Astronomische Uhr zu Venedig
Astronomische Uhr zu Venedig
Seit nunmehr über 500 Jahren zeigt der Turm die Zeit an - und dies heute noch genauso wie damals: Dank einer präzisen, fachmännischen Restauration, bei der sowohl die strukturellen und dekorativen Elemente als auch die komplizierte Mechanik der Uhr überarbeitet wurden. Die Fassade dieses schönen Bauwerks ziert das imposante Zifferblatt der astronomischen Uhr mit seinem Zifferblatt aus Lapislazuli. Es zeigt sowohl die Mond- und Sonnenphasen als auch die Tierkreiszeichen an. An wenigen Tagen im Jahr (nur am Tag der Heiligen drei Könige und an Christi Himmelfahrt) ziehen die Heiligen drei Könige, denen ein Engel vorangeht, auf der Balustrade vor der Uhr vorbei. Hoch oben auf dem Turm schlagen zwei riesige bronzefarbene Mohren auf einer Glocke die Stunden an. Als Wahrzeichen der ganzen Stadt ist der Uhrenturm (Torre dell' Orologio) bereits vom Wasser an der Bucht von San Marco aus zu sehen. Er erhebt sich am Markusplatz und bildet den Übergang ins zauberhafte Herz von Venedig.
Der Uhrenturm (Torre dell' Orologio) ist ein Symbol der Beständigkeit und hebt sich von den anderen Bauwerken der Piazza San Marco stark ab. Der Bau des Turmes unter Leitung von Mauro Codussi begann 1496 und wurde 1499 vollendet. Die angrenzenden Flügelbauten (1502–1506) stammen von Pietro Lombardo und wurden 1755 von dem Architekten Giorgio Massari mit einem dritten Geschoss aufgestockt.
Die erste Turmuhr des Torre dell'Orologio von Rainieri
Im Jahre 1493 beauftragte die Venezianischen Republik Giaovan (Gian) Paulo Rainieri eine Uhr für dieses Bauwerk zu erschaffen. Die Reputation für solch einen Auftrag erlangte Rainieri bereits im Jahre 1481 als er Uhren für seine Heimatstadt Reggio Emilia fertigte. Ein Vertrag zwischen der Venezianische Regierung und Rainieri regelte nicht nur die Bezahlung, auch die Wohnrechte der Familie Rainieri und Wartungspflichten bezüglich der Turmuhr wurden darin fixiert. Raineri durfte mit seiner Familie im Uhrenturm wohnen, mußte aber im Gegenzug die Turmuhr pflegen und warten. Durch diesen Vertrag gilt Rainieri als erster Turmuhrenwächter, auch "temperatore" genannt.
Rainieri´s Uhr wurde am 1. Februar 1497 feierlich eingeweiht, kurz darauf, im Jahre 1498 verstarb Gian Paulo, sein Sohn Gian Carlo übernahm die Nachfolge.
Im Dezember 1497 konnte die große Glocke von Simone Camponato installiert werden. Oberhalb dieser befinden sich zwei ca. 2,5 m hohe Bronzefiguren: Zwei Hirten, die mit dem Hammer auf die Glocke schlagen. Man nennt diese Hirten auch Mohren wegen der dunklen Farbe der Bronze-Patina. Angetrieben wird das Uhrwerk mit Gewichten, die Hemmung realisiert ein Waagbalken mit beschwerten Enden (Foliot). Das Uhrwerk steuert das Schlagwerk an wodurch die Hirten mit ihren Hämmern auf die Glocke schlagen. Der typisch italienischen Stundenschlag findet auch bei dieser Uhr Anwendung: Schlagen die meisten Uhren weltweit 1 bis 12 mal pro Stunde, so schlagen italienische Uhren 1 bis 24 mal. Auch das Karussell mit der Prozession der Heiligen drei Könige wird über das Schlagwerk ausgelöst.
Die zweite Turmuhr des Torre dell'Orologio von Bartolomeo Ferracina
In einem öffentlichen Wettbewerb wurde die Rekonstruktion der Uhr ausgeschrieben. Bartolomeo Ferracina konnte sich diesen Auftrag im Jahre 1752 sichern. Die überarbeitete Uhr bekam eine Graham-Hemmung und ein vier Meter langes Pendel.
Im Jahr 1857 begann Luigi de Lucia eine erneute Restaurierung und fügte eine digitale Anzeige in Kombination mit der Prozession der Heiligen drei Könige hinzu.
Eine weitere Überholung wurde 1996 durchgeführt und von der Uhrenfirma Piaget finanziert. Die venezianischen Behörden beauftragte Giuseppe Brusa (Historiker) und Alberto Gorla (Uhrmacher) mit dieser Arbeit. Renato und Franco Zamberlan kritisierten später die dabei durchgeführten Veränderungen: Statt minimaler Eingriffe zur Erhaltung, wie sie heut in der modernen Praxis üblich sind, seien erhebliche Änderungen am Design vorgenommen worden. Desweiteren bemängelten die Zamberlan´s die unsachgemäße Verwendung von verzinktem metrische Sechskantschrauben und die schlechte Verarbeitungsqualität.
Auch Alberto Peratoner, der letzte bis 1998 amtierende "temperatore" (Turmuhrenwächter), äußerte sich kritisch zu den ausgeführten Arbeiten.