Représentants: Unterschied zwischen den Versionen

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Die Aufstände in Genf 1782 waren das Resultat jahrzehntelanger Dispute zwischen den einzelnen Rangklassen über das immer aristokratischer gewordene Staatssystem Genfs. Die Regierung Genfs war beherrscht vom Kleinen Rat und dem Rat der Zweihundert. Bereits 1734 hatte es schon Unruhen zwischen den so genannten Représentants, d. h. Bürgern, welche Beschwerden gegen die Regierung erhoben, den Négatifs, den Anhängern der letzteren, welche jenen Vorstellungen kein Gehör geben wollten, und den Natifs, die zwischen den ersteren beiden Gruppierungen standen. Damals war erst nach einem dreijährigem Bürgerzwist durch die Vermittlung Frankreichs, Berns und Zürichs 1738 ein Vergleich zustande gekommen, welcher der Bürgergemeinde das Recht, über Krieg und Frieden, Gesetze und Steuern zu bestimmen, zurückgab. Dessen Weisheit wurde sehr gepriesen von Jean-Jacques Rousseau (1712-1787), einem französischen Literat und Philosoph, der eine wichtige Rolle in den Zusammenhängen der Genfer Aufstände gespielt hat.
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Die Aufstände in [[Genf]] [[1782/de|1782]] waren das Resultat jahrzehntelanger Dispute zwischen den einzelnen Rangklassen über das immer aristokratischer gewordene Staatssystem Genfs. Die Regierung Genfs war beherrscht vom Kleinen Rat und dem Rat der Zweihundert. Bereits 1734 hatte es schon Unruhen zwischen den so genannten Représentants, d. h. Bürgern, welche Beschwerden gegen die Regierung erhoben, den Négatifs, den Anhängern der letzteren, welche jenen Vorstellungen kein Gehör geben wollten, und den Natifs, die zwischen den ersteren beiden Gruppierungen standen. Damals war erst nach einem dreijährigem Bürgerzwist durch die Vermittlung Frankreichs, Berns und Zürichs 1738 ein Vergleich zustande gekommen, welcher der Bürgergemeinde das Recht, über Krieg und Frieden, Gesetze und Steuern zu bestimmen, zurückgab. Dessen Weisheit wurde sehr gepriesen von Jean-Jacques Rousseau (1712-1787), einem französischen Literat und Philosoph, der eine wichtige Rolle in den Zusammenhängen der Genfer Aufstände gespielt hat.
 
Aber die Verurteilung zweier Werke Rousseaus, "Émile" und "Contrat social", entfachte erneut das Feuer zwischen den Représentants und den Négatifs im Jahre 1763. Infolgedessen erlangte der Conseil général 1768 das Recht, die Hälfte der Mitglieder des Rates der Zweihundert zu wählen. Nun traten auch die Natifs mit dem Verlangen nach Besserstellung auf. Als der Rat sich weigerte, Zugeständnisse, die sie mit Hilfe der Représentants von der Bürgergemeinde erlangt hatten, zu bestätigen, vereinten sich die beiden Parteien zum Sturz der Regierung und übergaben die Staatsleitung einem "Sicherheitsausschuß" (9. April 1782). Aber auf Einladung der gestürzten Machthaber rückten 6000 Franzosen, 3000 Berner und 2500 Sardinier in die Stadt ein. Im Juli 1782 war der alte Zustand wiederhergestellt. Die Führer der Volkspartei, Clavière, Duroveray, Dumont, Reybaz u. a., flohen, um später als Mitarbeiter Mirabeaus eine bedeutende Rolle in der französischen Revolution zu spielen.
 
Aber die Verurteilung zweier Werke Rousseaus, "Émile" und "Contrat social", entfachte erneut das Feuer zwischen den Représentants und den Négatifs im Jahre 1763. Infolgedessen erlangte der Conseil général 1768 das Recht, die Hälfte der Mitglieder des Rates der Zweihundert zu wählen. Nun traten auch die Natifs mit dem Verlangen nach Besserstellung auf. Als der Rat sich weigerte, Zugeständnisse, die sie mit Hilfe der Représentants von der Bürgergemeinde erlangt hatten, zu bestätigen, vereinten sich die beiden Parteien zum Sturz der Regierung und übergaben die Staatsleitung einem "Sicherheitsausschuß" (9. April 1782). Aber auf Einladung der gestürzten Machthaber rückten 6000 Franzosen, 3000 Berner und 2500 Sardinier in die Stadt ein. Im Juli 1782 war der alte Zustand wiederhergestellt. Die Führer der Volkspartei, Clavière, Duroveray, Dumont, Reybaz u. a., flohen, um später als Mitarbeiter Mirabeaus eine bedeutende Rolle in der französischen Revolution zu spielen.
  

Aktuelle Version vom 11. April 2014, 00:24 Uhr

Die Aufstände in Genf 1782 waren das Resultat jahrzehntelanger Dispute zwischen den einzelnen Rangklassen über das immer aristokratischer gewordene Staatssystem Genfs. Die Regierung Genfs war beherrscht vom Kleinen Rat und dem Rat der Zweihundert. Bereits 1734 hatte es schon Unruhen zwischen den so genannten Représentants, d. h. Bürgern, welche Beschwerden gegen die Regierung erhoben, den Négatifs, den Anhängern der letzteren, welche jenen Vorstellungen kein Gehör geben wollten, und den Natifs, die zwischen den ersteren beiden Gruppierungen standen. Damals war erst nach einem dreijährigem Bürgerzwist durch die Vermittlung Frankreichs, Berns und Zürichs 1738 ein Vergleich zustande gekommen, welcher der Bürgergemeinde das Recht, über Krieg und Frieden, Gesetze und Steuern zu bestimmen, zurückgab. Dessen Weisheit wurde sehr gepriesen von Jean-Jacques Rousseau (1712-1787), einem französischen Literat und Philosoph, der eine wichtige Rolle in den Zusammenhängen der Genfer Aufstände gespielt hat. Aber die Verurteilung zweier Werke Rousseaus, "Émile" und "Contrat social", entfachte erneut das Feuer zwischen den Représentants und den Négatifs im Jahre 1763. Infolgedessen erlangte der Conseil général 1768 das Recht, die Hälfte der Mitglieder des Rates der Zweihundert zu wählen. Nun traten auch die Natifs mit dem Verlangen nach Besserstellung auf. Als der Rat sich weigerte, Zugeständnisse, die sie mit Hilfe der Représentants von der Bürgergemeinde erlangt hatten, zu bestätigen, vereinten sich die beiden Parteien zum Sturz der Regierung und übergaben die Staatsleitung einem "Sicherheitsausschuß" (9. April 1782). Aber auf Einladung der gestürzten Machthaber rückten 6000 Franzosen, 3000 Berner und 2500 Sardinier in die Stadt ein. Im Juli 1782 war der alte Zustand wiederhergestellt. Die Führer der Volkspartei, Clavière, Duroveray, Dumont, Reybaz u. a., flohen, um später als Mitarbeiter Mirabeaus eine bedeutende Rolle in der französischen Revolution zu spielen.

Quellen

  • Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon www.bautz.de/bbkl
  • Meyer`s Konversationslexikon
  • www.geist-oder-materie.de/Philosophie