Terry, Eli (1772-1852)
(siehe auch: Terry)
Amerikanischer Großuhrmacher
Eli Terry wurde am 13. April 1772 in East Windsor, Connecticut, führte in Amerika die Fabrikation der Pendeluhren ein. Als Lehrling, im Alter von 14 Jahren, absolvierte eine Ausbildung in der Werkstätte Theodor Harland ein Uhrmachers in Norwich, Connecticut. Er eignete er sich die Grundlagen der Uhrmacherkunst an und zeigte hierbei ein ungewöhnliches mechanisches Talent. Seine erste Holzuhr fertigte Terry im Jahre 1792 diese Prototyp befindet sich noch in Familienbesitz. Das versilberte Zifferblatt derselben war aus Messing gegossen und trug des Verfertigers Namen eingraviert. Im Jahre 1793 ging der junge Mechaniker nach Plymouth, wo er die Fabrikation hölzerner Stutzuhren und messingener Pendeluhren begann, die letzterer jedoch bald wieder einstellte, weil sowohl die Nachfrage nach ihnen wie die Erleichterungsmittel bei ihrer Herstellung nur beschränkte waren; die Holzuhren dagegen fanden, weil billiger und ebenso gute Zeitmesser, besseren Absatz. 1797 entwickelte Terry eine Äquationsuhr und erhielt dafür eines seiner Patente.
Die Herstellungsarbeiten - natürlich durchweg Handarbeit - wurden in folgender Weise ausgeführt: Nachdem die aus Eichenholz bestehenden Uhrplatten mittels Handarbeiten geebnet worden, wurden die gleichfalls ohne Anwendung von Maschinen geformten Pfeiler eingesetzt. Die Scheiben für die Räder wurden aus bis zur geeigneten Dicke abgeflachten Streifen Kirschholzes mit dem Messer geschnitten. Diese Scheiben wurden nun, nachdem sie in der Mitte durchbohrt worden, auf einen geeigneten Stift getrieben und, um das Zerbröckeln des Holzes zu verhindern, mit Leinöl befeuchtet. Die Zähne wurden hierauf mittels einer mit der Hand zu bewegenden Maschinerie eingeschnitten - oder mit einem Säge- und Feilmesser ausgearbeitet. Die Angriffsflanke des Zahnes war gerade, die hintere schräg, wie beim Sperrrade. Das Säge- und Feilmesser wurde 1813 durch eine Erfindung Asa Hopkin's verdrängt, der eine Maschine mit drei Spindeln schuf, mittels deren eine Anzahl von Zähnen auf einmal hergestellt werden konnten. Ähnlich dem Verfahren bei der Herstellung der Räder wurde auch bei der Anfertigung der Triebe vorgegangen; letztere wurden aus dem Holze des Bergepheus gemacht, einer gewöhnlichen Hügelstaude Connecticuts.
Nachdem in die Enden eines solchen Holzstückes Drahtstifte als Zapfen hineingetrieben worden, wurde es bis zum erforderlichen Durchmesser abgedreht, worauf das Einschneiden der Triebstäbe vorgenommen wurde. Im Jahre 1803 machte Terry Anstalten, seine Werke in größerer Anzahl herzustellen und zog sich die Vorteile der Wasserkraft zu Nutze. Drei Jahre später, 1806, nachdem sein Fabrikgeschäft zu einer solchen Ausdehnung herangewachsen war, dass er seine alten Räume für unzureichend erklären musste, kaufte er von einem gewissen Calvin Hoadley eine alte Mühle und baute diese in eine Fabrik um. Dieser Ort war später jahrelang der Wohnsitz Silas Hoadleys, der zu jener Zeit Terry's Lehrling und späterhin sein Nachfolger im Geschäfte wurde. Im Jahre 1807 schloss Eli Terry gemeinsam mit Seth Thomas und Silas Hoadley einen Vertrag über die Lieferung von 4.000 Uhren an ein Unternehmen in Waterbury. Er gebrauchte zu deren Herstellung drei Jahre; der größte Teil des ersten Jahres wurde mit der Anfertigung einzelner Werkteile hingebracht; während des zweiten Jahres wurden 1.000 Uhren fertig und die übrigen 3.000 erblickten im Laufe des dritten Jahres das Licht der Welt.
Die Folge des günstigen Ausfalles dieses Unternehmens war die, dass sich die Anfertigung der Holzuhren zur Industrie gestaltete. In letzterem Jahre wurde das Etablissement, zu dieser Zeit die bedeutendste Großuhrenfabrik im Lande, an Thomas und Hoadley verkauft, während Eli Terry eine Farm inmitten der Stadt bezog. In dem Kaufkontrakte war nämlich festgesetzt worden, dass Terry die Uhrmacherei nicht weiter betreiben dürfe. Sein rastloser Genius konnte jedoch nicht lange in Untätigkeit verharren und so erfand er denn die sogenannte Terry'sche Sims-Uhr, welche die alte hängende Uhr bald verdrängen sollte. Der Mechanismus dieser Uhr war ein vollständig anderer; er war einem kurzen Gehäuse angepasst und, entgegen den bisherigen Uhrwerken für lange Gehäuse, waren hier Gehäuse und Werk zusammengehörig. Bei der neuen Uhr konnten ferner die Gewichte zu jeder Seite in der vollen Höhe des Gehäuses sinken. Pendel, Kronrad und Spindel waren an der Vorderseite der Oberplatte angeordnet und zwar zwischen Zifferblatt und eigentlichem Werke. Anstatt des bei den hängenden Uhren an einer zwischen den Platten befindlichen Welle befestigten Hakens befand sich dieser hier auf einen Stahlstift aufgeschoben, wie dies noch jetzt bei den gebräuchlichen Pendeluhren der Fall ist.
Diese Änderungen bezeichneten eine neue Ära in der Geschichte der Uhrmacherkunst und obgleich seither viele wichtige Erfindungen gemacht wurden, gibt es doch keine Fabrikuhr, die nicht in gewissem Grade die Vervollkommnungen der Simsuhr des Jahres 1814 sich zu eigen gemacht hätte. Nachdem Eli Terry im folgenden Jahre von Thomas und Hoadley Erlaubnis erhalten hatte, wieder in seinem alten Wirkungskreise tätig sein zu dürfen, richtete er am Naugatuk River, eine Meile von seinem vorigen Aufenthaltsorte entfernt, eine Werkstätte ein und begann im folgenden Jahre mit der fabrikmäßigen Herstellung seiner Simsuhr; er hatte zu dieser Zeit Chauncey Jerome bei sich, welcher späterhin als Uhrenfabrikant Berühmtheit erlangte.
Mehrere Jahre hindurch sah sich Eli Terry genötigt, gegen Fabrikanten vorzugehen, welche von seinen Erfindungen Gebrauch machten; der hauptsächlichste Rechtsstreit, gegen eine große Gesellschaft geführt, wurde nach langjährigem Prozesse und nachdem er viel Geld dabei eingebüßt, von ihm zurückgezogen. Im Jahre 1816 entwarf Terry sein Gehäuse in Pfeilermanier mit patronenformähnlichem Giebel; das erste in der Fabrik angefertigte Exemplar war das Werk oben genannten Chauncey Jerome's. Es war im Jahre 1823, als Terry in jenen Teil von Plymouth verzog, der heute (1902) als Terryville bekannt ist; er errichtete hier eine neue Fabrik. Von 1824 bis 1827 war sein Bruder Samuel Terry Teilhaber der Firma. Später vereinigte er sich mit seinen Söhnen Eli, Henry und Sillas unter der Firma Eli Terry und Söhne. Der Vater und Henry traten bald darauf zurück, während die übrigen Söhne eine neue Fabrik an der Landstraße, die von Plymouth nach Terryville führt, gründeten. Nachdem sich Eli Terry vom Geschäfte zurückgezogen, fertigte er, indem er seine Aufmerksamkeit besonders auf Regulatoren lenkte, noch einige Uhren. Terry gilt als Begründer der Massenfabrikation von preiswerten Stutzuhren und prägte entscheidend die typisch amerikanische Uhrenform „Pillar and Scroll Clock“. Diese und die von ihm gefertigten preiswerten hölzernen Wanduhren waren in den USA sehr erfolgreich. Um 1850 arbeiteten laut Chris H. Bailey zwei Drittel der Einwohner Bristols entweder in Uhrenfabriken oder in Unternehmen, die von der Uhrenindustrie abhängig waren. Etwa ein Drittel arbeitete in jedem.
Terry starb am 26. Februar 1852 in Plymouth, Connecticut.
Schüler von Terry
Weiterführende Informationen
Literatur
- Lexikon der Uhrmacherkunst, Carl Schulte: Emil Hübners Verlag Bautzen 1902