Stamm, Heinrich: Unterschied zwischen den Versionen

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'''Stamm, Heinrich'''
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(siehe auch: [[Stamm]])
  
[[Eterna]]-Ingenieur
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Entwicklungsingenieur bei dem Uhrenhersteller [[Eterna]]
  
Heinrich Stamm und seinen Mitarbeitern gelang [[1948]] erstmalig die Entwicklung eines Miniatur-Kugellagers, das eine weitestgehend verschleißfreie [[Rotorlagerung]] ermöglichte. Die fünf Kugeln dieses Lagers hatten einen Durchmesser von jeweils nur 0,65 mm. Die Vorteile dieses Lagers bestanden vor allem in einer reduzierte Lagerreibung, einem geringeren Lagerspiel und damit einer verminderten Kippneigung. Das Scheuern des [[Rotor]]s am Gehäuseboden oder an der [[Platine|Werksplatine]] war so gut wie ausgeschlossen. Durch die Eliminierung der bruchgefährdeten Rotorachse konnten Lagerschäden bei harten Stößen sowie bei einem etwaigem Herunterfallen weitgehend ausgeschlossen werden. Mittelfristig konnte die Bauhöhe im Sinne der Kunden beträchtlich gesenkt werden. Die neuen (9 1/4- bzw. 10-linigen) Uhrwerke, [[Kaliber]] [[Eterna 1198]] und [[Eterna 1199]], Höhe 5,35 Millimeter konnten somit ein [[Wechselgetriebe]] mit federlosen [[Klinke | Klinken]] vorweisen. Die Lancierung dieser durch mehrere Patente geschützten [[Automatik]] fand bei der Presse und dem Fachhandel eine überwältigende Resonanz. Sie galt zu ihrer Zeit „als die wissenschaftlich modernste und von Fachleuten bevorzugte Uhr“. Deshalb gab man ihr den Beinamen „The Watchmaker's Watch“.
 
  
Bei der Konstruktion ging Stamm von folgenden zukunftsweisenden Überlegungen aus:
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Heinrich Stamm und seinen Mitarbeitern gelang [[1948/de|1948]] erstmalig die Entwicklung eines Miniatur-Kugellagers, das eine weitestgehend verschleißfreie Lagerung des [[Rotor]]s einer [[Automatik|automatischen Uhr]] ermöglichte. Die fünf Kugeln dieses Lagers hatten einen Durchmesser von jeweils nur 0,65 mm. Die Vorteile dieses Lagers bestanden vor allem in einer reduzierte Lagerreibung, einem geringeren Lagerspiel und damit einer verminderten Kippneigung. Das Scheuern des [[Rotor]]s am Gehäuseboden oder an der [[Platine|Werksplatine]] war so gut wie ausgeschlossen. Durch die Eliminierung der bruchgefährdeten Rotorachse konnten Lagerschäden bei harten Stößen sowie bei einem etwaigem Herunterfallen weitgehend ausgeschlossen werden.
  
- der Wirkungsgrad einer Maschine nimmt mit der Reduzierung der Dimensionen ab, weil sich die unvermeidlichen, durch Reibung und andere Faktoren hervorgerufenen Verluste nicht im gleichen Maße vermindern wie die Größe.
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Mittelfristig konnte die Bauhöhe im Sinne der Kunden beträchtlich gesenkt werden. Die neuen (9 1/4- bzw. 10-linigen) [[Armbanduhrwerk]]e, [[Kaliber]] [[Eterna 1198]] und [[Eterna 1199]], Höhe 5,35 Millimeter konnten somit ein [[Wechselgetriebe]] mit federlosen [[Klinke | Klinken]] vorweisen. Die Lancierung dieser durch mehrere Patente geschützten [[Automatik]] fand bei der Presse und dem Fachhandel eine überwältigende Resonanz. Sie galt zu ihrer Zeit „als die wissenschaftlich modernste und von Fachleuten bevorzugte Uhr“. Deshalb gab man ihr den Beinamen „The Watchmaker's Watch“.
  
- ein kleines Damen-Kaliber, welches identische Konstruktionsmerkmale wie ein gut funktionierendes Werk in „Herrengröße“ aufweist, muss daher nicht zwangsläufig die gleiche Funktionalität aufweisen.
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==== Konstruktion ====
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Bei der Konstruktion ging Stamm von folgenden zukunftsweisenden Überlegungen aus:
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:* der Wirkungsgrad einer Maschine nimmt mit der Reduzierung der Dimensionen ab, weil sich die unvermeidlichen, durch Reibung und andere Faktoren hervorgerufenen Verluste nicht im gleichen Maße vermindern wie die Größe.
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:* ein kleines Damen-Kaliber, welches identische Konstruktionsmerkmale wie ein gut funktionierendes Werk in „Herrengröße“ aufweist, muss daher nicht zwangsläufig die gleiche Funktionalität aufweisen.
  
Somit musste das System des automatischen Aufzugs unter Verwendung neuer Technologien umgestaltet werden damit es auch für Damen-Armbanduhren uneingeschränkt geeignet war. Nach mehrjähriger Arbeit hatten die Eterna-Uhrmacher [[1948]] den „Stein der Weisen“ gefunden. Das Ergebnis wegweisend.
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Somit musste das System des automatischen Aufzugs unter Verwendung neuer Technologien umgestaltet werden, damit es auch für Damen-Armbanduhren uneingeschränkt geeignet war. Nach mehrjähriger Arbeit hatten die Eterna-Uhrmacher [[1948/de|1948]] den „Stein der Weisen“ gefunden. Das Ergebnis war wegweisend:
  
 
Vergrößerung des Wirkungsgrades der Schwungmasse
 
Vergrößerung des Wirkungsgrades der Schwungmasse
 
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:* durch Ausnutzung beider Drehrichtungen<br>
- durch Ausnutzung beider Drehrichtungen<br>
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:* Wegfall der Federpuffer<br>
- Wegfall der Federpuffer<br>
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:* Reduzierung der verlorenen Wege<br>
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:* ein günstiges Übersetzungsverhältnis des Aufzugs-Räderwerks
- ein günstiges Übersetzungsverhältnis des Aufzugs-Räderwerks
 
  
 
Reduktion der systembedingten Verluste
 
Reduktion der systembedingten Verluste
 
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:* durch Verminderung der Zapfenreibung im Schwungmassenlager<br>
- durch Verminderung der Zapfenreibung im Schwungmassenlager<br>
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:* Ersatz der unter Federdruck stehenden Schaltklinken
- Ersatz der unter Federdruck stehenden Schaltklinken
 
  
 
Reduktion der Störungsanfälligkeit
 
Reduktion der Störungsanfälligkeit
 
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:* durch den Ersatz der feinen Klinkenrad-Teilung durch eine gröbere Verzahnung<br>
- durch den Ersatz der feinen Klinkenrad-Teilung durch eine gröbere Verzahnung<br>
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:* die Unterbindung einer raschen Abnutzung<br>
- die Unterbindung einer raschen Abnutzung<br>
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:* die ausschließliche Verwendung rotierender Teile
- die ausschließliche Verwendung rotierender Teile
 
  
 
Steigerung der Servicefreundlichkeit
 
Steigerung der Servicefreundlichkeit
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- durch einen modularen Aufbau des Werks
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[[Eterna]] ist es erstmals in der Geschichte des Selbstaufzugs gelungen, die [[Automatik]] in einem aus insgesamt zwölf Teilen bestehenden Modul zu vereinigen. Nach dem Lösen von drei, in neueren Kalibern nunmehr zwei Schrauben kann das ganze Modul in weniger als einer Minute vom Basiswerk abgehoben werden. [[1949/de|1949]] folgte ein nach ähnlichen Prinzipien konstruiertes Werk ([[Kaliber]] [[Eterna 1248|1248]]) mit einem Durchmesser von 11 1/2 Linien und einer Höhe von 5,9 mm. Dieses Werk war mit [[Kugellagerrotor]] und [[Klinkenrad-Wechsler]] ausgestattet. Der nächste Entwicklungsschritt bei Eterna ersetzte das „doppelstöckige Klinkenrad“ durch zwei nebeneinanderliegende Räder mit prinzipiell gleicher Funktionsweise. Dadurch konnte die Bauhöhe spürbar reduziert werden und somit gipfelte diese Entwicklung [[1962/de|1962]] in dem zu seinerzeit weltweit flachsten [[Eterna 1453 | Kaliber 1453]] (3,6 mm inklusive Datumsanzeige), an dessen Rekord die Verwendung von Klinken- und Zahnrädern aus [[Beryllium]] maßgeblich beteiligt war.
 
 
[[Eterna]] ist es erstmals in der Geschichte des Selbstaufzugs gelungen, die Automatik in einem aus insgesamt zwölf Teilen bestehenden Modul zu vereinigen. Nach dem Lösen von drei, in neueren Kalibern nunmehr zwei Schrauben kann das ganze Modul in weniger als einer Minute vom Basiswerk abgehoben werden. [[1949]] folgte ein nach ähnlichen Prinzipien konstruiertes Werk ([[Kaliber]] [[Eterna 1248|1248]]) mit einem Durchmesser von 11 1/2 Linien und einer Höhe von 5,9 mm. Dieses Werk war mit [[Kugellagerrotor]] und [[Klinkenrad-Wechsler]] ausgestattet. Der nächste Entwicklungsschritt bei Eterna ersetzte das „doppelstöckige Klinkenrad“ durch zwei nebeneinanderliegende Räder mit prinzipiell gleicher Funktionsweise. Dadurch konnte die Bauhöhe spürbar reduziert werden und somit gipfelte diese Entwicklung [[1962]] in dem zu seinerzeit weltweit flachsten [[Eterna 1453 | Kaliber 1453]] (3,6 mm inklusive Datumsanzeige) an dessen Rekord die Verwendung von Klinken- und Zahnrädern aus [[Beryllium]] maßgeblich beteiligt war.
 
  
 
[[Kategorie:Biographie]]
 
[[Kategorie:Biographie]]
 
[[Kategorie:Biographie S]]
 
[[Kategorie:Biographie S]]

Aktuelle Version vom 8. Dezember 2012, 02:50 Uhr

(siehe auch: Stamm)

Entwicklungsingenieur bei dem Uhrenhersteller Eterna


Heinrich Stamm und seinen Mitarbeitern gelang 1948 erstmalig die Entwicklung eines Miniatur-Kugellagers, das eine weitestgehend verschleißfreie Lagerung des Rotors einer automatischen Uhr ermöglichte. Die fünf Kugeln dieses Lagers hatten einen Durchmesser von jeweils nur 0,65 mm. Die Vorteile dieses Lagers bestanden vor allem in einer reduzierte Lagerreibung, einem geringeren Lagerspiel und damit einer verminderten Kippneigung. Das Scheuern des Rotors am Gehäuseboden oder an der Werksplatine war so gut wie ausgeschlossen. Durch die Eliminierung der bruchgefährdeten Rotorachse konnten Lagerschäden bei harten Stößen sowie bei einem etwaigem Herunterfallen weitgehend ausgeschlossen werden.

Mittelfristig konnte die Bauhöhe im Sinne der Kunden beträchtlich gesenkt werden. Die neuen (9 1/4- bzw. 10-linigen) Armbanduhrwerke, Kaliber Eterna 1198 und Eterna 1199, Höhe 5,35 Millimeter konnten somit ein Wechselgetriebe mit federlosen Klinken vorweisen. Die Lancierung dieser durch mehrere Patente geschützten Automatik fand bei der Presse und dem Fachhandel eine überwältigende Resonanz. Sie galt zu ihrer Zeit „als die wissenschaftlich modernste und von Fachleuten bevorzugte Uhr“. Deshalb gab man ihr den Beinamen „The Watchmaker's Watch“.

Konstruktion

Bei der Konstruktion ging Stamm von folgenden zukunftsweisenden Überlegungen aus:

  • der Wirkungsgrad einer Maschine nimmt mit der Reduzierung der Dimensionen ab, weil sich die unvermeidlichen, durch Reibung und andere Faktoren hervorgerufenen Verluste nicht im gleichen Maße vermindern wie die Größe.
  • ein kleines Damen-Kaliber, welches identische Konstruktionsmerkmale wie ein gut funktionierendes Werk in „Herrengröße“ aufweist, muss daher nicht zwangsläufig die gleiche Funktionalität aufweisen.

Somit musste das System des automatischen Aufzugs unter Verwendung neuer Technologien umgestaltet werden, damit es auch für Damen-Armbanduhren uneingeschränkt geeignet war. Nach mehrjähriger Arbeit hatten die Eterna-Uhrmacher 1948 den „Stein der Weisen“ gefunden. Das Ergebnis war wegweisend:

Vergrößerung des Wirkungsgrades der Schwungmasse

  • durch Ausnutzung beider Drehrichtungen
  • Wegfall der Federpuffer
  • Reduzierung der verlorenen Wege
  • ein günstiges Übersetzungsverhältnis des Aufzugs-Räderwerks

Reduktion der systembedingten Verluste

  • durch Verminderung der Zapfenreibung im Schwungmassenlager
  • Ersatz der unter Federdruck stehenden Schaltklinken

Reduktion der Störungsanfälligkeit

  • durch den Ersatz der feinen Klinkenrad-Teilung durch eine gröbere Verzahnung
  • die Unterbindung einer raschen Abnutzung
  • die ausschließliche Verwendung rotierender Teile

Steigerung der Servicefreundlichkeit

  • durch einen modularen Aufbau des Werks

Weiterentwicklung

Eterna ist es erstmals in der Geschichte des Selbstaufzugs gelungen, die Automatik in einem aus insgesamt zwölf Teilen bestehenden Modul zu vereinigen. Nach dem Lösen von drei, in neueren Kalibern nunmehr zwei Schrauben kann das ganze Modul in weniger als einer Minute vom Basiswerk abgehoben werden. 1949 folgte ein nach ähnlichen Prinzipien konstruiertes Werk (Kaliber 1248) mit einem Durchmesser von 11 1/2 Linien und einer Höhe von 5,9 mm. Dieses Werk war mit Kugellagerrotor und Klinkenrad-Wechsler ausgestattet. Der nächste Entwicklungsschritt bei Eterna ersetzte das „doppelstöckige Klinkenrad“ durch zwei nebeneinanderliegende Räder mit prinzipiell gleicher Funktionsweise. Dadurch konnte die Bauhöhe spürbar reduziert werden und somit gipfelte diese Entwicklung 1962 in dem zu seinerzeit weltweit flachsten Kaliber 1453 (3,6 mm inklusive Datumsanzeige), an dessen Rekord die Verwendung von Klinken- und Zahnrädern aus Beryllium maßgeblich beteiligt war.