Uhrmacherschule Solothurn: Unterschied zwischen den Versionen

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Die Uhrmacherschule in Solothurn wurde im Jahre [[1884/de|1884]] gegründet und war dort auch bis 2002 beheimatet . Sie heisst inzwischen '''[[ZeitZentrum (Uhrmacherschule)|ZeitZentrum]]''', und ist in Grenchen zu Hause und ist die einzige Uhrmacherschule in der Deutschschweiz. Eine Alumni-Organisation «Vereinigung ehemaliger Schüler der Uhrmacherschule Solothurn» (Vesus) wurde bereits [[1965/de|165]] gegründet und hat etwa 400 Mitglieder.
 
Die Uhrmacherschule in Solothurn wurde im Jahre [[1884/de|1884]] gegründet und war dort auch bis 2002 beheimatet . Sie heisst inzwischen '''[[ZeitZentrum (Uhrmacherschule)|ZeitZentrum]]''', und ist in Grenchen zu Hause und ist die einzige Uhrmacherschule in der Deutschschweiz. Eine Alumni-Organisation «Vereinigung ehemaliger Schüler der Uhrmacherschule Solothurn» (Vesus) wurde bereits [[1965/de|165]] gegründet und hat etwa 400 Mitglieder.
  
Der Kanton förderte damals die Industrialisierung, um die Armut zu bekämpfen. Da die Uhrenindustrie in der Westschweiz schon heimisch war, wurden Uhrmacher unter anderem mit Geld nach Solothurn gelockt - zuerst ohne nachhaltigen Erfolg. Während in Grenchen inzwischen die Uhrenindustrie von selbst Fuss fassen konnte, gelang erst in Solothurn ein Neuanlauf. Die Schule bezog ihre ersten Räume in einem Stockwerk der Wirzschen Schreinerei und Parkettfabrik. Das Haus steht heute nicht mehr. Die Uhrmacherschule war immer wieder dem industriellen Zyklus unterworfen. [[1905/de|1905]] konstatierte der damalige Schuldirektor Samuel Sauser, wenn es der Industrie gut laufe, gingen die jungen Leute lieber ungelernt arbeiten (was sofort Geld brachte), als in ihre Ausbildung zu investieren. [[1917/de|1917]] wurde die Uhrmacherschule nach finanziellen Problemen kommunalisiert. [[1930/de|1930]] wird das Gebäude an der Weissensteinstrasse 49 bezogen, wo die Schule danach bis zu ihrem Umzug nach Grenchen verblieb. Nach dem Krieg boomt die Uhrenindustrie. Die branchenübergreifenden Lehrverhältnisse gehen zurück. [[1972/de|1972]] wird die Uhrmacherschule zusammen mit anderen Berufsschulen verstaatlicht. Die Quarzuhr leitet in den 1970er-Jahren eine fundamentale Umstrukturierung der Branche ein. Uhrmacher gilt als Beruf ohne Zukunft. Die lokale Industrie in Solothurn streicht die Segel (Lanco,Roamer). Seit [[1976/de|1976]] ist man die einzige Uhrmacherschule in der Deutschschweiz. Nach einer langen Durststrecke erholt sich die Industrie allmählich. Mechanische Uhren erleben in den 1990er-Jahren eine Renaissance, die bis heute anhält. Im Laufe der Jahre wurden von Schülern in der Schule verschiedene Taschen- und Armbanduhren zusammengebaut, unter anderem von [[IWC]] und [[Certina]] (Cal. 979) [[Valjoux]] (Cal. 23) [[ETA]]-[[ESA]] Swissonic 100.
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Der Kanton förderte damals die Industrialisierung, um die Armut zu bekämpfen. Da die Uhrenindustrie in der Westschweiz schon heimisch war, wurden Uhrmacher unter anderem mit Geld nach Solothurn gelockt - zuerst ohne nachhaltigen Erfolg. Während in Grenchen inzwischen die Uhrenindustrie von selbst Fuss fassen konnte, gelang erst in Solothurn ein Neuanlauf. Die Schule bezog ihre ersten Räume in einem Stockwerk der Wirzschen Schreinerei und Parkettfabrik. Das Haus steht heute nicht mehr. Die Uhrmacherschule war immer wieder dem industriellen Zyklus unterworfen. [[1905/de|1905]] konstatierte der damalige Schuldirektor Samuel Sauser, wenn es der Industrie gut laufe, gingen die jungen Leute lieber ungelernt arbeiten (was sofort Geld brachte), als in ihre Ausbildung zu investieren. [[1917/de|1917]] wurde die Uhrmacherschule nach finanziellen Problemen kommunalisiert. [[1930/de|1930]] wird das Gebäude an der Weissensteinstrasse 49 bezogen, wo die Schule danach bis zu ihrem Umzug nach Grenchen verblieb. Nach dem Krieg boomt die Uhrenindustrie. Die branchenübergreifenden Lehrverhältnisse gehen zurück. [[1972/de|1972]] wird die Uhrmacherschule zusammen mit anderen Berufsschulen verstaatlicht. Die Quarzuhr leitet in den 1970er-Jahren eine fundamentale Umstrukturierung der Branche ein. Uhrmacher gilt als Beruf ohne Zukunft. Die lokale Industrie in Solothurn streicht die Segel (Lanco,Roamer). Seit [[1976/de|1976]] ist man die einzige Uhrmacherschule in der Deutschschweiz. Nach einer langen Durststrecke erholt sich die Industrie allmählich. Mechanische Uhren erleben in den 1990er-Jahren eine Renaissance, die bis heute anhält. Im Laufe der Jahre wurden von Schülern in der Schule verschiedene Taschen- und Armbanduhren zusammengebaut, unter anderem von [[IWC]] (Cal. C. 67), [[Certina]] (Cal. 979), [[Heuer]] (Cal. 12 c) [[Valjoux]] (Cal. 23) und [[ETA]]-[[ESA]] Swissonic 100.
  
 
Herrn Max Bossart, Direktor der Uhrmacherschule Solothurn mit übersetzte und ergänzte it großer Sorgfalt das französische Buch "Livre Connaissances professionnelles pour horlogers" von  L. Defossez, J.C. Pellaton, und E. Jacquet. Ausserdem hat Herr Bossart dem Werk einen vierten Teil angegliedert, in welchem auf fachkundige Weise die Funktionen der verschiedenen Arten von Kurzzeitmessern (Chronographen) erläutert werden. Wir kennen dieses Buch als „Fachkunde für Uhrmacher“ . Eine Reprint erschien in 2020 bei Heel Verlag.
 
Herrn Max Bossart, Direktor der Uhrmacherschule Solothurn mit übersetzte und ergänzte it großer Sorgfalt das französische Buch "Livre Connaissances professionnelles pour horlogers" von  L. Defossez, J.C. Pellaton, und E. Jacquet. Ausserdem hat Herr Bossart dem Werk einen vierten Teil angegliedert, in welchem auf fachkundige Weise die Funktionen der verschiedenen Arten von Kurzzeitmessern (Chronographen) erläutert werden. Wir kennen dieses Buch als „Fachkunde für Uhrmacher“ . Eine Reprint erschien in 2020 bei Heel Verlag.

Version vom 10. Dezember 2023, 13:42 Uhr

Uhrmacherschule Solothurn um 1915
Uhrmacherschule Solothurn Klassenbild
Schuluhr der Uhrmacherschule Solothurn die von einem Schüler komplett zusammengebaut werden muss, Hamilton (Heuer Carrera) Ref 1153 S Calibre 12 c. 1974 © Paul Gavin-Heuer World

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Die Uhrmacherschule in Solothurn wurde im Jahre 1884 gegründet und war dort auch bis 2002 beheimatet . Sie heisst inzwischen ZeitZentrum, und ist in Grenchen zu Hause und ist die einzige Uhrmacherschule in der Deutschschweiz. Eine Alumni-Organisation «Vereinigung ehemaliger Schüler der Uhrmacherschule Solothurn» (Vesus) wurde bereits 165 gegründet und hat etwa 400 Mitglieder.

Der Kanton förderte damals die Industrialisierung, um die Armut zu bekämpfen. Da die Uhrenindustrie in der Westschweiz schon heimisch war, wurden Uhrmacher unter anderem mit Geld nach Solothurn gelockt - zuerst ohne nachhaltigen Erfolg. Während in Grenchen inzwischen die Uhrenindustrie von selbst Fuss fassen konnte, gelang erst in Solothurn ein Neuanlauf. Die Schule bezog ihre ersten Räume in einem Stockwerk der Wirzschen Schreinerei und Parkettfabrik. Das Haus steht heute nicht mehr. Die Uhrmacherschule war immer wieder dem industriellen Zyklus unterworfen. 1905 konstatierte der damalige Schuldirektor Samuel Sauser, wenn es der Industrie gut laufe, gingen die jungen Leute lieber ungelernt arbeiten (was sofort Geld brachte), als in ihre Ausbildung zu investieren. 1917 wurde die Uhrmacherschule nach finanziellen Problemen kommunalisiert. 1930 wird das Gebäude an der Weissensteinstrasse 49 bezogen, wo die Schule danach bis zu ihrem Umzug nach Grenchen verblieb. Nach dem Krieg boomt die Uhrenindustrie. Die branchenübergreifenden Lehrverhältnisse gehen zurück. 1972 wird die Uhrmacherschule zusammen mit anderen Berufsschulen verstaatlicht. Die Quarzuhr leitet in den 1970er-Jahren eine fundamentale Umstrukturierung der Branche ein. Uhrmacher gilt als Beruf ohne Zukunft. Die lokale Industrie in Solothurn streicht die Segel (Lanco,Roamer). Seit 1976 ist man die einzige Uhrmacherschule in der Deutschschweiz. Nach einer langen Durststrecke erholt sich die Industrie allmählich. Mechanische Uhren erleben in den 1990er-Jahren eine Renaissance, die bis heute anhält. Im Laufe der Jahre wurden von Schülern in der Schule verschiedene Taschen- und Armbanduhren zusammengebaut, unter anderem von IWC (Cal. C. 67), Certina (Cal. 979), Heuer (Cal. 12 c) Valjoux (Cal. 23) und ETA-ESA Swissonic 100.

Herrn Max Bossart, Direktor der Uhrmacherschule Solothurn mit übersetzte und ergänzte it großer Sorgfalt das französische Buch "Livre Connaissances professionnelles pour horlogers" von L. Defossez, J.C. Pellaton, und E. Jacquet. Ausserdem hat Herr Bossart dem Werk einen vierten Teil angegliedert, in welchem auf fachkundige Weise die Funktionen der verschiedenen Arten von Kurzzeitmessern (Chronographen) erläutert werden. Wir kennen dieses Buch als „Fachkunde für Uhrmacher“ . Eine Reprint erschien in 2020 bei Heel Verlag.

Die Firma Chrono AG fand, als unabhängiges und eigenständiges Familienunternehmen, in Solothurn in den ehemaligen Räumlichkeiten der Uhrmacherschule an der Weissensteinstrasse 49 ein geeignetes neues Zuhause. Das Gebäude wurde in den Jahren 1915/1916 vom Uhrenfabrikanten Stadler-Bouché erbaut und in der Folge nach einer Urnenabstimmung von der Einwohnergemeinde Solothurn im Jahr 1930 übernommen.

Literatur

Fachkunde für Uhrmacher, L. Defossez, J.C. Pellaton, E. Jacquet, M. Bossart, Herausgegeben von Michael Stern, Reprint Heel Verlag 2020. ISBN: 978-3-96664-108-1.

Quelle

Aargauer Zeitung - Vuk Djurinovic: «125 Jahre Uhrmacherschule Kanton Solothurn - eine Reise durch die Zeit und von Solothurn nach Grenchen». Erscheint zur Jubiläumsfeier am 30. Oktober.

Externe Links

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