Datei:Nikolaus Schmidt der Ältere, Augsburg, circa 1580 (6a).jpg

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Meistermarke "NS" (Nikolaus Schmidt der Ältere), Augsburg, 170 x 170 x 90 mm, circa 1580

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Bedeutende, museale, zweizeigrige Renaissance Horizontal-Tischuhr mit originaler Feuervergoldung, punzierter Reliefszene, 24-Stunden-Zifferblatt, Viertelstunden-/Stundenselbstschlag und Wecker, sowie früher Minutenanzeige "Die Löwenjagd", wohl gefertigt für den spanischen Hof Geh.: Messing, feuervergoldet, die Seiten mit punziertem Reliefdekor, vier Füße als geflügelte Puttoköpfe gearbeitet, kleine Bodenglocke für die Viertelstunden, große Bodenglocke für die Stunden. Ziffbl.: Messing, feuervergoldet. Werk: quadratisches Messingwerk, feuervergoldet, Herstellerpunzen: zwei Schilde mit Monogramm "NS", Darmsaite/Schnecke für Gehwerk, 3 Federhäuser für Viertelstunden-/Stundenschlagwerk und Wecker, Balusterpfeiler, 2 Hämmer, Eisenräderwerk, innenverzahnte Schlossscheibe, Spindelhemmung mit Radunrast, Eisenunruh.

Das Gehäuse Das feuervergoldete Messinggehäuse ist aufwändig verziert mit fein getriebenen und gravierten Ranken, Blatt- und Weinmotiven auf der Oberseite und erhabenen Gussreliefs auf den Seitenpaneelen, sowie Blüten- und Blattornamenten auf der Unterseite. In der durch einen Verschluss zu öffnenden, abnehmbaren Bodenplatte befinden sich kreisförmige Öffnungen für die auf der Rückwand montierten Glocken. Desweiteren verfügt sie über vier, in spanischer Sprache beschriftete Öffnungen für die Funktion der jeweiligen Aufzugsvierkante: DESPIERTADOR (Wecker) - CAMPA (Schlagwerk) - CUERDA (Gehwerk) - QUARTOS (Viertel). An den Ecken befinden sich als geflügelte Puttoköpfe geformte Füße, einem beliebten Motiv der Renaissance. Die Reliefs an den Seitenwänden zeigen eine Szene aus der Antike: eine Löwenjagd und eine Siegesfeier. Die Löwenjagd hat eine lange Tradition, im alten Assyrien galt sie als Sportart des Königs und Sinnbild für das Oberhaupt des Reiches, der alle Gefahren abwehrt. Löwen wurden stellvertretend für alles Bedrohliche gesehen, das der König höchstpersönlich abzuwenden hatte. Die rituellen Jagden fanden mit eigens für die Jagd gezüchteten Löwen statt. Helfer ließen die Löwen zu Beginn der Jagd aus ihren Käfigen, Helfer mit Hunden und Soldaten sorgten dafür, dass kein Löwe entkommen konnte. Inmitten des Kampfes erwies sich der König als mutige, unerschrockene Siegergestalt, der sich auf der Jagd und infolgedessen auch als Feldherr bewährte. Diese antike Ikonographie wurde im 16. Jahrhundert wiederbelebt und diente als wichtige Inspirationsquelle für Maler und Kunsthandwerker. Römische Sarkophage mit Jagdszenen dienten den Künstlern als Vorlage und fanden großen Anklang in Adelshäusern, wie beispielweise den Medicis. Verbreitet wurden sie in ganz Europa durch Zeichnungen und Drucke. Die auf den Seitenpaneelen dargestellte Löwenjagd vorliegender Tischuhr basiert ursprünglich auf ein Relief, welches sich auf einem römischen Sarkophag im Palazzo Rospigliosi in Rom befindet. Dieses wiederum diente als Inspirationsquelle für einen zwischen 1510 und 1520 angefertigten Stich des italienischen Kupferstechers Giovanni Antonio da Brescia und vermutlich die Vorlage für das Relief vorliegender Uhr war. Dieses Motiv lässt sich auch auf anderen deutschen Uhren des 16. Jahrhunderts wiederfinden. Es ist anzunehmen, dass Nikolaus Schmidts Uhr seiner Zeit bekannt war, denn sie ist nicht nur wegen ihrer komplexen Funktionalität hoch bedeutend, sondern auch wegen ihrer kunstvollen, zeitgenössichen Gestaltung, die die Kunstströmung der Renaissance im 16. Jahrhunderts widerspiegelt.

Das Zifferblatt Das feuervergoldete , quadratische Zifferblatt hat einen markanten Ziffernring, der in eine feuervergoldete Lunette mit römischer Viertelstundenteilung eingefasst ist und mit Tastknöpfen zur Ermittlung der Zeit im Dunkeln ausgestattet ist, sowie mit einer arabischen Fünf-Minutenteilung. Es folgt ein silberner Ziffernring mit doppelter römischer und innerer arabischer 24-Stunden-Einteilung (2 x "I-XII" und 2 x "1-24"). Der innere vergoldete Messingring zeigt italienische Stunden mit viermaliger arabischer 6-Stunden-Einteilung. Im Zentrum befindet sich eine gravierte Weckerscheibe mit doppelter arabischer 12-Stunden-Einteilung (2 x "1-12"), die mit drei Löchern versehen ist, um die Einstellung der Weckerzeit zu erleichtern. Die Zeit wird durch ein Paar gebläute Stahlzeiger angezeigt, wobei der Stundenzeiger eine Verlängerung zur Anzeige der Weckerzeit aufweist.

Das Werk Das mit Federkraft angetriebene, quadratische Vollplatinenwerk aus vergoldetem Messing besitzt ein Räderwerk aus Eisen. Der Antrieb erfolgt über Darmsaite und Schnecke und drei Federhäuser. Das Gehwerk hat eine Spindelhemmung mit Radunrast. Das Schlagwerk schlägt zunächst die Viertel auf die kleinere Glocke, gefolgt von den Stunden auf der größeren Glocke, beide gesteuert von einer innenverzahnten Schlossscheibe. Auf der Platine befindet sich zweimal der Meisterstempel "NS" in einem Schild für Nikolaus Schmidt der Ältere.

Nikolaus Schmidt der Ältere wurde 1549 in Wiltz/Luxemburg geboren. 1576 erlangte er in Augsburg die Meisterwürde und heiratete die Tochter des des renommierten Uhrmachers Hans Fronmüller. Wann er verstarb ist nicht eindeutig geklärt. Es kann davon ausgegangen werden, dass er nach 1625, aber vor 1629 verstarb. Sein Sohn, Nikolaus Schmidt der Jüngere, war ebenfalls ein bedeutender Uhrmacher. Weltweit sind von Ihm mehrere Uhren in bedeutenden Museen ausgestellt, wie im Metropolitan Museum of Art in New York und dem Historischen Museum in Basel. Nikolaus Schmidt der Ältere ist verzeichnet bei Jürgen Abeler, "Meister der Uhrmacherkunst", 2. Auflage, Wuppertal 2010, S. 503.

Eine weitere Tischuhr mit der nahezu identischen Löwenjagd Szene ist abgebildet in Klaus Maurice, "Die deutsche Räderuhr", Band 2, München 1976, Abb. 511a und stammt von Gallus Schellhammer aus Nürnberg.

An important horizontal, two-hand Renaissance table clock of museum quality with original fire-gilding, chased decoration in high relief, 24 hour dial, quarter hour/hour strike, alarm and early minute indication "The Lion Hunt", most probably made for the Spanish court Case: brass, firegilt, the side panels with chased decoration in high relief, four feet designed as winged putti heads, small bell for the quarter strike, large bell for the hour strike. Dial: brass, firegilt. Movm.: square brass movement, firegilt, maker's mark twice: "NS" within a shield, gut/fusee for going train, 3 barrels for quarter hour/hour strike and alarm, baluster movement pillars, 2 hammers, iron train, locking plate with internal teeth, verge escapement with foliot, iron balance.

The Case The firegilt brass case is elaborately embellished with finely chased and engraved scroll, leaf and vine motifs on the top, raised cast reliefs to the side and floral and leaf motifs at the bottom. There are circular apertures in the bottom lid to accommodate the bells mounted on the backplate. The lid can be opened with a catch. Next to the winding holes are inscriptions in Spanish language, indicating the functions of the winding arbors: DESPIERTADOR (alarm) - CAMPA (strike) - CUERDA (going) - QUARTOS (quarters). The case is raised on four feet in the shape of winged putto heads a popular motif in the Renaissance. The reliefs on the sides depict a scene from antiquity: the lion hunt and celebration of victory. The lion hunt has a long history. It was regarded to be a King’s sport in ancient Assyria and was a symbol of the King fighting for and protecting his people. The king as lion hunter was a popular motif in royal art symbolising courage and intrepidity. In the 16th century the iconography from antiquity was revived and served as an important source of inspiration for painters craftsmen. Roman sarcophagi with hunting scenes were a model for works of art and a popular theme with the nobility, such as the Medicis. Via drawings and prints classical motifs were spread in Europe The lion hunt on the side of this table clock is based on a relief on a Roman sarcophagus in the Palazzo Rospigliosi in Rome. The dynamic composition is also reminiscent of a relief on a Roman sarcophagus from collection Borghese in the Louvre. The Italian engraver Giovanni Antonio da Brescia created an engraving on the basis of the sarcophagus in the Palazzo Rospigliosi around 1510-1520. This engraving was presumably the source of inspiration for the relief on the present clock. This scene occurs on reliefs of various German clocks and commemorative plaques from the 16th century. This clock must have been popular not only because of its movement and function, but also its beautiful execution commensurate with the contemporary vogue of Renaissance of the 16th century.

The Dial The firegilt square dial has a prominent chapter ring, set in a firegilt bezel, with Roman quarter hour division, with touch pieces to ascertain the time in the dark, as well as Arabic five minutes divisions. The silver ring has Roman hour twice "I-XII" with half-hour divisions and more towards the centre, Arabic numerals "1-24". The inner gilt brass ring shows Italian hours with four times Arabic numerals "1-6". In the middle is an engraved Arabic gilt-brass alarm disc twice "1-12" having three holes to facilitate setting. The time is indicated by a pair of blued-steel hands, the hour hand having a tail to indicate the alarm time.

The Movement The spring-driven four-train gilt-brass and iron movement has square plates. The going train has a fusee and verge escapement with foliot. The striking trains first indicate the quarters on a smaller bell, followed by the hours on the larger bell, both governed by numbered steel countwheels. The maker has marked the clock on the backplate twice with his initials "NS" within a shield for Nicolaus Schmidt the Elder.

Nikolaus Schmidt the Elder was born in 1549 in Wiltz in Luxembourg and established his own business in Augsburg in 1576. There is no record of his death; however, we can assume that he died sometime between 1625 and 1629. His son Nikolaus Schmidt the Younger was also a renowned maker. Several of Schmidt’s timekeepers are in important museums all over the world, e.g. the Metropolitan Museum of Art in New York and the Historisches Museum in Basle. Nikolaus Schmidt the Elder is recorded in "Meister der Uhrmacherkunst" by Juergen Abeler, 2nd edition, Wuppertal 2010, p. 503.

Another table clock with the almost identical lion hunting scene was made by Gallus Schellhammer from Nuremberg and is illustrated in Klaus Maurice, "Die deutsche Räderuhr", Volume 2, Munich 1976, fig. 511a.

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