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Kurz nach der Hochzeit zieht das jungvermählte Paar nach Chemnitz, wo Bruno eine Anstellung als Mechaniker in der Maschinenfabrik Kappel auf der Zwickauer Str. aufnehmen konnte. Motiviert durch die explosionsartige Entwicklungen der Industrie innerhalb Deutschlands in den Zeiten der „Gründerjahre“, sowie eigenem „Unternehmergeist“, entschließt sich Bruno APPELT im Jahr 1884 zur Gründung einer selbständigen Werkstatt. Ein Geschäftslokal wurde unweit der bisherigen Wohnstätte der Familie gefunden. Im Adressbuch des Jahres 1885 findet man Conrad Bruno APPELT mit einem mechanischen Geschäft (und seiner Wohnung) auf der Zwickauerstr. 113. Schon 1885 bezog er mit seiner Familie neue Geschäftsräume und Wohnung im Zentrum von Chemnitz. Er spezialisierte sich auf die Präzisionsherstellung von Zeicheninstrumenten. | Kurz nach der Hochzeit zieht das jungvermählte Paar nach Chemnitz, wo Bruno eine Anstellung als Mechaniker in der Maschinenfabrik Kappel auf der Zwickauer Str. aufnehmen konnte. Motiviert durch die explosionsartige Entwicklungen der Industrie innerhalb Deutschlands in den Zeiten der „Gründerjahre“, sowie eigenem „Unternehmergeist“, entschließt sich Bruno APPELT im Jahr 1884 zur Gründung einer selbständigen Werkstatt. Ein Geschäftslokal wurde unweit der bisherigen Wohnstätte der Familie gefunden. Im Adressbuch des Jahres 1885 findet man Conrad Bruno APPELT mit einem mechanischen Geschäft (und seiner Wohnung) auf der Zwickauerstr. 113. Schon 1885 bezog er mit seiner Familie neue Geschäftsräume und Wohnung im Zentrum von Chemnitz. Er spezialisierte sich auf die Präzisionsherstellung von Zeicheninstrumenten. | ||
− | Der Uhrmacherkunst nah verwandt war das Arbeitsgebiet des Mechanikers und Optikers. Wie jener, so | + | Der Uhrmacherkunst nah verwandt war das Arbeitsgebiet des Mechanikers und Optikers. Wie jener, so fertigten diese ebensowohl Gegenstände für den täglichen Gebrauch, wie andererseits auch Apparate, welche einem Wissenschaftler notwendig waren, wenn dieser z. B. genaue Messungen durchführen musste. Das Fach des Mechanikers und Optikers war aber weit vielseitiger, als das des Uhrmachers. Es war daher üblich, dass die geschicktesten Mechaniker sich vorzugsweise mit der Anfertigung einer ganz bestimmten Klasse von mathematischen oder physikalischen Instrumenten beschäftigten und Andere, in ihren Verkaufsläden ausliegenden Gegenstände, von speziellen Herstellern bezogen. Sehr häufig war deshalb die Bezeichnung „Mechaniker und Optiker“ einer Firma eigentlich etwas zu viel versprechend. Denn gerade die besten Mechaniker waren nicht zugleich Optiker. |
Bruno APPELT führte seinen Handwerksbetrieb im letzten Jahrzehnt des 19. Jahrhunderts erfolgreich und bereicherte mit seinen Produkten den deutschen und mitteleuropäischen Markt. Zunehmend etablierte sich die Marke „Bruno APPELT, Chemnitz“ in der Branche. Seine Präzisions-Reißzeuge wurden auf mehreren Messen und Ausstellungen präsentiert, wobei sie beim Fachpublikum starke Anerkennungen fanden und Prämierungen erhielten. | Bruno APPELT führte seinen Handwerksbetrieb im letzten Jahrzehnt des 19. Jahrhunderts erfolgreich und bereicherte mit seinen Produkten den deutschen und mitteleuropäischen Markt. Zunehmend etablierte sich die Marke „Bruno APPELT, Chemnitz“ in der Branche. Seine Präzisions-Reißzeuge wurden auf mehreren Messen und Ausstellungen präsentiert, wobei sie beim Fachpublikum starke Anerkennungen fanden und Prämierungen erhielten. |
Aktuelle Version vom 7. Juni 2013, 00:07 Uhr
Feinmechaniker und Chemnitzer Reißzeugfabrikant
Conrad Bruno APPELT wurde am 15. Juni 1858 als fünfter Sohn des Fleischhauermeisters Johann Gottlieb Leberecht APPELT in Glashütte geboren.
Er war ein guter, lernbegieriger Schüler gewesen. Nachdem die älteren Brüder das Fleischhauergewerke erlernt hatten und somit für den Fortbestand des elterlichen Geschäftes zur Verfügung standen, planten die Eltern einen Lehrer-Beruf für Bruno. Somit hätte er weiterführende Schulen besuchen müssen. Dies war aber für Bruno zu „eintönig“. Er erlernte deshalb einen Feinmechanikerberuf in der aufblühenden Uhren- und Feinmechanikerindustrie von Glashütte.
Sein „Unternehmungsgeist“ veranlasste ihn, in das sächsische Vogtland auszuwandern. Er fand eine Anstellung in der Maschinen-Fabrik Plauen (Vgtl.). Nicht weit davon, in Pöhl bei Jocketa, lernte er seine spätere Ehefrau kennen. Er heiratete Emilie Maria HAHN (*20.7.1858), Tochter von Johann Heinrich HAHN und Christiana Friederike geb. SCHREYER, am 11. September 1880 in Pöhl (bei Plauen).
Kurz nach der Hochzeit zieht das jungvermählte Paar nach Chemnitz, wo Bruno eine Anstellung als Mechaniker in der Maschinenfabrik Kappel auf der Zwickauer Str. aufnehmen konnte. Motiviert durch die explosionsartige Entwicklungen der Industrie innerhalb Deutschlands in den Zeiten der „Gründerjahre“, sowie eigenem „Unternehmergeist“, entschließt sich Bruno APPELT im Jahr 1884 zur Gründung einer selbständigen Werkstatt. Ein Geschäftslokal wurde unweit der bisherigen Wohnstätte der Familie gefunden. Im Adressbuch des Jahres 1885 findet man Conrad Bruno APPELT mit einem mechanischen Geschäft (und seiner Wohnung) auf der Zwickauerstr. 113. Schon 1885 bezog er mit seiner Familie neue Geschäftsräume und Wohnung im Zentrum von Chemnitz. Er spezialisierte sich auf die Präzisionsherstellung von Zeicheninstrumenten.
Der Uhrmacherkunst nah verwandt war das Arbeitsgebiet des Mechanikers und Optikers. Wie jener, so fertigten diese ebensowohl Gegenstände für den täglichen Gebrauch, wie andererseits auch Apparate, welche einem Wissenschaftler notwendig waren, wenn dieser z. B. genaue Messungen durchführen musste. Das Fach des Mechanikers und Optikers war aber weit vielseitiger, als das des Uhrmachers. Es war daher üblich, dass die geschicktesten Mechaniker sich vorzugsweise mit der Anfertigung einer ganz bestimmten Klasse von mathematischen oder physikalischen Instrumenten beschäftigten und Andere, in ihren Verkaufsläden ausliegenden Gegenstände, von speziellen Herstellern bezogen. Sehr häufig war deshalb die Bezeichnung „Mechaniker und Optiker“ einer Firma eigentlich etwas zu viel versprechend. Denn gerade die besten Mechaniker waren nicht zugleich Optiker.
Bruno APPELT führte seinen Handwerksbetrieb im letzten Jahrzehnt des 19. Jahrhunderts erfolgreich und bereicherte mit seinen Produkten den deutschen und mitteleuropäischen Markt. Zunehmend etablierte sich die Marke „Bruno APPELT, Chemnitz“ in der Branche. Seine Präzisions-Reißzeuge wurden auf mehreren Messen und Ausstellungen präsentiert, wobei sie beim Fachpublikum starke Anerkennungen fanden und Prämierungen erhielten. Ausgezeichnet wurden Geräte aus dem Hause APPELT mit Goldenen Medaillen auf folgenden Messen:
1891 Ausstellung in Chemnitz
1892 anlässlich der Industrie- und Gewerbeausstellung Schweidnitz 1892
1893 bei der Gewerbe- und Industrieausstellung Döbeln 1893
1893 Gewerbe-, Industrie- und Landwirtschaftliche Ausstellung in Aussig (Juli bis Oktober 1893)
1894 Erzgebirgische Gewerbe- und Industrie-Ausstellung zu Freiberg 1894.
1895 Nordböhmische Industrie- und Gewerbeausstellung in Teplitz
1895 Gewerbeverein Dresden, Ausstellung von Erzeugnissen für Körperpflege, Ernährung und Erziehung.
1897 Sächsisch-Thüringische Industrie- und Gewerbe-Ausstellung zu Leipzig vom 24. April bis zum 19. Oktober 1897
Am Gebäude auf der Inneren Klosterstraße 13 in Chemnitz erfolgten grundlegende Um- und Anbauten. Später wurde es als Haus „Zum Kloster“ genannt. Im Jahr 1899 konnte die Firma dort eine größere Werkstatt im neuen Hintergebäude beziehen. Ein Ladenlokal befand sich weiterhin im Erdgeschoss des Haupthauses, sowie die Wohnung der Familie. Im Adressbuch von 1903 wird der Umzug der Firma angekündigt, auf die Friedrichstr. 9.
Um den Betrieb weiterzuentwickeln, den Ausbau der Firma fortzusetzen und ggf. fremdes Kapital einfließen zu lassen, wurde der Meisterbetrieb 1904 in eine neue Rechtsform überführt. Er firmiert ab sofort unter "Chemnitzer Präzisions-Reisszeugfabrik Bruno Appelt".
Nach Gründung der neuen Firma und die Erhöhung der Produktionskapazitäten musste auch die Vermarktung und der Absatz angepasst werden. Die deutsche Reißzeugindustrie hatte auf dem Weltmarkt eine führende Stellung erreicht. Auch die Firma Chemnitzer Präzisions-Reisszeugfabrik Bruno Appelt etablierte sich auf dem internationalen Markt. Man nutzte im länderübergreifendem Vertrieb den Kontakt zu autorisierten Fachhändlern.
Um sich von der Chemnitzer Konkurrenz abzusondern, wurde im Jahr 1905 eine Niederlassung in der Reichshauptstadt Berlin auf der Alexandrinenstraße 37a eröffnet. Erstmalig im Adressbuch Berlin von 1906 ist im Branchenverzeichnis auch die Chemnitzer Präzisions-Reisszeugfabrik zu finden.
In Chemnitz übernahm Konrad Alfred APPELT, der älteste Sohn von Bruno APPELT, ab 1909 die Tätigkeit des Betriebsleiters und Prokuristen der Firma Chemnitzer Präzisions-Reisszeug-Fabrik Bruno Appelt. Die Entwicklung des Geschäftsbetriebes stagnierte in der Zeit um 1910. Die Mitbewerber auf dem Reißzeugmarkt (gerade auch in Chemnitz) bildeten eine weltweite starke Konkurrenz. Das große Fabrikgebäude im Hinterhof der Friedrichstraße 9 war für die aktuelle Produktionskapazität überdimensioniert. Deshalb wurde es zeitweise nun auch an andere Unternehmen vermietet. Bruno APPELT entschloss sich um 1908/09 zum Kauf eines Grundstückes im vornehmen Wohnviertel Chemnitz-Kaßberg. Auf dem Hausgrundstück Weststr. 115, welches 1910/1911 als Baustelle genannt wurde, entstand ein neues, repräsentatives Haus in zeitgemäßer Architektur, eingefügt im Straßenzug der Weststraße. Ein Hintergebäude wurde als neue Produktionsstätte für die Chemnitzer Präzisions-Reisszeug-Fabrik vorgesehen und eingerichtet. Es war wesentlich kleiner als die Werkhalle am bisherigen Standort im Stadtinneren. Im Jahr 1913 vollzog sich auch endlich der Umzug der Chemnitzer Präzisions-Reisszeug-Fabrik, sowie der restlichen Familienmitglieder APPELT auf die Weststraße 115, wie im Häuserverzeichnis von 1914 angezeigt wurde.
Das wirtschaftlich angeschlagene Familienunternehmen erhoffte, mit den eingeleiteten Maßnahmen, trotz der finanziellen Belastungen durch den Neubau, die Krise zu überwinden. Jedoch bereiteten die historischen Ereignisse in Deutschland und Europa unüberwindbare Schwierigkeiten für die Firma. Der Reißzeug-Bedarf im Inland war gesättigt und konnte nicht künstlich gesteigert werden. Durch den Ausbruch des ersten Weltkrieges wurde die deutsche Ausfuhr jäh unterbrochen. In Italien, England, den Vereinigten Staaten und Japan entstanden bzw. erstarkten die schon vorhandenen Anfänge einer Reißzeugproduktion. Die Chemnitzer Präzisions-Reisszeug-Fabrik Bruno Appelt überschritt die Grenze ihrer Liquidität. Für die Firma wurde 1914 ein finanzkräftiger Investor gesucht. Im Adressbuch von 1915 wurde als neuer Inhaber Hermann Emil Friedrich FRIEDRICH aus Mittweida genannt. Eine besondere Schwierigkeit bildete die Materialbeschaffung der deutschen Reißzeugindustrie während des ersten Weltkrieges. Bekanntlich waren damals die meisten Metalle und ihre Legierungen beschlagnahmt und durften nur für Kriegszwecke verwendet werden. Aus diesem Grunde waren die deutschen Reißzeugfabrikanten gezwungen, eiserne Zirkel herzustellen, die sie dann galvanisch vernickelten. Dadurch wurde die Qualität der damals erzeugten Reißzeuge sehr vermindert, und die Herstellung konnte nur mit großen Schwierigkeiten durchgeführt werden.
Die Gläubiger einigten sich, dass die Firma weiterbestehen konnte, jedoch musste die Familie APPELT weiterhin auf jegliche Eigentumsanteile verzichten. Beim Patentschutzamt Leipzig ließen sich die Inhaber den Markennamen eintragen (Nr. 6206). Der bisherige Investor der Firma verblieb auch weiterhin als Inhaber dieser Fabrik. Im Jahr 1918 verstarb der bisherige Betriebsleiter der Chemnitzer Präzisions-Reisszeug-Fabrik Alfred APPELT. In Folge gründeten die Teilhaber der ehemaligen Firma B. Appelt eine Chemnitzer Präzisions-Reisszeugfabrik Bruno Appelt Nachfolger G.m.b.H., um der Firma unter den neuen Bedingungen eine wirtschaftliche Grundlage zu geben. Im Jahr 1935 wurde von der Chemnitzer Präzisions-Reisszeug-Fabrik Bruno Appelt Nachfolger G.m.b.H. der Geschäftsbetrieb in Chemnitz eingestellt.
Nachdem das ehemalige Familienunternehmen wegen wirtschaftlichen Schwierigkeiten Konkurs anmelden musste, entschloss sich Bruno APPELT im Jahr 1916 zur erneuten Gründung eines selbständigen Geschäftsbetriebes. Über seine Frau Maria APPELT wurde ein neues Geschäft zur Herstellung und Verkauf von Reißzeugen und Zeichenutensilien gegründet. Die Betriebslokalität befanden sich auf der Weststraße 115 im Erdgeschoss. Als Geschäftsführer agierte der Feinmechanikermeister persönlich. Als Handwerksmeister mit langjähriger Erfahrung begann Bruno wieder mit der Fertigung von Präzisionsinstrumenten und Zeichenutensilien in Kleinserien, sowie mit dem Verkauf dieses Sortimentes.
Auf Grund des gereiften Alters und dem nachlassendem Wohlbefinden, wurde es Ende der 1920er Jahre für Bruno APPELT und seine Frau Maria zunehmend schwieriger, den Geschäftsbetrieb durchzuführen. Emilie Maria APPELT verstarb am 22. Januar 1930 in Chemnitz. Nach einem schaffensreichen Leben, im Alter von 73 Jahren, starb auch Conrad Bruno APPELT ein gutes Jahr nach seiner Frau, am 28. Oktober 1931 in Chemnitz. Die Erben lösten kurzfristig den Nachlass auf, damit erlosch die Firma „Maria Appelt, Herstellung und Verkauf von Reißzeugen und Zeichenutensilien“.
Produktbeispiele
Einsatzzirkel des Flachsystems mit Spitze aus dem Hause B. Appelt, Chemnitz (System Richter)
Schleuderfallnullenzirkel des Flachsystems aus dem Hause B. Appelt, Chemnitz (System Richter)
Reißzeug-Etui 126 P. von B. Appelt, Flachsystem (System Richter), Qualitätsstufe für technische Lehranstalten