach Teubners Tod gelangte es als Geschenk in den Besitz Herrmanns, der später auswanderte und es mit nach Hawaii nahm. Von dort kam es im Jahr 1951 zu Teubners Enkel Felix Schmidt zurück, der es 1980 dem Mathematisch-Physikalischen Salon in Dresden schenkte.  
 
  
 
'''Vorbote einer neuen Zeit'''
 
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Aktuelle Version vom 1. April 2021, 21:08 Uhr

Glashütte, März 2021

Armbanduhr A.Lange & Söhne, LANGE 1 Fünf-Minuten-Uhr Semper Oper 2021
Semperoper Dresden
Fünf-Minuten-Uhr
Modell der Fünf-Minuten-Uhr von Ludwig Teubner
Neue Digitalanzeigende Fünf-Minuten-Uhr von Ing. Klaus Ferner, Werkseite

Die Fünf-Minuten-Uhr der Semperoper und ihre 180-jährige Geschichte.

Vor 180 Jahren, am 12. April 1841, wurde die Dresdner Semperoper feierlich eröffnet. Aus diesem Anlass erinnert A. Lange & Söhne an die schon damals als technisches Wunderwerk geltende Fünf-Minuten-Uhr, die gleich aus zwei Gründen von wesentlicher Bedeutung für die Marke ist. Zum einen war ihr Erschaffer Johann Christian Friedrich Gutkaes der Lehrherr und Schwiegervater des Uhrenpioniers Ferdinand Adolph Lange. Zum anderen diente sie als Inspiration für das Design des Lange-Großdatums.

Ein folgenreicher Auftrag

Eine Uhr, wie die Welt sie noch nicht gesehen hatte, sollte Johann Christian Friedrich Gutkaes für das neue Opernhaus erschaffen. Einen „respektablen Chronometer“ verlangte der Sächsische Hof von seinem Meisteruhrmacher, ein „Kuriosum unter seinen Artgenossen“, das sich von herkömmlichen Uhren mit Zifferblatt und Zeiger unterscheidet. Die extravagante Ausschreibung war möglicherweise durch französische Uhren des 17. Jahrhunderts inspiriert, welche die Zeit mit zwei gerahmten Ziffernscheiben oder -rädern anzeigten. Einer anderen Theorie zufolge soll die ebenfalls digital anzeigende Bühnenuhr der Mailänder Scala das Vorbild gewesen sein. Auf jeden Fall sorgte die markante Bühnenuhr bei der Eröffnung des Königlichen Hoftheaters Dresden, wie der Vorgänger der Semperoper damals offiziell hieß, für Furore. Sie galt schon zu dieser Zeit als Meisterwerk der sächsischen Uhrmacherkunst und verschaffte ihrem Konstrukteur die Ernennung zum Königlich Sächsischen Hofuhrmacher. Neue Wege in der Konstruktion Gutkaes entschied sich bei seiner Fünf-Minuten-Uhr für eine innovative Konstruktion, die ohne Vorbild war. Sie bestand aus zwei stoffbespannten und mit Zahlen bedruckten Walzen, die von einem Räderwerk angetrieben wurden, sowie aus einer davor positionierten Rahmenblende mit zwei Fenstern. Links zeigte die Uhr die Stunden mit den römischen Ziffern I bis XII an, rechts die Minuten in Fünferschritten mit den arabischen Ziffern 5 bis 55. Zur vollen Stunde blieb das rechte Minutenfenster leer. Diese gestalterische Entscheidung zitierte A. Lange & Söhne später in der Großdatumsanzeige. Dort bleibt das linke Fenster vom ersten bis zum neunten Tag des Monats ebenfalls leer. Da es von der ersten Uhr weder Konstruktionszeichnungen noch Beschreibungen gibt, kann man nur mutmaßen, warum Gutkaes die Uhr mit Zahlenwalzen realisierte. Die plausibelste Erklärung ist, dass die Uhr auch von den hinteren Plätzen noch lesbar sein sollte, und zwar auch dann, wenn es im Zuschauerraum während der Aufführung dunkel ist. Mit den im Durchmesser circa 160 Zentimeter großen Walzen ließen sich etwa 40 Zentimeter hohe Ziffern umsetzen. Für eine ähnlich gut ablesbare analoge Uhr hätte der im Proszenium oberhalb der Bühne zur Verfügung stehende Platz nicht gereicht. Die Uhr entwarf und baute Gutkaes zusammen mit seinen Mitarbeitern, zu denen auch sein Teilhaber und späterer Schwiegersohn Ferdinand Adolph Lange gehörte.

Nach der Katastrophe

Im Jahr 1869 zerstörte ein Großbrand das erste Dresdner Opernhaus des Architekten Gottfried Semper und mit ihm die berühmte Bühnenuhr. Ludwig Teubner , ein Schüler und Mitarbeiter von Gutkaes, der die Uhr aus eigener Anschauung kannte, erhielt im Rahmen des Wiederaufbaus den Auftrag, eine neue Bühnenuhr zu fertigen. In der Folge entstand eine Großuhr, die Elemente des traditionellen Turmuhrenbaus mit Konstruktionsprinzipien der klassischen Uhrmacherei verband. Die Ausführung nach den neuesten Standards der Zeit übernahmen die Werkstatt Teubner und die noch heute bestehende Turmuhrenfabrik Zachariä aus Leipzig. Ludwig Teubner, sein Schwiegersohn Ernst Schmidt und dessen Sohn Felix Schmidt betreuten die zweite Uhr über drei Generationen. So blieb das Wissen über ihre Technik bis weit in das 20. Jahrhundert hinein erhalten. Das Funktionsprinzip der zweiten Fünf-Minuten-Uhr ist auch in einem meisterhaft ausgeführten Modell konserviert. Ludwig Teubner ließ es 1896 durch seine Gesellen Hugo Leipold und Otto Herrmann im Maßstab 1 : 10 für Präsentationen auf Messen anfertigen. Nach Teubners Tod gelangte es als Geschenk in den Besitz Herrmanns, der später auswanderte und es mit nach Hawaii nahm. Von dort kam es im Jahr 1951 zu Teubners Enkel Felix Schmidt zurück, der es 1980 dem Mathematisch-Physikalischen Salon in Dresden schenkte.

Vorbote einer neuen Zeit

Im Rahmen des Wiederaufbaus der im Zweiten Weltkrieg zerstörten Semperoper zu DDR-Zeiten sollte es auch eine neue Fünf-Minuten-Uhr geben. Diese nunmehr dritte Bühnenuhr war eine Meisterleistung eines Expertenteams rund um die Ingenieure Klaus Ferner und Harry Julitz. Da sämtliche Konstruktionsunterlagen während des Feuersturms verbrannt waren, konnten sie lediglich auf die Beschreibungen des inzwischen hochbetagten Felix Schmidt und auf Teubners geniales Funktionsmodell zurückgreifen. Die denkmalschutzgerechte Rekonstruktion der Großuhr, die mit einer behutsamen Modernisierung der Antriebstechnik einherging, nahm insgesamt mehr als sechs Jahre in Anspruch. Seit der feierlichen Eröffnung der aufwändig restaurierten Semperoper am 13. Februar 1985, dem 40. Jahrestag der Zerstörung im Krieg, erfreut die lautlos schaltende Fünf-Minuten-Uhr hoch über der Bühne wieder die Besucher aus aller Welt.

Vorbild einer Ikone

Nur wenige Jahre später – im nunmehr wiedervereinigten Deutschland – wurde der Fünf-Minuten-Uhr eine besondere Hommage zuteil. Ihre markante Zeitanzeige diente als Inspiration für die Großdatumsanzeige der LANGE 1. Walter Lange, Urenkel von Ferdinand Adolph Lange und Ururenkel von Johann Christian Friedrich Gutkaes, präsentierte sie einem staunenden Publikumam 24. Oktober 1994 im Dresdner Residenzschloss. Genau wie bei ihrem großen Vorbild war auch hier die bessere Ablesbarkeit das Motiv für die Innovation. Zusammen mit dem Großdatum erzeugen die dezentral angeordneten Anzeigen eine faszinierende Spannung, welche die LANGE 1 zur Designikone werden ließ.


Pressemitteilung A. Lange & Söhne: Die Zeit im Fünf-Minuten-Takt.