Goldfaden, J.M.

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Goldfaden, J.M.

Uhrmacher und Mechaniker in Warschau

J.M. Goldfaden war ein Uhrmacher und Mechaniker in Warschau (Russland !), baute in den Jahren 1881 bis 1887 eine Kunstuhr aus Messing und Bronze, welche einen russischen Bahnhof mit vollständiger Einrichtung darstellt. Vor dem Bahnhof befindet sich ein Blumenbeet, in dessen Mitte ein kleiner Springbrunnen plätschert, mit Sträuchern und Bäumchen besetzt. Um dieses Vorgärtchen ziehen sich im Halbkreis die Geleise, die sich nach beiden Seiten in einem Tunnel unterhalb des Bahnhofsgebäudes verlieren.

Auch an der Bahnlinie selbst sind alle üblichen Einrichtungen zu sehen, z.B. zwei Schlagbäume, vier Wärterhäuschen, ein halbes Dutzend verschiedener Signalstangen. ein Wassertürmchen usw. Im Ruhezustande ist das Geleise frei, der Eisenbahnzug steht unsichtbar in dem Tunnel und die Signalscheiben zeigen rotes Licht. Sobald die Uhr zwölf geschlagen hat, kommt Leben in das Bild. Die Telegraphisten hinter ihren Fenstern beginnen zu arbeiten, sie erhalten die Nachricht von dem Eintreffen des Eisenbahnzuges. Die Schlagbäume gehen nieder. Der Stationsdiener rechts oben auf der Plattform gibt das erste Glockenzeichen, ein Pfiff ertönt, und aus dem Tunnel links fährt der Zug hervor. Das Licht der Signalscheiben hat von rot auf grün gewechselt. Die Lokomotive hält derart an, dass der Tender genau unter dem Wasserturm steht. Ein Bahnwärter dreht den Hahn auf und der Wasserstrom ergießt sich in den Kessel.

Mittlerweile ist der Bahnhofsvorsteher aus der Tür seines Dienstzimmers getreten. Ein Wagenwärter eilt den Zug entlang und beklopft die Achsen mit seinem Hammer. Die aus dem Wartesaal kommenden Reisenden treten eiligst vor die Fahrkartenschalter, denn schon gibt der Portier das zweite Glockenzeichen - genug, es spielt sich alles wie auf einer richtigen Bahnstation ab. Wenn der Stationsdiener das dritte Signal abgibt, arbeiten die Telegraphen-Apparate abermals, um den Zug der nächsten Station zu avisieren.

Der Zugführer pfeift ab, die Lokomotive antwortet, und der Zug, aus dessen Fenstern die Reisenden heraus grüßen, verschwindet im Tunnel. Während nun der Wagenwärter, der die Achsen und die Radreifen untersuchte, sich in sein Wärterhäuschen zurückzieht, gehen die Schlagbäume wieder in die Höhe. Ein Schutzmann wendet sich militärisch grüßend zu einem in der Mauer des Gebäudes befindlichen kleinen Ausschnitt, in dem das Bild des Zaren erscheint, und ein verborgenes Musikwerk spielt die russische National-Hymne. Ganz zuletzt tritt der Bahnhofsvorsteher wieder in sein Dienstzimmer zurück und nun bleibt wieder Alles ruhig bis zur nächsten Auslösung des mechanischen Werkes.

Literatur