Weill & Co: Unterschied zwischen den Versionen

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Die Firma Weil & Co. war ursprünglich eine Londoner Firma, hatte aber eine Niederlassung in [[La Chaux-de-Fonds]]. Der Firmenname war wahrscheinlich ebenfalls Weill & Harding. Das Unternehmen ließ mehrere Markennamen registrieren, die Produktion der Uhren fand aber wahrscheinlich in bei verschidene Fabrikanten in der Schweiz statt.  
 
Die Firma Weil & Co. war ursprünglich eine Londoner Firma, hatte aber eine Niederlassung in [[La Chaux-de-Fonds]]. Der Firmenname war wahrscheinlich ebenfalls Weill & Harding. Das Unternehmen ließ mehrere Markennamen registrieren, die Produktion der Uhren fand aber wahrscheinlich in bei verschidene Fabrikanten in der Schweiz statt.  
  
Gegrundet wurde die Firma von [[Weill, Louis|Louis Weill]] in [[London]] und war schon lange im Import von Uhren aus der Schweiz tätig. Louis Weill wurde [[1844/de|1844]] in Bayern geboren . Der Londoner Zensus von [[1871/de|1871]] verzeichnet ihn im Alter von 27 Jahren als Untermieter in einem Haus in Brixton, zusammen mit zwei anderen Deutschen, dem 24-jährigen Jacob Carlebach und dem 29-jährigen Joseph Carlebach, der als Baumwollmakler geführt wird. Alle drei waren eingebürgerte britische Staatsbürger. Weills Beruf wird als Börsenmakler angegeben. Louis Weill war aber schon lange im Import von Uhren aus der Schweiz tätig. Im Zensus von [[1881/de|1881]] ist Weill als Uhrenfabrikant und -importeur im Alter von 37 Jahren verzeichnet, zusammen mit seiner 28-jährigen Frau Babette, die ebenfalls in Bayern geboren und britische Staatsbürgerin war. Es scheint keine britische Heiratsurkunde zu geben, und es ist sehr wahrscheinlich, dass Louis und Babette in ihrer bayerischen Heimat geheiratet haben. Der Zensus von 1911 weist eine 40-jährige Ehe aus, demnach muss die Hochzeit [[1871/de|1871]] stattgefunden haben, als Louis 27 und Babette 18 Jahre alt waren. Offenbar war Weill nach England gekommen, um sich als Händler selbstständig zu machen, und hatte sich dem Uhrenimport zugewandt.
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Gegrundet wurde die Firma von [[Weill, Louis|Louis Weill]] in [[London]] und war schon lange im Import von Uhren aus der Schweiz tätig. Louis Weill wurde in Bayern geboren. Der Londoner Zensus von [[1871/de|1871]] verzeichnet ihn im Alter von 27 Jahren als Untermieter in einem Haus in Brixton, zusammen mit zwei anderen Deutschen, dem 24-jährigen Jacob Carlebach und dem 29-jährigen Joseph Carlebach, der als Baumwollmakler geführt wird. Alle drei waren eingebürgerte britische Staatsbürger. Weills Beruf wird als Börsenmakler angegeben. Louis Weill war aber schon lange im Import von Uhren aus der Schweiz tätig. Im Zensus von [[1881/de|1881]] ist Weill als Uhrenfabrikant und -importeur im Alter von 37 Jahren verzeichnet, zusammen mit seiner 28-jährigen Frau Babette, die ebenfalls in Bayern geboren und britische Staatsbürgerin war. Es scheint keine britische Heiratsurkunde zu geben, und es ist sehr wahrscheinlich, dass Louis und Babette in ihrer bayerischen Heimat geheiratet haben. Der Zensus von [[1911/de|1911]] weist eine 40-jährige Ehe aus, demnach muss die Hochzeit [[1871/de|1871]] stattgefunden haben, als Louis 27 und Babette 18 Jahre alt waren. Offenbar war Weill nach England gekommen, um sich als Händler selbstständig zu machen, und hatte sich dem Uhrenimport zugewandt.
  
Eine Anzeige von Weill & Co. im „Watchmaker, Jeweler and Silversmith“ vom Oktober 1891 gibt an, dass Weill & Co. [[1863/de|1863]] gegründet wurde, was etwa dem Zeitpunkt entspricht, als Louis Weill nach England kam – er wäre damals 19 Jahre alt gewesen. Der Londoner Zensus von [[1871/de|1871]], der ihn als Mitglied der Börse ausweist, deutet darauf hin, dass er Händler und Spekulant war und zweifellos den lukrativen Import-Export-Handel für sich entdeckte. Um [[1874/de|1874/[[1875/de|/75]] ging Weill eine Partnerschaft mit Harburg, Henry|Henry Harburg]] ein und firmierte unter dem Namen Weill & Harburg in 14 Hatton Garden, East London, später in 3 Holborn Circus, East London. Die Namensreihenfolge von Weill vor Harburg, die nicht alphabetisch ist, lässt darauf schließen, dass Weill der Seniorpartner war.
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Eine Anzeige von Weill & Co. im „Watchmaker, Jeweler and Silversmith“ vom Oktober [[1891/de|1891]] gibt an, dass Weill & Co. [[1863/de|1863]] gegründet wurde, was etwa dem Zeitpunkt entspricht, als Louis Weill nach England kam – er wäre damals 19 Jahre alt gewesen. Der Londoner Zensus von [[1871/de|1871]], der ihn als Mitglied der Börse ausweist, deutet darauf hin, dass er Händler und Spekulant war und zweifellos den lukrativen Import-Export-Handel für sich entdeckte. Um [[1874/de|1874]]/[[1875/de|/75]] ging Weill eine Partnerschaft mit [[Harburg, Henry|Henry Harburg]] ein und firmierte unter dem Namen Weill & Harburg in 14 Hatton Garden, East London, später in 3 Holborn Circus, East London. Die Namensreihenfolge von Weill vor Harburg, die nicht alphabetisch ist, lässt darauf schließen, dass Weill der Seniorpartner war. Weill & Harburg fungierten als Patentanwälte für Schweizer Musikdosen- und Uhrenhersteller. Am [[12. Februar]] [[1875/de|1875]] wurde Louis Weill und Henry Harburg ein Patent für „Verbesserungen an Musikdosen und ähnlichen Instrumenten“ erteilt, ein Patent, das zuvor in der Schweiz von [[Grosclaude, Louis Auguste|Louis Auguste Grosclaude]] angemeldet worden war. Im Februar [[1885/de|1885]] reichten Louis Weill und Henry Harburg, 47, Lincoln’s Inn Fields, London, einen Patentantrag für „Eine Verbesserung an Uhren und anderen Zeitmessern“ ein, ein Patent, das zuvor in der Schweiz von [[Borel, Henri Guillaume|Henri Guillaume Borel]] angemeldet worden war.
Weill & Harburg fungierten als Patentanwälte für Schweizer Musikdosen- und Uhrenhersteller. Am [[12. Februar]] [[1875/de|1875]] wurde Louis Weill und Henry Harburg ein Patent für „Verbesserungen an Musikdosen und ähnlichen Instrumenten“ erteilt, ein Patent, das zuvor in der Schweiz von [[Grosclaude, Louis Auguste|Louis Auguste Grosclaude]] angemeldet worden war. Im Februar [[1885/de|1885]] reichten Louis Weill und Henry Harburg, 47, Lincoln’s Inn Fields, London, einen Patentantrag für „Eine Verbesserung an Uhren und anderen Zeitmessern“ ein, ein Patent, das zuvor in der Schweiz von [[Borel, Henri Guillaume|Henri Guillaume Borel]] angemeldet worden war.
 
  
 
Zwei Stempel mit der Herstellermarke L.W. über H.H. für Louis Weill und Henry Harburg wurden am [[31. März]] [[1876/de|1876]] beim Londoner Prüfamt registriert, zwei weitere mit derselben Marke am [[24. Mai]] [[1876/de|1876]]. Louis Weill selbst ließ seine Stempelmarke „LW“ erstmals am [[24. November]] [[1879/de|1879]] beim Londoner Prüfamt eintragen. Die Registrierung der Stempel von Weill & Harburg sowie von Louis Weills eigener LW-Marke erfolgte in einer Zeit, als Schweizer Uhrenhersteller ihre Uhren mit englischen Punzierungen prüfen und versehen ließen. Dies war zwar völlig legal, aber sehr zum Ärger der englischen Uhrenhersteller, die diese Praxis [[1888/de|1888]] unterbinden konnten. Von 1888 bis [[1907/de|1907]] importierte Weill weiterhin Schweizer Uhren ohne englische Punzierungen.  
 
Zwei Stempel mit der Herstellermarke L.W. über H.H. für Louis Weill und Henry Harburg wurden am [[31. März]] [[1876/de|1876]] beim Londoner Prüfamt registriert, zwei weitere mit derselben Marke am [[24. Mai]] [[1876/de|1876]]. Louis Weill selbst ließ seine Stempelmarke „LW“ erstmals am [[24. November]] [[1879/de|1879]] beim Londoner Prüfamt eintragen. Die Registrierung der Stempel von Weill & Harburg sowie von Louis Weills eigener LW-Marke erfolgte in einer Zeit, als Schweizer Uhrenhersteller ihre Uhren mit englischen Punzierungen prüfen und versehen ließen. Dies war zwar völlig legal, aber sehr zum Ärger der englischen Uhrenhersteller, die diese Praxis [[1888/de|1888]] unterbinden konnten. Von 1888 bis [[1907/de|1907]] importierte Weill weiterhin Schweizer Uhren ohne englische Punzierungen.  
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Am [[12. April]] [[1890/de|1890]] wurde die Partnerschaft Weill & Harburg aufgelöst, und Harburg führte das Unternehmen fortan auf eigene Rechnung weiter. [[1892/de|1892]] beging er Selbstmord durch einen Kopfschuss. Vermutlich wollte Weill das Geschäft erweitern, und Harburg verließ es aufgrund unterschiedlicher Ansichten. Weill erwarb die Vermögenswerte und übernahm die Verbindlichkeiten des bestehenden Unternehmens und firmierte unter dem Namen Weill & Co. weiterhin am selben Standort, Holborn Circus 3. Während der 15-jährigen Partnerschaft hielten sich Weill & Harburg weitgehend im Hintergrund. Nach der Auflösung der Partnerschaft begann Louis Weill offenbar mit der Expansion des Unternehmens. Die hier abgebildete Anzeige aus der Zeitschrift „Watchmaker, Jeweler and Silversmith“ vom Oktober [[1891/de|1891]] war die erste einer Reihe ähnlicher Anzeigen, und der Name Weill & Co. ist in allen Branchenverzeichnissen verzeichnet. Auch in zahlreichen Bekanntmachungen von Juwelieren, die in finanzielle Schwierigkeiten geraten waren, taucht der Name Weill & Co. auf, was darauf hindeutet, dass Weill & Co. viele Juweliere mit Waren belieferte.  
 
Am [[12. April]] [[1890/de|1890]] wurde die Partnerschaft Weill & Harburg aufgelöst, und Harburg führte das Unternehmen fortan auf eigene Rechnung weiter. [[1892/de|1892]] beging er Selbstmord durch einen Kopfschuss. Vermutlich wollte Weill das Geschäft erweitern, und Harburg verließ es aufgrund unterschiedlicher Ansichten. Weill erwarb die Vermögenswerte und übernahm die Verbindlichkeiten des bestehenden Unternehmens und firmierte unter dem Namen Weill & Co. weiterhin am selben Standort, Holborn Circus 3. Während der 15-jährigen Partnerschaft hielten sich Weill & Harburg weitgehend im Hintergrund. Nach der Auflösung der Partnerschaft begann Louis Weill offenbar mit der Expansion des Unternehmens. Die hier abgebildete Anzeige aus der Zeitschrift „Watchmaker, Jeweler and Silversmith“ vom Oktober [[1891/de|1891]] war die erste einer Reihe ähnlicher Anzeigen, und der Name Weill & Co. ist in allen Branchenverzeichnissen verzeichnet. Auch in zahlreichen Bekanntmachungen von Juwelieren, die in finanzielle Schwierigkeiten geraten waren, taucht der Name Weill & Co. auf, was darauf hindeutet, dass Weill & Co. viele Juweliere mit Waren belieferte.  
  
Die Anzeige zeigt zwei der bekanntesten Designs von Weill & Co., „The Ascot“ und „The Winner“, beides Chronographen, wobei „The Winner“ eine komplizierte Version mit springender Sekunde ist. Diese Uhren wären damals sehr teuer gewesen. 2004 verkaufte Christie’s New York eine Taschenuhr mit Minutenrepetition, ewigem Kalender, Chronograph, schlüssellosem Hebelmechanismus und Mondphasenanzeige in einem 18-karätigen Goldgehäuse, signiert Weill & Harburg, London, um 1880, für fast 9.000 £. Die Anzeige erwähnt auch „The famous machine made Billodes“, eine Marke, die damals von dem Unternehmen verwendet wurde, aus dem später die [[Zenith]] Watch Co. hervorging. Weill & Co. importierte außerdem Uhren von [[IWC]] in Schaffhausen. Louis Weill stellte [[1893/de|1893]] als Teil der Schweizer Delegation auf der Weltausstellung in Chicago, auch bekannt als World’s Columbian Exposition, aus. Im selben Jahr berichtete La Fédération Horlogère Suisse, dass die Firma Weill & Cie aus La Chaux-de-Fonds Uhren präsentierte, von denen eine die Zeit in sieben verschiedenen Städten anzeigte. There are several mentions of the branch of Weill & Co. at 40 Rue Leopold Robert, La Chaux-de-Fonds, but I have found no evidence that there was a manufacturing operation. Es gibt mehrere Erwähnungen der Niederlassung von Weill & Co. in der Rue Leopold Robert 40 in La Chaux-de-Fonds. Die Herstellung von Uhren nach Weills Entwürfen durch einige der unzähligen kleinen Uhrenmanufakturen in Chaux-de-Fonds etc. organisierte und deren Lieferung an den Hauptsitz des Unternehmens in London veranlasste. Nach Louis Weills Pensionierung wurde Weill & Co. von Arthur Mayer und einem von Weills Neffen, Leo Weill, weitergeführt. Der Firmenname wurde später in [[Arthur Mayer & L. Weill]] geändert.
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Die Anzeige zeigt zwei der bekanntesten Designs von Weill & Co., „The Ascot“ und „The Winner“, beides Chronographen, wobei „The Winner“ eine komplizierte Version mit springender Sekunde ist. Diese Uhren wären damals sehr teuer gewesen. 2004 verkaufte Christie’s New York eine Taschenuhr mit Minutenrepetition, ewigem Kalender, Chronograph, schlüssellosem Hebelmechanismus und Mondphasenanzeige in einem 18-karätigen Goldgehäuse, signiert Weill & Harburg, London, um 1880, für fast 9.000 £. Die Anzeige erwähnt auch „The famous machine made Billodes“, eine Marke, die damals von dem Unternehmen verwendet wurde, aus dem später die [[Zenith]] Watch Co. hervorging. Weill & Co. importierte außerdem Uhren von [[IWC]] in Schaffhausen. Louis Weill stellte [[1893/de|1893]] als Teil der Schweizer Delegation auf der Weltausstellung in Chicago, auch bekannt als World’s Columbian Exposition, aus. Im selben Jahr berichtete La Fédération Horlogère Suisse, dass die Firma Weill & Cie aus La Chaux-de-Fonds Uhren präsentierte, von denen eine die Zeit in sieben verschiedenen Städten anzeigte. Es gibt mehrere Erwähnungen der Niederlassung von Weill & Co. in der Rue Leopold Robert 40 in La Chaux-de-Fonds. Die Herstellung von Uhren nach Weills Entwürfen durch einige der unzähligen kleinen Uhrenmanufakturen in Chaux-de-Fonds etc. organisierte und deren Lieferung an den Hauptsitz des Unternehmens in London veranlasste. Nach Louis Weills Pensionierung wurde Weill & Co. von Arthur Mayer und einem von Weills Neffen, Leo Weill, weitergeführt. Der Firmenname wurde später in [[Arthur Mayer & L. Weill]] geändert.
 
 
  
 
==Marken und Modellen==
 
==Marken und Modellen==
The London lever Registered (1884) - Bartletts Building Watch Co (1886) - W.H.C (1887) - W.C<sup>o</sup>.C (1891) - Incomparable (1893) - Victorine (1891) -  Railway Regulator (1891) - The Triumph (1894) - The  Radiant (1994) - Perfectum (1894) - Gladiateur (1895) La Loyale (1895) - Indestructible (1902) - Ñacla Watch (1903) - Primus (1903) -  The  Winner (1910) -
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The London lever Registered (1884) - Bartletts Building Watch Co (1886) - W.H.C (1887) - W.C<sup>o</sup>.C (1891) - Incomparable (1893) - Victorine (1891) -  Railway Regulator (1891) - The Triumph (1894) - The  Radiant (1994) - Perfectum (1894) - Gladiateur (1895) La Loyale (1895) - Indestructible (1902) - Nacla Watch (1903) - Primus (1903) -  The  Winner (1910) - und Ascot.
  
 
== Weiterführende Informationen ==
 
== Weiterführende Informationen ==

Aktuelle Version vom 4. Dezember 2025, 19:31 Uhr

Schweizer Uhrenhändler und Uhrenhersteller

Die Firma Weil & Co. war ursprünglich eine Londoner Firma, hatte aber eine Niederlassung in La Chaux-de-Fonds. Der Firmenname war wahrscheinlich ebenfalls Weill & Harding. Das Unternehmen ließ mehrere Markennamen registrieren, die Produktion der Uhren fand aber wahrscheinlich in bei verschidene Fabrikanten in der Schweiz statt.

Gegrundet wurde die Firma von Louis Weill in London und war schon lange im Import von Uhren aus der Schweiz tätig. Louis Weill wurde in Bayern geboren. Der Londoner Zensus von 1871 verzeichnet ihn im Alter von 27 Jahren als Untermieter in einem Haus in Brixton, zusammen mit zwei anderen Deutschen, dem 24-jährigen Jacob Carlebach und dem 29-jährigen Joseph Carlebach, der als Baumwollmakler geführt wird. Alle drei waren eingebürgerte britische Staatsbürger. Weills Beruf wird als Börsenmakler angegeben. Louis Weill war aber schon lange im Import von Uhren aus der Schweiz tätig. Im Zensus von 1881 ist Weill als Uhrenfabrikant und -importeur im Alter von 37 Jahren verzeichnet, zusammen mit seiner 28-jährigen Frau Babette, die ebenfalls in Bayern geboren und britische Staatsbürgerin war. Es scheint keine britische Heiratsurkunde zu geben, und es ist sehr wahrscheinlich, dass Louis und Babette in ihrer bayerischen Heimat geheiratet haben. Der Zensus von 1911 weist eine 40-jährige Ehe aus, demnach muss die Hochzeit 1871 stattgefunden haben, als Louis 27 und Babette 18 Jahre alt waren. Offenbar war Weill nach England gekommen, um sich als Händler selbstständig zu machen, und hatte sich dem Uhrenimport zugewandt.

Eine Anzeige von Weill & Co. im „Watchmaker, Jeweler and Silversmith“ vom Oktober 1891 gibt an, dass Weill & Co. 1863 gegründet wurde, was etwa dem Zeitpunkt entspricht, als Louis Weill nach England kam – er wäre damals 19 Jahre alt gewesen. Der Londoner Zensus von 1871, der ihn als Mitglied der Börse ausweist, deutet darauf hin, dass er Händler und Spekulant war und zweifellos den lukrativen Import-Export-Handel für sich entdeckte. Um 1874//75 ging Weill eine Partnerschaft mit Henry Harburg ein und firmierte unter dem Namen Weill & Harburg in 14 Hatton Garden, East London, später in 3 Holborn Circus, East London. Die Namensreihenfolge von Weill vor Harburg, die nicht alphabetisch ist, lässt darauf schließen, dass Weill der Seniorpartner war. Weill & Harburg fungierten als Patentanwälte für Schweizer Musikdosen- und Uhrenhersteller. Am 12. Februar 1875 wurde Louis Weill und Henry Harburg ein Patent für „Verbesserungen an Musikdosen und ähnlichen Instrumenten“ erteilt, ein Patent, das zuvor in der Schweiz von Louis Auguste Grosclaude angemeldet worden war. Im Februar 1885 reichten Louis Weill und Henry Harburg, 47, Lincoln’s Inn Fields, London, einen Patentantrag für „Eine Verbesserung an Uhren und anderen Zeitmessern“ ein, ein Patent, das zuvor in der Schweiz von Henri Guillaume Borel angemeldet worden war.

Zwei Stempel mit der Herstellermarke L.W. über H.H. für Louis Weill und Henry Harburg wurden am 31. März 1876 beim Londoner Prüfamt registriert, zwei weitere mit derselben Marke am 24. Mai 1876. Louis Weill selbst ließ seine Stempelmarke „LW“ erstmals am 24. November 1879 beim Londoner Prüfamt eintragen. Die Registrierung der Stempel von Weill & Harburg sowie von Louis Weills eigener LW-Marke erfolgte in einer Zeit, als Schweizer Uhrenhersteller ihre Uhren mit englischen Punzierungen prüfen und versehen ließen. Dies war zwar völlig legal, aber sehr zum Ärger der englischen Uhrenhersteller, die diese Praxis 1888 unterbinden konnten. Von 1888 bis 1907 importierte Weill weiterhin Schweizer Uhren ohne englische Punzierungen. Die Marke „L.W.“ wurde am 11. Oktober 1883 von Louis Weill und Henry Harburg, die sich als Uhrenhersteller und Schweizer Uhrenimporteure mit Sitz am Holborn Circus 3 in London EC bezeichneten, beim Birmingham Assay Office eingetragen. Die Marke „WH“ in Cameo-Form innerhalb zweier verbundener Kreise wurde am 2. März 1883 von denselben Weill und Harburg beim Birmingham Assay Office eingetragen. Ab 1882 wurden Schweizer Uhrengehäuse in der Schweiz punziert, allerdings sind die Schweizer Punzen nicht so umfangreich wie die britischen; eine Schweizer Punze enthält weder eine Herstellermarke noch eine Datumsangabe.

Am 12. April 1890 wurde die Partnerschaft Weill & Harburg aufgelöst, und Harburg führte das Unternehmen fortan auf eigene Rechnung weiter. 1892 beging er Selbstmord durch einen Kopfschuss. Vermutlich wollte Weill das Geschäft erweitern, und Harburg verließ es aufgrund unterschiedlicher Ansichten. Weill erwarb die Vermögenswerte und übernahm die Verbindlichkeiten des bestehenden Unternehmens und firmierte unter dem Namen Weill & Co. weiterhin am selben Standort, Holborn Circus 3. Während der 15-jährigen Partnerschaft hielten sich Weill & Harburg weitgehend im Hintergrund. Nach der Auflösung der Partnerschaft begann Louis Weill offenbar mit der Expansion des Unternehmens. Die hier abgebildete Anzeige aus der Zeitschrift „Watchmaker, Jeweler and Silversmith“ vom Oktober 1891 war die erste einer Reihe ähnlicher Anzeigen, und der Name Weill & Co. ist in allen Branchenverzeichnissen verzeichnet. Auch in zahlreichen Bekanntmachungen von Juwelieren, die in finanzielle Schwierigkeiten geraten waren, taucht der Name Weill & Co. auf, was darauf hindeutet, dass Weill & Co. viele Juweliere mit Waren belieferte.

Die Anzeige zeigt zwei der bekanntesten Designs von Weill & Co., „The Ascot“ und „The Winner“, beides Chronographen, wobei „The Winner“ eine komplizierte Version mit springender Sekunde ist. Diese Uhren wären damals sehr teuer gewesen. 2004 verkaufte Christie’s New York eine Taschenuhr mit Minutenrepetition, ewigem Kalender, Chronograph, schlüssellosem Hebelmechanismus und Mondphasenanzeige in einem 18-karätigen Goldgehäuse, signiert Weill & Harburg, London, um 1880, für fast 9.000 £. Die Anzeige erwähnt auch „The famous machine made Billodes“, eine Marke, die damals von dem Unternehmen verwendet wurde, aus dem später die Zenith Watch Co. hervorging. Weill & Co. importierte außerdem Uhren von IWC in Schaffhausen. Louis Weill stellte 1893 als Teil der Schweizer Delegation auf der Weltausstellung in Chicago, auch bekannt als World’s Columbian Exposition, aus. Im selben Jahr berichtete La Fédération Horlogère Suisse, dass die Firma Weill & Cie aus La Chaux-de-Fonds Uhren präsentierte, von denen eine die Zeit in sieben verschiedenen Städten anzeigte. Es gibt mehrere Erwähnungen der Niederlassung von Weill & Co. in der Rue Leopold Robert 40 in La Chaux-de-Fonds. Die Herstellung von Uhren nach Weills Entwürfen durch einige der unzähligen kleinen Uhrenmanufakturen in Chaux-de-Fonds etc. organisierte und deren Lieferung an den Hauptsitz des Unternehmens in London veranlasste. Nach Louis Weills Pensionierung wurde Weill & Co. von Arthur Mayer und einem von Weills Neffen, Leo Weill, weitergeführt. Der Firmenname wurde später in Arthur Mayer & L. Weill geändert.

Marken und Modellen

The London lever Registered (1884) - Bartletts Building Watch Co (1886) - W.H.C (1887) - W.Co.C (1891) - Incomparable (1893) - Victorine (1891) - Railway Regulator (1891) - The Triumph (1894) - The Radiant (1994) - Perfectum (1894) - Gladiateur (1895) La Loyale (1895) - Indestructible (1902) - Nacla Watch (1903) - Primus (1903) - The Winner (1910) - und Ascot.

Weiterführende Informationen

Literatur