Riefler, Sigmund (1847-1912)

Aus Watch-Wiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Die druckbare Version wird nicht mehr unterstützt und kann Darstellungsfehler aufweisen. Bitte aktualisiere deine Browser-Lesezeichen und verwende stattdessen die Standard-Druckfunktion des Browsers.

Riefler, Sigmund

Sigmund Riefler
Fabrikgebäude der Firma Riefler in Nesselwang am Rieflerweg
Riefler's erste Präzisionssekundenpendeluhr aus der Werkstatt der Firma Riefler in Nesselwang
Riefler-Uhr Werk Nr. 803, E-Type
Riefler, Sigmund
Patent Nr. 850
Eidgenössisches Amt für geistiges Eigentum

Deutscher Physiker und Präzisionsuhrmacher

Leben

Sigmund Riefler wurde am 9. August 1847 in Maria Rain bei Nesselwang/Allgäu als Sohn von Clemens Riefler geboren. Riefler studierte nach seiner Ausbildung zum Mechaniker an der Technischen Hochschule und der Universität in München.

Nach dem Tod des Vaters im Jahre 1876 übernahm Riefler gemeinsam mit seinen Brüdern die väterliche Reißzeug-Firma in Nesselwang. Mit der Erfindung und der Produktion des Riefler-Rundsystem-Zirkels begann von Nesselwang aus der Siegeszug der deutschen Reißzeugindustrie.

Ab 1888 beschäftigte er sich mit der Präzisionsuhrmacherei und fertigte 1889 seine erste Präzisionspendeluhr. Im gleichen Jahr ließ er sich die freie Hemmung für Pendeluhren patentieren. Im Jahre 1897 waren bereits über 100 derartige Pendel auf Sternwarten und wissenschaftlichen Anstalten im Gebrauch. Riefler erfand außerdem ein künstliches Alterungsverfahren für Pendelstangen aus Invar. Dieses Verfahren, dessen Prozess mehrere Wochen in Anspruch nahm, machte die Invar-Legierung zu einem spannungsfreien Material. Zur Luftdruckkompensation stellte er den Luftdruckausgleicher am Sekundenpendel der Präzisionsuhr her. 1891 erhält Riefler ein Patent für ein Quecksilber-Kompensationspendel. Die mit diesem Pendel ausgestatteten Uhren erreichten unter optimalen Bedingungen eine tägliche Gangabweichung von weniger als 1/100 Sekunde. Riefler wurde dafür mit vielen Preisen geehrt und erhielt 1897 sogar den Ehrendoktor-Titel der Universität München.

Ab 1897 verwendete Riefler für seine Pendel den von Charles Edouard Guillaume entwickelten Invar-Nickelstahl und konnte so den Gangfehler nochmals halbieren. 1903 entwickelte er einen elektrischen Aufzug, der die Störung des Ganges beim Aufziehen aufhob. 1894 konstruierte er eine zusätzliche Pendelkompensation, welche die Fehler der Temperaturschichtung im Uhrengehäuse ausglich. Um eine höchste Ganggenauigkeit zu erreichen, wurden die Uhren in druckdichten Zylindern installiert und bei konstantem Luftdruck betrieben. Riefler-Uhren kamen bei Zeitdiensten vieler Staaten zum Einsatz.

1899 trat er der von Förster gegründeten Vereinigung für Chronometrie bei.

Sigmund Riefler verstarb am 21. Oktober 1912 in München.

Die Firma Riefler stellte auch nach dessen Tod weiterhin Präzisionspendeluhren her. Neben kompletten Uhren wurden auch einzelne Pendel verkauft. Zu den Abnehmern dieser Präzisionspendel zählte auch die Firma Strasser & Rohde. Von 1891 bis 1965 wurden über 600 Pendeluhren und ca. 4000 Pendel gebaut.

Noch erhaltene Uhren

  • Im Besitz des Royal-Observatory in Greenwich London befindet sich die Riefler-Tankuhr Nr. 152 von 1905.
  • Die Riefler-Uhr Nr. 38 mit Invar-Pendel wurde im Juli 1899 an die Universitäts-Sternwarte München ausgeliefert und befindet sich heute im Besitz des Deutschen Museums in München.
  • Astronomische Präzisionspendeluhr Riefler D 256, mit Nickelstahlpendel mit Schichtungskompensation (Nr. 1063), mit elektrischem Aufzug und Minutenkontakt, mit Barometer von Bodien, drei Schichtungsthermometern von Haak, einem Haarhygrometer nach Fuess und Funkenlöscher in einem luftdichtem Gehäuse mit Kupferzylinder wurde 1911 von der Hamburger Sternwarte erworben und später dem Landesmuseum Kassel übereignet.
  • Die Riefler-Uhr Werk Nr. 803, E-Type, Höhe 1450 mm, circa 1960. (Privat besitz) Museale, astronomische Präzisonssekundenpendeluhr - nur 3 Exemplare wurden von der Firma Riefler gebaut, diese stellen die Quintessenz der Entwicklung mechanischer Sekundenpendeluhren dar.

Patente

Echappement mit absolut freier Unruhe für Chronometer aller Art, inklusive Taschenuhren
Patentschrift Nr. 850, erteilt am 7. Mai 1889 vom Eidgenössischen Amt für geistiges Eigentum.

Doppelradhemmung für Pendeluhren mit freiem Pendel
DRP Nr. 50739; erteilt: 1889

Riefler heute

Der Name Riefler wird immer noch als Firmenname geführt und steht auch heute noch für höchste Präzision und perfekte Technik. Das Produktspektrum hat sich aber grundlegend geändert. Statt Uhren fertigt Riefler Industry heute Büromöbel, darunter höhenverstellbare Zeichentische als Ausgangsbasis für ihr heutiges Arbeitsplatzprogramm.

Adresse

Riefler Industry GmbH & Co. KG
Rieflerweg 3
87484 Nesselwang
Tel.: +49 (0) 8361/307-0
E-Mail: [email protected]
Website: Riefler Nesselwang

Uhrenmanufaktur München-S.Riefler

Tochterunternehmen der Firma STM Feintechnik
Martin Stamp
Gaußstr.8
85757 Karlsfeld
Tel. +49 (0) 8131-505826
Fax. +49 (0) 8131-5058B
E-Mail: [email protected]
Website: STM Feintechnik Martin Stamp

Weiterführende Informationen

Literatur

  • Riefler, Dieter, Riefler-Präzisionspendeluhren 1890-1965; Callwey Verlag; München 1991; ISBN 3-7667-0585-7
  • Baillie, G. H., Watchmakers & Clockmakers of the World; ISBN 140679113X
  • Schulte, Carl, Lexikon der Uhrmacherkunst, Emil Hübners Verlag Bautzen 1902
  • Preyß, Carl, Riefler, Sigmund, in: Neue Deutsche Biographie, Band 21, Berlin 2001, S. 577-578, Online-Fassung: http://www.deutsche-biographie.de/pnd102600015.html
  • Schmid, Hans-Heinrich, Dr. phil. h.c. Sigmund Riefler. in: Jahresschrift 2012, Band 51, S.83f; DGC (Hrsg.), Stuttgart 2012
  • Saluz, Eduard C., Der Ingenieur als Uhrmacher. in Jahresschrift 2012, Band 51, S.89f; DGC (Hrsg.), Stuttgart 2012