Datei:James Bullock - John Hyacinth de Magellan, London, circa 1786 (1).jpg

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John Hyacinth de Magellan, London, Höhe 478 mm, circa 1786.

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Musealer, bedeutender englischer Präzisionstischregulator mit qualitätsvollem 8-Tagewerk und seltener Ankerhemmung mit halber Ruhe (half dead beat escapement) sowie œ-Sekundenpendel. 1786 von dem hervorragenden Uhrmacher James Bullock, London, nach dem Entwurf des portugiesischen Wissenschaftlers J.H. de Magellans in London gefertigt. Geh.: geschwungenes kleines Standuhrgehäuse auf rechteckigem Sockel, Mahagoni auf Eiche furniert, oben geschwungener Abschluss des Kopfes, darunter eine verglaste Türe zur Sicht auf Zifferblatt und zum Aufziehen des verborgenen Aufzugvierkants, unten im bauchigen Gehäuseteil eine große querovale verglaste Öffnung zur Sicht auf das Pendel und die versilberte Pendelskala. Ziffbl.: kleines, versilbertes Regulatorzifferblatt, signiert "Curante J. H. de Magellan Londini", zwei kleine Ziffernringe für Sekunden und Minuten, gebogener Ausschnitt für Stundenscheibe mit röm. Ziffern I – XII. Werk: Ausgefallenes qualitätsvolles, komplett gekapseltes Werk aus 2 hochrechteckigen Modulen mit jeweils 4 gedrehten Werkpfeilern, unten das große Antriebsmodul mit Federhaus, Kette, Schnecke und Gegengesperr nach Harrison, innen signiert "J. Bullock London 1786". Oben aufgesetzt und verschraubt das Räderwerk-Modul mit dem 60-zähnigen feinen Hemmungsrad, seltene Ankerhemmung mit halber Ruhe (half dead beat escapement), Holzpendel, Messinglinse, Aufhängung über Pendelfeder.

Zur Ankerhemmung mit halber Ruhe ("half" dead-bead escapement)

Eine Besonderheit des Magellan-Tischregulators ist ganz zweifelsohne die Ankerhemmung mit halber Ruhe (half dead-bead escapement), denn diese Hemmungsart scheint nur wenigen Spezialisten bekannt zu sein. Zudem ist diese Technik nicht sofort erkennbar. Bei dieser Uhr ging auch der Uhrenspezialist Ian D. Fowler, der das Werk fachmännisch überholt hat, längere Zeit von einer Graham-Hemmung (dead beat escapement) aus, da die kleine Rückführung mit dem Auge kaum wahrnehmbar ist. Durch die Anstösse von Jonathan Betts, der ein "half" dead-beat escapement vermutete, erfolgte dann von Fowler eine genaue Analyse inklusive eines Ausbaus und Vermessung des Ankers, bei der sich diese besondere Form der Hemmung bestätigte.

Die Nutzung der Uhr zu Forschungszwecken unterstreicht - vermutlich zur Erzielung eines günstigeren Ein- und Verkaufspreises - die Verwendung von älteren genutzten Platinen mit geschlossenen Löchern zur Fertigung des Werkes. Insgesamt erinnert aber die Werkbearbeitung bereits an die spätere Qualität von Chronometerwerken.

Nur wenige Uhren von Magellan, die er von bedeutenden Londoner Uhrmachern fertigen ließ, sind erhalten geblieben. Es gibt aber dabei bisher keinen derartigen Tischregulator, sondern nur gewichtsgetriebene Uhren. Jonathan Betts (ehemaliger Senior Curator of Horology im National Maritime Museum in Greenwich und Experte für frühe Präzisions(pendel)uhren) vermutet, dass diese Uhr für einen Reise-Instrumentensatz gefertigt wurde, wie sie an die spanische und portugiesische Regierung in den frühen 1780er Jahren von Magellan verkauft wurden.

In seinem umfassenden Artikel zu John Hyacinth de Magellan (1722-1790) im Journal der Antiquarian Horological Society berichet Jonathan Betts, dass dieser in der Nähe von Lissabon geborene Wissenschaftler nicht spezialisiert war, sondern ihn viele Gebiete interessierten, u.a. Physik, Geologie, Chemie, Astronomie, Botanik bis hin zu Elektrizität. Dabei interessierten ihn besonders die Entwicklung sowie die neuesten Erkenntnisse, Methoden und Instrumente. Als Sprachengenie - er sprach neben seiner Muttersprache Portugiesisch auch Spanisch, Englisch, Italienisch, Latein, Niederländisch und vor allem fließend Französisch - war er in ganz Europa zu Hause. Von seinem Sitz in London (seit den 1760er Jahren), besuchte Magellan die wichtigsten wissenschaftlichen Institutionen und Gesellschaften in Europa, war bestens bekannt und meistens korrespondierendes Mitglied.

So hatte er ein sehr aktives Interesse an der praktischen Herstellung und Industrie von wissenschaftlichen Instrumenten, insbesondere in Großbritannien, da England zu diesem Zeitpunkt in diesen Themen führend war. Schnell konnte er sich in London ein bedeutendes Netzwerk zu Astronomen, astronomische Geräte-Herstellern und Uhrmachern aufbauen und etablierte sich bald als Vermittler und Händler für die Lieferung der neuesten astronomischen und Navigationsinstrumente, einschließlich Uhren, an viele europäische Wissenschaftler, Institutionen und Regierungen, so in Italien, der Schweiz, Frankreich, Spanien und Portugal. Obwohl Magellan kein wirklicher Instrumente- oder Uhrmacher war, hatte er hervorragende Kenntnisse der Herstellung solcher Geräte, brachte eigene Ideen ein und verkaufte sie auch unter seinem Namen. So fertigten für ihn die besten Londoner Uhrmacher der Zeit, u.a. Vulliamy, Grignion, Emery, Bullock usw. eine Vielzahl von Uhren nach seinen Vorstellungen.

Angesichts seiner aktiven Rolle bei der Beschaffung von Präzisionspendeluhren in den 1770er und 80er Jahren, scheint seltsam, dass Magellan kaum Marine-Chronometer in Auftrag gegeben hat. Der Hauptgrund war, dass seine Kunden nicht zur Marine gehörten, sondern Wissenschaftler waren, für die kleinere portable Präzisionszeitmesser mit Pendel von höherem Nutzen waren und er gebeten wurde, derartiges zu liefern. Ein Problem war jedoch, dass portable Präzisionszeitmesser noch in einem sehr frühen Stadium ihrer Entwicklung waren und erst einige wenige Uhrmacher begannen, solche praktisch nutzbaren Uhren zu entwickeln und zu bauen. Es ist bekannt, dass Magellan befreundet war mit dem großen Uhrmacher Thomas Mudge (ca. 1715-1794) und seinem einflussreiche Gönner Graf von Brühl (1736-1809). So waren Mudge und Brühl zwei von Magellans Hauptinformationsquellen auch über die Fortschritte bei der Entwicklung von tragbaren Präzisionszeitmessern. Es könnte auch die Entstehung des kleinen ausgefallenen federgetriebenen Präzisionstischregulators mit dem besonderen "half dead beat-escapement", der eindeutig für einen mobilen Einsatz "im Feld" konzipiert ist, hierdurch initiiert und beeinflusst sein. Jonathan Betts sieht noch einen weiteren Weg, da Benjamin Vulliamy auch Berthouds Idee der half dead-beat-Hemmung aufgegriffen und viele seiner kleinen federgetriebenen Uhren damit ausgestattet hat; so könnte auch er Magellan diese Hemmung für den Regulator empfohlen haben.

Betts hat in Teil 2 und 3 seines Artikels auch die bekannten und erhaltenen Uhren von Magellan beschrieben. Als letztes hat er diesen Tischregulator, basierend auf einer Information aus dem Jahre 1971 von Marouf, einem damals führenden Auktionshauses in Düsseldorf, genannt und mit einer sw-Abbildung gezeigt. Er schreibt dazu: "Die letzte bekannte komplett erhaltene Uhr von Magellan ist der Tischregulator in Abbildung 31. Die Uhr, die ein œ Sekundenpendel zu haben scheint, wurde bei einer Auktion in Düsseldorf im Jahr 1971 verkauft. Die Beschreibung lautete: 'Eine kleine Holz-Tischuhr, J.H. Magellan Londini 1780. Mahagoni-Gehäuse. 8-Tage-Werk mit Schnecke und Kette. Es scheint nicht so, dass sie tatsächlich auf 1780 datiert ist, doch diese Schätzung könnte zutreffend sein [konkret bestätigt: 1786]. Aufgrund seiner regelmäßigen Besuche der führenden Uhrmacher in London berichtete Magellan zu diesem Zeitpunkt von einigen interessanten Entwicklungen zu freien Hemmungen bei Uhren und es ist interessant, zu spekulieren, ob diese Uhr ein Beispiel für eine derartigen Zeitmesser sein könnte.'" Quelle: Jonathan Betts, John Hyacinth de Magellan (1722–1790)

Diese Uhr blieb nach der Auktion im Jahr 1971 "verschollen" und konnte erst jetzt wiederentdeckt werden. Sie war die ganze Zeit über unberührt im gleichen Privatbesitz - ein Glücksfall für die Erhaltung des originalen Zustandes der Uhr.

An important English precision table regulator of museum quality, with superior 8-day movement, rare half dead beat escapement and œ-seconds pendulum. Made in 1786 by the excellent clockmaker James Bullock in London after a design by Portuguese scholar J.H. de Magellan. Case: small curved clock case on a rectangular base, mahogany veneer on oak, curved top; front glass door to show the dial and turn the concealed winding arbor; the lower part of the corpus has a large oval glass opening to show the pendulum and the silvered scale. Dial: small silvered regulator dial, signed "Curante J. H. de Magellan Londini", two small chapter rings for seconds and minutes, curved aperture displaying the hour disc with Roman numerals I-XII. Movm.: unusual high quality movement, fully enclosed: two high rectangular modules with 4 turned movement pillars each, large drive unit with barrel, chain/fusee and maintaining power built to designs by Harrison, signed inside "J. Bullock London 1786". Screwed-on gear train module, fine balance wheel with 60 teeth, rare half dead beat escapement, wood pendulum, brass lense, suspension spring.

The choice to use second-hand movement plates with filled-in holes was most likely made to save money on the purchase price and to have an attractive retail price; it supports the notion that the clock was intended for research purposes. However, the overall workmanship exhibits characteristics reminiscent of the quality of chronometer movements in the times to come.

Only a few clocks by Magellan have survived, which he had produced by important makers in London. However, this is the first such table regulator we know of; all other clocks are weight-driven. Jonathan Betts (formerly Senior Curator of Horology at the National Maritime Museum in Greenwich and expert for early precision (pendulum) clocks) suggests, that this timepiece was created for one of the portable set of instruments that Magellan sold for example to the Spanish and Portuguese governments in the early 1780s.

In his comprehensive article on John Hyacinth de Magellan (1722-1790) in the Journal of the Antiquarian Horological Society Betts states, that the scholar Magellan - a native of the Lisbon area - did not specialise in one particular field but was interested in many areas of research such as physics, geology, chemistry, astronomy and botany as well as electricity. He took a keen interest in new developments and findings, methods and tools. A genius in languages - in addition to his mother language Portuguese, he spoke Spanish, English, Italian, Latin, Dutch and perfect French - Magellan felt at home in all of Europe. After settling in London in the 1760s, Magellan regularly visited the most important international research institutions and societies and knew and corresponded with their members.

He was very interested in the industrial production of scientific instruments especially in Great Britain, because at this point in time England was the leading force in these fields. He quickly established a considerable network of astronomers, makers of astronomical tools and clockmakers; he set himself up as agent and retailer for the latest astronomical and navigational instruments including clocks, and delivered them to a great number of European scholars, institution and governments in Italy, Switzerland, France, Spain and Portugal. Even though Magellan was not an actual maker of instruments or clocks, he possessed excellent knowledge on the making of such objects; he introduced his own ideas in the production processes and sold the tools under his own name. The best makers in London - such as Vulliamy, Grignion, Emery, Bullock and others - built a great number of clocks to his designs.

Given that Magellan played such an active role in the procurement of precision pendulum clocks in the 1770s and 1780s, it is surprising that he ordered hardly any marine chronometers. The main reason for this was probably that his customers were not members of the navy but scientists, who required small portable precision timepieces with pendulums and who asked Magellan to supply them. However, the portable precision clocks at the time were still at very early stages of development and only a few makers had begun making this type of clock. We know that Magellan was a friend of the great clockmaker Thomas Mudge (ca. 1715-1794) and his benefactor Count Bruehl (1736-1809). This means that Mudge and Bruehl were two of Magellan’s main sources of information, also with regard to portable precision timekeepers. It is possible that this connection inspired the creation of this unusual small spring-driven precision table regulator with its special half dead beat-escapement, which was explicitly intended for portable use in the field. Jonathan Betts mentions another relationship, since Benjamin Vulliamy picked up on Berthoud's idea of the half dead beat escapement and fitted it in many of his small spring movements. So he could have suggested it to Magellan.

In parts 2 and 3 of his article Betts also decribes the clocks by Magellan that we know to have survived. The last piece he writes about is this table regulator and description is based on the information he received in 1971 from Marouf, at the time a leading auction house in Duesseldorf. It is accompanied by a black-and-white-photograph and Betts writes: "The last remaining complete clock by Magellan is the table regulator shown in illustration no. 31. The clock seems to have a œ-seconds pendulum and was sold during an auction in Duesseldorf in 1971. It was described as: 'A small wooden table clock, J.H. Magellan Londini 1780. Mahogany case. 8-day chain/fusee movement. The clock as such does not actually seem to be dated to 1780, but this estimate seems likely to be correct [confirmed: 1786]. As Magellan was constantly in touch with other leading clockmakers in London, he mentioned a number of interesting developments at the time, with regard to detached escapements in clocks and it is interesting to speculate whether this clock may be an example of such a timekeeper.'" Source: Jonathan Betts, John Hyacinth de Magellan (1722-1790)

The clock was "lost" after the auction in 1971 and has only recently been rediscovered. Having remained virtually untouched in the same private hands for over 30 years, the fine original condition of this timepiece is unrivalled and a stroke of luck for horology.

Literatur: Jonathan Betts: John Hyacinth de Magellan (1722–1790)
Part 1: Horological and Scientific Agent, in "Antiquarian Horology Vol 27/5, 9/2003"
Part 2: The Early Clocks, in "Antiquarian Horology Vol 28/2, 6/2004"
Part 3: The Later Clocks and Watches, in "Antiquarian Horology Vol 30/1, 3/2007"
Part 4: The Precision Pioneers, in "Antiquarian Horology Vol 30/3, 3/2007"
Marouf Auktionen Antiker Uhren IV, Lot 99, Düsseldorf 30.10.1971


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