Einheitschronometer

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Einheitschronometer

Marinechronometer


Bis 1941 hatten die Marinechronometerhersteller Entscheidungsfreiheit bei der Wahl des Rohwerklieferanten. In einem Schreiben des Präsidenten der Deutschen Seewarte vom 7. Februar 1941 heißt es: Es ist eine weitgehende Normung im Chronometerbau durchzuführen, die eine wesentliche Vereinfachung im Rohwerk- und Vollendungsbau ... zur Folge haben würde. Nur in dieser zu fordernden Verbilligung liegt die Möglichkeit, das deutsche Chronometer auf dem internationalen Markt erstmalig konkurrenzfähig zu machen. Ab Januar 1942 trat der Befehl des Oberkommandos der Wehrmacht und des Reichsluftfahrtministeriums zur weitgehenden Normung der Chronometerrohwerke in Kraft. Die ersten Einheitschronometer wurden von Wempe, beginnend mit der Nummer 2.800, ab 1942 ausgeliefert. Das erste Einheitschronometer von A. Lange & Söhne mit der Nummer 5.001 wurde am 31. März 1943 fertig gestellt. A. Lange & Söhne bezog seither wahrscheinlich alle Gestelle für Chronometer von der Firma Wempe (1938 wurden die Hamburger Chronometerwerke von Herbert Wempe übernommen). Die Räder und Triebe wurden weiterhin in Glashütte gefertigt. Die Glashütter Nummerierung endete im Dezember 1948 mit einer Nummer über 6.000.


Merkmale Glashütter Einheitschronometer:

- die Schneckenräder waren vergoldet

- das Gehäuse und die Kardanaufhängung wurden aus Bakelit gefertigt

- Bodengewicht gegen Untergewicht des Gehäuses zur Stabilisierung der Lage ab Nummer 5.100

- einheitliche Kastenverschlüsse und Griffe

- vergoldete Laufwerksräder ab der Nummer 5.091

- Verringerung der Unruhhöhe auf 3,8 mm zur Senkung des Antriebsmomentes ab Nummer 5.111

- Änderung der Gegenfeder entgegen der Hamburger Konstruktion ab Nummer 5.201

- Reduzierung der Werkpfeiler von 4 auf 3

- Federhausdeckel unten

- die Schneckenhöhe wurde auf 12,2 mm (Kaliber 100 auf 11,4 mm) erhöht

- die Zeigerwerkhöhe wurde auf 7 mm (Kaliber 100 auf 8 mm) reduziert

- der Werkring wurde auf einen Durchmesser von 104 mm (Kaliber 100 auf 102 mm) vergrößert

- veränderte Gangfederstellung (beim Kaliber 100 wurde eine Fußfeder verwendet)


Nicht alle Einheitschronometer wurden in Glashütte mit Bakelitgehäusen bzw. Kardanringen ausgerüstet, es wurden auch vorhandene Gehäusetöpfe und Schweberinge aus Messing verwendet.

1946/47 mussten alle technischen Zeichnungen der Firma A. Lange & Söhne von dem Marinechronometer den Moskauer Spezialisten und der Übersetzerin vorgelegt werden. Die Herstellungsanleitungen wurden überarbeitet und in kyrillische Schrift übersetzt.

Die daraufhin entstandenen Moskauer Chronometer mit 3 Pfeilern wurden im Schliffbild der Oberflächen, Klobenformen, Stahlschrauben, Gehäusetopf, Kardanaufhängung, Tragegriffe, Scharnier und Glasreif verändert. Außerdem wurde die Ruhefeder anders befestigt. Die Holzgehäuse wurden aus einheimischen Hölzern gefertigt. Wegen der hohen Temperaturfehler waren diese Chronometer bei den Prüfungen des Deutschen Hydrologischen Instituts nicht sehr beliebt.

Eine Sammlerrarität stellt das zwischen 1962 und 1967 produzierte Doppelchronometer vom VEB Glashütter Uhrenbetriebe dar. Dabei handelt es sich um zwei Marine-Einheitschronometer ohne kardanische Aufhängung. Eines der Instrumente zeigte Greenwich Zeit, das andere wurde auf Zonenzeit eingestellt und steuerte über eine elektrische Kontakteinrichtung die Kabinenuhren.