Paderborner Rathausuhr: Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 3. Mai 2010, 16:50 Uhr
Paderborner Rathausuhr
Sie bildet eine besondere Sehenswürdigkeit Paderborns und befindet sich in dem neu restaurierten Saale des uralten Rathauses. (1902) In neuerer Zeit wurde die Rathausuhr hergestellt von dem Turmuhrenfabrikanten J. J. Fuchs in Bernburg. Dieses Kunstwerk, eine astronomische Pendeluhr mit freischwingendem Pendel, ist in einem mit reicher Ornamentik versehenen 4,38 Meter hohem Gehäuse untergebracht.
Am Kopfstücke des Kastens ist das Hauptzifferblatt von 94 cm Durchmesser angebracht. Dasselbe zeigt neben der mittleren Zeit auch die Zeitgleichung oder den Unterschied zwischen der mittleren und wahren Sonnenzeit, d.h. es trägt einen zweiten Zeiger, der dem ersten bald vor und bald nach ist, genau wie eine angenommene, gleichförmig sich bewegende Sonne im Laufe des Jahres der wahren Sonne bald vorangeht, bald nachfolgt. Das darunter befindliche, etwas kleinere Zifferblatt zeigt zur Vergleichung der anderen nochmals die genaue mittlere Zeit nach dem Meridian von Paderborn. Unter diesem befindet sich die Sternzeituhr, auf deren Zifferblatt die Zahlen bis auf 24 verzeichnet sind.
Diese Uhr hat einen gegen jene nach mittlerer Zeit ganz abweichenden und eigentümlichen Gang. Im Frühlingsäquinoktialpunkt, etwa am 20. März, stimmen nämlich die wahre Sonnenzeit und die Sternzeit genau überein, und aus jedem Jahrbuch kann man ersehen, wann die mittlere und Sternzeituhr gleich viel zeigen müssen. Von dieser Zeit an eilt die Sternzeituhr täglich um 3 Minuten 56 Sekunden voraus, eine Abweichung, welche täglich größer wird, bis nach einem Jahr die Sternzeituhr 366 Tage (gegen die Uhr nach mittlerer Zeit von 365 Tagen) vollbracht hat. Nahe am nächsten Frühlingsäquinoktium treffen beide Uhren wieder genau zusammen. Unter der Sternzeituhr in einem vertieften Becken befindet sich die bildliche Darstellung der Bewegung des Mondes. Eine Kugel, deren Rotation der genauen Umlaufszeit des Mondes von 29 Tagen, 12 Stunden und 45 Minuten entspricht, lässt dessen Phasen im Ab- und Zunehmen genau erkennen.
Weiter unten befindet sich das Kalendarium, ein Uhrwerk, welches seinen Zyklus in vier Jahren, d.h. von einem Schaltjahr zum andern, vollendet. In dieser Zeit von 48 Monaten, unter welchen der Februar dreimal mit 28 und einmal mit 29 Tagen erscheint, entspricht der Datumzeiger der Jahruhr genau jenen 48 Monaten von je 28 und 29, resp. 30 und 31 Tagen, von einem Schaltjahr bis zum anderen. Ist der betreffende Datumzeiger z.B. auf dem 28. Februar angekommen, so überspringt er hier drei Tage und steht am nächsten Tag auf dem 1. März usw. In derselben bogenförmigen Vertiefung, in welcher die letztgenannten 3 Zifferblätter mit der Mondeskugel sich befinden, sind in sehr schöner harmonischer Ordnung 20 kleinere Zifferblätter angebracht, welche als geographische Uhren fungieren, nachdem jedes derselben nach einer anderen hauptstädtischen Uhr der Welt gerichtet ist.
Diese Uhr wurde 1945 zerstört, als Bomben das Rathaus in Trümmer legten. Insbesondere am 17. Januar und 27. März kam es zu schweren Bombenangriffen durch alliierte Truppen, durch die über 85 % der Stadt zerstört wurden.
Literatur
- Lexikon der Uhrmacherkunst, Carl Schulte: Emil Hübners Verlag Bautzen 1902