Albrecht Költzsch (Uhrenfabrikation)
Deutsche Uhrenfabrik
Geschichte
Albrecht Költzsch gründete in Gruna bei Dresden eine Uhrenfabrikation. Neben Taschenuhren, Wecker und Pendeluhren wurden Brillanten, Gold- und Silberwaren angeboten. Als Gründungsdatum wirbt Költzsch in Anzeigen mit dem Jahr 1878. Die Uhrenfabrik selbst wird aber erst 1890 eingetragen mit Sitz in Gruna auf der Reicker Str. 4. Von 1878 bis zur Gründung der Fabrik sind Költzsch's Jahre vor allem als Handelsreisender geprägt, als Firmensitz bis zur Gründung in Dresden gilt Berlin. Vermutlich verstarb der Albrecht Költzsch noch vor dem Umzug nach Sachsen. Die Firma wurde zu dieser Zeit von Költzschs Partner Christian Friedrich Schlott unter dem alten Namen fortgeführt.
Albrecht Költzsch Dresden
Der Grundstücksbesitzer Hietzig plante neue Gebäude rund um das Areal der Reicker Straße. Seine Bauvorhaben erzwangen eine Verlängerung dieser Straße. Die heutige Liebstädter Straße südlich der Winterbergstraße bis zum Landgraben wurde 1897 von Hietzig erbaut [1] und 1898 für den öffentlichen Verkehr freigegeben. Diese Verlängerung bewirkte eine Neunummerierung der Grundstücke und Gebäude: Die Reicker Str. 4 wird nun als Reicker Str. 20 geführt.
Am 1. April 1901 wurde Gruna nach Dresden eingemeindet. Die Reicker Straße wurde auf Beschluss vom 11. November 1903 nach dem Städtchen Liebstadt umbenannt [2]. Damit änderte sich auch die Firmenadresse von
Albrecht Költzsch
Reicker Str. 20
Dresden / Gruna 35
in
Albrecht Költzsch
Liebstädter Straße 20 (diesen Ort anzeigen)
Dresden / Gruna 35
Neue Vertriebswege
In den damaligen Fachzeitschriften findet die Uhrenfabrik Költzsch wegen ihres neuartigen Vertriebskonzepts reichlich Beachtung. Ortsansässige Uhrenfachgeschäfte beklagten das "Hausieren" und die "Ratenzahlung" der neuen Konkurrenz. Aber selbst vor Gericht konnten sie dem neuen Konkurrenten nicht beikommen.
Die Firma wendete sich vornehmlich im Direktvertrieb an Eisenbahner. Dieser Umstand und das häufig verwendete Relief von Lokomotiven auf dem Gehäuse führen heute oft dazu, dass Saxonia-Uhren von Sammlern fälschlicher Weise als Eisenbahneruhren bezeichnet werden.
Um 1910 vertrieb die Firma Taschenuhren mit Schweizer Uhrwerken unter dem Vertriebsnamen SAXONIA.
Oft werden Taschenuhren der Marke Saxonia wegen der Abbildung einer Eisenbahn auf dem Gehäusedeckel als Eisenbahner-Uhren bezeichnet. Ein Beleg dafür, dass Albrecht Költzsch offizieller Lieferant einer Eisenbahngesellschaft war, konnte bisher jedoch nicht erbracht werden. Die dargestellte Dampflok ist auch nicht identisch mit der ersten funktionstüchtigen deutschen Dampflokomotive, der Saxonia, die 1838 von der Maschinenbauanstalt Übigau bei Dresden hergestellt wurde, sondern zeigt die sächsische Dampflokomotive, Bauart 2'Bn2 bzw. 2'Bn2v.
Wahrscheinlicher ist, dass Költzsch mit dem Markennamen Saxonia (lat. Sachsen) einen Bezug zu seiner sächsischen Heimat und den Errungenschaften aus Sachsen darstellen wollte. Die Dampflokomotive Saxonia wurde von Johann Andreas Schubert (Gründer der „Königlich-Technischen Bildungsanstalt Dresden“, die als Vorgänger der TU Dresden gilt) entwickelt, von der Maschinenbauanstalt Übigau gebaut und von der Leipzig-Dresdner Eisenbahn-Compagnie in Dienst gestellt. Die auf dem Gehäusedeckel dargestellte Brücke zeigt die Marienbrücke (1852 erbaut) in Dresden und die Elbe. Läge der Bezug zu einer Eisenbahner-Uhr näher, hätte Költzsch wohl eher die Eisenbahn-Elbebrücke Riesa, die im August 1836 im Rahmen des Baus der Leipzig-Dresdner Eisenbahnstrecke errichtet wurde, auf seinen Uhren dargestellt.
Albrecht Költzsch preist seine Uhren der Marke Saxonia als Spezialität im Marktsegment tragbarer Präzisionsuhren an. Die durch die Abbildung einer Eisenbahn auf den Saxonia-Uhren geschaffene Affinität zu Eisenbahner-Uhren könnte somit ein raffiniertes Marketing-Konzept sein. Für diese These spricht auch der Umstand, dass der Schriftzug System Glashütte verwendet wird. Die Firma verwendete für ihre Uhren Schweizer Rohwerke und fertige Werke von beispielsweise Zenith und Revue Thommen.
Die Affinität zur Eisenbahn hatte durchaus einen Marketing-Hintergrund. Neben der Firma Bellana aus Neuwied war Saxonia sehr rege im Eisenbahner-Millieu tätig. Beide Firmen konnten ihre Erzeugnisse als "offizielle Eisenbahner-Dienstuhren" im Bereich der Deutschen Bundesbahn vertreiben. Der Ablauf war dabei etwa wie folgt:
Jährlich besuchte ein Vertreter dieser Firmen größere Dienststellen der DB und stellte dort die Kollektion zur Schau. Beim Kauf einer Uhr, welche meist im mittleren/höheren Preissegment angesiedelt war, konnte zinsfreie Ratenzahlung in Anspruch genommen werden. Die entsprechenden Raten wurden gleich vom Lohn abgezogen. Dies führte dazu, dass von den Eisenbahnern qualitativ hochwertige Uhren unter günstigen Umständen erworben werden konnten.
Saxonia-Uhren wurden bis ca. 1990 im Eisenbahnbereich angeboten. Bellana einige Jahre länger.
Nach dem zweiten Weltkrieg war die Firma Albrecht Költzsch in Rösrath ansässig, unter dem Namen Saxonia wurden noch immer Taschenuhren verkauft mit Unitas 6498 Werk. Auch Armbanduhren waren im Programm, geliefert wurden u.a. Enicar Uhren mit Beschriftung Saxonia. Die Firma existierte bis 1954. Der letzte Besitzer war A. Eichhorn.
In Klassik Uhren No. 6 - 2012, November/Dezember schreibt Dr. Laus Pöhlmann einen ausführlicher Artikel über Saxonia Taschenuhren von Albrecht Költzsch.
Neue Produktpalette
Eine Anzeige der Firma Albrecht Költzsch aus dem Jahre 1939 zeigt, dass diese Firma bis zu Beginn des Zweiten Weltkrieges auch phonetische Instrumente wie Grammophone und Plattenspieler herstellte.
Weiterführende Informationen
- Bildgalerie Uhrenmodelle Albrecht Költzsch (Uhrenfabrikation)
- Bildgalerie Uhrwerke Albrecht Költzsch (Uhrenfabrikation)
- Bildgalerie Archiv Albrecht Költzsch (Uhrenfabrikation)
Quellen
- ↑ Akte I/II/E/26
- ↑ Namenbuch der Straßen und Plätze Dresdens, Autor: Adolf Hantzsch, 1905
Literatur
- Heinz Schnabel: Die SAXONIA, Original und Rekonstruktion. In: modelleisenbahner. Nr. 3, 1989, ISSN 0026-7422.
- Heinz Schnabel: SAXONIA. Beschreibung und Rekonstruktion einer historischen Lokomotive. transpress VEB Verlag für Verkehrswesen, Berlin 1989, ISBN 3-344-00351-8.