Seyffert, Johann Heinrich (1751-1818)
(siehe auch: Seyffert)
Deutscher Uhr- und Chronometermacher
Johann Heinrich Seyffert wurde am 7. September 1751 geboren (andere Quellen sagen 11. Dezember). Er lebte in Dresden und war studierter Jurist. Von 1779 bis 1800 hatte er die Stelle eines Sekretärs beim Geheimen Finanzkollegium des sächsischen Hofes inne. 1801 erhielt er als Nachfolger von Johann Gottfried Köhler die Stelle des Inspektors der Kunstkammer und des Mathematisch-Physikalischen Salons in Dresden, obwohl er vermutlich keine Meisterprüfung ablegte.
Seyffert erlernte das Uhrmacherhandwerk als Autodidakt. Ihm fehlten daher die notwendigen Ausbildungsnachweise für die Ausübung dieses Handwerks. Trotzdem gilt er als "heimlicher und unernannter" Hofuhrmacher König Friedrich August I., welcher auch verhinderte, dass die Dresdener Kleinuhrmacherinnung ihn wegen mangels dieser die Ausübung des Handwerks untersagte. Bei der Entscheidung des Kurfürstens spielte Seyffert's Geschick in der Uhrmacherei eine besondere Rolle. Seyffert betrieb nach Ansicht der Innung das Handerk als Amateur und handelte sich dadurch mehrfach Ärger ein. Er fertigte jedoch "ganz und gar keine gewöhnlichen Uhren". Angeregt durch den in Gotha tätigen Astronomen Franz Xaver von Zach beschäftigte er sich mit dem Bau transportabler Präzisionsuhren. "Könne Seyffert eine Taschenuhr bauen, welche "die richtige Zeit von der Sternwarte, bis zur Herzoglichen Residenz auf den Friedenstein, und von da wieder zurück bringen würde" versprach Zach einen Preis: Zachs englisches Chronometer von Josiah Emery zu ausführlichen Studien als Leihgabe. Seyffert erfüllte diese Aufgabe und baute sein Chronometer No. 2 nach dem Vorbild Emerys. Dieses signierte er stolz auf dem inneren Deckel mit 'Anch´ io sono pittore' "Auch ich bin ein Künstler".
In seinem Haus in der Pirnaischen Vorstadt von Dresden hatte Seyffert eine Werkstatt eingerichtet. Während etlicher Jahre beschäftigte er einen Gehilfen, Joseph Benno Kirchel, der 1811 Meister der Dresdner Kleinuhrmacherinnung wurde. Seine Präzisionsuhren fertigte Seyffert jedoch weitgehend allein. In Dresden existierte keine Zulieferindustrie, so dass Seyffert nicht auf die in England, Frankreich und der Schweiz übliche Arbeitsteilung zurückgreifen konnte. Fraglich ist allerdings, ob Seyffert auch einfachere Uhrwerke nur als Unikat herstellte. Die im Mathematisch-Physikalischen Salon in Dresden ausgestellten Taschenuhren mit zwei Federhäusern, No. 64 und No. 73, weisen große Ähnlichkeiten im Werkaufbau auf. Die Frage nach der genauen Fertigungsweise lässt sich jedoch erst nach weiteren Untersuchungen beantworten [1].
Johann Heinrich Seyffert verkaufte die meisten seiner Uhren an die königliche Familie, Wissenschaftler und Forscher. Er fertigte ein Beobachtungschronometer für Alexander von Humboldt. Neben Taschen- und Marinechronometer fertigte er auch einige Präzisionspendeluhren.
Johann Heinrich Seyffert verstarb am 13. Januar 1818.
Weiterführende Informationen
- Bildgalerie Uhrenmodelle Johann Heinrich Seyffert
- Bildgalerie Uhrwerke Johann Heinrich Seyffert
- Bildgalerie Archiv Seyffert, Johann Heinrich
Literatur
- Watchmakers & Clockmakers of the World; Autor: Baillie, G. H.; Seite 289; ISBN 140679113X
- Meister der Uhrmacherkunst, Autor: Abeler, Jürgen, Seite 582, ISBN 300030830X ISBN 978-3000308307
- EINFACH – VOLLKOMMEN Sachsens Weg in die internationale Uhrenwelt, Ferdinand Adolph Lange zum 200. Geburtstag, Katalog, Herausgeber: Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Autoren: Peter Plaßmeyer und Sibylle Gluch, ISBN 978-3-422-07309-8
- Taschenuhren und Seechronometer deutscher, österreichischer und englischer Meister: Sammlungskatalog / Staatlicher Mathematisch-Physikalischer Salon Dresden; Autor: Klaus & Jochim Schardin; ISBN 300002073X
- Uhren - Globen - wissenschaftliche Instrumente Mathematisch-Physikalischer Salon Dresden-Zwinger, Ausstellungsführer (1993); Karl M. Lipp Verlag, Dresden
- Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland.
- Dresden - in der Geschichte der Uhrmacherei, Erschienen in: Die Uhrmacher-Woche ; 31.1924 (Erinnerungsausgabe zum 50 jährigen Jubiläum der Firma Robert Pleissner, Dresden 1924) von Paul Pleissner (S.14)