Thalheim, Emil

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Thalheim, Emil

Emil Thalheim, Deutsche Uhrmacherzeitung No. 1 1927

Glashütter Werkzeugmacher

Emil Thalheim wurde am 5. November 1852 in Glashütte geboren. Emil fertigte Werkzeuge und Drehstühle für die Uhrenindustrie. Zu seinen Kunden zählte u.a. Ernst Kasiske. Emil Thalheim verstarb im Jahre 1926 in Glashütte in der Woche vor Weinachten.


In der Deutschen Uhrmacherzeitung No. 1 1927 Jahrgang 51 stand ein "In Memoriam".

In der Woche vor Weihnachten ist in Glashütte wieder einer der Alten heimgegangen, deren Beginn ihrer gewerblichen Laufbahn zurückreicht bis in die Entstehungsgeschichte der glashütter Uhrenindustrie, und deren Name untrennbar mit dem alten Glashütte verbunden ist. Diese Alten hatten sich nach dem Beginn der „neuen Zeit“ mit ihrem lauten Wesen und den Mißerfolgen auf dem Gebiete ernster Arbeit still und schweigend an ihre Werkbank zurückgezogen, und so sind sie den Neuen und Zugewanderten vielfach kaum den Namen nicht bekannt geworden, geschweige denn nach der Bedeutung ihrer Lebensarbeit.

Der Mechanikmeister Emil Bruno Tahlheim gehört auch zu ihnen. Sein Name und seine Persönlichkeit waren ausreichende Bürgschaft für höchstes Geschick, größte Erfahrung, Fleiß und absolute Zuverlässigkeit, alles Eigenschaften, denen Glashütte seine alte Größe und seinen alten Ruf verdankt. Wohl haben es die Väter in der Regel nicht vermocht, mit Hilfe dieser Eigenschaften große Reichtümer zu erwerben. Sie hatten aber ihr auskömmliches Dasein und die Genugtuung, auf Ihren Arbeitsgebieten hervorragendes leisten zu können zum Wohle und zur Förderung der gesamten Faches. Thalheim wurde am 5. November 1852 in Glashütte geboren, besuchte die dortige Schule und lernte dann bei dem ersten Glashütter Mechaniker Lehmann. Als Gehilfe war er tätig bei dem Uhrenfabrikanten Emil Schneider, bei Gottfried Weichhold und bei dem Zeigermacher Gläser.

Mit 21 Jahren machte er sich selbständig, wie es den Ideen F.A. Langes entsprach, der wünschte, durch fähige Leute möglichst zahlreiche Gewerbedynastien zu begründen, damit sie sich ausbreiten und sowohl dem engeren Heimatstädtchen wie auch dem weitere Erzgebirge Arbeit und Brot geben möchten. 1873 verheiratete sich Thalheim mit Bertha Fischer aus Bärenhecke. Der Ehe sind fünf Söhne und eine Tochter entsprossen. Vier Söhne sind ebenfalls Mechaniker und einer Gehäusemacher geworden. In der Zeit seiner Selbständigkeit bestand die Erzeugung Thalheims in der Hauptsache in Uhrmacherwerkzeugen, angefangen vom kleinen Handwerkzeug bis zum vollständig eingerichtechten Drehstuhl, bis zu Fräsmaschinen, Bohrmaschinen und Räderschneidmaschinen, welch letztere zu ihrer Zeit den Ruf großer Volkommenheit und Dauerhafttigkeit hatten. Werkzeuge, die aus einer Hand hervorgegangen sind, werden noch heute hochgeschätzt. Manch ehemaliger Glashütter wird den Kreuzsupport, den er sich zu seinem Drehstuhl von Thalheim anfertigen ließ, noch heute nicht missen oder gegen ein anderes Werkzeug eintauschen wollen, weil mit kaum einem anderen Werkzeug so vorzügliche Arbeit zu leisten war.

Im Jahre 1904 folgte Thalheim einem dringenden Rufe in die damals enstehende „Uhrenfabrik A.-G.“, woselbst er nach den Ideen von Kasiske neuartige, halbautomatische Maschinen schuf. Hervorragende Arbeit ist damals geleistet worden, der leider ein Erfolg nicht beschieden war, wohl nicht zuletzt deswegen, weil die Konstukteure zu wenig von dem in der Schweizer Fabrikation und selbst im deutschen Maschinenbau gemachten Fortschritten kannten oder sich zunutze zu machen verstanden. Das war aber kein Mangel Thalheims, der nichts anderes als ein hervorragender Mechaniker war und sein wollte. Nach dem Kriege hat Thalheim seine letzte Kraft der Firma Reichel & Berger in Glashütte in der Triebmacherei gewidmet. Auch bei Edmund Kohl ist er noch tätig gewesen.

Ganz besondere Bedeutung hat das Lebenswerk Thalheims erfahren durch die Ausbildung von wohl an hundert Lehrlingen. War früher schon die Tatsache, in Glashütte gelernt zu haben, ein sicherer Geleitbrief für die zukünftige Tätigkeit, so öffnete ein Lehrzeugnis von Thalheim jede Mechanikerwerkstatt. Die aus seiner Lehre hervorgegangenen Mechanikergehilfen waren überall begehrt, besonderes auch in der optisch-feinmechanischen Industrie in Dresden. So wird Thalheims Arbeit und Vorbild noch lange wirksam bleiben. Alle jene, die ihm seine Ausbildung verdanken, betonen mit unverkennbarem Stolz, daß sie bei Thalheim gelernt haben und sie werden seiner stets gern und mit Hochachtung gedenken, wenn auch die Lehrjahre bei ihm keine.......