Pfaff & Schlauder: Unterschied zwischen den Versionen
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In den 60 er Jahren des 19. Jahrhunderts vollzog sich in der Schwarzwälder Uhrenfertigung eine große Umwandlung. Fabriken entstanden und verdrängten mit ihren maschinell hergestellten Uhren die handwerklich gefertigten Einzelstücke. Die [[Uhrenfabrik Junghans GmbH & Co. KG/de|Gebrüder Junghans]] begannen [[1861/de|1861]] | In den 60 er Jahren des 19. Jahrhunderts vollzog sich in der Schwarzwälder Uhrenfertigung eine große Umwandlung. Fabriken entstanden und verdrängten mit ihren maschinell hergestellten Uhren die handwerklich gefertigten Einzelstücke. Die [[Uhrenfabrik Junghans GmbH & Co. KG/de|Gebrüder Junghans]] begannen [[1861/de|1861]] | ||
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Die Maschinen hatte er in den Monaten davor in der Mechaniker Werkstatt bei seinem Schwiegervater in Triberg selbst hergestellt. Sein Schwiegervater war mit ziemlicher Sicherheit Johann Broghammer. Diese stellte in September [[1858/de|1858]] auf der Industrieausstellung in Villingen in Saal Nr. 4 eine Drehbank im Preis von 50 Gulden aus und erhielt für seine Beteiligung vom Großherzog eine "schriftliche Belobung für eine gute Drehbank". Dank eines erfolgreichen Anfangs, die Zahl der Mitarbeiter wuchs ständig, erwog man es bald ein neues, größeres Gebäude zu erwerben. | Die Maschinen hatte er in den Monaten davor in der Mechaniker Werkstatt bei seinem Schwiegervater in Triberg selbst hergestellt. Sein Schwiegervater war mit ziemlicher Sicherheit Johann Broghammer. Diese stellte in September [[1858/de|1858]] auf der Industrieausstellung in Villingen in Saal Nr. 4 eine Drehbank im Preis von 50 Gulden aus und erhielt für seine Beteiligung vom Großherzog eine "schriftliche Belobung für eine gute Drehbank". Dank eines erfolgreichen Anfangs, die Zahl der Mitarbeiter wuchs ständig, erwog man es bald ein neues, größeres Gebäude zu erwerben. | ||
− | [[1894/de|1894]] verband sich Gerson Pfaff mit dem Schramberger Kaufmann Eugen Schlauder, der als Sohn einer gutsituierten Kaufmannsfamilie über die notwendigen Gelder verfügte, um die Grundstücke und Gebäude des in Konkurs geratenen Sägewerks Schweizer in der Berneckstraße 68-78 zu erwerben. Die Gebäude wurden abgerissen und [[1894/de|1894]]/[[1895/de|95]] wurde ein modernes Fabrikgebäude, welches auch die Nutzung der Wasserkraft erlaubte, für 25.000 Mark gebaut. | + | [[1894/de|1894]] verband sich Gerson Pfaff mit dem Schramberger Kaufmann Eugen Schlauder, der als Sohn einer gutsituierten Kaufmannsfamilie über die notwendigen Gelder verfügte, um die Grundstücke und Gebäude des in Konkurs geratenen Sägewerks Schweizer in der Berneckstraße 68-78 zu erwerben. Die Gebäude wurden abgerissen und [[1894/de|1894]]/[[1895/de|95]] wurde ein modernes Fabrikgebäude, welches auch die Nutzung der Wasserkraft erlaubte, für 25.000 Mark gebaut. Bereits [[1908/de|1908]] wurde die Berneck überbaut, ein damals noch kühnes Unternehmen, wenn man bedenkt, dass in diesen Räumen nach und nach bis zu 120 Drehautomaten aufgestellt wurden. Im Laufe der Zeit entstanden die tragenden Säulen des Fertigungsprogrammes von Pfaff und Schlauder: Spiralfedern, Zugfedern und Drehteile. |
+ | Ein Schlaganfall am [[24. Oktober]] [[1914/de|1914]] setzte dem Leben von Gerson Pfaff mit 54 Jahren ein abruptes Ende. Seine Söhne Eugen und Otto übernahmen zunächst die Leitung zusammen mit Eugen Schlauder. Am [[12. Februar]] [[1927/de|1927]] verstarb Eugen Schlauder im Alter von 63 Jahren. Bis [[1935/de|1935]] übernahm sein Schwiegersohn Herman Feustel die Stelle des Teilhabers. Nach der Trennung von Feustel übernahmen Eugen Pfaff die kaufmännische, Otto Pfaff die technische Leitung in Eigenverantwortung. Der 2. Weltkrieg wurde ohne Gebäudeschaden überstanden. Allerdings waren die Demontageverluste der Siegermächte empfindlich groß. | ||
+ | [[1950/de|1950]] verstarb nach langer Krankheit Eugen Pfaff im Alter von 60 Jahren. Daraufhin übernahm Otto Pfaff die alleinige Verantwortung für die kaufmännische als auch für die technische Leitung. [[1955/de|1955]] jedoch verstarb Otto Pfaff an den Folgen der auf seinen Schultern lastenden Bürde des Schaffens des Wiederaufbaues und seiner kommunalen Aufgaben. Da Eugen Pfaff kinderlos verstarb, fiel nun Artur Paff, dem einzigen Sohn von Otto Pfaff, die Aufgabe der alleinigen Geschäftsleitung zu. Artur Pfaff, wurde am [[24. Januar]] [[1929/de|1929]] als zweites Kind von Otto und Anna Pfaff-Schraivogel (1896 bis 1984) in Tübingen geboren. Nach dem Abitur an der Oberschule Schramberg in der Zeit der Währungsreform machte Artur Pfaff von [[1948/de|1948]] bis [[1951/de|1951]] wie bereits sein Vater eine Berufsausbildung zum Feinmechaniker und Uhrmacher in Furtwangen. Er folgte noch ein Studium der Betriebswirtschaft in Mannheim, das er als Diplom-Kaufmann abschloss. Er verfügte somit über genügend Kow how die Firma in 3. Generation zu übernehmen. Im Wirtschaftswunder, das die junge Bundesrepublik Deutschland in den 1950er- und 1960er-Jahren erlebte, war Pfaff & Schlauder mit etwa 230 Beschäftigten das sechstgrößte Unternehmen in Schramberg. Damals exportierte die Firma zuweilen monatlich zwei bis drei Millionen Spiralfedern an Autotachometerhersteller in den USA. | ||
+ | [[1981/de|1981]] musste die Firma Paff & Schlauder leider in Insolvenz. Im Lauf des Jahres 1981 nahmen die Gerüchte über eine Schließung des schon länger von Kurzarbeit betroffenen Unternehmens kontinuierlich zu. Am 1. Dezember 1981 erfuhr die Öffentlichkeit schließlich in der Lokalpresse von der Eröffnung des Konkursverfahrens durch das Amtsgericht Rottweil. Zuletzt hatte die Firma noch etwa 60 Beschäftigte in der Fabrik und 35 Heimarbeiterinnen. Walter Bruker ''((1924-2018)'' aus Schramberg übernahm die Firma unter dem Namen Pfaff Präzision bis zum Jahr [[1995/de|1995]]. Dann erfolgte eine Verschmelzung mit Spaleck-Bekaert. Neuer Firmenname wurde Bruker Spaleck. [[2005/de|2005]] erfolgte eine Verschmelzung in die [[Hugo Kern|Kern-Liebers Gruppe]] und [[2015/de|2015]] übernahm Kern Liebers das gesamte Unternehmen. Bereits [[2011/de|2011]] produzierte das Unternehmen in einem Betrieb in Hardt. Anfang [[2011/de|2011]] zog das gesamte Unternehmen nach Hardt. | ||
+ | Im März [[2016/de|2016]] wird das denkmalgeschützte Gebäude in Schramberg an die neu gegründete Pfaff & Schlauder GmbH & Co. KG übergeben. Mit der Absicht, das historische u. Denkmalgeschützte Gebäude zu entwickeln für alle Arten von Zwecken wie Büros, Lifestyle Wohnungen, Arztpraxen, Werbeagenturen, Künstlerwerkstätten, Architekturbüros etc. | ||
+ | © Pfaff & Schlauder GmbH & Co. KG, mit freundlicher Genehmigung von Norbert Fichter <br> | ||
+ | (Geschäftsführer/Kommanditist)<br> | ||
+ | Text aus Chronik 75 Jahre pfaff präzision von 1965 der Werbeagentur Vögele- Schramberg<br> | ||
+ | Fotos : Foto Kasenbacher- Schramberg, Artur Pfaff- Schramberg u. unbekannt. | ||
+ | == Weiterführende Informationen == | ||
+ | *[[:Kategorie:Bildgalerie Archiv Pfaff & Schlauder|Bildgalerie Archiv Pfaff & Schlauder]] | ||
− | + | ==Externe Links== | |
− | + | *[http://www.pfaffundschlauder.de/ Pfaff & Schlauder Exklusive (T)Räume in der Fabrik]. | |
− | + | *[https://www.schwarzwaelder-bote.de/inhalt.schramberg-buerger-mit-ecken-und-kanten.29ebef95-bb69-4e94-b0b3-feb2470cc959.html Schwarzwälder Bote Bürger mit Ecken und Kanten, Unternehmer Artur Pfaff starb im Alter 90 Jahren in seiner Heimatstadt] | |
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Aktuelle Version vom 9. März 2021, 13:50 Uhr
Deutscher Hersteller von Spiral - und Zugfedern, Drehteile etc.
Gegrundet von in 1890 von den Uhrmacher Gerson Pfaff (1860-1914). übernommen von Eugen Pfaff (1890-1950) und Otto Pfaff (1892-1955). Nachher von Artur Paff (1929-2019), dem einzigen Sohn von Otto Pfaff.
In den 60 er Jahren des 19. Jahrhunderts vollzog sich in der Schwarzwälder Uhrenfertigung eine große Umwandlung. Fabriken entstanden und verdrängten mit ihren maschinell hergestellten Uhren die handwerklich gefertigten Einzelstücke. Die Gebrüder Junghans begannen 1861 mit ihrer Uhrenfabrik mit maschinell gefertigte Uhrenteilen. 1875 wurde die Uhrenfabrik Landenberger & Lang, die man als Hamburg-Amerikanische Uhrenfabrik oder kurz H.A.U. kennt gegründet. In diese unter großen persönlichen Opfern sich wandelnde Zeit wurde Gerson Pfaff am 11. Januar 1860 geboren. Sein Vater war Landwirt in Hinterstraß-Glashütte, heute ein Weiler der Gemeinde St. Märgen im Hochschwarzwald. Da die Landwirtschaft, wie so oft im Gebirge, nicht voll zur Ernährung der Familie ausreichte, fertigte Vater Felix noch Werkzeuge und Maschinen in eigener Werkstätte. Gerson Pfaff als nicht erbberechtigter Sohn kam als Hirtenjunge u.a. zu dem Bauern und Uhrmacher Rieder Anton Rieder ? in Neukirch bei Furtwangen. Dieser nahm den aufgeweckten Jungen bald in seine Werkstatt auf um ihn in die Kunst des Uhrmachens einzuführen.
Nach Beendigung seiner Lehrzeit konnte Gerson Pfaff mit Hilfe eines Stipendiums die Uhrmacherschule in Furtwangen besuchen. Es schlossen sich Gesellenjahre in der Schweiz und in Stuttgart an. 1883 trat er in Schramberg in die Firma Gebrüder Junghans ein. Bald wurde er zum Meister in der „Einzieherei“ bestellt. Der tägliche Umgang mit Unruhe und Spiralfeder bewegte den jungen Meister sich in Kürze selbständig zu machen. 1888 heiratete er Johanna Broghammer, gebürtig aus Triberg, die aber bei Verwandten in Schramberg aufwuchs. Am 29. März 1890 verließ er die Fa. Junghans und mietete sich im Herbst 1890 in der Kirnbachstraße 40 ein. Die Maschinen hatte er in den Monaten davor in der Mechaniker Werkstatt bei seinem Schwiegervater in Triberg selbst hergestellt. Sein Schwiegervater war mit ziemlicher Sicherheit Johann Broghammer. Diese stellte in September 1858 auf der Industrieausstellung in Villingen in Saal Nr. 4 eine Drehbank im Preis von 50 Gulden aus und erhielt für seine Beteiligung vom Großherzog eine "schriftliche Belobung für eine gute Drehbank". Dank eines erfolgreichen Anfangs, die Zahl der Mitarbeiter wuchs ständig, erwog man es bald ein neues, größeres Gebäude zu erwerben.
1894 verband sich Gerson Pfaff mit dem Schramberger Kaufmann Eugen Schlauder, der als Sohn einer gutsituierten Kaufmannsfamilie über die notwendigen Gelder verfügte, um die Grundstücke und Gebäude des in Konkurs geratenen Sägewerks Schweizer in der Berneckstraße 68-78 zu erwerben. Die Gebäude wurden abgerissen und 1894/95 wurde ein modernes Fabrikgebäude, welches auch die Nutzung der Wasserkraft erlaubte, für 25.000 Mark gebaut. Bereits 1908 wurde die Berneck überbaut, ein damals noch kühnes Unternehmen, wenn man bedenkt, dass in diesen Räumen nach und nach bis zu 120 Drehautomaten aufgestellt wurden. Im Laufe der Zeit entstanden die tragenden Säulen des Fertigungsprogrammes von Pfaff und Schlauder: Spiralfedern, Zugfedern und Drehteile.
Ein Schlaganfall am 24. Oktober 1914 setzte dem Leben von Gerson Pfaff mit 54 Jahren ein abruptes Ende. Seine Söhne Eugen und Otto übernahmen zunächst die Leitung zusammen mit Eugen Schlauder. Am 12. Februar 1927 verstarb Eugen Schlauder im Alter von 63 Jahren. Bis 1935 übernahm sein Schwiegersohn Herman Feustel die Stelle des Teilhabers. Nach der Trennung von Feustel übernahmen Eugen Pfaff die kaufmännische, Otto Pfaff die technische Leitung in Eigenverantwortung. Der 2. Weltkrieg wurde ohne Gebäudeschaden überstanden. Allerdings waren die Demontageverluste der Siegermächte empfindlich groß.
1950 verstarb nach langer Krankheit Eugen Pfaff im Alter von 60 Jahren. Daraufhin übernahm Otto Pfaff die alleinige Verantwortung für die kaufmännische als auch für die technische Leitung. 1955 jedoch verstarb Otto Pfaff an den Folgen der auf seinen Schultern lastenden Bürde des Schaffens des Wiederaufbaues und seiner kommunalen Aufgaben. Da Eugen Pfaff kinderlos verstarb, fiel nun Artur Paff, dem einzigen Sohn von Otto Pfaff, die Aufgabe der alleinigen Geschäftsleitung zu. Artur Pfaff, wurde am 24. Januar 1929 als zweites Kind von Otto und Anna Pfaff-Schraivogel (1896 bis 1984) in Tübingen geboren. Nach dem Abitur an der Oberschule Schramberg in der Zeit der Währungsreform machte Artur Pfaff von 1948 bis 1951 wie bereits sein Vater eine Berufsausbildung zum Feinmechaniker und Uhrmacher in Furtwangen. Er folgte noch ein Studium der Betriebswirtschaft in Mannheim, das er als Diplom-Kaufmann abschloss. Er verfügte somit über genügend Kow how die Firma in 3. Generation zu übernehmen. Im Wirtschaftswunder, das die junge Bundesrepublik Deutschland in den 1950er- und 1960er-Jahren erlebte, war Pfaff & Schlauder mit etwa 230 Beschäftigten das sechstgrößte Unternehmen in Schramberg. Damals exportierte die Firma zuweilen monatlich zwei bis drei Millionen Spiralfedern an Autotachometerhersteller in den USA.
1981 musste die Firma Paff & Schlauder leider in Insolvenz. Im Lauf des Jahres 1981 nahmen die Gerüchte über eine Schließung des schon länger von Kurzarbeit betroffenen Unternehmens kontinuierlich zu. Am 1. Dezember 1981 erfuhr die Öffentlichkeit schließlich in der Lokalpresse von der Eröffnung des Konkursverfahrens durch das Amtsgericht Rottweil. Zuletzt hatte die Firma noch etwa 60 Beschäftigte in der Fabrik und 35 Heimarbeiterinnen. Walter Bruker ((1924-2018) aus Schramberg übernahm die Firma unter dem Namen Pfaff Präzision bis zum Jahr 1995. Dann erfolgte eine Verschmelzung mit Spaleck-Bekaert. Neuer Firmenname wurde Bruker Spaleck. 2005 erfolgte eine Verschmelzung in die Kern-Liebers Gruppe und 2015 übernahm Kern Liebers das gesamte Unternehmen. Bereits 2011 produzierte das Unternehmen in einem Betrieb in Hardt. Anfang 2011 zog das gesamte Unternehmen nach Hardt.
Im März 2016 wird das denkmalgeschützte Gebäude in Schramberg an die neu gegründete Pfaff & Schlauder GmbH & Co. KG übergeben. Mit der Absicht, das historische u. Denkmalgeschützte Gebäude zu entwickeln für alle Arten von Zwecken wie Büros, Lifestyle Wohnungen, Arztpraxen, Werbeagenturen, Künstlerwerkstätten, Architekturbüros etc.
© Pfaff & Schlauder GmbH & Co. KG, mit freundlicher Genehmigung von Norbert Fichter
(Geschäftsführer/Kommanditist)
Text aus Chronik 75 Jahre pfaff präzision von 1965 der Werbeagentur Vögele- Schramberg
Fotos : Foto Kasenbacher- Schramberg, Artur Pfaff- Schramberg u. unbekannt.