Tiede, Christian Friedrich (1794-1877): Unterschied zwischen den Versionen
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Christian Friedrich Tiede wurde am [[22. August]] [[1794]] in Neu-Bukow/Mecklenburg geboren. | Christian Friedrich Tiede wurde am [[22. August]] [[1794]] in Neu-Bukow/Mecklenburg geboren. | ||
− | Nach einer Schlosserlehre bei seinem Vater, doch der Mangel an physischer Kraft ließ es notwendig erscheinen ein neue Beschäftigung zu suchen und so wurde er in Wismar bei Lehrmeister Oldenburg zum Uhrmacher ausgebildet. Er arbeitete danach fünf Jahre bei Delolme in Braunschweig, dann in Leipzig und in [[Dresden]] bei [[Gutkaes, Johann Christian Friedrich (16.06.1785-08.08.1845) | Gutkaes]] wo er eine Freundschaft mit [[Lange, Ferdinand Adolph (18.02.1815 - 03.12.1875) | Ferdinand Adolph Lange]] gründete. [[1825]] mietete Tiede in der Mittelstraße in Berlin eine Stube und fing an zu Arbeiten in seiner eigenen Werkstatt. Ein grosser Teil seiner ersten Aufträge kam von den Soldaten der benachbarten Kaserne. Was Ihm an freier Zeit blieb verwendete er für die ihm zum Bedürfnis gewordene Neuarbeit. In dieser Periode baute er sein erstes [[Taschenchronometer]]. Im Jahre [[1826]] verlegte er sein Geschäft in die Charlottenstrasse gegenüber dem Französischen Dom. Am [[6. Oktober]] [[1828]] beantragte Alexander von Humboldt für die Berliner Sternwarte den Ankauf eines [[Chronometer]]s bei dem Berliner Uhrmacher. Als Tiede sich im September [[1832]] verheiratete, zog er in die Behrenstraße 31. Durch Fürsprache des Geheimrat Beuth erhielt Tiede für diese Werkstatt eine große Drehbank als Geschenk der Regierung. Tiede benötigte diese Drehbank um Präzisionspendeluhren für Sternwarten bauen zu können. Tiede wurde [[1838]] zum Königlichen Astronomischer und Hofuhrmacher ernannt. Im Jahre [[1839]] verlegte er das Geschäft in die Jägerstrasse 20 wo es für die weiteren 52 Jahre Bestand haben sollte. Ein Auftrag der Regierung zum Bau 18 [[Marinechronometer]]n wurde die Veranlassung, das eine zweite Größere Drehbank ihm durch Vermittelung des Geh. Rat Beuth als Geschenk überwiesen wurde. Bei der Gewerbeausstellung von [[1844]] im damaligen Zeughause in Berlin war er mitglied der Jury und erhielt später die Goldene Medaille für ausgestellte Arbeiten, in [[1846]] den Roten Adlerorden IV Klasse. Die Instandhaltung der damaligen drei Hauptuhren für richtige Zeitangabe: Akademie, Universität und Post war ihm übertragen. Nach allen weltgegenden gingen seine astronomischen Pendeluhren. Tiede fertigte ca. 350 [[Marinechronometer]] vorwiegend auf Basis englischer Rohwerke und hochfeine Pendeluhren in [[gestürzte Bauweise|gestürzter Bauweise]] mit einer [[Schwerkrafthemmung]] nach Art von [[Winnerl, Joseph Thaddäus (1799-1886)|Taddaeus Winnerl]], Paris. Seine Werkstatt wurde von seinem ältesten Sohn [[Tiede, Bernhard Theodor Friedrich (gest. 21.11.1907 in Berlin) | Bernhard Theodor Friedrich Tiede]] weitergeführt. Mit seinem Wissen unterstützte er den Glashütter Unruhmacher [[Kohl, Carl|Carl Kohl]]. | + | Nach einer Schlosserlehre bei seinem Vater, doch der Mangel an physischer Kraft ließ es notwendig erscheinen ein neue Beschäftigung zu suchen und so wurde er in Wismar bei Lehrmeister Oldenburg zum Uhrmacher ausgebildet. Er arbeitete danach fünf Jahre bei [[Delolme, Antoine Niclas|Delolme]] in Braunschweig, dann in Leipzig und in [[Dresden]] bei [[Gutkaes, Johann Christian Friedrich (16.06.1785-08.08.1845) | Gutkaes]] wo er eine Freundschaft mit [[Lange, Ferdinand Adolph (18.02.1815 - 03.12.1875) | Ferdinand Adolph Lange]] gründete. [[1825]] mietete Tiede in der Mittelstraße in Berlin eine Stube und fing an zu Arbeiten in seiner eigenen Werkstatt. Ein grosser Teil seiner ersten Aufträge kam von den Soldaten der benachbarten Kaserne. Was Ihm an freier Zeit blieb verwendete er für die ihm zum Bedürfnis gewordene Neuarbeit. In dieser Periode baute er sein erstes [[Taschenchronometer]]. Im Jahre [[1826]] verlegte er sein Geschäft in die Charlottenstrasse gegenüber dem Französischen Dom. Am [[6. Oktober]] [[1828]] beantragte Alexander von Humboldt für die Berliner Sternwarte den Ankauf eines [[Chronometer]]s bei dem Berliner Uhrmacher. Als Tiede sich im September [[1832]] verheiratete, zog er in die Behrenstraße 31. Durch Fürsprache des Geheimrat Beuth erhielt Tiede für diese Werkstatt eine große Drehbank als Geschenk der Regierung. Tiede benötigte diese Drehbank um Präzisionspendeluhren für Sternwarten bauen zu können. Tiede wurde [[1838]] zum Königlichen Astronomischer und Hofuhrmacher ernannt. Im Jahre [[1839]] verlegte er das Geschäft in die Jägerstrasse 20 wo es für die weiteren 52 Jahre Bestand haben sollte. Ein Auftrag der Regierung zum Bau 18 [[Marinechronometer]]n wurde die Veranlassung, das eine zweite Größere Drehbank ihm durch Vermittelung des Geh. Rat Beuth als Geschenk überwiesen wurde. Bei der Gewerbeausstellung von [[1844]] im damaligen Zeughause in Berlin war er mitglied der Jury und erhielt später die Goldene Medaille für ausgestellte Arbeiten, in [[1846]] den Roten Adlerorden IV Klasse. Die Instandhaltung der damaligen drei Hauptuhren für richtige Zeitangabe: Akademie, Universität und Post war ihm übertragen. Nach allen weltgegenden gingen seine astronomischen Pendeluhren. Tiede fertigte ca. 350 [[Marinechronometer]] vorwiegend auf Basis englischer Rohwerke und hochfeine Pendeluhren in [[gestürzte Bauweise|gestürzter Bauweise]] mit einer [[Schwerkrafthemmung]] nach Art von [[Winnerl, Joseph Thaddäus (1799-1886)|Taddaeus Winnerl]], Paris. Seine Werkstatt wurde von seinem ältesten Sohn [[Tiede, Bernhard Theodor Friedrich (gest. 21.11.1907 in Berlin) | Bernhard Theodor Friedrich Tiede]] weitergeführt. Mit seinem Wissen unterstützte er den Glashütter Unruhmacher [[Kohl, Carl|Carl Kohl]]. |
Christian Friedrich Tiede verstarb am [[12. Oktober]] [[1877]] in Berlin. | Christian Friedrich Tiede verstarb am [[12. Oktober]] [[1877]] in Berlin. |
Version vom 13. Januar 2008, 22:55 Uhr
Tiede, Christian Friedrich (1794-1877)
Berliner Chronometermacher
Christian Friedrich Tiede wurde am 22. August 1794 in Neu-Bukow/Mecklenburg geboren. Nach einer Schlosserlehre bei seinem Vater, doch der Mangel an physischer Kraft ließ es notwendig erscheinen ein neue Beschäftigung zu suchen und so wurde er in Wismar bei Lehrmeister Oldenburg zum Uhrmacher ausgebildet. Er arbeitete danach fünf Jahre bei Delolme in Braunschweig, dann in Leipzig und in Dresden bei Gutkaes wo er eine Freundschaft mit Ferdinand Adolph Lange gründete. 1825 mietete Tiede in der Mittelstraße in Berlin eine Stube und fing an zu Arbeiten in seiner eigenen Werkstatt. Ein grosser Teil seiner ersten Aufträge kam von den Soldaten der benachbarten Kaserne. Was Ihm an freier Zeit blieb verwendete er für die ihm zum Bedürfnis gewordene Neuarbeit. In dieser Periode baute er sein erstes Taschenchronometer. Im Jahre 1826 verlegte er sein Geschäft in die Charlottenstrasse gegenüber dem Französischen Dom. Am 6. Oktober 1828 beantragte Alexander von Humboldt für die Berliner Sternwarte den Ankauf eines Chronometers bei dem Berliner Uhrmacher. Als Tiede sich im September 1832 verheiratete, zog er in die Behrenstraße 31. Durch Fürsprache des Geheimrat Beuth erhielt Tiede für diese Werkstatt eine große Drehbank als Geschenk der Regierung. Tiede benötigte diese Drehbank um Präzisionspendeluhren für Sternwarten bauen zu können. Tiede wurde 1838 zum Königlichen Astronomischer und Hofuhrmacher ernannt. Im Jahre 1839 verlegte er das Geschäft in die Jägerstrasse 20 wo es für die weiteren 52 Jahre Bestand haben sollte. Ein Auftrag der Regierung zum Bau 18 Marinechronometern wurde die Veranlassung, das eine zweite Größere Drehbank ihm durch Vermittelung des Geh. Rat Beuth als Geschenk überwiesen wurde. Bei der Gewerbeausstellung von 1844 im damaligen Zeughause in Berlin war er mitglied der Jury und erhielt später die Goldene Medaille für ausgestellte Arbeiten, in 1846 den Roten Adlerorden IV Klasse. Die Instandhaltung der damaligen drei Hauptuhren für richtige Zeitangabe: Akademie, Universität und Post war ihm übertragen. Nach allen weltgegenden gingen seine astronomischen Pendeluhren. Tiede fertigte ca. 350 Marinechronometer vorwiegend auf Basis englischer Rohwerke und hochfeine Pendeluhren in gestürzter Bauweise mit einer Schwerkrafthemmung nach Art von Taddaeus Winnerl, Paris. Seine Werkstatt wurde von seinem ältesten Sohn Bernhard Theodor Friedrich Tiede weitergeführt. Mit seinem Wissen unterstützte er den Glashütter Unruhmacher Carl Kohl.
Christian Friedrich Tiede verstarb am 12. Oktober 1877 in Berlin.
Literatur
- Lexicon der Uhrmacherkunst , Carl Schulte: Emil Hübners verlag Bautzen 1902