Harder, Johann Anton: Unterschied zwischen den Versionen
Zeile 4: | Zeile 4: | ||
Deutscher Uhrmacher | Deutscher Uhrmacher | ||
− | Johann Anton Harder wurde am [[16. September]] [[1811]] in St. Petersburg geboren. Er stammte aus einer deutschen Familie, die zu Zeiten Katharinas II. nach Reval auswanderte und deren Mitglieder später in St. Petersburg als Kaufleute, Ärzte und Gelehrte arbeiteten. Auf Wunsch seines Mecklenburger Schwiegervaters ergriff er den Beruf eines Landwirtes. Nach dem Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 besuchte Anton Harder auf einer seiner vielen Reisen Frankreich. Auf den Maashöhen gegenüber von Sedan liegend und über die Deutsche Geschichte nachdenkend, soll ein von ihm aus dem Boden gezupfter Grashalm mit einem an dem Wurzelballen hängenden Schrapnellboden durch dessen Drehbewegung die Inspiration für die Erfindung des [[Pendel#Torsionspendel|Torsionspendels]] hervorgerufen haben. Nach Schlesien auf sein Gut Ransen bei Steinau/Oder (heute Ścinawa in Polen) heimgekehrt, begann Harder mit der Auswertung seiner Zufallsentdeckung. | + | Johann Anton Harder wurde am [[16. September]] [[1811]] in St. Petersburg geboren. Er stammte aus einer deutschen Familie, die zu Zeiten Katharinas II. nach Reval auswanderte und deren Mitglieder später in St. Petersburg als Kaufleute, Ärzte und Gelehrte arbeiteten. Auf Wunsch seines Mecklenburger Schwiegervaters ergriff er den Beruf eines Landwirtes. Nach dem Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 besuchte Anton Harder auf einer seiner vielen Reisen Frankreich. Auf den Maashöhen gegenüber von Sedan liegend und über die Deutsche Geschichte nachdenkend, soll ein von ihm aus dem Boden gezupfter Grashalm mit einem an dem Wurzelballen hängenden Schrapnellboden durch dessen Drehbewegung bei Harder die Inspiration für die Erfindung des [[Pendel#Torsionspendel|Torsionspendels]] hervorgerufen haben. Nach Schlesien auf sein Gut Ransen bei Steinau/Oder (heute Ścinawa in Polen) heimgekehrt, begann Harder mit der Auswertung seiner Zufallsentdeckung. |
In einem Flügel des großen Gutshauses richtete Harder eine Uhrmacherwerkstatt ein. Bei der Umsetzung seiner Ideen und Erfindungen half ihm ein gelernter Uhrmacher. Als Vorstufe zu der 400-Tage-Uhr baute er unter anderem ein minutenschwingendes [[Pendel#Torsionspendel|Torsionspendel]] mit zwölfstündigem Lauf. | In einem Flügel des großen Gutshauses richtete Harder eine Uhrmacherwerkstatt ein. Bei der Umsetzung seiner Ideen und Erfindungen half ihm ein gelernter Uhrmacher. Als Vorstufe zu der 400-Tage-Uhr baute er unter anderem ein minutenschwingendes [[Pendel#Torsionspendel|Torsionspendel]] mit zwölfstündigem Lauf. | ||
Version vom 1. April 2007, 02:13 Uhr
Deutscher Uhrmacher
Johann Anton Harder wurde am 16. September 1811 in St. Petersburg geboren. Er stammte aus einer deutschen Familie, die zu Zeiten Katharinas II. nach Reval auswanderte und deren Mitglieder später in St. Petersburg als Kaufleute, Ärzte und Gelehrte arbeiteten. Auf Wunsch seines Mecklenburger Schwiegervaters ergriff er den Beruf eines Landwirtes. Nach dem Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 besuchte Anton Harder auf einer seiner vielen Reisen Frankreich. Auf den Maashöhen gegenüber von Sedan liegend und über die Deutsche Geschichte nachdenkend, soll ein von ihm aus dem Boden gezupfter Grashalm mit einem an dem Wurzelballen hängenden Schrapnellboden durch dessen Drehbewegung bei Harder die Inspiration für die Erfindung des Torsionspendels hervorgerufen haben. Nach Schlesien auf sein Gut Ransen bei Steinau/Oder (heute Ścinawa in Polen) heimgekehrt, begann Harder mit der Auswertung seiner Zufallsentdeckung. In einem Flügel des großen Gutshauses richtete Harder eine Uhrmacherwerkstatt ein. Bei der Umsetzung seiner Ideen und Erfindungen half ihm ein gelernter Uhrmacher. Als Vorstufe zu der 400-Tage-Uhr baute er unter anderem ein minutenschwingendes Torsionspendel mit zwölfstündigem Lauf.
Seine Erfindung mit geänderter Blattfederaufhängung meldete Harder 1877 gemeinsam mit dem Uhrmacher Lorenz Jehlin aus Säckingen an. Das Patent wurde unter der Nr. 2437 am 16. September 1877 vom Kaiserliche Patentamt in Berlin auf den Namen Lorenz Jehlin erteilt. Jehlin erkrankte und starb am 30. November 1879. Jehlins Vater, der Bezirksarzt Lorenz Jehlin, trat die vom Sohn geerbten Rechte an dem Patent an Anton Harder ab, der so unbeabsichtigt rechtmäßiger Alleininhaber des Patents mit allen Weiterentwicklungen wurde.
Anton Harder beauftragte die Firma A. Willmann & Co. in Freiburg/Schlesien damit, diese Uhren nach seinem Muster herzustellen. Es wurden etwa 300 Jahresuhren mit Spindel-, später mit Graham- und Zylinderhemmung gefertigt. Da sich die Reklamationen häuften und Willmann & Co. nicht in der Lage waren, die Mängel aus nachlassender Federkraft, Empfindlichkeit gegen Erschütterung, fehlendem Temperaturausgleich und Justierschwierigkeiten zu beheben, lehnten sie 1881 die weitere Herstellung der Jahresuhren ab. Gustav Becker übernahm von da an die Produktion. Aber auch diese Firma konnte die Mängel in der Konstruktion nicht beseitigen. Nachdem die Firmen A. Willmann & Co. und Gustav Becker auf die weitere Produktion der Jahresuhren von Anton Harder verzichteten, übergab Ende 1881 Herr Siedle den sechs Jungunternehmern der gerade gegründeten Uhrenfabrik Wintermantel & Co. ein Muster dieser Jahresuhr. Schon am 17. März 1882 konnte die Firma die ersten 12 funktionsfähigen Jahresuhren - damals noch ohne Sockel, Säulen und Glas - liefern.
1883 verkaufte Harder dieses Patent an de Gruyter in Amsterdam.
Literatur
- Alte Uhren; Callwey-Verlag; Autor: Gerd-Harald Ludendorff; ISBN bitte ergänzen