Mannhardt, Johann: Unterschied zwischen den Versionen
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Aktuelle Version vom 7. März 2016, 03:37 Uhr
Deutscher Turmuhrmacher
Johann Mannhardt wurde am 31. August 1798 in Bürstling [1]/Tegernsee Bayern geboren, besuchte in seiner Jugend kaum die Schule, konnte mit Not seinen Namen schreiben und diente anfänglich als Geis- und Kuhbube auf der Hüteralm, schwang sich aber doch durch angeborenes Genie zum ersten Turmuhrmacher der Welt empor. Nachdem Mannhardt als Lehrling bei dem strebsamen Deisenrieder in Gmund (am Tegernsee) eingetreten, gelang es ihm nur zu bald, den Meister zu überflügeln und zuerst für den Turm zu Egern eine Uhr mit einem Gange von ganz abweichender Konstruktion zu fertigen, welche 1826 in der Mauthalle zu München ausgestellt, als ganz neue Erfindung des ausgezeichneten Künstlers angestaunt wurde.
Nach demselben Prinzipe stellte er 1833 die Turmuhr für die protestantische Kirche zu München her, empfing am 1. Juli 1837 von König Ludwig I. die goldene Zivilverdienstmedaille, siedelte 1844 ganz nach München über und gründete Mannhardt eine eigene Firma, wo er sofort über 100 Arbeiter beschäftigte. Mannhardt schuf die Normaluhr für die Frauentürme und versorgte mit seinen Turmuhren fast ganz Deutschland, z.b. 1871 für das Berliner Rathaus und 1878 für den Kölner Dom. Die Stadttürme und Bahnhöfe der Schweiz, sowie von Böhmen, Ungarn, Mähren, Siebenbürgen, Moldau, Walachai, Kroatien, Holland, England, Irland, Griechenland, Nord- und Süd-Amerika, besonders Mexiko und West-Indien, ja selbst die Kap-Kolonie. Auf allen Industrie-Ausstellungen erhielt Mannhardt den Weltpreis, und wurde im Jahre 1867 zum Mitgliede der National-Akademie für Ackerbau, in London zum Ehren-Vizepräsidenten der Gesellschaft zur Hebung von Kunst und Wissenschaft ernannt.
Die Glockenuhr im Vatikan schlägt nach dem System Mannhardts, welcher 1865 nach Rom berufen, drei Kirchtürme der ewigen Stadt mit seinen Münsteruhren versah. Mannhardt stellte unter Andern eine Uhr her, die zugleich mit der Schärfe eines Thermometers arbeitet und dem Meister die leiseste Temperatur-Differenz bei Tag und Nacht, im Winter und Sommer und in den verschiedenen Monatszeiten durch den hemmenden oder fördernden Einfluss des mehr erstarrten oder flüssigen Öles auf den Sekundengang des Pendels bemerkbar machte. Er konnte an seiner Torturmuhr schon bei 2° Temperatur-Unterschied den hundertsten Teil einer Linie als Schwingungsdifferenz ablesen. Die Akademie der Wissenschaften und der Zentralausschuss des polytechnischen Vereins erklärten damals, dass Mannhardt hier eines der wichtigsten Probleme gelöst und mit dieser Erfindung eine neue Periode nicht nur für den Turmuhrenbau, sondern überhaupt für genauere Zeitmessung gegründet habe, was selbst in England durch die großartigen Mittel nicht erreicht werden konnte, und an welche Idee vor Mannhardt niemand gedacht hatte.
Johann Mannhardt verstarb am 25. August 1878 in München.
Quellen
- ↑ Nachweis im Historischen Atlas von Bayern, A 54, 92
Literatur
- Lexikon der Uhrmacherkunst, Carl Schulte: Emil Hübners Verlag Bautzen 1902
- Watchmakers & Clockmakers of the World; Autor: Baillie, G. H.; ISBN 140679113X