Schöpfung eines Mikrokosmos
Einblicke in die Montage des TOURBOGRAPH PERPETUAL „Pour le Mérite“
Glashütte, Juli 2017
Im Januar stellte A. Lange & Söhne auf dem Genfer Uhrensalon die fünfte Uhr mit dem Namenszusatz „Pour le Mérite“ vor. Sie vereint fünf Komplikationen und versteht sich als Hommage an die klassische Uhrmacherei, die hier ihre höchste Vollendung findet. Die Vielzahl komplexer Mechanismen macht die Montage des aus 684 Teilen bestehenden Manufakturkalibers zu einer gewaltigen Herausforderung. Nur die besten Uhrmacher können die einzelnen Systeme so präzise miteinander verbinden, dass sie am Ende perfekt interagieren.
„Mehr Sein als Schein“ ist das Motto des TOURBOGRAPH PERPETUAL „Pour le Mérite“. Zwei seiner fünf Komplikationen dienen allein dem Zweck, die Ganggenauigkeit zu erhöhen. Der Kette-Schnecke-Mechanismus sorgt für einen gleichmäßigen Kraftfluss vom Federhaus zur Unruh. Befreit von den Einflüssen der Schwerkraft oszilliert diese im Inneren des rotierenden Tourbillon-Käfigs. Die Steuerung des Schleppzeiger-Chronographen erfolgt auf klassische Weise über zwei Kolonnenräder. Das Modul für den analogen ewigen Kalender wurde platzsparend um das Tourbillon herum gebaut.
Eine auf den ersten Blick sicher kaum vorstellbare Herausforderung ist die Montage des Uhrwerks. „Die harmonische Interaktion der fünf Komplikationen lässt nicht im Ansatz erahnen, wieviel Arbeit dahinter steht“, sagt Anthony de Haas, Direktor Produktentwicklung bei A. Lange & Söhne. Denn kein Montageprozess verläuft wie der andere. „Auch wenn jedes der 684 Bauteile innerhalb der im Mikrometerbereich liegenden Fertigungstoleranzen bleibt, muss der Uhrmacher später noch unzählige kleine Anpassungsarbeiten vornehmen, bevor alle Mechanismen so perfekt ineinandergreifen, wie die Konstrukteure es sich vorgestellt haben“, gibt de Haas zu bedenken. Und er fügt hinzu: „Das verlangt von den Uhrmachern ein Höchstmaß an technischem Verständnis, Erfahrungswissen und Fingerspitzengefühl sowie eine schier unendliche Geduld.“
Nur ein kleines Team von Spezialisten, durch deren Hände im Laufe der Jahre schon so anspruchsvolle Kreationen wie die RICHARD LANGE EWIGER KALENDER „Terraluna“ und der DATOGRAPH PERPETUAL TOURBILLON gegangen sind, ist in der Lage, diesen mechanischen Mikrokosmos zu erschaffen.
Die folgenden Bilder illustrieren einige entscheidende von mehreren hundert Arbeitsschritten:
Montage des Kette-Schnecke-Mechanismus
Nachdem der Uhrmacher die feingliedrige Kette auf das zuvor montierte Federhaus aufgewickelt hat, kann er die beiden Komponenten in das Grundwerk einsetzen. Danach wird die Kette in die Schnecke eingehängt. Zuvor hat er das Planetengetriebe oder Differenzial montiert. Im Inneren der Schnecke sorgt es dafür, dass der Kraftfluss vom Federhaus zur Gangpartie beim Aufziehen der Uhr nicht unterbrochen wird. Dafür steht dem aus 38 Einzelteilen bestehenden Mechanismus ein Raum zur Verfügung, der einen Durchmesser von nur 8,6 Millimetern hat.
Montage des Kette-Schnecke-Mechanismus
Mit dem auf den Vierkant der Federhauswelle aufgesetzten Sperrrad wird die Vorspannung der Zugfeder durch den Uhrmacher eingestellt