Die Kinder fliegen raus, alles hat irgendwann ein Ende
(siehe auch: Biber, Paul
Wie es weiterging
In Glashütte waren die Kriegsschäden so gut es ging beseitig. Fast bei Null beginnend wurde innerhalb weniger Jahre die Glashütter Uhrenfertigung und Produktion feingerätetechnischer Produkte wieder auf die Beine gestellt. Selbst der Export gelang in beachtlicher Größenordnung. Und was gab es Neues in der Familie von Paul Biber?
Mechthild
Mechthild, die älteste Tochter wechselte auf die Oberschule, erst nach Bischofswerda und dann nach Altenberg, absolvierte eine Ausbildung zur Grundschullehrerin am IfL in Dresden, musste als Neuleh-rerin nach Mecklenburg gehen und verliebte sich dort in den jungen Schulleiter Egon Köster. Der Ver-lobung folgte 1956 (siehe Abbildung 130) die Hochzeit. Auch die Nachricht von der Geburt der ersten Enkelin Ute erreichte Paul Biber noch. Er antwortete sehr persönlich mit Briefmarken: Blumen zur Geburt, aus zwei Liebenden (Elefanten) wird eine Dreier-Familie.
Rolf
Rolf begann 1951 nach der 8. Klasse eine Feinmechanikerlehre im „Lehrkombinat Makarenko“ in Glashütte (siehe Abbildung 133) und schloss diese am 28. Februar 1954 erfolgreich ab. Anschließend arbeitete er in der GUB (VEB Glashütter Uhrenbetriebe) und qualifizierte sich zum Maschineneinsteller. Rolf Biber fertigte bei der Schulung einen Zigarrenabschneider an, wie er zuvor auch als Weihnachtsarbeiten bei der DUS angefertigt wurde.
Gudrun
Gudrun kümmerte sich um Nachzügler Jörg. Sie hatte 1955 ihre Konfirmation und schloss im gleichen Jahr ihre 8. Klasse ab. Über einen Umweg begann sie 1956 ihre Ausbildung zur Einzelhandelskauffrau für Textil im Geschäft ihrer Tante Lucie in Königsberg.
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Verlobung von Mechthild und Egon in Glashütte. Elsbeth, Mechthild, Egon Köster, Gudrun, Jörg, Rolf und Paul Biber.
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Mechthild und Egon Köster mit Tochter Ute.
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Rolf Biber beim Feilen während seiner Ausbildung zum Feinmechaniker 1951.
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Konfirmation von Gudrun Biber 1955, Jörg Biber steht auf dem Roller.
Jörg
Jörg, der jüngste Spross der Familie, hielt Mutti Biber auf Trapp. So mit fünf/sechs Jahren besuchte er fast täglich die Schule und holte seinen Vati zum Mittagessen ab. Im großen Vorraum zu Vatis Büro standen vielen Messgeräte, welche er ab und zu betätigen durfte. Und auf Vatis Schreibtisch hatten es Jörg der „farbige Briefbeschwerer aus Glas“, der „Zirkelkasten“ die „PB-Petschaft“, der Würfel im Würfel und die Schreibtisch-Garnitur mit dem Brieföffner angetan. Nach verschiedenen Ausbildungen arbeitete er als Dr. Jörg Biber an der Technischen Universität Dresden.
Im Herbst 1956 kamen einmal wieder alle vier Geschwister zusammen und erhielten von Mutti und Vati den Auftrag, zur Fotografin Fischer zu gehen. Paul Biber unternahm viel mit seinem Jüngsten. Auch zum 1. Mai 1957 war Jörg an seiner Hand. Auf dem Rummel wurde Jörg sogar eine Fahrt mit dem Kinder-Auto „Pionier“ spendiert. Das Lehrerkollegium hatte sich zahlenmäßig vergrößert , um die umfassenden Aufgaben an der jetzigen Ingenieurschule für Feinwerktechnik Glashütte in allen Belangen zu erfüllen. Bei einem Ausflug mit seinen Schülern in der Sächsischen Schweiz wurde Paul Biber auf der Bastei fotografiert. Im August 1957 gingen Paul Biber mit seiner Frau und Sohn Jörg auf Reise durch die Republik. So besuchten sie u.a. noch vorhandene Objekte des ehemaligen Seeflugzeug-Versuchs-Kommando Warnemünde, die Mutti von Schwiegersohn Egon und mehrere ehemalige Schüler von Paul Biber.
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Die vier Biber-Kinder Rolf, Gudrun, Mechthild und Jörg 1951.
Herzschlag
Am 1. September 1957 waren Elsbeth und Paul Biber mit Sohn Jörg im Garten. Im Wald mussten Windbruchschäden, welche ein Sturm verursacht hatte, beseitigt werden. Paul Biber hatte körperlich anstrengend mächtig zu arbeiten. Abends ging Frau Biber mit Söhnchen Jörg schon langsam nach Hause. Paul Biber kam nach. Auf dem Heimweg vom Garten erlitt er einen Herzschlag und stirbt. Viele Kollegen, Schüler, Glashütter, Bekannte und Verwandte nahmen am Grab auf dem Glashütter Friedhof Abschied von Paul Biber. Sein langjähriger Kollege und Freund Kurt Müller fand am Grab bewegende Worte. Alfred Helwig, sein hochgeschätzter Kollege, hat einen beeindruckenden Nachruf geschrieben. Auch sein Freund Richard Knauthe [1] erwies seinem ehemaligen Fachlehrer, Werkstattleiter und hoch geachteten Fachkollegen die letzte Ehre beim Beerdigung. Die folgende Schuleinführung von Jörg, dem jüngsten Sohn, musste nun leider ohne seinen Vati stattfinden. Aber ein Foto von Jörg und „Vatis Schule“, darauf wurde nicht verzichtet. So wie „Altmeister Helwig“ über Jahrzehnte die Uhrmacherausbildung prägte steht der Name Paul Biber für den Auf- und Ausbau der Abteilung Feinmechanik zur zweiten tragenden Säule innerhalb der Deutschen Uhrmacherschule unter der weitsichtigen und fachlich kompetenten Führung durch Dr. Giebel. „Rastloses Schaffen war sein Leben“ stand zu Recht auf seinem Grabstein. Seine Schüler zu human ausgerichteten, allseits gebildeten und handelnden Menschen zu entwickeln, die ihren Beruf in Einheit von Theorie und Praxis beherrschen – das war sein Ziel. Ehemalige Schüler der Deutschen Uhrmacherschule Glashütte veranlassten nach der Wiedervereinigung in großer Dankbarkeit für die von Paul Biber erhaltene grundständige Ausbildung, die sie ein Leben lang begleitete, eine Tafel mit den Daten von Paul Biber auf der „Ruhestätte verdienter Männer der Deutschen Uhrmacherschule“ aufgestellt wurde.
© Dr. Jörg Biber