Gründung einer Familie – Erweiterung der Ausbildung an der DUS und der Krieg: Unterschied zwischen den Versionen

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[[Datei:Hochzeit von Maria-Elsbeth Thümmel und Paul Biber am 7. Juli 1934 in Dresden.jpg|200px|mini|Hochzeit von Maria-Elsbeth Thümmel und Paul Biber am 7. Juli 1934 in Dresden.]]
 
==Heirat und Kinder==
 
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Bei einem Besuch der Semperoper in Dresden lernte '''[[Biber, Paul|Paul Biber]]''' Frau Maria Elsbeth Thümmel kennen. Es dauerte gar nicht lange und am [[7. Juli]] [[1934/de|1934]] heirateten Paul und Elsbeth Biber in Dresden. Sie war von Beruf Krankengymnastin. Gemeinsam bezogen sie in Glashütte eine Wohnung. Das erste Kind, Klaus Biber, hatte einen angeborenen Herzklappenfehler und starb nach drei Tagen am [[21. April]] [[1935/de|1935]]. Mechthild Biber erblickte gesund und munter am [[28. Mai. [[1936/de|1936]] die Welt. Schon am [[21. August]] [[1937/de|1937]] folgen die Zwillinge Eckart und Rolf Biber Beide erkranken im Sommer 1938 an Maul- und Klauenseuche, leider stirbt Eckart daran. Vater Paul Biber ist für Späße bereit. Das 1939 erworbene Gartengrundstück im kleinen Kohlbachtal mit größerem Gartenhaus wurde in den Sommermonaten genutzt. Das Häuschen war wohnlich eingerichtet, der Garten gut gepflegt, so dass sich alle auf die Ernte freuten. Die Kinder konnten sich auf der großen Wiese richtig austoben.  
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Bei einem Besuch der Semperoper in Dresden lernte '''[[Biber, Paul|Paul Biber]]''' Frau Maria Elsbeth Thümmel kennen. Es dauerte gar nicht lange und am [[7. Juli]] [[1934/de|1934]] heirateten Paul und Elsbeth Biber in Dresden. Sie war von Beruf Krankengymnastin. Gemeinsam bezogen sie in Glashütte eine Wohnung. Das erste Kind, Klaus Biber, hatte einen angeborenen Herzklappenfehler und starb nach drei Tagen am [[21. April]] [[1935/de|1935]]. Mechthild Biber erblickte gesund und munter am [[28. Mai. [[1936/de|1936]] die Welt. Schon am [[21. August]] [[1937/de|1937]] folgen die Zwillinge Eckart und Rolf Biber Beide erkranken im Sommer 1938 an Maul- und Klauenseuche, leider stirbt Eckart daran. Vater Paul Biber ist für Späße bereit. Das 1939 erworbene Gartengrundstück im kleinen Kohlbachtal mit größerem Gartenhaus wurde in den Sommermonaten genutzt. Das Häuschen war wohnlich eingerichtet, der Garten gut gepflegt, so dass sich alle auf die Ernte freuten. Die Kinder konnten sich auf der großen Wiese richtig austoben.
  
 
==Familie und Schule==
 
==Familie und Schule==

Version vom 30. Juni 2024, 18:37 Uhr

Hochzeit von Maria-Elsbeth Thümmel und Paul Biber am 7. Juli 1934 in Dresden.

Heirat und Kinder

Bei einem Besuch der Semperoper in Dresden lernte Paul Biber Frau Maria Elsbeth Thümmel kennen. Es dauerte gar nicht lange und am 7. Juli 1934 heirateten Paul und Elsbeth Biber in Dresden. Sie war von Beruf Krankengymnastin. Gemeinsam bezogen sie in Glashütte eine Wohnung. Das erste Kind, Klaus Biber, hatte einen angeborenen Herzklappenfehler und starb nach drei Tagen am 21. April 1935. Mechthild Biber erblickte gesund und munter am [[28. Mai. 1936 die Welt. Schon am 21. August 1937 folgen die Zwillinge Eckart und Rolf Biber Beide erkranken im Sommer 1938 an Maul- und Klauenseuche, leider stirbt Eckart daran. Vater Paul Biber ist für Späße bereit. Das 1939 erworbene Gartengrundstück im kleinen Kohlbachtal mit größerem Gartenhaus wurde in den Sommermonaten genutzt. Das Häuschen war wohnlich eingerichtet, der Garten gut gepflegt, so dass sich alle auf die Ernte freuten. Die Kinder konnten sich auf der großen Wiese richtig austoben.

Familie und Schule

Paul Biber nahm sich jedoch immer Arbeit aus der Schule mit in den Garten oder drängelte, dass er wieder in seine Schule kam. Herausgefordert durch die familiären Aufgaben, die Bewirtschaftung des etwas abgelegenen Gartens seine umfangreichen Aufgaben an der Deutschen Uhrmacherschule und sein engagiertes Wirken durch Publikationen sowie in Gremien der beruflichen Ausbildung, galt es die Zeit intensiv zu nutzen. Er musste wöchentlich 48 Unterrichtsstunde bewältigen, alle Maschinen, Materialien, Werkzeuge und Vorrichtungen für das praktische Arbeiten der Schüler bereitstellen, komplizierte Arbeiten selbst durchführen und so didaktisch aufbereiten, dass sie von allen Schülern unfallfrei ausgeführt werden konnten. Ein besonderes Merkmal zeichnete Paul Biber aus, er war zu jeder Tages- und Abendzeit, den Schülern – und auch den unzähligen Partnern aus den Betrieben – ein Ansprechpartner für alle Fragen und Probleme. Um sein umfangreiches Pensum zu bewältigen wurde Paul Biber häufig bis in den späten Abend in der Schule gesehen. Paul Biber war stets darauf bedacht seine Schüler zu inspirieren, über neue, interessante und in der Praxis benötigte Werkzeuge, Vorrichtungen und Maschinen nachgedacht, die die Schüler im 3. Ausbildungsjahr mit Unterstützung von Paul Biber selbst konstruieren und bauen konnten. Oder es galt vorhandene Konstruktionen so oder verbessert nachzubauen. In diese „Tüfteleien“ werden die Schüler der höheren Lehrjahre, besonders des 3. Lehrjahres, mit einbezogen. Ausgehend von den technisch/technologischen Anforderungen an das jeweilige Gerät/die Maschine wurde gemeinsam konstruiert, diskutiert, ausgewählt, entschieden, geplant, gebaut, geprüft und bewertet. Dieses Ausbildungskonzept von Paul Biber im 3. Lehrjahr war eine Art Bestenförderung. Dieses Konzept beinhaltete damit ansatzweise schon – aus heutiger Sicht betrachtet – einige fachliche wie auch didaktisch-methodische Aspekte die beim Lernen und Arbeiten an und mit berufsorientierten Projekten eine Rolle spielen. Paul Biber verstand es in hervorragender Weise Berufswissen zu vermitteln und immer wieder aufs Neue zu motivieren, neugierig zu machen, herauszufordern. Er regte an, technische Probleme und deren Ursachen zu erkennen, nach Lösungsmöglichkeiten zu suchen und diese zu entwickeln, um endlich das Problem zu beheben. Paul Biber strebte danach, bei seinen Schülern – das betraf sowohl die Berufs- als auch die Meisterschüler - ingenieurtechnisches Wissen und berufliches Erfahrungswissen mit einem Blick auf eine rationelle Arbeitsorganisation zu verknüpfen. Seine Schüler wurden immer zum komplexen Denken und Handeln erzogen – nicht die einzelne Handlung, die punktuelle technische Lösung stand im Mittelpunkt, sondern immer deren Einordnung in die zu realisierende Gesamtaufgabe. Sein Streben war darauf gerichtet den selbständigen, denkenden und bewusst handelnden Schüler zu entwickeln – nicht den Nachmacher. Er versuchte in seinen Unterweisungen Aspekte von Technik, Bildung und der sozialen Umwelt miteinander zu verknüpfen. Diese Ideale umzusetzen – vorzuleben – das war aber in der Zeit des Faschismus nicht leicht. Mechthild und Rolf erinnern sich, wie sie mit Vati übten möglichst ohne Hitlergruß durch Glashütte zu kommen.

Kriegszeit

Und dann war Kriegszeit – in Glashütte merkte man relativ wenig davon. Was man mitbekam waren viele Gastarbeiter, die in Baracken lebten und die Produktion am Laufen hielten. An der Deutschen Uhrmacherschule wurde die Anzahl des Lehrpersonal reduziert der Arbeitsaufwand erhöhte sich somit. Am 16. Februar 1941 kam Gudrun zur Welt. Damit war vorerst die Familie Biber komplett Bis Ende 1944 lebte man in Glashütte relativ unbeschwert. Aber dann zum Kriegsende wurde es plötzlich ernst - die Bevölkerung von Glashütte musste die Stadt am 7. Mai 1945 verlassen. Größere SS-Abteilungen trafen mit Lastwagen und Panzern in Glashütte ein. Schnell wurden ein paar Habseligkeiten und etwas Essbares geschnappt und schon ging es mit anderen Hilfesuchenden in Richtung Garten. So hatten 49 Personen im Garten Zuflucht gefunden. Von Bäcker Pfeifer gab es noch frischen Brotteig und so konnte man im Kachelofen Brot für alle backen. Aber da kamen schon – nach einem abgelaufenen Ultimatum - russische Jagdflieger und es krachte überall. Frau Biber hatte die Flagge mit dem roten Kreuz sichtbar aufgehängt und in der Dunkelheit kamen verwundete Soldaten und ließen sich von ihr behandeln. Der Krieg war zu Ende - mehrere Wohngebäude und Betriebe in Glashütte waren zerstört. Familie Biber konnte wieder in ihre Wohnung. Doch es gab eine Einquartierung. Russische Soldaten, die die zerschossenen Panzer einsammelten und auf dem Bahnhofsvorplatz zerlegten, wohnten jetzt mit bei der Familie Biber in der Wohnung.


© Dr. Jörg Biber