Datei:Beschreibung der Hemmungen der höheren Uhrmacherkunst, Jess Hans Martens.png

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Beschreibung

Diese fast schon als verschollen geglaubten Bücher von Martens, dem ersten Lehrer der Uhrmacherschule in Furtwangen, beschreiben nicht nur die Uhrenhemmungen der Zeit um 1858, sondern auch die Anfertigung der wichtigsten benötigten Hemmungsteile bis hin zur Herstellung der nur zwei hundertstel Millimeter starken Goldfeder einer Chronometerhemmung. Beide Bücher finden sich hier in einem.

Martens beschreibt sehr genau die viele Schritte der Anfertigung der nötigen Hemmungsteile. Sowohl das Arbeitsverfahren als auch die Werkzeuge und Werkstoffe werden benannt. Der Text (DIN A5) und die Tafeln (DIN A4) werden getrennt gedruckt, um die Tafeln weitgehend in Originalgröße darstellen zu können.

Das Buch von Martens ist unter mehreren Aspekten von Interesse. Zum einen, weil es trotz seines Titels die Uhrmacherei gerade nicht als „Kunst“ sondern als „Wissenschaft“ auffasst, die Regeln benennt mit vorhersagbaren Ergebnissen bei deren richtiger Befolgung. An die Stelle von intuitivem Erfahrungswissen des Meisters wird ein begründeter und vermittelbarer Regelkanon gesetzt, dessen Umsetzung auf die Verhältnisse der durchschnittlichen Werkstatt zugeschnitten ist. Uhrmacherische Kompetenz geht bei Martens in einer Zeit, in der Präzisionsuhren überwiegend noch nicht fabrikmäßig hergestellt werden, daher über Reparaturkompetenz hinaus. Von vergleichbaren Titeln (z. B. Jürgensen) unterscheidet sich Martens dadurch, dass er nicht nur Prinzipien beschreibt sondern dafür jeweils Beispiele mit genauen Maßangaben (und wie man dazu kommt) gibt, so dass die beschriebenen Hemmungen danach gebaut werden können.

Zum anderen, weil die dazu erforderlichen Konstruktions- und Arbeitsverfahren genau (und das heißt: wiederholbar) beschrieben werden. Aus der Fokussierung auf den Bau von Hemmungen ergibt sich natürlich, dass weniger von allgemeinen als von spezialisierten (um nicht zu sagen: auf die Spitze getriebenen) Verfahren geredet wird, die sich in dieser „Praxistauglichkeit“ anderswo finden lassen, beispielsweise das zur Herstellung der nur zwei hundertstel Millimeter starken Goldfeder einer Chronometerhemmung. Die Diskussion unterschiedlicher Varianten desselben Hemmungstyps macht deren Stärken ebenso wie ihre neuralgischen Punkte nachvollziehbar und ermöglicht damit eine „eigene Meinung“.

Zum dritten, weil nicht nur die benötigten spezifischen Werkzeuge und Vorrichtungen genannt und ihre Verwendung beschrieben werden, sondern weil außerdem Anleitungen zu ihrer Herstellung gegeben werden. Das verbessert nicht nur das Verständnis von Arbeitsmitteln und Arbeitsverfahren – das ermöglicht uns vielfach überhaupt erst, so wie beschrieben zu arbeiten, weil Industrie und Handel immer weniger von dem zur Verfügung stellen, was dafür gebraucht werden würde. Gerade wenn bei der Reparatur von alten Uhren „eigentlich alles fehlt“ an Spezialwerkzeugen und Ersatzteilen, sind solche Hilfestellungen kaum zu unterschätzen.

Zum vierten schließlich (und keineswegs nostalgisch), weil hier vieles beschrieben wird, was heute in der Ausbildung zum Uhrmacher nicht mehr vorkommt. Aber wenn Martens vor hundertfünfzig Jahren seine Verfahren nicht so beschrieben hätte, dass sie nachvollzogen werden können, wären sie bereits längst verloren, weil es wahrscheinlich kaum noch jemand gibt, der sie weitergeben könnte.

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