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+ | Hermann Goertz wurde am [[2. April]] [[1862/de|1862]] als Sohn des Landwirtes Jacob Goertz und seiner Frau Elise (+1915) in Montauerweide bei Marienwerder (Westpreussen) geboren. Seinen leiblichen Vater verlor er im Alter von einem Jahr. Die Mutter heiratete den in Rehhof (Westpreussen) ansässigen Maschinenbauer, späteren Landwirt, Johann Dick. Bis zu seinem neunten Lebensjahr besuchte Hermann die Volksschule in Rehhof. Alsdann wanderte sein Stiefvater mit der Familie nach Rußland aus und siedelten sich im Wolgagebiet in einer deutschen Kolonie an. Dort genoss Goertz weiterhin eine deutsche Erziehung.<ref>Stadtarchiv Glashütte/Sa.: Akten der Stadt Glashütte i. S., Sachbetreff: Staatsangehörigkeiten; Band I., Ergangen im Jahr 1919.; Gesuch des Uhrmachers Hermann Görtz </ref> In Berdjansk am Asowschen Meer (Ukraine) erlernte er zunächst als Stellmacher und Zimmermann die Holzbearbeitung und anschließend, einem nachdrücklichen Interesse folgend, das Uhrmacherhandwerk. Als Uhrmacher arbeitete er zunächst in Odessa und später etwa 25 Jahre in Charkow. Dort war er, neben anderen Aufgaben, mit der Pflege der Präzisionsuhren und ähnlicher Instrumente der Universitäts-Sternwarte betraut.<ref>Fritsch/[[Friebel, Karl|Friebel]]; Die Glashütter Kunstuhr von Hermann Goertz, Uhren und Schmuck 1984; S. 179/180; VEB Verlag Technik Berlin </ref> In der Ukraine verehelichte er sich mit der Schneiderin Julie, geb. Pilnenhowa (*1881), und hatte zwei Töchter.<ref>Stadtarchiv Glashütte/Sa.: Akten der Stadt Glashütte i. S., Sachbetreff: Staatsangehörigkeiten; Band I., Ergangen im Jahr 1919.; Gesuch des Uhrmachers Hermann Görtz </ref> | ||
− | + | [[1918/de|1918]] konnte Hermann Goertz nach Deutschland zurückkehren und durfte soviel von seinem Besitz mitnehmen, daß er mehrere Jahre in [[Glashütte]] leben und sein "Lebenswerk", die von ihm erschaffene [[Glashütter Kunstuhr]], an der damaligen [[DUS|Uhrmacherschule]] fertigstellen konnte.<ref>Fritsch/[[Friebel, Karl|Friebel]]; Die Glashütter Kunstuhr von Hermann Goertz, Uhren und Schmuck 1984; S. 179/180; VEB Verlag Technik Berlin </ref> | |
+ | Goertz wohnte seit 25. November 1918 bis weit in die zwanziger Jahre im Haus von [[Paul Stübner]] und war bei der Fa. A.[[Lange und Söhne]] als Uhrmacher beschäftigt. [[1921/de|1921]] erhielt er für seine praktischen und theoretischen Leistungen eine Anerkennungsurkunde der [[Großmann-Stiftung]]. | ||
+ | Am 25. April 1922 stellte er den Antrag auf Einbürgerung in Sachsen, welcher jedoch erst zum 1. November 1923 positiv beschieden wurde. Im Vorfeld der Entscheidung standen die ungeklärten familiären Verhältnisse. Abschließend wurde zu Protokoll gegeben, dass durch die politischen Verhältnisse im Herbst 1918 in Russland selbst von der Ehefrau die Missachtung eines gebürtigen Deutschen erfolgte. Da die Frau als Hausbesitzerin und Inhaberin eines Schneidereigeschäftes, sowie beide volljährigen Kinder wirtschaftlich versorgt, nicht gewillt waren, nach Deutschland überzusiedeln und weiteren Kontakt unterbunden, sah Goetz seine Ehe als gelöst und ohne weitere Verpflichtungen.<ref>Stadtarchiv Glashütte/Sa.: Akten der Stadt Glashütte i. S., Sachbetreff: Staatsangehörigkeiten; Band I., Ergangen im Jahr 1919.; Gesuch des Uhrmachers Hermann Görtz </ref> | ||
− | + | Der Baubeginn der [[Glashütter Kunstuhr|Kunstuhr]] kann gemäß der Signatur auf der Rückseite des Sekundenzifferblattes mit [[1892/de|1892]] angegeben werden. [[Goertz, Hermann|Goertz]] hatte diese Uhr ursprünglich nicht in jenem Umfang geplant, in dem sie letzten Endes ausgeführt wurde. Anregungen zur Erweiterung der ursprünglichen Konzeption erhielt er von Fachlehrern der Uhrmacherschule. Vermutlich entstand auf diese Weise der ganze untere Teil des Werkes mit den drei Zifferblättern unterhalb des Hauptzifferblattes.<ref>Fritsch/[[Friebel, Karl|Friebel]]; Die Glashütter Kunstuhr von Hermann Goertz, Uhren und Schmuck 1984; S. 179/180; VEB Verlag Technik Berlin </ref> | |
− | + | Die Uhr wurde [[1925/de|1925]] durch [[Goertz, Hermann|Goertz]] selbst fertiggestellt, und nachdem sie auf verschiedenen Ausstellungen der Öffentlichkeit bekannt gemacht worden war, erhielt sie ihren endgültigen Platz in der [[DUS|Glashütter Uhrmacherschule]]. Nach zunächst vergeblichen Bemühungen, das Objekt zu verkaufen, wurde sie [[1928/de|1928]] vom Sächsischen Staat für 15.000 Reichsmark aus dem Künstlerhilfe-Fonds angekauft; zusätzlich erhielt [[Goertz, Hermann|Goertz]] eine lebenslängliche Rente von jährlich 2.000 Reichsmark.<ref>Fritsch/[[Friebel, Karl|Friebel]]; Die Glashütter Kunstuhr von Hermann Goertz, Uhren und Schmuck 1984; S. 179/180; VEB Verlag Technik Berlin </ref> | |
− | + | Nach Fertigstellung der [[Glashütter Kunstuhr|Kunstuhr]] baute er im Auftrag der Uhrenfabrik [[Lange und Söhne]] noch zehn oder zwölf Präzisionspendeluhren in höchster Vollendung, die er jedoch nicht mehr alle fertigstellen konnte. In diese Uhren konnte er aber die von ihm konstruierten Glocken- und Klauen-Schwerkrafthemmungen einbauen und erproben.<ref>Fritsch/[[Friebel, Karl|Friebel]]; Die Glashütter Kunstuhr von Hermann Goertz, Uhren und Schmuck 1984; S. 179/180; VEB Verlag Technik Berlin </ref> | |
− | + | In den letzten acht Jahren seines Lebens war er halbseitig gelähmt und lebte im Altersheim in Aue, wo er am [[27. Dezember]] [[1944/de|1944]] starb und beerdigt wurde. Daß sein großes Werk trotz der Kriegseinwirkungen bis in unsere Gegenwart erhalten und am Ort seiner Vollendung geblieben ist, kann nicht hoch genug eingeschätzt werden. Sicher wurde auch erwartet, daß sich gerade an der [[DUS|Glashütter Bildungseinrichtung]] immer wieder geeignete und fähige Fachleute finden würden, die in der Lage sind, diese Uhr mit der entsprechenden Sachkenntnis zu betreuen bzw. in bestimmten Zeitabständen zu überholen.<ref>Fritsch/[[Friebel, Karl|Friebel]]; Die Glashütter Kunstuhr von Hermann Goertz, Uhren und Schmuck 1984; S. 179/180; VEB Verlag Technik Berlin </ref> | |
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+ | == Literatur == | ||
+ | *[[Hermann Goertz 1862-1944]], ISBN 3942422956, ISBN 9783942422956, Verlag: Sandstein Kommunikation, Veröffentlichung: 2012, Sprache: Englisch, Deutsch | ||
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+ | == Quellen == | ||
+ | <references/> | ||
[[Kategorie: Biographie]] | [[Kategorie: Biographie]] | ||
[[Kategorie: Biographie G]] | [[Kategorie: Biographie G]] | ||
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Aktuelle Version vom 2. Juni 2018, 16:22 Uhr
Deutscher Uhrmacher
Biographie
Hermann Goertz wurde am 2. April 1862 als Sohn des Landwirtes Jacob Goertz und seiner Frau Elise (+1915) in Montauerweide bei Marienwerder (Westpreussen) geboren. Seinen leiblichen Vater verlor er im Alter von einem Jahr. Die Mutter heiratete den in Rehhof (Westpreussen) ansässigen Maschinenbauer, späteren Landwirt, Johann Dick. Bis zu seinem neunten Lebensjahr besuchte Hermann die Volksschule in Rehhof. Alsdann wanderte sein Stiefvater mit der Familie nach Rußland aus und siedelten sich im Wolgagebiet in einer deutschen Kolonie an. Dort genoss Goertz weiterhin eine deutsche Erziehung.[1] In Berdjansk am Asowschen Meer (Ukraine) erlernte er zunächst als Stellmacher und Zimmermann die Holzbearbeitung und anschließend, einem nachdrücklichen Interesse folgend, das Uhrmacherhandwerk. Als Uhrmacher arbeitete er zunächst in Odessa und später etwa 25 Jahre in Charkow. Dort war er, neben anderen Aufgaben, mit der Pflege der Präzisionsuhren und ähnlicher Instrumente der Universitäts-Sternwarte betraut.[2] In der Ukraine verehelichte er sich mit der Schneiderin Julie, geb. Pilnenhowa (*1881), und hatte zwei Töchter.[3]
1918 konnte Hermann Goertz nach Deutschland zurückkehren und durfte soviel von seinem Besitz mitnehmen, daß er mehrere Jahre in Glashütte leben und sein "Lebenswerk", die von ihm erschaffene Glashütter Kunstuhr, an der damaligen Uhrmacherschule fertigstellen konnte.[4] Goertz wohnte seit 25. November 1918 bis weit in die zwanziger Jahre im Haus von Paul Stübner und war bei der Fa. A.Lange und Söhne als Uhrmacher beschäftigt. 1921 erhielt er für seine praktischen und theoretischen Leistungen eine Anerkennungsurkunde der Großmann-Stiftung. Am 25. April 1922 stellte er den Antrag auf Einbürgerung in Sachsen, welcher jedoch erst zum 1. November 1923 positiv beschieden wurde. Im Vorfeld der Entscheidung standen die ungeklärten familiären Verhältnisse. Abschließend wurde zu Protokoll gegeben, dass durch die politischen Verhältnisse im Herbst 1918 in Russland selbst von der Ehefrau die Missachtung eines gebürtigen Deutschen erfolgte. Da die Frau als Hausbesitzerin und Inhaberin eines Schneidereigeschäftes, sowie beide volljährigen Kinder wirtschaftlich versorgt, nicht gewillt waren, nach Deutschland überzusiedeln und weiteren Kontakt unterbunden, sah Goetz seine Ehe als gelöst und ohne weitere Verpflichtungen.[5]
Der Baubeginn der Kunstuhr kann gemäß der Signatur auf der Rückseite des Sekundenzifferblattes mit 1892 angegeben werden. Goertz hatte diese Uhr ursprünglich nicht in jenem Umfang geplant, in dem sie letzten Endes ausgeführt wurde. Anregungen zur Erweiterung der ursprünglichen Konzeption erhielt er von Fachlehrern der Uhrmacherschule. Vermutlich entstand auf diese Weise der ganze untere Teil des Werkes mit den drei Zifferblättern unterhalb des Hauptzifferblattes.[6]
Die Uhr wurde 1925 durch Goertz selbst fertiggestellt, und nachdem sie auf verschiedenen Ausstellungen der Öffentlichkeit bekannt gemacht worden war, erhielt sie ihren endgültigen Platz in der Glashütter Uhrmacherschule. Nach zunächst vergeblichen Bemühungen, das Objekt zu verkaufen, wurde sie 1928 vom Sächsischen Staat für 15.000 Reichsmark aus dem Künstlerhilfe-Fonds angekauft; zusätzlich erhielt Goertz eine lebenslängliche Rente von jährlich 2.000 Reichsmark.[7]
Nach Fertigstellung der Kunstuhr baute er im Auftrag der Uhrenfabrik Lange und Söhne noch zehn oder zwölf Präzisionspendeluhren in höchster Vollendung, die er jedoch nicht mehr alle fertigstellen konnte. In diese Uhren konnte er aber die von ihm konstruierten Glocken- und Klauen-Schwerkrafthemmungen einbauen und erproben.[8]
In den letzten acht Jahren seines Lebens war er halbseitig gelähmt und lebte im Altersheim in Aue, wo er am 27. Dezember 1944 starb und beerdigt wurde. Daß sein großes Werk trotz der Kriegseinwirkungen bis in unsere Gegenwart erhalten und am Ort seiner Vollendung geblieben ist, kann nicht hoch genug eingeschätzt werden. Sicher wurde auch erwartet, daß sich gerade an der Glashütter Bildungseinrichtung immer wieder geeignete und fähige Fachleute finden würden, die in der Lage sind, diese Uhr mit der entsprechenden Sachkenntnis zu betreuen bzw. in bestimmten Zeitabständen zu überholen.[9]
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Weiterführende Informationen
Uhrenmodelle
Uhrwerke
Archiv
Literatur
- Hermann Goertz 1862-1944, ISBN 3942422956, ISBN 9783942422956, Verlag: Sandstein Kommunikation, Veröffentlichung: 2012, Sprache: Englisch, Deutsch
Quellen
- ↑ Stadtarchiv Glashütte/Sa.: Akten der Stadt Glashütte i. S., Sachbetreff: Staatsangehörigkeiten; Band I., Ergangen im Jahr 1919.; Gesuch des Uhrmachers Hermann Görtz
- ↑ Fritsch/Friebel; Die Glashütter Kunstuhr von Hermann Goertz, Uhren und Schmuck 1984; S. 179/180; VEB Verlag Technik Berlin
- ↑ Stadtarchiv Glashütte/Sa.: Akten der Stadt Glashütte i. S., Sachbetreff: Staatsangehörigkeiten; Band I., Ergangen im Jahr 1919.; Gesuch des Uhrmachers Hermann Görtz
- ↑ Fritsch/Friebel; Die Glashütter Kunstuhr von Hermann Goertz, Uhren und Schmuck 1984; S. 179/180; VEB Verlag Technik Berlin
- ↑ Stadtarchiv Glashütte/Sa.: Akten der Stadt Glashütte i. S., Sachbetreff: Staatsangehörigkeiten; Band I., Ergangen im Jahr 1919.; Gesuch des Uhrmachers Hermann Görtz
- ↑ Fritsch/Friebel; Die Glashütter Kunstuhr von Hermann Goertz, Uhren und Schmuck 1984; S. 179/180; VEB Verlag Technik Berlin
- ↑ Fritsch/Friebel; Die Glashütter Kunstuhr von Hermann Goertz, Uhren und Schmuck 1984; S. 179/180; VEB Verlag Technik Berlin
- ↑ Fritsch/Friebel; Die Glashütter Kunstuhr von Hermann Goertz, Uhren und Schmuck 1984; S. 179/180; VEB Verlag Technik Berlin
- ↑ Fritsch/Friebel; Die Glashütter Kunstuhr von Hermann Goertz, Uhren und Schmuck 1984; S. 179/180; VEB Verlag Technik Berlin