Hautefeuille, Jean de
Hautefeuille, Jean de (Abbe d' Hautefeuille)
Französischer Physiker und Mechaniker
Jean de Hautefeuille war ein geschickter Physiker und Mechaniker, geboren zu Orleans im Jahre 1647. Sein Vater war ein Bäcker, der für die damals nach Orleans verbannte Herzogin von Bouillon Brot lieferte. Dadurch wurde der junge Hautefeuille der Herzogin bekannt, die ihn studieren ließ, und ihm, da er den geistlichen Stand wählte, mehrere Pfründe verschaffte. Aus Dankbarkeit verließ Hautefeuille seine Wohltäterin niemals, sondern begleitete sie sogar auf ihren Reisen. Auch blieb diese ihm stets gewogen und setzte ihm noch bei ihrem Tode ein Jahresgehalt aus. Hautefeuille starb in seiner Vaterstadt am 18. Oktober 1724.
Mit Erfindungsgeist und lebhafter Einbildungskraft begabt, lieferte Hautefeuille während seines langen Lebens eine Menge interessanter und nützlicher Arbeiten und würde noch mehr geleistet haben, wenn nicht Mangel an Ausdauer Schuld daran gewesen wäre, dass er oft halbreife Ideen dem Publikum mitteilte, die er dann sogleich wieder aufgab, um nach neuen zu haschen. Dazu kam, dass es ihm an Aufmunterung fehlte und dass Klatschereien ihm das Leben verbitterten, wodurch er nicht selten abgehalten wurde, seine nützlichsten Entdeckungen bekannt zu machen. Vergeblich bewarb er sich sein ganzes Leben hindurch um die Aufnahme in die Akademie.
Hautefeuille's wichtigste Erfindung ist wohl die Anwendung der Spiralfeder zur Regulierung des Ganges der Taschenuhren, welche Art Uhren wegen der Gleichförmigkeit ihres Ganges den Namen "Taschenpendel" (pendules de poche) bekamen. Hautefeuille teilte diese Erfindung am 7. Juli 1674 der Akademie mit. Dennoch erhielt nicht er, sondern Huyg(h)ens, der jene Erfindung vervollkommnete, ein Patent auf die Verfertigung solcher Uhren. Hautefeuille beklagte sich über diese Ungerechtigkeit in einem "Factum", das er im Jahre 1675 herausgab, bewies aber nicht klar genug, dass die von ihm angewandten Mittel mit denen von Huyghens einerlei seien.
Nach Montuclas Urteil war es auch nur der erste rohe Entwurf, welcher von Hautefeuille herrührt, und Huyghens mag vielleicht, ohne diesen Entwurf zu kennen, ganz allein auf seine Anwendung der Spiralfeder gekommen sein; dennoch gab er nach, verzichtete auf sein Privilegium und Hautefeuille ging nun seiner Gewohnheit nach, ohne sich um diese Erfindung weiter zu bekümmern, zu neuere Ideen über. Übrigens muss bemerkt werden, dass die Spiralfeder Hautefeuille's keineswegs der des Huyghens glich, denn sie hatte keine Spiralform, sondern bestand aus einer kleinen geraden Feder, die mit dem einen Ende an die Unruhe und mit dem andern an die Platte der Uhr befestigt war.
Unter den mannigfaltigen Erfindungen Hautefeuilles ist auch noch erwähnenswert eine Pendeluhr mit geradlinigem Zifferblatt, ein Sprachrohr, das die Stärke der Stimme versechsfachte, ferner erweiterte er das Sehfeld der Fernrohre durch Anbringung eines Hohlspiegels etc. Von seinen zahlreichen Schriften ist noch hervorzuheben: "Pendule perpétuelle, avec un moyen d'éléver l'eau par la poudre à canon, 1678", worin er durch Beschreibung und Zeichnung eine Einrichtung an einer Pendeluhr kennzeichnet, die das Ablaufen der Uhr verhindern sollte. Quer übereinander gelegte tannene Bretter, den Einwirkungen der Atmosphäre ausgesetzt, sollten das Aufziehen der Gewichte an einer Pendeluhr bewerkstelligen, wenn sie abgelaufen wären.
Literatur
- Lexikon der Uhrmacherkunst, Carl Schulte: Emil Hübners Verlag Bautzen 1902
- Watchmakers & Clockmakers of the World; Autor: Baillie, G. H.; ISBN 140679113X, Seite 146