Schatz, August

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August Schatz

(siehe auch: Schatz)

Deutscher Uhrmacher und Uhrenproduzent

August Schatz wurde am 25. Juni 1854 in Engelswies bei Meßkirch/Tübingen geboren als Sohn von Matthae (Matthias) Schatz und Kreszenz Steffeln. Als junger Bursche kam er in das herrlich gelegene Amtsstädtchen Triberg im Schwarzwald und absolvierte eine 4 Jährige Uhrmacherlehre bei dem Uhrmacher Erhard Emmler, einem der tüchtigsten Meister der Uhrmacherei, Für August Schatz war dies die beste Grundlage für seine künftigen Unternehmungen. Schon bald nach seiner mit Erfolg bestandenen Gesellenprüfung machte er Mangels einer Anstellung, sich mit fünf weiteren Uhrmachern selbständig. Die Herren August Schatz, Gerson Wintermantel, Karl und German Kienzler, Joseph Schöpperle und Albert Fehrenbach gründeten die Firma Wintermantel und Co.

Der Anlaß zur Firmengründung war der Konkurs der Triberger Uhrenwerkstätte Michael Bob. Diese Firma war bekannt für die Herstellung von Miniaturregulatoren und Nippührchen von ausgezeichneter Qualität. Durch den Konkurs konnte August Schatz günstig Werkzeuge, Halbfabrikate und Bestandteile erwerben. Wer könnte uns über die Anfangszeit besser informieren als August Schatz selbst. Er führte ein Notizbuch, in dem er fein säuberlich alle wichtigen Ereignisse aus der damaligen Zeit festhielt. Aus diesen Aufzeichnungen lesen wir im Original:

Im September 1880 kam die Firma Bob in Concurs, im Dezember 80 wurde die Fabrik von Gebr. Furtwängler gekauft, erklärten aber keine Arbeiter einzustellen da sie die Gebäude nur gekauft hätten weil sie an sein Grundstück anschließen. Was uns damals peinlich war daß wir keine Arbeit bekamen ist uns nun zum Glück gekomen, den hätten wier seinerzeit Arbeit bekommen wären wir nie auf die Idee gekomen selbständig zu werden. Ich sprach mit meiner Frau darüber daß ich abends zu Wintermantel wolle um mit ihm darüber zu sprechen daß wir Werkzeug kaufen wollen & vieleicht die kleine miniatur Regulator zu machen sowie auch die Nippührle. Nun kam am Abend Schöpperle zu mir & sagte, daß er Frau Bob & Wintermantel über die Sache gesprochen habe, worauf ich ihm erklärte, daß meine Frau & ich heute über die gleiche Sache gesprochen haben und ich heute abend zu Wintermantel gehen werde. Wir kamen dan bei Frau Bob zusammen & wurden darüber einig dass wir Werkzeug kaufen & die Gewicht Regulator kaufen wollen, was dann unter der Hand vom Concursverwalter Schwer zu billigen Preisen geschehen ist. Es wurden dann auch die Bestandteile versteigert die wir sehr billig kauften & dadurch einen leichteren Anfang hatten. Zu unserem Glück war gerade das Haus von Rombach frei & so hatten wir die untere Werkstädte & 2 Zimmer rechts vom Eingang gepachtet mit dem Bemerken dass wir zu jeder Zeit das Vorkaufsrecht haben. (Heutiges Verwaltungsgebäude von Schatz). Am 2. Februar 1881 sind wir aufgezogen. Das Erste war dass ich den Christus der indem Sale wo wier gearbeitet haben in unserer neuen Werkstätte auf gehängt habe mit dem guten Glauben dass der liebe Gott uns dan auch seinen Seegen in unser neues Unternehmen geben möge, was auch Gott sei Dank reichlich geschehen ist. Wir hatten nun zu Anfang noch viele Uhren der Masse fertig zu stellen, so daß 3 für die Masse arbeiteten & so viel verlangt wurde dass für die anderen 3 die die Einrichtung machten, mit bezahlt wurden.

Im März kam dann Herr Manz & sagte B. Rosenfeld aus London sei im Löwen. Wintermantel ist dann hingegangen & verlangte B. Rosenfeld, ein Muster vorgelegt. Dies war an einem Sonntag & wie soll nun am Montag früh um 8 Uhr ein Muster vorgelegt werden. Aber frisch darauf los. Wir haben um 1 Uhr in der Nacht angefangen, um 8 Uhr früh ging W. mit zu Rosenfeld. Der Bescheid ja schicken Sie solches nach London und Sie werden höhren. Eine kalte Dusche in unsere Hoffnung. Nach 14 Tagen kam aber darf der erste Auftrag auf 50 Stück und wir hatten grosse Freude. Von da an kamen Regelmäßig die Aufträge von B. Rosenfeld ein. Bei seinem Besuche H. Rosenfeld im Januar 1882 hatten wir ein Miniat Regit. Werk fertig, wovon er gleich 50 Stück bestellte zum Preis von M 30 sechs Stück & wier ein schönes Stück Geld daran verdienten. Die Hauptsache war aber noch die das die Firma Pohl freres + Co. Paris 72 Stück Regit bestellte zu M 16,50 & die mit Sekund aus der Mitte 18 Mark was eine Rechnung von M 2651,90 betrug & ein Check einlief ehe die Ware abgegangen war. Wir hatten dann am Sonntag den ganzen Tag gepackt und da ging Herr Aug. Schwer vorbei, kam herein & entschuldigte sich ob Frau Bob da wohne, der Grund war aber um zu sehen was wier machen da es schon dunkel war & wier hir Licht ansteckten. Ende 1881 übergab uns Herr Siedle ein nicht funktionierendes Modell einer Jahresuhr von einem Herrn Harder aus Rensen bei Steinau/Oder. Wir arbeiteten und tüftelten viele Stunden an langen Winterabenden, um aus dieser Idee eine gangfertige Uhr herzurichten, und machten 12 Muster, welche am 17. März 1882 zum Preis von 12 Mark ohne Säulen, Sockel und Glas zum Versandt kamen & von da ab grössere Partien geliefert wurden und zwar zu M 13 das Stück.

Blenden wir hier kurz einige Daten aus der Geschichte der Jahresuhr ein. Der Name Jahresuhr bezeichnet eine Uhrenart, die mit einem sogenannten Torsionspendel ausgestattet ist. Das besondere daran ist die ungewöhnlich lange Gangdauer von 400 Tagen. Erfunden wurde diese Uhrenart in den USA Mitte des 19. Jahrhunderts, in den Uhrengebieten von Connecticut und New Jersey. Samuel B. Terry in Plymont (Plymouth), Connecticut erhob 1852 Anspruch auf ein Patent für eine Uhr mit Torsionspendel als Gangregler. Keines dieser Patente und Entwicklungen konnte zu einer Serienherstellung verwendet werden. Erst dem Schwarzwälder Uhrmacher August Schatz gelang dies.

Im Jahre 1883 verkaufte Herr Harder das Patent der J. Uhr an Herrn du Gruyter in Amsterdam, worauf wir die Fabrikation von Gewicht Regit aufgaben & ausschließlich J. Uhren für de Gruyter machten & Gewicht Regit für alle Kunden bis Ende 1884. Ende 1884 ging der Verkauf von J. Uhren sehr schlecht.

Herr Gruyter war hier und da habe ich ihm auf der Strasse erklärt wenn er uns behilflich sei um Maschinen anzuschaffen wir ihm Amerikaneruhren machen könnten, wier gingen Mittags gleich zu Heinemann nach St. Georgen & bestellten sämtliche Maschinen & Stanzen zum Amerik. Schlagwerk zu machen.

Dem Weitblick von August Schatz ist es also zuzuschreiben, daß die Firma sich rechtzeitig auf moderne Fertigungsmethoden umstellte. Rationell und billig nach dem amerikanischen Modell mußten die Uhren gefertigt werden, um auf dem Weltmarkt konkurrenzfähig zu werden. 1884 wurde das Unternehmen in.eine Aktiengesellschaft umgewandelt und firmierte von da an als Jahresuhren-Fabrik AG.

Im Jahre 1885 haben wier dann mit der Fabrikation von Wecker und Gehwerken begonnen, Herr de Gruyter hat sich dann mit dem Verkauf weniger mehr befasst & wir musten suchen unsere Waare selbst zusetzen, worauf wier im Anfang ein großer Teil an die Firma H. Edwards + Co. London absetzten besonders in J Uhren. Die erste Geschäftsreise nach London machte Herr Wintermantel die II. Herr Schöpperle nachher kam die Reihe an mich & so musste ich dann jedes Jahr mindestens ein mahl eine Reise von 4 bis 6 Wochen machen um für den Winter wieder genügende Beschäftigung zu haben & hierzu möchte ich bemerken dass in dieser Zeit alle schriftlichen Arbeiten auf den großen Haufen gelegt wurden & ich imer so 6 bis 8 Wochen jeden Abend bis 10 Uhr arbeiten mußte um das Geschäft wieder auf das laufende zu bringen & für diese große Arbeit wurde mir weder eine Vergütung noch irgendein Dank ausgesprochen, was mich eben mit der Zeit unzufrieden machte.

Bereits 1885 konnte die Firma Jahresuhren AG viele preiswerte Modelle an Regulatoren und Weckern nach dem amerikanischen System auf den Markt bringen. Von da an gelang es August Schatz, sein umfassendes Typenprogramm laufend zu steigern, so daß unbedingt eine räumliche Erweiterung der Fabrikanlagen notwendig wurde. 1891 wurde der Firma vom Großherzog Friedrich von Baden der Titel Hoflieferant verliehen. Im Jahre 1897 wurde die Firma in eine Gesellschaft mit beschränkter Haftung umgewandelt. Die Firma nannte sich nun Jahresuhren-Fabrik GmbH, Triberg. In den folgenden Jahren wurde das Fabrikgelände laufend erweitert. Nach und nach wurden die umliegenden Häuser aufgekauft. Das Produktionsgebäude wuchs zu einer stattlichen Größe heran. Bis zum Jahre 1923 waren alle Mitbegründer der alten Firma ausgeschieden. Die beiden Söhne, August Junior und Karl Schatz, waren in das Unternehmen eingetreten. Das war für August Schatz Senior der Zeitpunkt, die Firma erneut umzubenennen. Das Unternehmen firmierte von nun an unter dem Namen Jahresuhren-Fabrik GmbH August Schatz und Söhne, Triberg. Dieser Name hat Jahrelang seine Gültigkeit behalten.

Am 7. Februar 1927 verstarb der Seniorchef. Von da an führten die Söhne August jr. und Karl Schatz das Unternehmen weiter, das inzwischen zu einer der bedeutendsten Uhrenfabriken auf dem Inlands- und dem Exportmarkt gewachsen war.


Weiterführende Informationen

Quelle