Datei:Ferdinand Berthoud, frühes Pariser Schiffschronometer-Uhrwerk mit Gewichtsantrieb, ca, 1775 (01).jpg

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Ferdinand Berthoud, frühes Pariser Schiffschronometer-Uhrwerk mit Gewichtsantrieb, ca, 1775

Uhrwerk

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Museales, überaus bedeutendes, frühes Pariser Schiffschronometer, Werk Messing und Stahl Werk Nr. 15. Zifferblatt Versilbert, graviert, Schraube für Unruharretierung.

Die Welt der Uhrmacherkunst ist reich an Variationen, Uhren wurden für die verschiedensten Aufgaben entworfen und gefertigt, aber dennoch: Eine Taschenuhr bleibt letztlich doch eine Taschenuhr, ob sie nun eine Anker- oder Wippenhemmung besitzt, eine Armbanduhr bleibt eine Armbanduhr, auch wenn sie ein Tourbillon oder gar eine Minutenrepetition ihr eigen nennt. Freilich gab es immer wieder Exoten: Jarossays Wanduhren mit dem Schneckengetriebe sind eine solche Besonderheit, doch ihre Urheber sind häufig ebenfalls nur für diese etwas ausgefallenen Konstruktionen bekannt geworden. Doch es gibt Ausnahmen. In seinem Buch Chronometer Makers of the World schätzt Tony Mercer die Anzahl der insgesamt hergestellten Schiffschronometer auf etwa 100.000. Darunter sind die Werke mit Federchronometerhemmungen von Arnold und Earnshaw, Ankerchronometer und solche mit Wippenchronometerhemmungen (und nun ja, auch Saatys Schneckengetriebe). Die wenigen Schiffschronometer jedoch mit Gewichtsantrieb sind eine extrem rare Spezies, und sie stammen nicht aus der Werkstatt eines verschrobenen Sonderlings, sondern von keinem Geringeren als Ferdinand Berthoud, einem der wichtigsten und berühmtesten Uhrmacher, der grandiose Zeitmesser schuf und mit seinen Lehrbüchern viele Generationen von Nachfolgern beeinflußt hat. Ferdinand Berthoud wurde am 19. März 1727 im Schweizerischen Plancemont bei Neuchâtel geboren und begann mit 14 Jahren eine Lehre bei seinem Bruder, der im nahegelegenen Couvet als Uhrmacher tätig war. 1745 ging er nach Paris, wo er sich im Laufe der folgenden Jahr einen hervorragenden Ruf als Hersteller von Präzisionsuhren erwarb; die Geschichte des französischen Schiffschronometers, ständig in Konkurrenz mit den berühmten englischen Instrumenten, ist ohne ihn nicht denkbar. Er wurde Hoflieferant des Königs Ludwigs XV., in dessen Auftrag er 1763 nach London geschickt wurde, um die legendären Schiffsuhren John Harrisons zu studieren – ebenso ein singulärer Erfinder, aber anders als Berthoud durchaus nicht geneigt, seine Erkenntnisse mit anderen zu teilen. (Allerdings darf man dabei nicht die nervenaufreibenden Streitikeiten außer acht lassen, die er mit dem "Board of Longitude" auszufechten hatte.) Gleichwohl war diese erste Englandreise Berhouds nicht gänzlich erfolgreich, denn Harrison gestattete zwar die Untersuchung seiner Uhren H1, H2 und H3, hielt aber seine H4, welche die Grundlage für sein letztlich doch bewilligtes Preisgeld der Längengrad-Komission bildete, unter Verschluß. Erst auf einer zweiten Reise nach London 1766, die ihn u.a. mit Thomas Mudge zusammenführte, konnte er weitere Informationen über dieses Werk sammeln, die auch seine eigenen Entwicklungen beeinflußten. In der Zwischenzeit war er aufgrund seiner Marinechronometer (z.B. seiner frühen Marineuhren No. 3 und No. 6) im Jahr 1764 bereits zum Horloger de la Marine Royale ernannt worden, doch erst 1766 erhielt er von Ludwig XV. und seinem Marineminister (mit dem schönen Titel Duc de Praslin, dessen Familienname tatsächlich Ursprung der heute bekannten Praline ist) den offiziellen Auftrag, den englischen gleichwertige Uhren zu bauen. (Das französische Pendant zum 1714 gegründeten Londoner Board of Longitude gab es in Paris mit dem Bureau des Longitudes denn auch erst gut 80 Jahre später.) Ferdinand Berthoud starb am 20. Juni 1807 – doch bis dahin verbesserte er die Chronometerhemmungen, schrieb seine grandiosen Lehrbücher zur Uhrmacherei (u.a. Traité des horloges marines, Essai sur l'horlogerie, De la mesure du temps, Traité des montres à longitudes) und fertigte eine große Zahl faszinierender großer und kleiner Uhren, unter denen sich genau 21 gewichtsgetriebene Schiffschronometer befinden, eines davon die hier vorgestellte HM No. 15 –Inventée et exécutée par Ferdinand Berthoud von 1775. HM No. 15 Mit einer Höhe von 52 und einem Durchmesser von 18 cm ist diese Uhr von beeindruckender Größe. Bedenkt man, dass für die Verwendung auf See noch ein kardanisch aufgehängtes Messinggehäuse nötig war, das diese Werk sicher umschloß, kann man sich die Bedeutung dieses Navigationsinstruments im Zentrum des Schiffes geradezu bildlich vorstellen. Da ein Gehäuse hier nicht vorhanden ist, kommt das Äußere eher nüchtern daher, gibt dafür aber aufregende Einblicke in das Werk mit seiner mächtigen, sanft schwingenden Unruh. Bleiben wir zunächst beim silbernen Zifferblatt mit der großartigen Signatur, seinem Viertelkreissegment für die römischen Stunden und den zwei kleinen Zifferblättern für die Minuten und Sekunden mit den feinen, gebläuten Stahlzeigern. Hier fällt sofort die ungewohnte Einteilung in Schritte von zwei Sekunden ins Auge: Merkmal der verwendeten Hemmung mit der langsamen Unruhschwingung, die nur alle zwei Sekunden voranschreitet. Stunden und Sekunden werden im Übrigen unabhängig voneinander gestellt. Weiter finden wir eine Vorrichtung zum Anhalten der Unruh, eine kleine Abdeckplatte und einen Aufzugsvierkant; ein vergleichsweise zierliches Element angesichts dessen, was sich beim Aufziehen zwischen den stählernen Pfeilern in Bewegung setzt. Einem Lastenaufzug gleich wandert die große Messingplatte, von drei Winkeln geleitet nach oben, auf der die zwei unerwartet aufwändig dekorierten Messinggewichte stehen. Zwei Umlenkrollen führen das Seil zur großen, waagrecht liegenden gerillten Aufzugswalze, die Gangdauer beträgt 24 Stunden. Es gibt einen netten Film im Internet, in dem Karl-Friedrich Scheufele, Präsident der vor einigen Jahren zu neuem Leben erweckten Marke Ferdinand Berthoud die restaurierte HM No. 14, also den direkten Vorgänger unserer Uhr, für das Chopard-Museum L.U.CEUM in Fleurier entgegen nimmt. Nett auch deshalb, weil ein Mitarbeiter darin fragt, ob es denn hier auch Kette und Schnecke gäbe, was natürlich bei einem Gewichtsantrieb unsinnig ist und was sicher auch dem Frager bekannt gewesen sein dürfte; verbuchen wir das einmal unter dem pädagogischen Aspekt. Interessant an dem schön gemachten Film ist aber dennoch der Vergleich, den er zwischen den beiden aufeinanderfolgenden Nummern 14 und 15 zuläßt: Dort das vergoldete Blatt mit Emailzifferblättern, bei unserer Uhr ins Silber gravierte Skalen. Das Abdeckplättchen fehlt der No. 14 gänzlich und es zeigt sich beispielhaft, dass kaum eines der 21 Chronometer dem anderen gleicht. Sind es hier die unterschiedlichen Materialien der Zifferblätter, sehen wir in Paris die No. 24 von 1782 mit drei kleinen Zifferblättern und die erwähnte No. 6 hat alle Anzeigen aus der Mitte; gibt es neben rohen Bleigewichten solche in verziertem Messing, wird anderswo der Gewichtsteller einmal in Rollen geführt und einmal mit Messingwinkeln – auf einer Zeichnung von Berthoud selbst wird gar eine Zahnstange verwendet. Ständige Veränderung und fortwährendes Weiterentwickeln kennzeichnen Berthouds Werk. Geschildert wird im Übrigen auch die Herstellung eines Gehäuses für den Marinechronometer – wer ein solches benötigt, muß es sich in der Regel selbst anfertigen, denn die Berthoud'schen Chronometer dieser Art gibt es praktisch nur ohne Gehäuse, was an die französischen Präzisionspendeluhren für Observatorien erinnert, die, u.a. auch von Berthoud gefertigt, häufig großzügig auf mitgelieferte Holzgehäuse verzichtet hatten. Man lieferte Technik und Präzision. Das Werk unserer No. 15 besticht natürlich auf den ersten Blick mit der riesigen Unruh mit ihrem Durchmesser von 13 cm und der vertikal unter dem Werk befindlichen Temperaturkompensation in Form eines Messing-/Stahlrosts mit 16 Stäben, der sich über die gesamte Breite der Platine erstreckt und direkt auf die Unruhfeder einwirkt. Die dreischenkelige Unruh ist ein massiver, vergoldeter Messingreif mit drei Gewichten, eine große, gravierte Skala dient der Feinregulierung. Eine Wippenchronometerhemmung gibt das Gangrad alle zwei Sekunden frei. Das eigentlich Werk umfaßt drei Ebenen mit massiven Messingplatinen, darüber das Zifferblatt und darunter die lange Wegstrecke für den Gewichtsaufzug. Starke, verstiftete Werkspfeiler verleihen der hohen Konstruktion die nötige Stabilität. Alles an diesem Werk ist von überragender Qualität und in hervorragendem Zustand. Die meisten Uhren dieser Art von Ferdiand Berthoud sind heute in Museen zu finden. Im Schauraum des Musée international d’Horlogerie (MIH) in La Chaux-de-Fonds findet sich die No. 12 von 1774, das Conservatoire National des Arts et Métiers in Paris besitzt sechs Exemplare, einige sind verstreut in Sammlungen anderer Museen oder Privatleute.

An extremely important, early Parisian ship's chronometer movement of museum quality. Movement Brass and steel, Movement Nr. 15. Silvered dial, engraved, screw for balance lock.

The horological world is extremely diverse. Timepieces were designed and created for all kinds of uses. Nevertheless: a pocket watch will remain a pocket watch whether it is fitted with an anchor or a pivoted detent escapement, and a wristwatch will always be a wristwatch, may it contain a tourbillon or even a minute repeater. There are always the exotic pieces such as Jarossay’s wall clocks with worm gears, but usually their makers were only known for these eccentric designs. There are exceptions of course. In his book "Chronometer Makers of the World" Tony Mercer estimates the total number of ship’s chronometers to be around 100.000; among them are the pieces with spring detent escapements made by Arnold and Earnshaw, anchor chronometers and clocks with pivoted detent escapements (and there is of course also Saaty’ s worm gear). The very few weigh-driven ship‘s chronometers however are truly rare and surprisingly enough they were not even produced in the workshop of a strange eccentric, but made by no other than Ferdinand Berthoud, one of the most important and famous clockmaker's, who created truly marvellous timepieces and who’s books had a prominent influence on the generations of makers that followed. Ferdinand Berthoud was born on March 19, 1727 in Plancemont near Neuchâtel in Switzerland and at the age of 14, started his apprenticeship with his brother who worked as a clockmaker in nearby Couvet. In 1745 he went to Paris where over the next few years he acquired an excellent reputation as a maker of precision clocks. The evolution of French marine chronometers, which were always competing with the reputed English instruments, would not have happened without Berthoud. He became clockmaker to King Louis XV., who in 1763 sent him to London to study the legendary ship’s clocks made by John Harrison – another outstanding inventor, but unlike Berthoud not much inclined to share his findings; however his longstanding stressful disputes with the Board of Longitude must be taken into account here.) Nevertheless Berthoud’s first journey to England was not a real success because while Harrison allowed him to study his clocks H1, H2 und H3, he kept his H4 shut away, which was the design, which would eventually win him the price money from the board of longitude. Only during a second journey to London in 1766, where he met with Thomas Mudge and others, was Berthoud able to collect further information on this movement, and let it influence his own work. In the meantime he was appointed Horloger de la Marine Royale because of his fine ship‘s chronometers such as his early marine clocks no. 3 and no. 6; it was however not until 1766 that Louis XV. and his naval minister (who’s beautiful title of Duc de Praslin, was in fact the family name to be the origin of the praline we know today) issued him with an order to build clocks that were up to the standard of the English clocks. (The French equivalent to the London board of Longitude established in 1714 was the Bureau des Longitudes in Paris and not founded until a good 80 years later.) Ferdinand Berthoud died on June 20, 1807, but until then he continued to improve chronometer escapements, wrote his marvellous textbooks on watchmaking such as Traité des horloges marines, Essai sur l'horlogerie, De la mesure du temps, Traité des montres à longitudes and created a great number of fascinating small and large clocks, among them exactly 21 weight driven marine chronometers such as the HM No. 15 dating from 1775 presented here – Inventée et exécutée par Ferdinand Berthoud. HM No. 15 This timepiece is impressive right at first glance, due to its height of 52 cm and an 18 cm diameter. Bearing in mind that the use at sea also required a gimballed brass case to keep the movement safe and protected, the significance of this navigational instrument in the centre of a ship becomes very obvious. As the case is not present here, the construction appears somewhat sober, but allows an exciting view of the movement with its gently oscillating powerful balance. Let's take a closer look at the silver dial with the marvellous signature, the quadrant segment for the Roman hours and the two subdials for minutes and seconds with delicate blued steel hands. Catching the eye right away is the unusual division in two seconds steps: this is a sign of the escapement used here with a slow balance swing moving on only every two seconds. Incidentally, hours and seconds are set independently. There are also the device to arrest the balance, a small cover panel and a winding square, which looks rather delicate, when considering the heavy movements carried out during winding. Similar to a freight elevator the large brass plate bearing the two brass weights (which are, quite unusually, heavily ornamented) moves upward. Two pulleys lead the rope to the large horizontal winding drum with grooves, providing a 24 hour power reserve. The internet has a cute little film showing Karl-Friedrich Scheufele, President off the recently revived brand Ferdinand Berthoud acccepting the restored HM No. 14 (i.e., the direct predecessor of our clock) for the Chopard museum L.U.CEUM in Fleurier. We use the word "cute", because in the film one of the assistants asks if the timepiece has a chain/fusee, which obviously makes no sense in the weight driven construction and which the assistant is surely aware of; so let's assume the question was posed for educational purposes. However this well-made film is particularly interesting because it allows us to coimpare the two successive numbers 14 and 15: there we see the gilt dial with the enamel numerals while our clock has scales engraved in the silver. No. 14 does not have the little cover panel and we realize again that actually none of the 21 chronometers are completely identical; here the difference is in the different materials of the dials, No. 24 in Paris dating from 1782 has three small dials and the aforementioned No. 6 displays all indications from the centre. While some clocks are fitted with coarse lead weights, others come with ornamented brass weights; sometimes the weight setting device may rely on wheels or on brass brackets – one of Berthoud’s drafts even shows a cograil. Berthoud’s work is characterized by constant change and continuous upgrading. Also described is the making of a case for the marine chronometer. Those who needed such a case usually had to create it themselves because Berthoud’s chronometers of this type are normally only available without case, which reminds us of Berthoud’s precision pendulum clocks for observatories, which generally came without their wooden cases. What counted was that technology and precision were delivered. The movement of our No. 15 catches the eye with the extremely large 13 cm balance and the temperature compensation in form of a 16 rod brass and steel assembly, which sits vertically underneath the movement and extends over the total widths of the plate and drives the balance spring directly. The three-armed balance consists of a solid gilt brass ring with 3 weights and a large engraved scale for fine adjusting. A pivoted detent escapement releases the wheel every two seconds. The movement itself is constructed on solid brass plates over three levels, with the dial above and the large weight winding system below. Powerful pinned movement pillars give the high construction the required stability. Every single part of this movement is of superior quality and in excellent condition. Most timepieces of this type made by Ferdinand Berthoud are today part of museum collections. The Musée international d’Horlogerie (MIH) in La Chaux-de-Fonds shows the No. 12 dating from 1774, das Conservatoire National des Arts et Métiers in Paris owns six pieces, others are spread over the collections of other museums or private owners.

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