Hugo Kern

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Deutscher Unternehmen mit unter anderem Federnherstellung.

Hugo Kern (1853 – 1942) hatte 1888 im Göttelbachtal an der heutigen Oberndorfer Straße eine kleine Fabrik gebaut. Ganz in der Nähe stand die 1875 gegründete Uhrenfabrik Landenberger & Lang, die man als Hamburg-Amerikanische Uhrenfabrik oder kurz H.A.U. kennt. Schon kurz nach den Uhrenfabriken kamen die Zulieferer, wie Jakob Thomann aus der Schweiz, der in einem Haus an der Oberndorfer Straße Zugfedern herstellte. Aus dieser kleinen Fabrik ging später die „Schramberger Uhrfedernfabrik“ hervor. Hier absolvierte Hugo Kern von 1867 bis 1870 eine Lehre als Zugfedernmacher. Nach den Lehr- und Wanderjahren in der Schweiz sowie bei J. N. Eberle in Augsburg erwarb er den Meistertitel und gründete mit 35 Jahren seine eigene Firm im Erdgeschoss seines Wohnhauses in der Oberndorfer Straße 97 und stellt Zugfedern für die heimische Uhrenindustrie her. Bereits 1890 muss ein Anbau erstellt werden und [[[1901/de|1901]] wird das Unternehmen in das Handelsregister eingetragen. Das Unternehmen wächst schnell und 1911, als mit dem 2. Fabrikanbau die Produktionsfläche verdoppelt wird, nimmt er seinen Sohn, Ernst Hugo Kern (1883 – 1936), in den Betrieb auf. Ernst Hugo Kern hat eine Ausbildung als Kaufmann und hat in der Schweiz und Frankreich Auslandserfahrung gesammelt. Nach seiner Rückkehr aus dem Kriegsdienst 1918 modernisiert er Verwaltung und Produktion.

Ernst Hugo Kern übernimmt die Firmenleitung von seinem Vater Hugo Kern, wandelt die Firma in die Hugo Kern KG um und führt das Unternehmen durch die Weltwirtschaftskrise. Er erweitert um 1930 mit zwei Neubauten. Erstarb aber schon mit 53 Jahren. Nach dem überraschenden Tod von Ernst Hugo Kern 1936 entschließt sich der inzwischen 83-jährige Hugo Kern, die Geschäftsleitung seinem Enkelsohn Dr. rer. pol. Kurt Steim zu übertragen. Dr. Kurt Steim legt die Grundlagen für die heutige Größe des Unternehmens.

Der damals erst 23 Jahre alte junge Kaufmann Dr. Kurt Steim, der viel lieber Wirtschaftsjournalist geworden wäre, wurde durch der Tod seines Onkels gezwungen die Karrierepläne im Journalismus aufzugeben. Er begann, neue Produkte ins Programm aufzunehmen. Im Zweiten Weltkrieg musste die Firma Kern, wie viele andere Unternehmen auch, für die Rüstung produzieren. Er begann, neue Produkte ins Programm aufzunehmen. Im Zweiten Weltkrieg musste Hugo Kern, wie viele andere Unternehmen auch, für die Rüstung produzieren – das passte offenbar dem weitaus bedeutenderen Unternehmen Gebrüder Junghans gar nicht. Dr. Helmut Junghans versuchte in Berlin sogar, Dr. Kurt Steim einen Teil der Produktion bei Hugo Kern entziehen zu lassen – allerdings ohne den gewünschten Erfolg. Nach Kriegsende litt die Firma unter der französischen Demontagepolitik. Steim und seine 40 Mitarbeiter versuchten zu verhindern, dass die Franzosen den Betrieb total demontieren – dennoch wurden fast drei Viertel aller Maschinen nach Frankreich abtransportiert. Im September 1945 arbeiten bereits wieder 42 Personen für die Hugo Kern KG. Da für die Federnproduktion wichtige Rohstoffe fehlen, werden vorerst Gartengeräte, Ofenkratzer, Schuhbeschläge und Sägen unter der Marke „3-Tannen“ gefertigt. Dank des verkäuferischen Geschicks von Dr. Kurt Steim können bald Skibindungen mit Federstrammer über die französische Militärregierung in Baden-Baden an das Jugend- und Sportministerium nach Frankreich geliefert werden.

Ein Zufall half Kurt Steim, eine für die Zukunft des Unternehmens wichtige Nische zu finden: Der Rottenburger Unternehmer Alfred Planck benötigte Platinen für seine Textilmaschinen und wandte sich an die Uhrenfabrik Gebrüder Junghans. Doch Helmut Junghans schickte Planck zu Kurt Steim „mit den Worten, Junghans selbst würde schon wieder Uhren bauen, aber Hugo Kern suche noch Aufträge und Produkte". Da nach dem Krieg keine Lieferungen aus der russischen Besatzungszone möglich sind, leiden Stricker und Strickmaschinenhersteller im Westen zunehmends unter dem Mangel an Platinen. Die Nachfrage veranlasst Dr. Kurt Steim, diese Präzisionsstanzteile herzustellen, wofür dann auch schnell ein großer Kundenstamm gewonnen werden kann und die Erweiterung der Produktionsfläche notwendig wird. So wurden Kern die größte Platinenfabrik der Welt. Bereits ab 1947 werden Gebäudeteile der ehemaligen Schramberger Uhrfedernfabrik im Göttelbachtal angemietet und später schrittweise erweitert. Schließlich werden die Gebäude 1951 der Stadt Schramberg abgekauft. Das durch die Platinenproduktion erworbene Know-how ermöglicht in den folgenden Jahren die Erweiterung des Produktionsprogramms um Feinschneid-/Stanzteile in höchster Präzision, verbunden mit Know-how Gewinn im Härtebereich. Parallel zum Aufbau der Platinenfertigung, laufen auch Innovationen im Federbereich. Neben eigener Forschungsarbeit auf dem Sektor der rostfreien Stähle, werden auch wesentliche Fortschritte bei der Fertigungstechnik und der Qualitätssicherung erzielt. Ab dem Jahre 1953 beliefert Hugo Kern KG die amerikanische Firma IBM mit Stanzteilen für Schreibmaschinen, welche nach militärischen Qualitätsstandards ausgerichtet war. Die statistische Prozesskontrolle wird somit schon früh zum Standard. Die 1970er Jahre brachten die Wende. Während Junghans schrumpfte, gewann Hugo Kern an Bedeutung. Bei den Platinen für die Textilindustrie rückte man in die Weltspitze vor und mit dem Aufstieg der Autoindustrie und der Einführung der Gurtpflicht ab 1974 kam ein weiteres Erfolgsprodukt hinzu: die „rückgewundene Triebfeder“. Mehr als eine Milliarde Autos weltweit hat das Unternehmen mit solchen speziellen Federn ausgerüstet. Die Hugo Kern KG erkennt das Marktpotenzial für die in dieser Anwendung eingesetzten Rückholfedern, ist von Anfang an Entwicklungspartner der Gurt-, Automobil- und Stahlhersteller und sichert sich damit eine führende Weltmarktposition in diesem Bereich. Mehr als eine Milliarde Autos weltweit hat das Unternehmen mit solchen speziellen Federn ausgerüstet.

Bereits nde der Sechziger Jahre arbeiten 720 Personen bei Hugo Kern. Es werden 35 Mio. Federn und 147 Mio. Platinen hergestellt, wovon bereits 66 % in 57 Länder exportiert werden. Dr. Kurt Steim stellt weitere wichtige Weichen für die Zukunft. Er beruft seinen Schwiegersohn, Dipl.-Kfm. Robert Drosten, in die Geschäftsführung und beauftragt gleichzeitig seinen Sohn, Dr.-Ing. Hans-Jochem Steim, mit dem Aufbau und der Leitung der Forschungs- und Entwicklungsabteilung.

Hugo Kern und Liebers & Co

Die Hugo Kern KG fusioniert 1971 mit der Konkurrenzfirma Liebers & Co. in Ingolstadt, die 1876 als erste deutsche Platinenfabrik in Chemnitz, Sachsen gegründet wurde. Die Firma wird in Hugo Kern und Liebers & Co. umbenannt. Im gleichen Jahr legt Dr. Kurt Steim den Grundstein für den Neubau der Firma in Schramberg-Sulgen, da es im Tal zu eng geworden war. Es erfolgt der Umzug in den Stadtteil Sulgen, wo nun alle Produktfelder sowie die Verwaltung unter einem Dach zusammengefasst sind. Die Fertigung der Fa. Liebers in Ingolstadt wird geschlossen und vollständig in den Neubau integriert. Kern-Liebers ist jetzt der weltweit größte Platinenhersteller. Dank der von Dr. Kurt Steim geschaffenen sicheren und gesunden Basis, kann sich das Unternehmen in den folgenden Jahren erfolgreich am Markt behaupten und ist für den globalen Wettbewerb bestens gerüstet.

Im Jahre 1973 erfolgt mit dem Einstieg in die Drahtfedernfertigung der nächste große Diversifizierungsschritt, der sich in den Folgejahren zu einer weiteren wichtigen Säule des Unternehmens entwickelt. Dr.-Ing. Hans-Jochem Steim gründet Kern-Liebers USA Inc. in Toledo, Ohio und beginnt mit dem Aufbau der Fertigung für Triebfedern für Sicherheitsgurte. Das Werk in den USA wächst schnell. Heute werden Produkte aus allen Produktfeldern der Kern-Liebers Firmengruppe, mit Ausnahme des Textilbereichs, in Fertigungsstätten in Ohio, in Michigan, in Texas und in Mexiko hergestellt.