Kinzing, Peter (2)

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Pultschreibschrank („Neuwieder Kabinett“), aus der Werkstatt David Roentgen und Peter Kinzing, Neuwied 1779, Kunstgewerbemuseum Berlin

Deutscher Uhrmacher, herzoglich-nassauischer Hofuhrmacher und königlich französischer Hofuhrmacher und Mechanicus

Peter Kinzing wurde am 21. Dezember 1745 in Neuwied geboren als Sohn von Christian Kinzing (1) (auch Kintzing) und Elisabeth Rupp, Tochter des Uhrmachers und Vorstehers der Neuwieder Mennonitengemeinde Leonhardt Rupp. Peter war ein deutscher Uhrmacher und Mechaniker und entstammte der Uhrmacherfamilie Kinzing (Kintzing), die der Religionsgemeinschaft der Mennoniten in Neuwied angehörten. Peters Vater, Christian Kin(t)zing, der ursprünglich wie seine Vorfahren als Müller arbeitete, wurde 1738, zusammen mit seinem Bruder, dem Orgelbauer Peter Kinzing (1) (1709-1743), in die Gemeinde der Neuwieder Mennoniten aufgenommen. Peter wuchs dem entsprechend von Kindesbeinen an mit der Uhrmacherei auf, soll schon früh Begabung, Geschicklichkeit und Erfindungsreichtum bewiesen, und, nach Bericht eines Zeitgenossen, bereits mit zehn Jahren eine funktionstüchtige Pendeluhr gebaut haben. 1762 trat er in den Betrieb ein. Noch in der väterlichen Werkstatt tätig, hatte Peter das Recht, eigene Arbeiten gesondert zu signieren. Im Gegensatz zu seinem Vater „Kintzing“ zeichnete er seinen Namen ohne „t“, „Kinzing“. Demnach geht der um 1762 datierte Aufsatz-Klappschreibtisch für die russische Zarin Katharina II. unterhalb des Zifferblattes der Stutzuhr signiert mit „Kinzing Newid n° 1“ (heute im Dänischen Museum für Kunst und Gewerbe in Kopenhagen) bereits auf den jungen, 17-jährigen Uhrmacher zurück. Das Uhr- und das 13-teilige Glockenspielwerk sind in höchster Qualität gearbeitet und weisen gegenüber dem älteren 30-Stunden- bereits ein 8-Tage-Gehwerk auf.

Berühmtheit in Europa erlangte die Familie Kin(t)zing im 18. Jahrhundert durch die Zusammenarbeit mit der Kunstschreinerfamilie um Abraham und David Roentgen. Ab 1770 arbeiteten die Uhrmacherwerkstatt Kinzing und Schreinerwerkstatt Roentgen regelmäßig an Projekten zusammen, z.B. den großen Bodenstanduhren mit komplizierten Musikwerken in Gehäusen nach einem Entwurf von Chippendale mit farbigen Marketerien. Die Partnerschaft von Peter Kinzing mit David Roentgen wird durch die Signatur an mehreren Uhren ab 1780 belegt. Peter Kinzing begleitete Roentgen auch an seinen Reisen nach Paris und wurde von Marie-Antoinette zum „horloger de la reine“ ernannt. Nach 1785 wurde eine Serie von Musikuhren mit Orgel und Zimbal im klassizistischen Stil mit reichen Bronzeverzierungen, manchmal mit einem krönenden Apollo, geliefert, sowie obeliskförmige Bodenstanduhren mit einem Zifferblatt nach dem Entwurf von Benjamin Franklin, in denen ein eigenartiger Zeigermechanismus die Stunden anzeigten. Peter Kinzing war einer der ersten Uhrmacher in Deutschland, der Präzisionspendeluhren mit Äquation herstellen konnte.

In 1777 heiratete Peter Kinzing Maria Magdalena Sabina, geborene Metz, Witwe des Bäckers Anton Caesar, und richtete sich im Haus seiner Schwiegereltern in der Bunte Straße 51 eine eigene Werkstatt ein. Die Werkstatt wurde in der 3. Generation von Peter Kinzings Söhnen Carl Kinzing (1781-1840) und Christian Kinzing (3) (1778-1861) weitergeführt aber sie stellten wenige Uhren selber her und bezogen Werke aus Frankreich und der Schweiz. [1]. [2]

Peter Kinzing verstarb in Januar 1816 in Mannheim)

Uhren von Kinzing befinden sich heute in den Sammlungen bedeutender Museen weltweit.

Weiterführende Informationen

Quellen