Stamm, Heinrich
(siehe auch: Stamm)
Entwicklungsingenieur bei dem Uhrenhersteller Eterna
Heinrich Stamm und seinen Mitarbeitern gelang 1948 erstmalig die Entwicklung eines Miniatur-Kugellagers, das eine weitestgehend verschleißfreie Lagerung des Rotors einer automatischen Uhr ermöglichte. Die fünf Kugeln dieses Lagers hatten einen Durchmesser von jeweils nur 0,65 mm. Die Vorteile dieses Lagers bestanden vor allem in einer reduzierte Lagerreibung, einem geringeren Lagerspiel und damit einer verminderten Kippneigung. Das Scheuern des Rotors am Gehäuseboden oder an der Werksplatine war so gut wie ausgeschlossen. Durch die Eliminierung der bruchgefährdeten Rotorachse konnten Lagerschäden bei harten Stößen sowie bei einem etwaigem Herunterfallen weitgehend ausgeschlossen werden.
Mittelfristig konnte die Bauhöhe im Sinne der Kunden beträchtlich gesenkt werden. Die neuen (9 1/4- bzw. 10-linigen) Armbanduhrwerke, Kaliber Eterna 1198 und Eterna 1199, Höhe 5,35 Millimeter konnten somit ein Wechselgetriebe mit federlosen Klinken vorweisen. Die Lancierung dieser durch mehrere Patente geschützten Automatik fand bei der Presse und dem Fachhandel eine überwältigende Resonanz. Sie galt zu ihrer Zeit „als die wissenschaftlich modernste und von Fachleuten bevorzugte Uhr“. Deshalb gab man ihr den Beinamen „The Watchmaker's Watch“.
Konstruktion
Bei der Konstruktion ging Stamm von folgenden zukunftsweisenden Überlegungen aus:
- der Wirkungsgrad einer Maschine nimmt mit der Reduzierung der Dimensionen ab, weil sich die unvermeidlichen, durch Reibung und andere Faktoren hervorgerufenen Verluste nicht im gleichen Maße vermindern wie die Größe.
- ein kleines Damen-Kaliber, welches identische Konstruktionsmerkmale wie ein gut funktionierendes Werk in „Herrengröße“ aufweist, muss daher nicht zwangsläufig die gleiche Funktionalität aufweisen.
Somit musste das System des automatischen Aufzugs unter Verwendung neuer Technologien umgestaltet werden, damit es auch für Damen-Armbanduhren uneingeschränkt geeignet war. Nach mehrjähriger Arbeit hatten die Eterna-Uhrmacher 1948 den „Stein der Weisen“ gefunden. Das Ergebnis war wegweisend:
Vergrößerung des Wirkungsgrades der Schwungmasse
- durch Ausnutzung beider Drehrichtungen
- Wegfall der Federpuffer
- Reduzierung der verlorenen Wege
- ein günstiges Übersetzungsverhältnis des Aufzugs-Räderwerks
- durch Ausnutzung beider Drehrichtungen
Reduktion der systembedingten Verluste
- durch Verminderung der Zapfenreibung im Schwungmassenlager
- Ersatz der unter Federdruck stehenden Schaltklinken
- durch Verminderung der Zapfenreibung im Schwungmassenlager
Reduktion der Störungsanfälligkeit
- durch den Ersatz der feinen Klinkenrad-Teilung durch eine gröbere Verzahnung
- die Unterbindung einer raschen Abnutzung
- die ausschließliche Verwendung rotierender Teile
- durch den Ersatz der feinen Klinkenrad-Teilung durch eine gröbere Verzahnung
Steigerung der Servicefreundlichkeit
- durch einen modularen Aufbau des Werks
Weiterentwicklung
Eterna ist es erstmals in der Geschichte des Selbstaufzugs gelungen, die Automatik in einem aus insgesamt zwölf Teilen bestehenden Modul zu vereinigen. Nach dem Lösen von drei, in neueren Kalibern nunmehr zwei Schrauben kann das ganze Modul in weniger als einer Minute vom Basiswerk abgehoben werden. 1949 folgte ein nach ähnlichen Prinzipien konstruiertes Werk (Kaliber 1248) mit einem Durchmesser von 11 1/2 Linien und einer Höhe von 5,9 mm. Dieses Werk war mit Kugellagerrotor und Klinkenrad-Wechsler ausgestattet. Der nächste Entwicklungsschritt bei Eterna ersetzte das „doppelstöckige Klinkenrad“ durch zwei nebeneinanderliegende Räder mit prinzipiell gleicher Funktionsweise. Dadurch konnte die Bauhöhe spürbar reduziert werden und somit gipfelte diese Entwicklung 1962 in dem zu seinerzeit weltweit flachsten Kaliber 1453 (3,6 mm inklusive Datumsanzeige), an dessen Rekord die Verwendung von Klinken- und Zahnrädern aus Beryllium maßgeblich beteiligt war.