Thommen, Gédéon (1831-1890): Unterschied zwischen den Versionen
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− | Schweizer | + | [[Thommen, Gédéon (1831-1890)|Thommen]] übernahm [[1859/de|1859]] gemeinsam mit dem Uhrmacher [[Tschopp, Louis|Louis Tschopp]] die Rohwerkefabrik „[[Société d’Horlogerie à Waldenbourg]]“. Bereits [[1860/de|1860]] trennte sich Thommen von Tschopp. Er ließ sich [[1885/de|1885]] eine [[Uhr]] mit [[Sprungziffernuhr|Digitalanzeige]] in England patentieren. Gédéon heiratete Marie Louise Jacot-Barom ''(1836-1895)''. Aus dieser Ehe wurden acht Söhne (wovon einer kurz nach der Geburt verstarb) und eine Tochter geboren. |
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+ | Gédéon Thommen hatte die Entwicklung des Waldenburgertales entscheidend mitgeprägt. Sein aus Eptingen stammender Vater Martin Thommen erwarb [[1825/de|1825]] das Waldenburger Bürgerrecht. Er war Seiler in der Seilerbahn auf Wyl. Auch sein 1931 geborener Sohn Gédéon erlernte den Beruf des Seilers und übte diesen auch einige Jahre aus. Die Seilerei war ein einträgliches Geschäft, weil die Fuhrwerke zu dieser Zeit mit Seilen über den ''Oberen Hauenstein'' (Passhöhe 734 m.ü.M.) gezogen wurden. Das Handwerk hatte aber keine Zukunft, da sich der Verkehr in absehbarer Zeit auf die Eisenbahn verlagern würde. Die ''Schweizerische Centralbahn'' (SCB) plante den Bau der Bahnstrecke Basel - Liestal - Olten, durch den ''Untern Hauenstein''. Gédéon Thommen erkannte die Zeichen der Zeit und übernahm die Rohwerkefabrik der Gemeinde Waldenburg. | ||
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+ | Gédéon Thommen verfolgte auch eine militärische Karriere. Bei der Artillerie erreichte er den Rang eines Hauptmanns und war Batteriekommandant. Parallel dazu engagierte er sich politisch. Er war Gemeinderat von Waldenburg. Von 1864 bis 1890 war er im Landrat. 1875 wurde Thommen in den Nationalrat gewählt, dem er bis 1890 angehörte. Thommen setzte sich dafür ein, dass das Waldenburgertal mit einer Bahn erschlossen wurde. Damit verbesserte er seine eigenen Standortbedingungen, und fördert gleichzeitig die weitere Industrialisierung des Tals. Die Bahn konnte 1880 in Betrieb genommen werden. Als Direktionspräsident war Gédéon Thommen der Waldenburgerbahn bis zu seinem Tod 1890 eng verbunden. | ||
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+ | Im Jahre 1885 liess sich Gédéon Thommen in Waldenburg eine Villa erbauen. Unter dem Namen ''Villa Thommen'' oder ''Villa Reseda'' wurde sie als Prunkstück von Waldenburg auf vielen Postkarten abgebildet. Unterhalb des Städtchens auf Wyl errichtet, thront das Haus über der Endstation der Waldenburgerbahn. Trotz widerwärtigem Baugrund, der eine Pfählung des Neubaus mit "einigen Hundert Papilotten" erforderte, wurde der Bauplatz am Westhang des Tales erworben. Das Grundstück über dem Bahnhof war der passende Ort, um die Verbundenheit von Gédéon Thommen mit der Bahn sichtbar zu machen. Wie damals üblich wohnten die Unternehmer nicht unter ihresgleichen, sondern in nächster Nähe ihrer Betriebe. Gédéon Thommen hatte einige Fabriken im Tal erbauen lassen. Mit dem Bau der eigenen Villa setzt er sich im Alter von 55 Jahren den krönenden Schlussstein. Im Dezember 1890 verstarb Gédéon Thommen unerwartet. | ||
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+ | Nach Gédéons Tod im Jahre [[1890/de|1890]] übernahm Alphonse Thommen, eines von neun Kindern von Gédéon, die Firma. Alphonse hatte den Beruf des Feinmechanikers erlernt. Er hatte bereits 1892 in Waldenburg einen eigenen Betrieb gegründet, der Uhrenbestandteile und Schrauben produziert. Bis [[1932/de|1932]] führte er den Betrieb, welchen er 1905 in eine Aktiengesellschaft mit dem Namen "Thommens Uhrenfabrik AG" umgewandelt hatte. 1908 änderte Thommen dann auch den Markennamen der Uhren: aus G. T. wurde Revue. Ab 1915 wurde ein zweites Standbein der Firma entwickelt, die Herstellung von Cockpitinstrumenten für Flugzeuge. Daraus entstand schließlich 1936 die neu gegründete Thommen – Fluginstrumente AG. Auslöser dafür war ein Großauftrag des Schweizer Militärs. Alphonse Thommen leitete die Firma bis 1932 und war bis zu seinem Tod 1944 im Verwaltungsrat tätig. | ||
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+ | 1932 übernahm Hermann Straumann, seit 1887 der Ehemann von Fanny Mathilde Thommen (Schwester von Alphons), die Geschicke der Firma. Straumann war seit 1905 Mitglied des Verwaltungsrätes der ''Thommens Uhrenfabrik AG''. Ab 1932 bis 1944 war er derren Verwaltungsratspräsident. Ab [[1938/de|1938]] wurde die Leitung des Betriebes an seinen Sohn Dr. Roland Straumann-Beck übergeben. Roland erlangte die Aktienmehrheit der Manufaktur und behielt sie bis zu seinem Tod im Jahre [[1999/de|1999]]. Erst [[1987/de|1987]] wurde das Unternehmen in [[Revue Thommen/de|Revue Thommen]] AG umbenannt. | ||
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+ | Die Geschwister Thommen behielten nach dem Tod der Eltern die Villa nicht. In rascher Folge wechselten die Besitzer. Susanna Straumann (Schwester von Dr. Roland Straumann-Beck) ist unterhalb der Villa im Straumannhaus aufgewachsen. Mit Wehmut musste sie dem Verfall der Villa zusehen. Sie heiratete den Schifffahrtspionier Rudolf Arnold Gelpke. 1929 konnten sie die Villa zurückkaufen. Das Anwesen ist bis heute im Familienbesitz und ist nun als ''Villa Gelpke'' bekannt. <ref>[http://www.steinmann-rey.ch/data/Baubericht%20Villa%20Waldenburg.pdf Baubericht Villa Gelpke Waldenburg]</ref>. Rudolf Arnold Gelpke war ein bekannter Schifffahrtspionier, Ingenieur und Politiker<ref> [https://de.wikipedia.org/wiki/Rudolf_Gelpke_(Ingenieur) Rudolf Gelpke, Wikipedia]</ref>. | ||
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+ | Der zweite Sohn von Fanny Mathilde Thommen und Dr. med. Hermann Straumann war Peter Straumann ''(1901-1959)'' (Bruder von Dr. Roland Straumann-Beck und Susanna Straumann). Er machte eine Feinmechanikerlehre bei der ''Thommens Uhrenfabrik AG'' und wurde später dort Abteilungsleiter und Leiter der Abteilung für Flugzeuginstrumentenbau. Er war ausserdem Instruktionsoffizier der Kavallerie und Oberst im Generalstab. Er war begeisteter Autorennfahrer, Alpinist und Sportpilot. | ||
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Aktuelle Version vom 3. Februar 2019, 17:48 Uhr
Schweizer Uhrenfabrikant
Thommen übernahm 1859 gemeinsam mit dem Uhrmacher Louis Tschopp die Rohwerkefabrik „Société d’Horlogerie à Waldenbourg“. Bereits 1860 trennte sich Thommen von Tschopp. Er ließ sich 1885 eine Uhr mit Digitalanzeige in England patentieren. Gédéon heiratete Marie Louise Jacot-Barom (1836-1895). Aus dieser Ehe wurden acht Söhne (wovon einer kurz nach der Geburt verstarb) und eine Tochter geboren.
Gédéon Thommen hatte die Entwicklung des Waldenburgertales entscheidend mitgeprägt. Sein aus Eptingen stammender Vater Martin Thommen erwarb 1825 das Waldenburger Bürgerrecht. Er war Seiler in der Seilerbahn auf Wyl. Auch sein 1931 geborener Sohn Gédéon erlernte den Beruf des Seilers und übte diesen auch einige Jahre aus. Die Seilerei war ein einträgliches Geschäft, weil die Fuhrwerke zu dieser Zeit mit Seilen über den Oberen Hauenstein (Passhöhe 734 m.ü.M.) gezogen wurden. Das Handwerk hatte aber keine Zukunft, da sich der Verkehr in absehbarer Zeit auf die Eisenbahn verlagern würde. Die Schweizerische Centralbahn (SCB) plante den Bau der Bahnstrecke Basel - Liestal - Olten, durch den Untern Hauenstein. Gédéon Thommen erkannte die Zeichen der Zeit und übernahm die Rohwerkefabrik der Gemeinde Waldenburg.
Gédéon Thommen verfolgte auch eine militärische Karriere. Bei der Artillerie erreichte er den Rang eines Hauptmanns und war Batteriekommandant. Parallel dazu engagierte er sich politisch. Er war Gemeinderat von Waldenburg. Von 1864 bis 1890 war er im Landrat. 1875 wurde Thommen in den Nationalrat gewählt, dem er bis 1890 angehörte. Thommen setzte sich dafür ein, dass das Waldenburgertal mit einer Bahn erschlossen wurde. Damit verbesserte er seine eigenen Standortbedingungen, und fördert gleichzeitig die weitere Industrialisierung des Tals. Die Bahn konnte 1880 in Betrieb genommen werden. Als Direktionspräsident war Gédéon Thommen der Waldenburgerbahn bis zu seinem Tod 1890 eng verbunden.
Im Jahre 1885 liess sich Gédéon Thommen in Waldenburg eine Villa erbauen. Unter dem Namen Villa Thommen oder Villa Reseda wurde sie als Prunkstück von Waldenburg auf vielen Postkarten abgebildet. Unterhalb des Städtchens auf Wyl errichtet, thront das Haus über der Endstation der Waldenburgerbahn. Trotz widerwärtigem Baugrund, der eine Pfählung des Neubaus mit "einigen Hundert Papilotten" erforderte, wurde der Bauplatz am Westhang des Tales erworben. Das Grundstück über dem Bahnhof war der passende Ort, um die Verbundenheit von Gédéon Thommen mit der Bahn sichtbar zu machen. Wie damals üblich wohnten die Unternehmer nicht unter ihresgleichen, sondern in nächster Nähe ihrer Betriebe. Gédéon Thommen hatte einige Fabriken im Tal erbauen lassen. Mit dem Bau der eigenen Villa setzt er sich im Alter von 55 Jahren den krönenden Schlussstein. Im Dezember 1890 verstarb Gédéon Thommen unerwartet.
Nach Gédéons Tod im Jahre 1890 übernahm Alphonse Thommen, eines von neun Kindern von Gédéon, die Firma. Alphonse hatte den Beruf des Feinmechanikers erlernt. Er hatte bereits 1892 in Waldenburg einen eigenen Betrieb gegründet, der Uhrenbestandteile und Schrauben produziert. Bis 1932 führte er den Betrieb, welchen er 1905 in eine Aktiengesellschaft mit dem Namen "Thommens Uhrenfabrik AG" umgewandelt hatte. 1908 änderte Thommen dann auch den Markennamen der Uhren: aus G. T. wurde Revue. Ab 1915 wurde ein zweites Standbein der Firma entwickelt, die Herstellung von Cockpitinstrumenten für Flugzeuge. Daraus entstand schließlich 1936 die neu gegründete Thommen – Fluginstrumente AG. Auslöser dafür war ein Großauftrag des Schweizer Militärs. Alphonse Thommen leitete die Firma bis 1932 und war bis zu seinem Tod 1944 im Verwaltungsrat tätig.
1932 übernahm Hermann Straumann, seit 1887 der Ehemann von Fanny Mathilde Thommen (Schwester von Alphons), die Geschicke der Firma. Straumann war seit 1905 Mitglied des Verwaltungsrätes der Thommens Uhrenfabrik AG. Ab 1932 bis 1944 war er derren Verwaltungsratspräsident. Ab 1938 wurde die Leitung des Betriebes an seinen Sohn Dr. Roland Straumann-Beck übergeben. Roland erlangte die Aktienmehrheit der Manufaktur und behielt sie bis zu seinem Tod im Jahre 1999. Erst 1987 wurde das Unternehmen in Revue Thommen AG umbenannt.
Die Geschwister Thommen behielten nach dem Tod der Eltern die Villa nicht. In rascher Folge wechselten die Besitzer. Susanna Straumann (Schwester von Dr. Roland Straumann-Beck) ist unterhalb der Villa im Straumannhaus aufgewachsen. Mit Wehmut musste sie dem Verfall der Villa zusehen. Sie heiratete den Schifffahrtspionier Rudolf Arnold Gelpke. 1929 konnten sie die Villa zurückkaufen. Das Anwesen ist bis heute im Familienbesitz und ist nun als Villa Gelpke bekannt. [1]. Rudolf Arnold Gelpke war ein bekannter Schifffahrtspionier, Ingenieur und Politiker[2].
Der zweite Sohn von Fanny Mathilde Thommen und Dr. med. Hermann Straumann war Peter Straumann (1901-1959) (Bruder von Dr. Roland Straumann-Beck und Susanna Straumann). Er machte eine Feinmechanikerlehre bei der Thommens Uhrenfabrik AG und wurde später dort Abteilungsleiter und Leiter der Abteilung für Flugzeuginstrumentenbau. Er war ausserdem Instruktionsoffizier der Kavallerie und Oberst im Generalstab. Er war begeisteter Autorennfahrer, Alpinist und Sportpilot.