Bürgi, Jost (1558-1632)
Bürgi, Jost
Schweizer / Deutscher Uhrmacher und Instrumentenbauer
Jost Bürgi wurde am 28. Februar 1558 in Lichtensteig im Toggenburg Kt. St. Gallen (Schweiz) geboren. Seine mathematischen Kenntnisse erwarb er vermutlich in Strassburg u.a. bei dem Schweizer Mathematiker Konrad Dasypodius. Bürgi arbeitete von 1579 bis 1604 als Hofastronom bei dem Landgrafen von Hessen in Kassel. Zu den von ihm entworfenen Geräten zählten Uhren, Modelle des Kosmos (als Vorgänger des Planetariums) und einige seine berühmten Globen. Von 1604 bis 1630 stand er im Dienste Kaiser Rudolf II. in Prag. Während seines Aufenthaltes in Prag entwickelte sich eine Freundschaft zu Johannes Kepler. 1631 kehrte Bürgi nach Kassel zurück.
Carl Schulte schreibt im Lexikon der Uhrmacherkunst folgendes:
(auch Burgi, Jost und Byrgi) Geboren 1552! zu Lichtensteig, Kt. St. Gallen (Schweiz), genoss keinerlei gelehrte Bildung in der Jugend, schwang sich aber durch andauernden Fleiß und durch besonderes Geschick für Mechanik und Mathematik zum Künstler und Gelehrten empor. Wir wissen von seinem Lebensgange nichts, bis zum Zeitpunkte, da er als Mechaniker an den Hof des Landgrafen Wilhelm von Hessen berufen wurde. Dieser schätzte ihn bald sehr hoch; er nannte ihn sogar "imagine quasi alter Archimedes".
Nach dem Tode seines Herrn wurde Bürgi von Rudolf II. als Kammeruhrenmacher nach Prag berufen, in welcher Stellung er bis kurz vor seinem im Jahre 1632 am 31. Januar zu Kassel erfolgten Tode verblieb. Er erfand mancherlei mathematische Instrumente, berechnete auch nach Keplers Zeugnis viele Jahre vor Neper die Logarithmen, welche er als "Progresstabul" veröffentlichte, allerdings erst 1620, also sechs Jahre nach Nepers Tafeln.
Von seinen Uhren sind in einzelnen Sammlungen noch verschiedene Prachtexemplare vorhanden. Eine prachtvolle Tischuhr, in Gestalt einer Himmelskugel, befindet sich im herzoglichen Museum zu Gotha. Das Uhrwerk und die Schlagglocke befinden sich im Innern der Kugel. Durch das Uhrwerk wird die Kugel in 24 Stunden einmal um ihre eigene Achse herumbewegt und hierdurch die Sternenzeit mittels einer Vorrichtung gezeigt. Am Nordpol der Kugel ist ein kleines silbernes Zifferblatt mit zweimal 12 Stunden angebracht, auf welchem zwei Stahlzeiger Stunden und Minuten der mittleren Zeit angeben. Außerdem zeigt die Uhr noch die Ungleichheit in der jährlichen Bewegung der Erde um die Sonne, also die wahre Zeit. Mithin werden drei astronomische Zeiten durch dieses Meisterwerk der Mechanik vereint angedeutet. (1902)
Am 31. Januar 1632 verstarb Bürgi in Kassel.
Literatur
- Jost Bürgi, Autor: Ludwig Oechslin; ISBN 3906500306
- Watchmakers & Clockmakers of the World; Autor: Baillie, G. H.; ISBN 140679113X
- Die Coss von Jost Bürgi in der Redaktion von Johannes Kepler: Ein Beitrag zur frühen Algebra. Nova Kepleriana, Neue Folge - Heft 5; Autoren: List, Martha & Bialas, Volker; ISBN 3769625447
- Paul Klee - Das "Skizzenbuch Bürgi", 1924/25: Faksimile und Kommentar; Autor: Wolfgang Kersten; ISBN 3909252087
- Historisches Lexikon der Schweiz; ISBN 3796519040
- Lexikon der Uhrmacherkunst, Carl Schulte: Emil Hübners Verlag Bautzen 1902
Werke
- Aritmetische und Geometrische Progress Tabulen, sambt gründlichem unterricht, wie solche nützlich in allerley Rechnungen zugebrauchen und verstanden werden sol, Prag 1620.