Datei:Albert Karl Julius Felsing, Figurenuhr „Friedrich Schiller“, um 1866 (11).jpg

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Albert Karl Julius Felsing, Figurenuhr „Friedrich Schiller“, um 1866.

Quelle

Stiftung Stadtmuseum Berlin, Inv. Nr. II 64/560 j, Johann Conrad Felsing, Kleine Reiseuhr, um 1850 (Uhrwerk um 1900); Foto Oliver Ziebe, Berlin 2020.

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Auf dem queroblongen Alabaster-Sockel auf vier runden, vergoldeten Zinkguss-Füßen, in der Mitte gekehlt, mit vorkragendem Mittelteil und vergoldeten Zierleisten steht das Uhrgehäuse rechts, daneben die ganzfigurige Darstellung des Dichters Friedrich Schiller (1759-1805) mit zwei auf dem Boden liegenden Büchern. Die Rückseite des Podests ist gerade und ohne Zierrat gefertigt. Das asymmetrisch ausgebildete, vollplastische Uhrgehäuse – die linke untere Volute wurde zugunsten der danebenstehenden Figur gekürzt – orientiert sich an französischen Formen aus der Zeit um 1775, wie sie beispielweise der Pariser Bronzegießer Robert Osmond (1711-1789) für seine Uhrgehäuse benutzte. Das Blatt- und Blütenmotiv unter dem Zifferblatt wiederholt sich leicht verändert an der rechten Volute. Seitlich wird das Zifferblatt von zwei großen, plastisch hervortretenden Rosetten mit Blattverzierung gerahmt, die rechte mit einem Knauf. Den Übergang zur quadratischen, pagodenförmig abgestuften Verdachung bildet eine Palmette mit seitlichen Voluten. In der Kehle am Alabastersockel fehlt vorn in der Mitte ein Zierelement, die dafür gedachten vier Befestigungslöcher sind sichtbar. Die Verglasung der vorderen und die Abdeckung der rückwärtigen Lünette sind ebenfalls nicht mehr vorhanden. Die stark idealisiert wiedergegebene Figur Friedrich Schillers in langem Mantel und Stiefeln, den linken Arm vor der Brust mit einem Blatt Papier in der Hand, die Linke mit Schreibgerät nach unten zu den Büchern ausgestreckt, tritt dem Betrachter in Schrittstellung entgegen. Der Kopf mit den Gesichtszügen des jungen Mannes, orientiert an der Darstellung von Johann Heinrich von Dannecker (1758-1841) aus dem Jahr 1793, ist leicht nach links gewandt. Ruhig und bestimmt wirkt der Dichter hier, im Gegensatz zu der Darstellung an einer um 1830 entstandenen französischen Figurenuhr im Schloss Charlottenburg (SPSG, Inv. Nr. V 119), an der Schiller über dem Zifferblatt mit erhobenem linken Arm und wehendem Mantel nach oben zu stürmen scheint. Der Entwurf für die Uhr stammt von dem französischen Bildhauer Philippe Mourey (1840-1910), dessen Name sich gestempelt auf der Rückseite des Gehäuses – eingerahmt durch die Ziffern 4 und 66 – befindet. Dies könnte auf eine Modellnummer oder/und das Jahr 1866 verweisen. Eine kleine, 11,5 cm hohe Gipsbüste Friedrich Schillers entstand nach demselben Entwurf. Von Mourey existieren viele französische Figurenuhren in vergleichbarem Duktus, mitunter auch auf sehr ähnlichen Alabastersockeln, sowie prunkvolle vergoldete Gerätschaften, wie große Kandelaber mit Putten – alle aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Ob der Entwurf der Schiller-Uhr im Zusammenhang mit den zahlreichen Denkmälern zu sehen ist, die um den 100. Geburtstag des verehrten Dichterfürsten entstanden, ist noch zu klären. So kann die Darstellung an der Uhr verglichen werden mit denen der Schiller-Monumente von Johannes Dielmann (1859-62) in Frankfurt am Main oder den Konkurrenz-Entwürfen von Rudolf Leopold Siemering (1835-1905) und Reinhold Begas (1831-1911) zu dem Denkmal für den Berliner Gendarmenmarkt. Inwieweit der Franzose Mourey davon inspiriert war, ist bislang nicht bekannt. Auf dem Zifferblatt: CONRAD FELSING Hof Uhrmacher BERLIN Das runde Vollplatinenwerk kaufte Felsing von den Pariser Uhrwerke-Hersteller Japy Frères (Stempel auf der Rückplatine). Es besitzt ein Schlossscheibenschlagwerk mit Halbstundenschlag auf einer Glocke (an der Rückplatine befestigt), Pendelfeder, Clementhemmung, Feinregulierung auf XII Uhr im Lünettenrahmen, zwei Aufzugslöcher auf IIII und VIII Uhr. Das Zifferblatt besteht aus Alabaster mit ausgesägten, aufgelegten römischen Messingziffern und sehr feinen Zeigern mit Spitzen in Birnenform. Die Signatur auf dem Zifferblatt ist mit goldener Schrift ausgeführt. Auf der Rückplatine befinden sich außer dem runden Stempel „JAPY FRÈRES & CIE / G. MED. D’HONNEUR“ (darüber die Nummer 69) und einem ovalem Stempel: „(…) & CIE PARIS“, darunter die Nummer 319, mehrere eingekratzte Reparaturzeichen. Auf der Rückseite des vergoldeten Gehäusesockels ist der Stempel „4 PH. MOUREY 66“ zu erkennen. Ein Aufziehschlüssel mit gerändeltem Rand, auf einer Seite die Nummer „7“ und ein gravierter Vogel, hat sich erhalten. Die Firma Japy Frères geht zurück auf den französischen Uhrmacher Frédéric Japy (1749-1812), der schon Ende der 1770er Jahre maschinell Rohwerke herstellen ließ. 1807 übernahmen seine Söhne den Betrieb und gründeten in Frankreich neue Fabriken für die Massenproduktion. Der Berliner Uhrmacher Albert Felsing (1827-1901), der häufig Japy-Rohwerke bezog und mit ausländischen Uhren handelte, gab dieser eigentlich französischen Uhr den Namen seiner Firma. Möglicherweise hat er das Rohwerk von Japy noch weiter verarbeitet, bevor er es in das Gehäuse einsetzte. (Marina de Fümel, Franka Görike, Silke Kiesant)

  • Abeler, Jürgen (2010): Meister der Uhrmacherkunst. Wuppertal, S. 151 (Felsing)
  • Fléchon, Dominique (2011): The mastery of time. A history of timekeeping, from the sundial to the wristwatch: discoveries, inventions, and advances in master watchmaking. Paris, S. 247-251 (Frédéric Japy, Pioneer of Industrial Era)
  • König, Gerhard (1988): Uhren und Uhrmacherei in Berlin 1450–1900 (= Miniaturen zur Geschichte, Kultur und Denkmalpflege Berlins; 24). Berlin, S. 69 (Felsing)
  • Osterhausen, Fritz von (1999): Callweys Uhrenlexikon. München, S. 157 (Japy)


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