Digitalanzeigende Fünf-Minuten-Uhr der Semperoper
Digitalanzeigende Fünf-Minuten-Uhr der Semperoper
Die berühmte, digital anzeigende Uhr (Stunden = römische Ziffern, Minuten = arabische Ziffern, Fünf-Minuten-Einteilung) der Semper-Oper in Dresden.
Friedrich Gutkaes erhielt 1838 als angesehener Dresdner Uhrmacher den Auftrag zur Konstruktion einer Uhr, welche man aus allen Rängen gut ablesen kann. Diese Uhr aus der Kunstuhrenfabrik Gutkaes zählt heute zu den historisch bedeutsamsten überhaupt.
Die Uhr der Semperoper von Gutkaes
Da der Platz auf 2 m Höhe und 4 m Breite begrenzt war, entschied sich Gutkaes gegen ein rundes Zifferblatt und für diese neuartige Zeitanzeige. 1841 entstand in Dresden, Wilsdruffer Gasse 234, die außergewöhnliche Fünf-Minuten Digitaluhr für die Semperoper.
Die Uhr wurde von einem Turmuhrwerk angetrieben. Im rechten Feld erfolgt der Zahlenwechsel von oben nach unten, im linken Feld bewegen sich die Stundenzahlen von unten nach oben. Ein Sekundenpendel mit einer 15 kg schweren Pendellinse diente als Gangregler. Der Antrieb erfolgte über ein 100 kg schweres Gewicht. Diese Uhr fiel auch der schweren Brandkatastrophe von 1869 des Opernhauses zum Opfer. Mehr über diese Uhr Die Zeit im Fünf-Minuten-Takt.
Die Uhr der Semperoper von Teubner
Der Architekt Manfred Semper, Sohn des Erbauers der Semperoper - Gottfried Semper, wurde mit dem Wiederaufbau der Semperoper betraut und erteilte dem ehemaligen Mitarbeiter Gutkaes, Ludwig Teubner, den Auftrag, eine neue Digitaluhr nach der Konstruktion von Gutkaes zu erstellen.
Diese Uhr konnte 1879 in der Semperoper installiert werden. Bei diesem Nachbau von Teubner wurde die Schaltmechanik der Guetkaes-Uhr beibehalten, den Durchmesser der Zahlenräder vergrößerte Teubner aber auf 1,6 m um eine bessere Ablesbarkeit zu erreichen.
Die Fachzeitschrift Allgemeiner Anzeiger für Uhrmacher beschrieb diese Uhr in der Ausgabe Nr: 15 vom 1. August 1897 so:
Um ein sehr interessantes Stück ist die Kollektivausstellung des Vereins der selbstständigen Uhrmacher Leipzigs bereichert worden. Es ist dies eine acht Tage gehende Uhr, welche der königl. Hofuhrmacher Herr Ludwig Teubner in Dresden aus Rohmaterial hergestellt hat und wir unsern Lesern in der beigefügten Fig. 37 vorführen.
Wie aus der Abbildung ersichtlich, befindet sich inmitten derselben, auf einem Sockel befestigt, das Gehwerk, von welchem aus die beiden seitlich angebrachten Metalltrommeln, auf deren Umfang Zahlen befestigt sind, in Bewegung resp. Umdrehung versetzt werden. Die Trommel rechts ist mit Minutenzahlen 5, 10, 15 u. s. f. bis 60 versehen und rückt dementsprechend in Zwischenpausen von je fünf Minuten um eine solche Zahl vor, die dann in dem auf einem Fusse stehenden verzierten Rahmen zum Vorschein kommt.
Die Trommel links mit den Zahlen 1 - 12 rückt aller Stunden um eine Zahl vorwärts, die dann ebenfalls in der Oeffnung des betreffenden Rahmens sichtbar wird.
Die Verbindung dieser beiden Trommeln mit dem Gehwerke ist theils durch Räderübertragung, theils durch Hebel bewerkstelligt worden, und zwar trifft die erstgenannte Uebertragungsart bei der Stundentrommel zu, die sich immerwährend wie das Stundenrad bewegt, während durch die letztgenannte Art die Minutentrommel nur aller fünf Minuten um eine Zahl weiter springt.
Oberhalb des Gehwerkes befindet sich ein gewöhnliches Zifferblatt zur Zeitangabe, und mit dem Zeigerwerk verbunden ist das grössere Zahnrad, das hinter dem Zifferblatte sichtbar ist und mittelst welchem auch die Einstellung der Zeiger vorgenommen werden kann. Die Hemmung der Uhr ist ein Scheerengang; die Scheere selbst ist direkt an der Pendelstange befestig.
Die Uhr, welche in Wirklichkeit zirka l½, mal grösser ist als die beigegebene Abbildung ist, ist in allen ihren Theilen sehr sauber gearbeitet und die Trommeln und verzierten Ständer solid vergoldet, so dass das gesammte Werk, das sich unter einem Glaskasten befindet, einen höchst sympathischen Eindruck macht.
Bis zu seinem Lebensende im Jahre 1907 wartete Ludwig Teubner diese Uhr persönlich. Sein Schwiegersohn, Obermeister Ernst Schmidt, übernahm von da an die Wartung der Kunstuhr. Als im Jahre 1912 die Uhr des Opernhauses wegen des Bühnenumbaus abmontiert werden mußte, wurde gleichzeitig die Umsetzung des Antriebswerkes und die Erneuerung des Auslösehebel für das Zahlenwerk vorgenommen. Zusätzlich wurde der Gewichtszug des Uhrwerkes verbessert. Nach dem Tod von Ernst Schmidt übernahm dessen Sohn, Felix Schmidt, 1926 die Wartung der Uhr. Die vielen noch in Betrieb gehaltenen Einzeluhren der Semperoper ermöglichten keine einheitliche Zeitanzeige. Felix Schmidt unterbreitete daher den Vorschlag, eine Zentral-Uhrenanlage zu bauen. Der Auftrag dazu wurde ihm 1928 erteilt. Um auch die Fünf-Minuten-Uhr dieser Anlage unterzuordnen, mußte ein elektrisches Schaltaggregat angebaut werden. Die Fünf-Minuten-Uhr wurde nun minütlich gesteuert, führte aber den Zahlenwechsel wie gewohnt aller fünf Minuten korrekt aus.
Am 13. Februar 1945, Faschingsdienstag, war Dresden von mehreren 100.000 Flüchtlingen überfüllt. Kurz nach 22:00 Uhr zerstörten 244 angloamerikanische Lancaster-Bomber unter dem Kommando des britischen Air Marshals Arthur T. Harris die gesamte Dresdner Innenstadt innerhalb weniger Minuten fast vollständig. Die zweite Angriffswelle erfolgte um 01:23 Uhr mit 529 Bombern. Auf 15 Quadratkilometern entfachten die Brandbomben einen regelrechten Feuersturm, ganze Straßenzüge wurden ausgelöscht, selbst der Asphalt und die Elbe brannten.
Dieser Katastrophe entging auch die Semperoper und deren Fünf-Minuten-Uhr nicht.
Der Wiederaufbau der Semperoper und Rekonstruktion der Fünf-Minuten-Uhr
In den Nachkriegsjahren 1946 – 1955 erfolgten Sicherungsarbeiten und von 1968 – 1976 konzeptionelle Studien zum Wiederaufbau der Semperoper. Unter Chefarchitekt Wolfgang Hänsch begann der Wiederaufbau mit der Grundsteinlegung am 24. Juni 1977.
- 1984 war der Wiederaufbau weitestgehend abgeschlossen
- Für die Klangproben vor der Neueröffnung wurden die Einheiten der Bereitschaftspolizei (Unterführerschule Kurt Schlosser, Dresden, Neuländer Straße in den Sitzreihen der Semperoper platziert
- Anbau des Wirtschafttraktes, des sog. "Kulturwürfels" um diese Zeit
- Zur Messung der Akustik wurden Wehrersatzdienstleistende der Bereitschaftspolizei auf den Zuschauerrängen postiert.
- Die Digitalanzeigende Fünf-Minuten-Uhr der Semperoper wurde neu gebaut und elektrisch durch Motoren angetrieben. Verantwortlich für diese neue Uhr war Dipl. Ing. Klaus Ferner der Firma Turmuhrenbau Ferner in Niederau bei Meißen.
The famous digital clock (hours = Roman numerals; minutes = Arabic numerals; 5-minute time interval) in Dresdens' Semper Opera.
Being a highly respected clockmaker Friedrich Gutkaes was assigned in 1838 to create a clock which would be conveniently legible from all seats in the house. As space was limited to 2m in height and 4m in width, Gutkaes did not use a common clock-face with pointing hands but rather invented this new design. The clock was manufactured in his workshop in the Wilsdruffer Gasse, Dresden and when the opera house opened in April 1841, this clock was one of the eye-catchers for the audience.