JeanRichard, Daniel: Unterschied zwischen den Versionen

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Seine großen Erfolge zogen ihm viele Neugierige, aber auch sehr viele Kunden zu. Sein Hauptabsatz war zunächst in die Klöster und Pfarrhäuser der Freigrafschaft Burgund, denen er seine einfachen Taschenuhren um 20 Thaler per Stück verkaufte. Durch reifliches Nachdenken, gewiss auch infolge mancher Verstöße bei seinen Versuchen, kam er dazu, vieles zu vervollkommnen, sowohl in Verfertigung von Handwerkszeug, als an den Uhren selbst. Von Teilung der Arbeit, wie sie heutzutage so sehr ausgebildet ist, wusste man damals noch nichts, als der Uhrenarbeiter alles selbst machen musste, das Werk, die Feder, die Triebe, das Gehäuse, die Gravuren, die Vergoldung etc. Am wenigsten gelang ihm die genaue Einteilung der Räder und Triebe.  
 
Seine großen Erfolge zogen ihm viele Neugierige, aber auch sehr viele Kunden zu. Sein Hauptabsatz war zunächst in die Klöster und Pfarrhäuser der Freigrafschaft Burgund, denen er seine einfachen Taschenuhren um 20 Thaler per Stück verkaufte. Durch reifliches Nachdenken, gewiss auch infolge mancher Verstöße bei seinen Versuchen, kam er dazu, vieles zu vervollkommnen, sowohl in Verfertigung von Handwerkszeug, als an den Uhren selbst. Von Teilung der Arbeit, wie sie heutzutage so sehr ausgebildet ist, wusste man damals noch nichts, als der Uhrenarbeiter alles selbst machen musste, das Werk, die Feder, die Triebe, das Gehäuse, die Gravuren, die Vergoldung etc. Am wenigsten gelang ihm die genaue Einteilung der Räder und Triebe.  
  
Eines Tages teilte ihm ein Fremder mit, es gebe in Genf eine Maschine, die letztere Operation sehr gut und leicht ausführe. Er reiste daher eiligst nach Genf, wo man aber aus der Sache ein Geheimnis machte. Jedoch sah er daselbst geschnittene Räder und begriff sofort, dass dies Schneiden nur mit einer Rolle (roulette) und einer Planscheibe vorgehen könne, die Ziffern enthalte, um die Zahl der Zähne zu bestimmen und deren Abstände ganz gleich zu machen. Diese Beobachtung genügte ihm. Sowie er wieder zu Hause angelangt war, fertigte er sich eine Maschine, die diesen Zweck erreichte.  
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Eines Tages teilte ihm ein Fremder mit, es gebe in [[Genf]] eine Maschine, die letztere Operation sehr gut und leicht ausführe. Er reiste daher eiligst nach Genf, wo man aber aus der Sache ein Geheimnis machte. Jedoch sah er daselbst geschnittene Räder und begriff sofort, dass dies Schneiden nur mit einer Rolle (roulette) und einer Planscheibe vorgehen könne, die Ziffern enthalte, um die Zahl der Zähne zu bestimmen und deren Abstände ganz gleich zu machen. Diese Beobachtung genügte ihm. Sowie er wieder zu Hause angelangt war, fertigte er sich eine Maschine, die diesen Zweck erreichte.  
  
 
Als ersten Lehrling oder Schüller hatte er einen gewissen [[Brandt, Jakob|Jakob Brandt]], genannt Gruerin, der seine Industrie nach La Chaux-de-fonds verpflanzte, wo er herstammte und bald selbst viele Schüler erhielt. Auch Richard glaubte, er werde anderswo bessere Aussichten für sein Handwerk haben und ließ sich ungefähr [[1705/de|1705]] in [[Le Locle]] nieder und begründete im Schweizer Kanton [[Neuenburg]] die Uhrenindustrie als einen der heute bedeutendsten Wirtschaftszweige des Landes. In La Sagne waren ihm zwei Söhne geboren worden; in Locle erhielt er noch drei weitere und alle fünf widmeten sich, wie er, der Uhrmacherei. Jeder dieser fünf Söhne trug durch seine Beobachtungen und Versuche seinen Teil zur Vervollkommnung der Uhrmacherkunst bei; es war gleichsam ein Familienschatz, den sie um die Wette vermehrten. So gelangten sie dazu, Uhren mit Monatsdatum und Repetieruhren zu machen. Sie fingen an, die Arbeit unter sich und den Arbeitern, die sie heranzogen, zu teilen: es gab bei ihnen Emailleure, Gehäusemacher etc. An die Stelle der Darmsaite trat die Stahlkette, eine Spirale wurde auf die Unruh gesetzt, kurz, der Mechanismus so verbessert, dass beim Tode des Meisters das Land um eine schöne Industrie reicher geworden war.  
 
Als ersten Lehrling oder Schüller hatte er einen gewissen [[Brandt, Jakob|Jakob Brandt]], genannt Gruerin, der seine Industrie nach La Chaux-de-fonds verpflanzte, wo er herstammte und bald selbst viele Schüler erhielt. Auch Richard glaubte, er werde anderswo bessere Aussichten für sein Handwerk haben und ließ sich ungefähr [[1705/de|1705]] in [[Le Locle]] nieder und begründete im Schweizer Kanton [[Neuenburg]] die Uhrenindustrie als einen der heute bedeutendsten Wirtschaftszweige des Landes. In La Sagne waren ihm zwei Söhne geboren worden; in Locle erhielt er noch drei weitere und alle fünf widmeten sich, wie er, der Uhrmacherei. Jeder dieser fünf Söhne trug durch seine Beobachtungen und Versuche seinen Teil zur Vervollkommnung der Uhrmacherkunst bei; es war gleichsam ein Familienschatz, den sie um die Wette vermehrten. So gelangten sie dazu, Uhren mit Monatsdatum und Repetieruhren zu machen. Sie fingen an, die Arbeit unter sich und den Arbeitern, die sie heranzogen, zu teilen: es gab bei ihnen Emailleure, Gehäusemacher etc. An die Stelle der Darmsaite trat die Stahlkette, eine Spirale wurde auf die Unruh gesetzt, kurz, der Mechanismus so verbessert, dass beim Tode des Meisters das Land um eine schöne Industrie reicher geworden war.  

Version vom 1. September 2014, 01:46 Uhr

Daniel JeanRichard (1665-1741) (auch Jean Richard und Jean Richard dit Bressel )

Daniel JeanRichard

Schweizer Uhrmacher

Genannt Bressel, wurde am 22. August 1665 in La Sagne geboren. Er zeigte schon frühzeitig eine entschiedene Lust und Liebe für die mechanischen Künste; schon als Knabe unterhielt er sich damit, einzig mit Hilfe eines schlechten Messers kleine hölzerne Wagen und schwerere Maschinen zu verfertigen, was schon sein künftiges Genie ahnen ließ. Sein Vater war nichts weniger als erfreut darüber, dass er sich mit solchen - wie er sagte, brotlosen - Künsten abgab; doch erlernte er das Schlosserhandwerk und verwandte sein Geschick in der Mechanik dazu, die damals noch eisernen großen Wanduhren zu reparieren.

Ein Zufall entschied über den Beruf des jungen JeanRichard. Ein Pferdehändler, Namens Peter, der nach vorübergehendem Aufenthalte im Auslande 1679 nach La Sagne, wo er wohnte, zurückkehrte, brachte eine in London gefertigte Taschenuhr mit, die aber "zum Glück" in Unordnung gekommen war. Peter, der das Talent und Geschick des jungen Mannes kannte, schlug ihm vor, er solle ihm seine Uhr reparieren. Voll Mut und mit dem selbstbewussten Vertrauen der Jugend machte sich dieser an die Arbeit und es gelang ihm, den Eigentümer der Uhr zu befriedigen. Er untersuchte die Uhr sorgfältig; indem er ein Stück nach dem anderen in die Hand nahm, um zu sehen, wo eigentlich der Fehler steckte, lernte er den verschiedenen Gebrauch, die besonderen Verhältnise und die gegenseitigen Beziehungen der einzelnen Teile zu einander kennen. Nachdem er so den ganzen Mechanismus gründlich kennen gelernt hatte, entschloss er sich frisch dazu, ein diesem ähnliches Werk zu machen; um jedoch damit ans Ziel zu kommen, brauchte er eine Menge Werkzeuge, die er in einer Schlosserwerkstatt nicht finden konnte.

Er verwendete nicht weniger als ein ganzes Jahr auf das Verfertigen und Herrichten der Werkzeuge, die er nötig brauchte, und dann ein halbes Jahr, um seine Uhr zu bauen. Man kann die Verfertigung der ersten Neuenburger Uhr ins Jahr 1681 versetzen. Zu jener Zeit lag die Uhrmacherkunst in der Schweiz noch überall in den Windeln; diese von JeanRichard fabrizierte Uhr ließ, wie diejenige, die ihm zum Muster gedient hatte, noch Vieles zu wünschen übrig; es war ein plumpes, rohes Werk, ein schwacher Versuch. Die Gattung Uhr, der sie angehörte, hatte noch keine Spiralfeder und die Unruh machte daher eine große Zahl Schwingungen; ein Stück von einer Darmseite versah die Funktion der Kette, welche die Schnecke mit dem Federhaus verbindet; das Zifferblatt war von Zinn, das Gehäuse von Messing; das Werk hatte einige zwanzig Linien Durchmesser, und die Pfeiler, welche die Platten tragen, einen Zoll Höhe.

Seine großen Erfolge zogen ihm viele Neugierige, aber auch sehr viele Kunden zu. Sein Hauptabsatz war zunächst in die Klöster und Pfarrhäuser der Freigrafschaft Burgund, denen er seine einfachen Taschenuhren um 20 Thaler per Stück verkaufte. Durch reifliches Nachdenken, gewiss auch infolge mancher Verstöße bei seinen Versuchen, kam er dazu, vieles zu vervollkommnen, sowohl in Verfertigung von Handwerkszeug, als an den Uhren selbst. Von Teilung der Arbeit, wie sie heutzutage so sehr ausgebildet ist, wusste man damals noch nichts, als der Uhrenarbeiter alles selbst machen musste, das Werk, die Feder, die Triebe, das Gehäuse, die Gravuren, die Vergoldung etc. Am wenigsten gelang ihm die genaue Einteilung der Räder und Triebe.

Eines Tages teilte ihm ein Fremder mit, es gebe in Genf eine Maschine, die letztere Operation sehr gut und leicht ausführe. Er reiste daher eiligst nach Genf, wo man aber aus der Sache ein Geheimnis machte. Jedoch sah er daselbst geschnittene Räder und begriff sofort, dass dies Schneiden nur mit einer Rolle (roulette) und einer Planscheibe vorgehen könne, die Ziffern enthalte, um die Zahl der Zähne zu bestimmen und deren Abstände ganz gleich zu machen. Diese Beobachtung genügte ihm. Sowie er wieder zu Hause angelangt war, fertigte er sich eine Maschine, die diesen Zweck erreichte.

Als ersten Lehrling oder Schüller hatte er einen gewissen Jakob Brandt, genannt Gruerin, der seine Industrie nach La Chaux-de-fonds verpflanzte, wo er herstammte und bald selbst viele Schüler erhielt. Auch Richard glaubte, er werde anderswo bessere Aussichten für sein Handwerk haben und ließ sich ungefähr 1705 in Le Locle nieder und begründete im Schweizer Kanton Neuenburg die Uhrenindustrie als einen der heute bedeutendsten Wirtschaftszweige des Landes. In La Sagne waren ihm zwei Söhne geboren worden; in Locle erhielt er noch drei weitere und alle fünf widmeten sich, wie er, der Uhrmacherei. Jeder dieser fünf Söhne trug durch seine Beobachtungen und Versuche seinen Teil zur Vervollkommnung der Uhrmacherkunst bei; es war gleichsam ein Familienschatz, den sie um die Wette vermehrten. So gelangten sie dazu, Uhren mit Monatsdatum und Repetieruhren zu machen. Sie fingen an, die Arbeit unter sich und den Arbeitern, die sie heranzogen, zu teilen: es gab bei ihnen Emailleure, Gehäusemacher etc. An die Stelle der Darmsaite trat die Stahlkette, eine Spirale wurde auf die Unruh gesetzt, kurz, der Mechanismus so verbessert, dass beim Tode des Meisters das Land um eine schöne Industrie reicher geworden war.

Jean Richard starb in Le Locle im Jahre 1741 und schon 1752, also nur 11 Jahre nach seinem Tode, zählte man in den Neuenburger Bergen 466 Uhrenarbeiter, 1781 aber, 100 Jahre nach Erscheinen der ersten Neuenburger Uhr, bereits 2.177.
Zu seinem Gedenken wurde ihm in Le Locle ein Denkmal errichtet. Es befindet sich neben dem heutigen Postgebäude und erinnert an seine Verdienste.

Die heutige, im Besitz von Girard-Perregaux befindliche Uhrenmarke Daniel JeanRichard trägt seinen Namen.

Literatur