Upjohn, Richard: Unterschied zwischen den Versionen

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Ein Spiegelpaar wird in der [[Uhrensammlung in der Verbotenen Stadt, Peking|Kaiserlichen Sammlung in der Verbotenen Stadt]] aufbewahrt; hier befindet sich das Spiegelglas im ovalen Rahmen auf der Vorderseite während die Rückseiten aufwändig verziert sind. Die Spiegel wurden erstmals 1933 von Simon Harcourt-Smith ''(1906-1982)'' aufgeführt in seinem "Catalogue of Various Clocks, Watches, Automata, and other miscellaneous objects of European Workmanship dating from the XVIIIth and the early XIXth Centuries, in the Palace Museum and the Wu Ying Tien, Peiping" (Verzeichnis verschiedener Groß- und Kleinuhren, Automaten und weiterer Objekte, in Europa im 18. und frühen 19. Jahrhundert hergestellt, die sich im Palastmuseum und dem Wu Ying Tien in Peiping befinden). <ref>Harcourt-Smith, S., A Catalogue of Various Clocks, Watches, Automata, and other miscellaneous objects of European workmanship dating from the XVIIIth and the early XIXth centuries, in the Palace Museum and the Wu Ying Tien, Peiping, 1933, Katalog-Nr. 729, Tafel IX. </ref> Er beschreibt sie wie folgt: "Handspiegel aus Gold und Bronze, wahrscheinlich aus Frankreich, circa1770. Die Rückseite des Spiegels ist mit Ranken im Barockstil und Girlanden ornamentiert, die Musikinstrumente etc. aus farbigen Schmucksteinen umrahmen. Über dem Spiegel befindet sich eine kleine Uhr, die von Blumen aus Schmucksteinen umgeben ist; die Rückseite ist mit blauem Email belegt. Paar." (offensichtlich waren die Teleskope seiner Aufmerksamkeit entgangen). Harcourt-Smith schreibt, dass die Stücke "wahrscheinlich aus Frankreich" stammen und der gleiche Ursprung ist auch in neueren Katalogen der Sammlung angegeben <ref>Liao Pin, Clocks and Watches of the Qing Dynasty From the Collection in the Forbidden City, Verlag für fremdsprachige Literatur, Peking, 2002, Katalog-Nr. 90. </ref>.<ref>Palastmuseum, Timepieces in the Imperial Palace, Verlagshaus der Verbotenen Stadt, Peking, 2008, S.242, Katalog-Nr. 165. </ref> Allerdings zeigt eine sorgfältige Prüfung der Farbabbildungen, dass es sich bei den Zeitmessern tatsächlich um eigenständige Uhren handelt, die in die Rahmen eingepasst wurden und nicht um fest zu den Spiegeln gehörende "Bauteile" - wie es bei dem vorliegenden Exemplar der Fall ist. In Liao Pins Katalog ist verzeichnet, dass der Name "Paris" auf der Rückseite des Uhrengehäuses eingraviert ist, was natürlich den Schluss zulässt, dass die Stücke vollständig in Frankreich hergestellt wurden. Während der entsprechenden Zeitspanne in den 1770er Jahren wurden offensichtlich solche französischen Kunstwerke nach China exportiert, die Mehrheit davon jedoch kam zweifellos aus England. Es kam sogar vor, dass Uhrenpaare selbst aus verschiedenen Werkstätten stammten. Wo immer die Spiegelrahmen auch hergestellt wurden, ein Vergleich der Stücke im Museum mit dem hier hier abgebildeten Spiegel lässt mit Sicherheit darauf schließen, dass alle Objekte aus ein- und derselben Werkstatt stammen. Dies wird besonders deutlich an der Form der Griffe, die - obwohl nicht völlig identisch verziert - doch eine ganze Anzahl gleichartiger Elemente enthalten. Wohl der aussagekräftigste Hinweis liegt in den eingebauten Teleskopen, die sich im Griff aller drei Spiegel befinden und durch Abschrauben der gewölbten Zierspitze zugänglich sind.
 
Ein Spiegelpaar wird in der [[Uhrensammlung in der Verbotenen Stadt, Peking|Kaiserlichen Sammlung in der Verbotenen Stadt]] aufbewahrt; hier befindet sich das Spiegelglas im ovalen Rahmen auf der Vorderseite während die Rückseiten aufwändig verziert sind. Die Spiegel wurden erstmals 1933 von Simon Harcourt-Smith ''(1906-1982)'' aufgeführt in seinem "Catalogue of Various Clocks, Watches, Automata, and other miscellaneous objects of European Workmanship dating from the XVIIIth and the early XIXth Centuries, in the Palace Museum and the Wu Ying Tien, Peiping" (Verzeichnis verschiedener Groß- und Kleinuhren, Automaten und weiterer Objekte, in Europa im 18. und frühen 19. Jahrhundert hergestellt, die sich im Palastmuseum und dem Wu Ying Tien in Peiping befinden). <ref>Harcourt-Smith, S., A Catalogue of Various Clocks, Watches, Automata, and other miscellaneous objects of European workmanship dating from the XVIIIth and the early XIXth centuries, in the Palace Museum and the Wu Ying Tien, Peiping, 1933, Katalog-Nr. 729, Tafel IX. </ref> Er beschreibt sie wie folgt: "Handspiegel aus Gold und Bronze, wahrscheinlich aus Frankreich, circa1770. Die Rückseite des Spiegels ist mit Ranken im Barockstil und Girlanden ornamentiert, die Musikinstrumente etc. aus farbigen Schmucksteinen umrahmen. Über dem Spiegel befindet sich eine kleine Uhr, die von Blumen aus Schmucksteinen umgeben ist; die Rückseite ist mit blauem Email belegt. Paar." (offensichtlich waren die Teleskope seiner Aufmerksamkeit entgangen). Harcourt-Smith schreibt, dass die Stücke "wahrscheinlich aus Frankreich" stammen und der gleiche Ursprung ist auch in neueren Katalogen der Sammlung angegeben <ref>Liao Pin, Clocks and Watches of the Qing Dynasty From the Collection in the Forbidden City, Verlag für fremdsprachige Literatur, Peking, 2002, Katalog-Nr. 90. </ref>.<ref>Palastmuseum, Timepieces in the Imperial Palace, Verlagshaus der Verbotenen Stadt, Peking, 2008, S.242, Katalog-Nr. 165. </ref> Allerdings zeigt eine sorgfältige Prüfung der Farbabbildungen, dass es sich bei den Zeitmessern tatsächlich um eigenständige Uhren handelt, die in die Rahmen eingepasst wurden und nicht um fest zu den Spiegeln gehörende "Bauteile" - wie es bei dem vorliegenden Exemplar der Fall ist. In Liao Pins Katalog ist verzeichnet, dass der Name "Paris" auf der Rückseite des Uhrengehäuses eingraviert ist, was natürlich den Schluss zulässt, dass die Stücke vollständig in Frankreich hergestellt wurden. Während der entsprechenden Zeitspanne in den 1770er Jahren wurden offensichtlich solche französischen Kunstwerke nach China exportiert, die Mehrheit davon jedoch kam zweifellos aus England. Es kam sogar vor, dass Uhrenpaare selbst aus verschiedenen Werkstätten stammten. Wo immer die Spiegelrahmen auch hergestellt wurden, ein Vergleich der Stücke im Museum mit dem hier hier abgebildeten Spiegel lässt mit Sicherheit darauf schließen, dass alle Objekte aus ein- und derselben Werkstatt stammen. Dies wird besonders deutlich an der Form der Griffe, die - obwohl nicht völlig identisch verziert - doch eine ganze Anzahl gleichartiger Elemente enthalten. Wohl der aussagekräftigste Hinweis liegt in den eingebauten Teleskopen, die sich im Griff aller drei Spiegel befinden und durch Abschrauben der gewölbten Zierspitze zugänglich sind.
  
'''© [[Auktionen Dr. H. Crott|Auktionshaus Dr. H. Crott]],  [[Muser, Stefan|Stefan Muser]]. <ref> [https://www.uhren-muser.de/de/ Auktionen Dr. H. Crott]  </ref>
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Version vom 4. Mai 2019, 12:03 Uhr

Mit Schmucksteinen und Silber verzierter, doppelseitiger Handspiegel mit feuervergoldeten Bronzemontierungen, eingesetzter Uhr, verborgenem Miniaturteleskop und Lupe. Hergestellt für den chinesischen Markt von den gleichen Werkstätten wie ein Spiegelpaar, das sich in der kaiserlichen Sammlung innerhalb der Verbotenen Stadt befindet, Richard Upjohn, Exeter-London, Werk Nr. 1341, circa 1775
Die Uhr im Spiegel als Teil des Griffs
Werkseite
Teleskop verborgen im Griff des Spiegels
Detail der roten Schmucksteinbändern, die Rubine darstellen sollen

(siehe auch: Upjohn)

Englischer Uhrmacher

Richard Upjohn wurde 1728 in Topsham, Devon, geboren geboren als Sohn von Edward Upjohn (1686-1764) und Mary Case. Richard war der Bruder von William Upjohn (1), Peter Upjohn (1), Nathaniel Upjohn und James Upjohn (1). Die Brüder wurden von ihrem Vater zum Uhrmacher ausgebildet. Glücklicherweise schrieb James ein umfassendes Tagebuch über sein Leben und seine Reisen, welches in der Bibliothek der Clockmakers Company aufbewahrt wurde. Es wurde zwischenzeitlich übertragen und erst kürzlich veröffentlicht.

Richard Upjohn starb 1778 in Exeter.

Der Spiegel

Der geformte Griff ist mit gegossenen und fein punzierten C-Voluten und floralem Dekor auf mattiertem Grund verziert und endet in einer gewölbten Zierspitze. Die Vorderseite ist mit einem flachen Ringspiegel in einem teilfeuervergoldeten Silberrahmen ausgestattet, der mit facettierten künstlichen weißen Edelsteinen besetzt ist und von einzelnen roten Schmucksteinbändern, die Rubine darstellen sollen, kreuzweise durchzogen sind. Auf der Rückseite befindet sich ein konkaver Vergrößerungsspiegel mit profilierter, vergoldeter Lunette.

Die Uhr

Eingelassen in eine runde Fassung, die als Teil des Griffs ausgebildet ist. Sie ist verglast und besitzt eine silberne, scharnierte Lunette; die Uhr ist ebenfalls mit facettierten, künstlichen weißen Edelsteinen besetzt. Auf der Rückseite befindet sich eine ebenfalls scharnierte, verglaste Lunette aus vergoldetem Metall über dem Uhrwerk.

Das Zifferblatt

Weißes Email, römische Stundenziffern, Aufzugsöffnung bei "6" Uhr, durchbrochen gearbeitete Goldzeiger.

Das Werk

Signiert "Richd. Upjohn, Exeter". Vergoldete Vollplatine, Kette/Schnecke, durchbrochener und gravierter Unruhkloben, Spindelhemmung mit flacher Unruh, Unruhspirale und Regler (Aufzugsfeder von 1774). Obwohl das Uhrwerk die Signatur von Richard Upjohn trägt, bestehen kaum Zweifel dass es nach London zu James Upjohn geliefert wurde, um es dort in den Spiegel einpassen zu lassen. Richard lebte und arbeitete in Exeter, hielt jedoch mit Sicherheit Kontakt zu seinem erfolgreicheren Bruder in London. James hält in seinen Aufzeichnungen fest: "seit der Gründung seines Unternehmens……schuldete er mir nie weniger als 300 bis 500 Pfund…" [1] Außerdem ist beim Verkauf einer Goldemail-Uhr von James Upjohn bei Sotheby’s in London in einer Kataloganmerkung festgehalten: "James Upjohn ist der bekannteste aus einer Uhrmacherfamilie aus Exeter. Es wird vermutet dass er seine Werke in Exeter herstellen oder zumindest fertigstellen ließ." [2]

Das Teleskop

Verborgen im Griff des Spiegels enthalten und durch Abschrauben der gewölbten Zierspitze zugänglich. Das Teleskop setzt sich zusammen aus einem Außenrohr und einem inneren Zugrohr zur Basisfokussierung. Nach dem Entfernen funktioniert dies wie eine einfache Lupe. Das Außenrohr ist mit einem Gewinde versehen und wird in die Zierspitze geschraubt, um das Teleskop bei der Lagerung im Griff zu sichern.

Handspiegel mit integrierter Uhr

Handspiegel mit integrierter Uhr, die für den chinesischen Markt hergestellt wurden, sind sehr selten, lediglich eine Handvoll solcher Stücke sind bekannt. Eines davon wurde in Guangdong hergestellt und befindet sich im Patek Philippe Museum [3] Ein Spiegelpaar wird in der Kaiserlichen Sammlung in der Verbotenen Stadt aufbewahrt; hier befindet sich das Spiegelglas im ovalen Rahmen auf der Vorderseite während die Rückseiten aufwändig verziert sind. Die Spiegel wurden erstmals 1933 von Simon Harcourt-Smith (1906-1982) aufgeführt in seinem "Catalogue of Various Clocks, Watches, Automata, and other miscellaneous objects of European Workmanship dating from the XVIIIth and the early XIXth Centuries, in the Palace Museum and the Wu Ying Tien, Peiping" (Verzeichnis verschiedener Groß- und Kleinuhren, Automaten und weiterer Objekte, in Europa im 18. und frühen 19. Jahrhundert hergestellt, die sich im Palastmuseum und dem Wu Ying Tien in Peiping befinden). [4] Er beschreibt sie wie folgt: "Handspiegel aus Gold und Bronze, wahrscheinlich aus Frankreich, circa1770. Die Rückseite des Spiegels ist mit Ranken im Barockstil und Girlanden ornamentiert, die Musikinstrumente etc. aus farbigen Schmucksteinen umrahmen. Über dem Spiegel befindet sich eine kleine Uhr, die von Blumen aus Schmucksteinen umgeben ist; die Rückseite ist mit blauem Email belegt. Paar." (offensichtlich waren die Teleskope seiner Aufmerksamkeit entgangen). Harcourt-Smith schreibt, dass die Stücke "wahrscheinlich aus Frankreich" stammen und der gleiche Ursprung ist auch in neueren Katalogen der Sammlung angegeben [5].[6] Allerdings zeigt eine sorgfältige Prüfung der Farbabbildungen, dass es sich bei den Zeitmessern tatsächlich um eigenständige Uhren handelt, die in die Rahmen eingepasst wurden und nicht um fest zu den Spiegeln gehörende "Bauteile" - wie es bei dem vorliegenden Exemplar der Fall ist. In Liao Pins Katalog ist verzeichnet, dass der Name "Paris" auf der Rückseite des Uhrengehäuses eingraviert ist, was natürlich den Schluss zulässt, dass die Stücke vollständig in Frankreich hergestellt wurden. Während der entsprechenden Zeitspanne in den 1770er Jahren wurden offensichtlich solche französischen Kunstwerke nach China exportiert, die Mehrheit davon jedoch kam zweifellos aus England. Es kam sogar vor, dass Uhrenpaare selbst aus verschiedenen Werkstätten stammten. Wo immer die Spiegelrahmen auch hergestellt wurden, ein Vergleich der Stücke im Museum mit dem hier hier abgebildeten Spiegel lässt mit Sicherheit darauf schließen, dass alle Objekte aus ein- und derselben Werkstatt stammen. Dies wird besonders deutlich an der Form der Griffe, die - obwohl nicht völlig identisch verziert - doch eine ganze Anzahl gleichartiger Elemente enthalten. Wohl der aussagekräftigste Hinweis liegt in den eingebauten Teleskopen, die sich im Griff aller drei Spiegel befinden und durch Abschrauben der gewölbten Zierspitze zugänglich sind.

© Auktionshaus Dr. H. Crott, Stefan Muser.

Quellen

  1. Bibliothek der Guildhall, Ms. 20,384, und Leopold, J. & Smith, R., The Life and Travels of James Upjohn, AHS, WCC, 2016, Seite 147.
  2. Sotheby’s, The Celebration of the English Watch - Part I David Ramsay and the First
  3. Friess. Peter, The Emergence of the Portable Watch, Patek Philippe, Genf, 2015, Band III, S. 376, Inventar-Nr. S-787.
  4. Harcourt-Smith, S., A Catalogue of Various Clocks, Watches, Automata, and other miscellaneous objects of European workmanship dating from the XVIIIth and the early XIXth centuries, in the Palace Museum and the Wu Ying Tien, Peiping, 1933, Katalog-Nr. 729, Tafel IX.
  5. Liao Pin, Clocks and Watches of the Qing Dynasty From the Collection in the Forbidden City, Verlag für fremdsprachige Literatur, Peking, 2002, Katalog-Nr. 90.
  6. Palastmuseum, Timepieces in the Imperial Palace, Verlagshaus der Verbotenen Stadt, Peking, 2008, S.242, Katalog-Nr. 165.

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