Siderograph: Unterschied zwischen den Versionen
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+ | [[Datei:Longines Watch Co., Werk Nr. 5810653, Cal. 21.29, circa 1938 (2).jpg|thumb|Siderograph von Longines <br>Werk Nr. 5810653]] | ||
+ | [[Datei:Longines Watch Co., Werk Nr. 5810653, Cal. 21.29, circa 1938 (1).jpg|thumb|Berühmt ist der Siderograph von 1938, bei dem der Tag zur exakten Längengradbestimmung in 360 Grad aufgeteilt wird. <br>Werk Nr. 5810653]] | ||
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+ | Die von [[Charles A. Lindbergh]] entwickelte Stundenwinkeluhr war eine bedeutende Navigationshilfe. Trotzdem beschäftigte man sich in der Longines-Entwicklungsabteilung konsequent weiter mit der Thematik und so erschien 1939 der Siderograph (zu Deutsch `Sternenschreiber`). Der Siderograph gestattete es dem Navigator, nachts genauso zu agieren wie am Tage und übertraf damit die Systeme von Weems und Lindbergh bei weitem, da beide von den Zeitzeichen abhängig waren. Er wurde als Deck-, Taschen- und Armbanduhr konzipiert. Das Gerät besaß einen roten Stunden-, einen schwarzen Minuten- und 2 blau gefärbte Sekundenzeiger als Teil eines Schleppzeigermechanismus. Die farblich dazu passende Skalen zeigen Winkelgrade und -minuten an; das Zifferblatt wurde zusätzlich von einer funktionalen Stundenwinkel-Drehlünette umrahmt. Das verbaute Chronometerkaliber Longines 2129 - zur damaligen Zeit das präziseste Werk von Longines - wurde auf [[Sternenzeit]] reguliert. Zusätzlich wurden eine Schleppzeigerfunktion und ein antimagnetischer Anker aus Beryllium eingebaut und das Werk wurde in ein Gehäuse aus gehärtetem Aluminium eingepasst; dieses Material war durch seine leichte und eisenfreie Natur für aeronautische und maritime Zwecke perfekt geeignet. Mit Hilfe von Funkzeichen und Ephemeride - einer Tabelle mit den Positionen der Himmelskörper - ließen sich die eigenen Koordinaten vergleichsweise leicht ermitteln. ''(Quelle: [[Chronos (Uhrenzeitschrift)|Chronos 1/2012]])'' | ||
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+ | 1945 war in der Schweizer Zeitschrift Protar zu lesen:<br> | ||
+ | Der Flieger, der seinen Metallvogel über Meere und Kontinente steuert, bedarf eines zuverlässigen Zeitmessers, eines Chronographen, der ihm stets die genaue Zeit von Greenwich vermittelt. Will der Fernstreckenflieger seinen momentanen Standort wissen, so muss bei dessen Berechnung auch die geographische Länge oder, anders ausgedrückt, die Distanz zwischen dem Meridian des Standortes und dem Längenkreis von Greenwich mit einbezogen werden. Diese Entfernung erhält man durch Ermittlung des Unterschiedes zwischen der Ortszeit, die von den Gestirnen abgelesen wird, und der Zeit des andern Meridians, Da sich ein modernes Langstrecken-Verkehrsflugzeug mit über 400 km pro Stunde durch den Luftraum bewegt, müssen Pilot oder Flugzeugnavigator die Lage ihres Flugzeuges in kürzester Zeit bestimmen können, denn das Gelingen des Fluges bzw. die Erreichung des Flugzieles hängt wesentlich davon ab. | ||
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+ | Die schweizerischen Uhrenfabriken Longines S. A. in St-Imier haben, laut Zeitschrift «Schweizerische Neuheiten und Erfindungen» (Bern), Heft ' 1, 1945, unlängst ein hochwertiges Präzisionsinstrument auf den Markt gebracht, welches gegenüber den gewöhnlichen Schiffschronographen einige überaus bemerkenswerte navigationstechnische Neuerungen aufweist. Der neuestens auf den Markt gebrachte Siderograph besitzt im Gegensatz zu den mit der üblichen Stunden-, Minuten- und Sekundeneinteilung versehenen Uhren eine sogenannte Winkelteilung, wodurch eine zeitraubende Umrechnung vermieden wird. Der Siderograph ist also nach der Sternzeit reguliert und hat eine Einteilung in Grade, Bogenminuten und ein fünftel Bogenminuten, er zeigt unmittelbar den Greenwicher Stundenwinkel des Widderpunktes. Zur Vereinfachung der navigatorischen Arbeitsfunktionen kann der Siderograph auch mit dem Sextanten kombiniert, d. h. zusammengebaut und mit zwei springenden Zeigern versehen werden, wodurch die Möglichkeit besteht, rasch nacheinander mehrere Höhen desselben Gestirns zu messen und die entsprechenden Zeitwinkel festzulegen. Für nächtliche Beobachtungen kann der Siderograph elektrisch beleuchtet werden, und für die Flüge in grossen Höhen werden diese Präzisionsnavigationsgeräte in Aluminiumkästchen eingebaut, welche elektrisch heizbar sind. Es ist anzunehmen, dass dieses in vollendeter Präzision hergestellte Instrument dank mannigfachen Neuerungen rasch den Beifall der massgebenden Kreise aus der See- und Luftschifffahrt finden werde. ''(Quelle: ETH-Bibliothek Zürich - Zeitschrift PROTAR 4/1945)'' | ||
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+ | == Literatur == | ||
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+ | Heinrich Pavel - Der Siderographe | ||
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Aktuelle Version vom 25. Januar 2015, 16:20 Uhr
Siderograph (lat. f. Sternzeitschreiber) - Siderometer - Siderometre
Begrifflichkeiten
1939 ließ sich die Firma Longines die Begriffe
Siderograph, Siderographe, Siderographe Aviation, Siderographe Navigation
als Markennamen schützen.
Die Firma Breguet mußte daher für die Bezeichnung des prinzipiell gleichen Gerätes die Begriffe Siderometre bzw. Siderometer verwenden.
Weiterentwicklung der Stundenwinkeluhr
Als Siderograph bezeichnet man ein Messgerät auf der Basis einer Uhr mit zwei Schleppzeigern und kreisförmigen Skalen für Winkelgrade und Minuten. Das Gerät ermöglicht eine einfache Standort- (Längen-) Bestimmung auf der Basis der Sternzeit unter Zuhilfenahme der Funkzeitzeichen und der Ephemeriden. Während des zweiten Weltkrieges wurden Siderographen von den Firmen Longines, Saint-Imier und Breguet, Paris für die Navigation in Flugzeugen hergestellt. Sie stellen eine Weiterentwicklung und Perfektionierung der Stundenwinkeluhren dar.
Siderograph von Longines
Die von Charles A. Lindbergh entwickelte Stundenwinkeluhr war eine bedeutende Navigationshilfe. Trotzdem beschäftigte man sich in der Longines-Entwicklungsabteilung konsequent weiter mit der Thematik und so erschien 1939 der Siderograph (zu Deutsch `Sternenschreiber`). Der Siderograph gestattete es dem Navigator, nachts genauso zu agieren wie am Tage und übertraf damit die Systeme von Weems und Lindbergh bei weitem, da beide von den Zeitzeichen abhängig waren. Er wurde als Deck-, Taschen- und Armbanduhr konzipiert. Das Gerät besaß einen roten Stunden-, einen schwarzen Minuten- und 2 blau gefärbte Sekundenzeiger als Teil eines Schleppzeigermechanismus. Die farblich dazu passende Skalen zeigen Winkelgrade und -minuten an; das Zifferblatt wurde zusätzlich von einer funktionalen Stundenwinkel-Drehlünette umrahmt. Das verbaute Chronometerkaliber Longines 2129 - zur damaligen Zeit das präziseste Werk von Longines - wurde auf Sternenzeit reguliert. Zusätzlich wurden eine Schleppzeigerfunktion und ein antimagnetischer Anker aus Beryllium eingebaut und das Werk wurde in ein Gehäuse aus gehärtetem Aluminium eingepasst; dieses Material war durch seine leichte und eisenfreie Natur für aeronautische und maritime Zwecke perfekt geeignet. Mit Hilfe von Funkzeichen und Ephemeride - einer Tabelle mit den Positionen der Himmelskörper - ließen sich die eigenen Koordinaten vergleichsweise leicht ermitteln. (Quelle: Chronos 1/2012)
1945 war in der Schweizer Zeitschrift Protar zu lesen:
Der Flieger, der seinen Metallvogel über Meere und Kontinente steuert, bedarf eines zuverlässigen Zeitmessers, eines Chronographen, der ihm stets die genaue Zeit von Greenwich vermittelt. Will der Fernstreckenflieger seinen momentanen Standort wissen, so muss bei dessen Berechnung auch die geographische Länge oder, anders ausgedrückt, die Distanz zwischen dem Meridian des Standortes und dem Längenkreis von Greenwich mit einbezogen werden. Diese Entfernung erhält man durch Ermittlung des Unterschiedes zwischen der Ortszeit, die von den Gestirnen abgelesen wird, und der Zeit des andern Meridians, Da sich ein modernes Langstrecken-Verkehrsflugzeug mit über 400 km pro Stunde durch den Luftraum bewegt, müssen Pilot oder Flugzeugnavigator die Lage ihres Flugzeuges in kürzester Zeit bestimmen können, denn das Gelingen des Fluges bzw. die Erreichung des Flugzieles hängt wesentlich davon ab.
Die schweizerischen Uhrenfabriken Longines S. A. in St-Imier haben, laut Zeitschrift «Schweizerische Neuheiten und Erfindungen» (Bern), Heft ' 1, 1945, unlängst ein hochwertiges Präzisionsinstrument auf den Markt gebracht, welches gegenüber den gewöhnlichen Schiffschronographen einige überaus bemerkenswerte navigationstechnische Neuerungen aufweist. Der neuestens auf den Markt gebrachte Siderograph besitzt im Gegensatz zu den mit der üblichen Stunden-, Minuten- und Sekundeneinteilung versehenen Uhren eine sogenannte Winkelteilung, wodurch eine zeitraubende Umrechnung vermieden wird. Der Siderograph ist also nach der Sternzeit reguliert und hat eine Einteilung in Grade, Bogenminuten und ein fünftel Bogenminuten, er zeigt unmittelbar den Greenwicher Stundenwinkel des Widderpunktes. Zur Vereinfachung der navigatorischen Arbeitsfunktionen kann der Siderograph auch mit dem Sextanten kombiniert, d. h. zusammengebaut und mit zwei springenden Zeigern versehen werden, wodurch die Möglichkeit besteht, rasch nacheinander mehrere Höhen desselben Gestirns zu messen und die entsprechenden Zeitwinkel festzulegen. Für nächtliche Beobachtungen kann der Siderograph elektrisch beleuchtet werden, und für die Flüge in grossen Höhen werden diese Präzisionsnavigationsgeräte in Aluminiumkästchen eingebaut, welche elektrisch heizbar sind. Es ist anzunehmen, dass dieses in vollendeter Präzision hergestellte Instrument dank mannigfachen Neuerungen rasch den Beifall der massgebenden Kreise aus der See- und Luftschifffahrt finden werde. (Quelle: ETH-Bibliothek Zürich - Zeitschrift PROTAR 4/1945)
Siderometer von Breguet
Literatur
Heinrich Pavel - Der Siderographe
- in Alte Uhren und moderne Zeitmessung 5/86