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− | + | Dänischer Astronom und begründer der praktischen Astronomie | |
− | + | Tycho Brahe wurde am [[14. Dezember]] [[1546/de|1546]] in Knudstrup/Schonen geboren. Seine Beobachtungen des Mars lieferten Keppler die Grundlage zur Entdeckung seiner Gesetze der Planeten-Bewegung. Auch dieser Gelehrte wurde in jener finsteren Zeit, wo man allen Licht und Aufklärung gebenden Forschungen feindlich gegenüber stand, heftig verfolgt und teilte in dieser Beziehung das Schicksal Galileis. Aus Dänemark, seinem Vaterlande, vertrieben, gab ihm Kaiser Rudolph in Böhmen eine zweite Heimatstätte. Hier wirkte er im Verein mit [[Keppler]], Mollerus, Longomontanus und mehreren anderen berühmten Männern. | |
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− | Tycho Brahe verstarb am [[24. Oktober]] [[1601]] in Prag. | + | Brahe beschäftigte sich viel mit der Uhrmacherkunst; nächst Schoner und dem Mechaniker Purbach in Wien, von denen Schoner schon im Jahre [[1544/de|1544]] und Purbach im Jahre [[1550/de|1550]] sich der Uhren bei Observationen bedienten, war er einer der ersten mit, welche Uhren zu astronomischen Beobachtungen herstellten und benutzten; auch sollen diese Uhren schon Minuten und Sekunden gezeigt haben. Brahe besaß drei von ihm selbst gebaute und künstlich gearbeitete Uhren, wovon die größere ein Rad von über einen Meter Durchmesser mit 1.200 Zähnen hatte. |
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+ | Er fertigte sich auch, um die Teile der Zeit genauer bestimmen zu können, eine sogenannte Quecksilber-Uhr. Das Quecksilber vertrat bei dieser Uhr die Stelle des Sandes; er wog die Quantität des Quecksilbers, das in 24 Stunden aus einem Gefäß floss und arbeitete sodann nach dem erhaltenen Resultat eine Tabelle für die Quantitäten aus, die in bestimmten Zeiträumen, z.B. in einer Stunde, in einer Minute etc. herausliefen, Brahe lies auch bei [[Habermehl, Erasmus]] arbeiten. | ||
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+ | Tycho Brahe verstarb am [[24. Oktober]] [[1601/de|1601]] in Prag, 55 jahre alt und wurde auf Wunsch des Kaisers prachtvoll bestattet. Sein Grab befindet sich in der Domkirche (der uralten Theinkirche) in Prag; ein Grabstein von Marmor zeigt ihn im stattlichen Rittergewande. Die lateinische Inschrift des Leichensteins verfasste Jakob Typotinus; sie bietet in ihrem Stile und in ihrem Inhalt ein deutliches Gepräge der damaligen Zeit, und dürfte deshalb die nachfolgende ungekürzte Übersetzung der Grabschrift mit Interesse gelesen werden. | ||
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+ | "Im Jahre des Herrn 1601 den 29. October starb der edle und wohlgeborene Herr Tycho. Brahe, Herr zu Knudstrup und Vorsteher der Uranienburg W etc., Se. Kaiserlichen Majestät Rath, dess Gebeine hier ruhen." | ||
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+ | Oberhalb dieser Aufschrift steht sein Wahlspruch: "Lieber sein als scheinen." Unter demselben: "Der edle und wohlgeborene Herr Tycho Brahe, ein Däne, Herr zu Knudstrup, Gründer der Sternwarte Uranienburg auf der Insel Hveen im Sunde, ein sehr scharfsinniger und zugleich mitteilender Erfinder und Verfertiger astronomischer Instrumente, dergleichen man unter der Sonne vorher nie gesehen; berühmt durch seinen uralten Familien-, noch mehr durch eigenen Seelenadel, indem er mit seinem Geiste alles, was der Himmel enthält, zu seinem unsterblichen Ruhm umfasste; unter den Sternkundigen jedes Zeitalters unstreitig der Ausgezeichnetste, und der Erste, der zum Vorteil des ganzen Erdenkreises seine, während dreißig und mehr Jahren angestellten, sehr genauen und bis auf Minuten und Minutenteilchen berechneten astronomischen Beobachtungen mit dem größten Aufwande der gelehrten Welt vorlegte; den Stand der Fixsterne bis auf eine und eine halbe Minute angab; die auch für Götter anstrengenden, und nur um einen achten Teil des Grades das Wahre verfehlenden Bemühungen des von Anbeginn der Welt einzigen Hipparchus bei Weitem übertraf, den Lauf der Sonne und des Mondes aufs Genaueste erforschte, und für die übrigen Planeten die zuverlässigsten Tafeln entwarf; die veraltete Lehre des Aristoteles und seiner Anhänger, von den bis unter den Mond laufenden Kometen und neu entdeckten Gestirnen, durch unbesiegbare Beweise bestätigt; als Urheber neuer Hypothesen in der Alchymie und in der gesamten Philosophie Bewunderung verdiente; von dem unüberwindlichsten römischen [http://de.wikipedia.org/wiki/Rudolf_II._(HRR) Kaiser Rudolf II.] berufen, als ein achtungswürdiges Muster der Gelehrsamkeit und der Sittenreinheit lebte. | ||
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+ | Damit es nicht schiene, als hätte er umsonst gelebt, so hinterließ er auch bei den Gegenfüsslern durch seine unsterblichen Schriften ein ewiges Andenken, und wollte überhaupt - lieber gelehrt sein, als dafür gehalten werden. Nun dieser Welt entrückt, lebt er ein ewiges Leben. Seine und seiner drei Jahre nach ihm verblichenen Gemahlin irdische Hülle setzten seine Kinder und Erben an diesem heiligen Orte bei. Er starb den 29. October des christlich dionysischen Jahres 1601, im 55. seines Alters." | ||
== Literatur == | == Literatur == | ||
+ | *[[Lexikon der Uhrmacherkunst]], Carl Schulte: Emil Hübners Verlag Bautzen 1902 | ||
*Der Astronom des Königs; Autor: Alexandra Coelho Ahndoril; List-Verlag; ISBN 3-548-60460-9 | *Der Astronom des Königs; Autor: Alexandra Coelho Ahndoril; List-Verlag; ISBN 3-548-60460-9 | ||
*Tycho Brahes Weg zu Gott; Autor: Max Brod; Kurt Wolff Verlag; ISBN 3-518-36990-3 | *Tycho Brahes Weg zu Gott; Autor: Max Brod; Kurt Wolff Verlag; ISBN 3-518-36990-3 |
Aktuelle Version vom 7. Juni 2013, 00:07 Uhr
Brahe, Tycho
Dänischer Astronom und begründer der praktischen Astronomie
Tycho Brahe wurde am 14. Dezember 1546 in Knudstrup/Schonen geboren. Seine Beobachtungen des Mars lieferten Keppler die Grundlage zur Entdeckung seiner Gesetze der Planeten-Bewegung. Auch dieser Gelehrte wurde in jener finsteren Zeit, wo man allen Licht und Aufklärung gebenden Forschungen feindlich gegenüber stand, heftig verfolgt und teilte in dieser Beziehung das Schicksal Galileis. Aus Dänemark, seinem Vaterlande, vertrieben, gab ihm Kaiser Rudolph in Böhmen eine zweite Heimatstätte. Hier wirkte er im Verein mit Keppler, Mollerus, Longomontanus und mehreren anderen berühmten Männern.
Brahe beschäftigte sich viel mit der Uhrmacherkunst; nächst Schoner und dem Mechaniker Purbach in Wien, von denen Schoner schon im Jahre 1544 und Purbach im Jahre 1550 sich der Uhren bei Observationen bedienten, war er einer der ersten mit, welche Uhren zu astronomischen Beobachtungen herstellten und benutzten; auch sollen diese Uhren schon Minuten und Sekunden gezeigt haben. Brahe besaß drei von ihm selbst gebaute und künstlich gearbeitete Uhren, wovon die größere ein Rad von über einen Meter Durchmesser mit 1.200 Zähnen hatte.
Er fertigte sich auch, um die Teile der Zeit genauer bestimmen zu können, eine sogenannte Quecksilber-Uhr. Das Quecksilber vertrat bei dieser Uhr die Stelle des Sandes; er wog die Quantität des Quecksilbers, das in 24 Stunden aus einem Gefäß floss und arbeitete sodann nach dem erhaltenen Resultat eine Tabelle für die Quantitäten aus, die in bestimmten Zeiträumen, z.B. in einer Stunde, in einer Minute etc. herausliefen, Brahe lies auch bei Habermehl, Erasmus arbeiten.
Tycho Brahe verstarb am 24. Oktober 1601 in Prag, 55 jahre alt und wurde auf Wunsch des Kaisers prachtvoll bestattet. Sein Grab befindet sich in der Domkirche (der uralten Theinkirche) in Prag; ein Grabstein von Marmor zeigt ihn im stattlichen Rittergewande. Die lateinische Inschrift des Leichensteins verfasste Jakob Typotinus; sie bietet in ihrem Stile und in ihrem Inhalt ein deutliches Gepräge der damaligen Zeit, und dürfte deshalb die nachfolgende ungekürzte Übersetzung der Grabschrift mit Interesse gelesen werden.
Sie lautet:
"Im Jahre des Herrn 1601 den 29. October starb der edle und wohlgeborene Herr Tycho. Brahe, Herr zu Knudstrup und Vorsteher der Uranienburg W etc., Se. Kaiserlichen Majestät Rath, dess Gebeine hier ruhen."
Oberhalb dieser Aufschrift steht sein Wahlspruch: "Lieber sein als scheinen." Unter demselben: "Der edle und wohlgeborene Herr Tycho Brahe, ein Däne, Herr zu Knudstrup, Gründer der Sternwarte Uranienburg auf der Insel Hveen im Sunde, ein sehr scharfsinniger und zugleich mitteilender Erfinder und Verfertiger astronomischer Instrumente, dergleichen man unter der Sonne vorher nie gesehen; berühmt durch seinen uralten Familien-, noch mehr durch eigenen Seelenadel, indem er mit seinem Geiste alles, was der Himmel enthält, zu seinem unsterblichen Ruhm umfasste; unter den Sternkundigen jedes Zeitalters unstreitig der Ausgezeichnetste, und der Erste, der zum Vorteil des ganzen Erdenkreises seine, während dreißig und mehr Jahren angestellten, sehr genauen und bis auf Minuten und Minutenteilchen berechneten astronomischen Beobachtungen mit dem größten Aufwande der gelehrten Welt vorlegte; den Stand der Fixsterne bis auf eine und eine halbe Minute angab; die auch für Götter anstrengenden, und nur um einen achten Teil des Grades das Wahre verfehlenden Bemühungen des von Anbeginn der Welt einzigen Hipparchus bei Weitem übertraf, den Lauf der Sonne und des Mondes aufs Genaueste erforschte, und für die übrigen Planeten die zuverlässigsten Tafeln entwarf; die veraltete Lehre des Aristoteles und seiner Anhänger, von den bis unter den Mond laufenden Kometen und neu entdeckten Gestirnen, durch unbesiegbare Beweise bestätigt; als Urheber neuer Hypothesen in der Alchymie und in der gesamten Philosophie Bewunderung verdiente; von dem unüberwindlichsten römischen Kaiser Rudolf II. berufen, als ein achtungswürdiges Muster der Gelehrsamkeit und der Sittenreinheit lebte.
Damit es nicht schiene, als hätte er umsonst gelebt, so hinterließ er auch bei den Gegenfüsslern durch seine unsterblichen Schriften ein ewiges Andenken, und wollte überhaupt - lieber gelehrt sein, als dafür gehalten werden. Nun dieser Welt entrückt, lebt er ein ewiges Leben. Seine und seiner drei Jahre nach ihm verblichenen Gemahlin irdische Hülle setzten seine Kinder und Erben an diesem heiligen Orte bei. Er starb den 29. October des christlich dionysischen Jahres 1601, im 55. seines Alters."
Literatur
- Lexikon der Uhrmacherkunst, Carl Schulte: Emil Hübners Verlag Bautzen 1902
- Der Astronom des Königs; Autor: Alexandra Coelho Ahndoril; List-Verlag; ISBN 3-548-60460-9
- Tycho Brahes Weg zu Gott; Autor: Max Brod; Kurt Wolff Verlag; ISBN 3-518-36990-3
- Watchmakers & Clockmakers of the World; Autor: Baillie, G. H.; ISBN 140679113X