Triebold, Wilhelm: Unterschied zwischen den Versionen
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− | In der Nacht auf den [[9. Oktober]] [[1943/de|1943]] erlebt Hannover die schwerste Bombennacht im Zweiten Weltkrieg. 261.000 Bomben fallen auf die Stadt herunter, 1.245 Menschen sterben. Zurück bleibt ein Trümmerfeld. Vom Zentrum, wie es über Jahrhunderte gewachsen ist, bleibt fast nichts übrig. Die Aegidienkirche brennt aus, die Häuser an der Georgstraße fallen zusammen. Nur die Kröpcke-Uhr bleibt stehen. | + | In der Nacht auf den [[9. Oktober]] [[1943/de|1943]] erlebt Hannover die schwerste Bombennacht im Zweiten Weltkrieg. 261.000 Bomben fallen auf die Stadt herunter, 1.245 Menschen sterben. Zurück bleibt ein Trümmerfeld. Vom Zentrum, wie es über Jahrhunderte gewachsen ist, bleibt fast nichts übrig. Die Aegidienkirche brennt aus, die Häuser an der Georgstraße fallen zusammen. Nur die Kröpcke-Uhr bleibt stehen.<br> |
− | Jürgen Abeler schreibt in Klassik Uhren 4/2006: ''Ein großer Teil seiner Renaissance-Uhren war in einem schweren Eisentresor untergebracht. Bei einem Großangriff auf Hannover brannte auch das Triebold-Haus vollständig nieder. Als man später den Tresor öffnete, waren die gesamten Holzeinlagen und Etagen verkohlt und eine Teersubstanz hatte sich auf allen Uhrenteilen aus Messing und Stahl niedergeschlagen. Mit normalen Mitteln war dieser eingebrannte Belag gar nicht mehr zu entfernen. Wir machten deshalb in unserer Werkstatt Versuche mit seltenen Säuren, Ameisensäure und Bromsäure. und fanden schließlich einen Weg, die Uhren wieder in Ordnung zu bringen.''. | + | Jürgen Abeler schreibt in Klassik Uhren 4/2006: |
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+ | ''Ein großer Teil seiner Renaissance-Uhren war in einem schweren Eisentresor untergebracht. Bei einem Großangriff auf Hannover brannte auch das Triebold-Haus vollständig nieder. Als man später den Tresor öffnete, waren die gesamten Holzeinlagen und Etagen verkohlt und eine Teersubstanz hatte sich auf allen Uhrenteilen aus Messing und Stahl niedergeschlagen. Mit normalen Mitteln war dieser eingebrannte Belag gar nicht mehr zu entfernen. Wir machten deshalb in unserer Werkstatt Versuche mit seltenen Säuren, Ameisensäure und Bromsäure. und fanden schließlich einen Weg, die Uhren wieder in Ordnung zu bringen.''. | ||
Nach dem Krieg war die Firma Triebold in Hannover tätig, Wilhelm war ein Uhrensammler doch die Sammlung wurde nach dessen Tod geteilt und ist heute in alle Winde zerstreut. | Nach dem Krieg war die Firma Triebold in Hannover tätig, Wilhelm war ein Uhrensammler doch die Sammlung wurde nach dessen Tod geteilt und ist heute in alle Winde zerstreut. |
Version vom 11. Januar 2021, 14:34 Uhr
Triebold, Wilhelm
Wilhelm Triebold wurde am 18. Juni 1880 in Hessisch-Oldendorf geboren. Er absolvierte von 1904 bis 1905 eine Ausbildung an der Deutschen Uhrmacherschule Glashütte.
Bekannt ist auch, dass Willy Triebold 1905 an der Deutschen Uhrmacherschule unter der Schul-Sondernummer 1657 ein Chronometer-Tourbillon mit eigenem Kaliber gebaut hat. Das Werk hatte einen Durchmesser von 50 mm und einen Antrieb über Kette / Schnecke, der mit einem Kronenaufzug ausgestattet war. Dieses Tourbillon war das dritte Tourbillon, das von einem Schüler an der Schule angefertigt wurde. Es ist das letzte einer Reihe von drei, die unter der Leitung von Gustav Hesse entstanden sind, der in der Schule zwischen 1881 und 1915 unterrichtet. Diese Uhr wurde am 19. Mai 1998 bei Sotheby’s in Genf versteigert und brachte einen Verkaufserlös von 166.300 CHF (inkl. Aufgeld).
Von Sotheby’s stammen auch folgende Informationen zu Triebold:
Willy Triebold wurde am 18.6.1880 in Hessisch Oldendorf, südwestlich von Hannover gelegen, geboren. Er begann seine Uhrmacher-Laufbahn als Lehrling in 1894 und zog 1898 nach Berlin, um sich weiterzubilden und Geselle zu werden. Während seines Aufenthalts in Berlin erfand er eine Vielzahl von Uhrmacherei-Werkzeugen und Taschenuhr-Komponenten, die er nacheinander konsequent und so früh wie möglich in der Deutschen Uhrmacherzeitung in 1899 veröffentlichte. Unter seiner Erfindungen waren auch ein Schrauben-Halter und ein neues System um Bügel und Pendant am Gehäuse anzubringen. Triebold hielt über 30 Patente im Bereich der Uhrmacherei.
Sein Talent wurde schnell erkannt und der Deutsche Uhrmacherbund empfahl seine Arbeit dem Königlich-Preußischen Ministerium für Handel und Gewerbe. Das Ministerium gewährt daraufhin Triebold ein Stipendium an der Deutschen Uhrmacherschule Glashütte, die er von Mai 1904 bis Juni 1905 besuchte. Während dieser Zeit bewies er seine herausragenden Fähigkeiten als Uhrmacher durch den Bau von vier Objekten: Die (Schul)Nr. 1593 - ein Chronometer-Hemmung-Modell, die Nr. 1610 - eine Taschenuhr mit Ankerhemmung, die Nr. 1656 - ein Taschenuhr-Chronometer und die oben beschrieben Nr. 1657 - eine Taschenuhr mit Tourbillon.
Ein Artikel in der Deutschen Uhrmacherzeitung vom 15.5.1905 informiert darüber, dass Triebold in diesem Jahr der alleinige Empfänger des von Schule verliehenen Preises für exzellente Kenntnis in Theorie und Praxis wurde. Für sein beeindruckendes Talent wurde er auch mit dem Ehrendiplom der Grossmann-Stiftung ausgezeichnet. Im selben Jahr präsentierte er seine drei Uhren auf der historischen Uhrenausstellung in Nürnberg, wo er dafür mit der Silbermedaille ausgezeichnet wurde.
1911 eröffnete Triebold ein Geschäft mit einem Verkaufsladen in Hannover, wo er Uhren aus Glashütte und Genf verkaufte. Auch wurde er Händler für Uhren von Gruen-Alpina.
Triebold war auch Mitglied der Saxonia. sein Verbindungsname war "Matador". Diese wurde1895 von den Schüler der Deutschen Uhrmacherschule Glashütte die Vereinigung zur geselligen Gestaltung der Feierabende mit Fachsimpeleien, zur Förderung des Gemeinschaftssinnes und zur Herstellung von Kontakten für das weitere Berufsleben gegründet. 1904 wurde der "Altherrenbund der Saxonen (A.H.)" gegründet. Nach dem Ende ihrer Ausbildung wurden die Schüler automatisch dem Altherrenbund zugeordnet. Absolvierte ein ehemaliger Schüler erneut eine Ausbildung an der Deutschen Uhrmacherschule, zum Beispiel eine Meisterlehre, so wurde er in dieser Zeit wieder der Schülervereinigung zugerechnet. Triebold war auch leidenschaftlicher Uhrensammler, einer der größten seiner Zeit. Er hatte auch gute Kontakte zu Carl Marfels, dem bekanntesten Uhrensammler Anfang des 20 Jh. Leider wurde Triebolds Sammlung im 2. Weltkrieg nahezu vollständig zerstört.
1943
In der Nacht auf den 9. Oktober 1943 erlebt Hannover die schwerste Bombennacht im Zweiten Weltkrieg. 261.000 Bomben fallen auf die Stadt herunter, 1.245 Menschen sterben. Zurück bleibt ein Trümmerfeld. Vom Zentrum, wie es über Jahrhunderte gewachsen ist, bleibt fast nichts übrig. Die Aegidienkirche brennt aus, die Häuser an der Georgstraße fallen zusammen. Nur die Kröpcke-Uhr bleibt stehen.
Jürgen Abeler schreibt in Klassik Uhren 4/2006:
Ein großer Teil seiner Renaissance-Uhren war in einem schweren Eisentresor untergebracht. Bei einem Großangriff auf Hannover brannte auch das Triebold-Haus vollständig nieder. Als man später den Tresor öffnete, waren die gesamten Holzeinlagen und Etagen verkohlt und eine Teersubstanz hatte sich auf allen Uhrenteilen aus Messing und Stahl niedergeschlagen. Mit normalen Mitteln war dieser eingebrannte Belag gar nicht mehr zu entfernen. Wir machten deshalb in unserer Werkstatt Versuche mit seltenen Säuren, Ameisensäure und Bromsäure. und fanden schließlich einen Weg, die Uhren wieder in Ordnung zu bringen..
Nach dem Krieg war die Firma Triebold in Hannover tätig, Wilhelm war ein Uhrensammler doch die Sammlung wurde nach dessen Tod geteilt und ist heute in alle Winde zerstreut.
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Weiterführende Informationen
- Bildgalerie Uhrenmodelle Triebold, Wilhelm
- Bildgalerie Uhrwerke Triebold, Wilhelm
- Bildgalerie Archiv Triebold, Wilhelm