Städtische Industrie-Zentrale Glashütte
Kommunale Auftragszentrale für die Uhren- und feinmechanische Industrie
Mit Beginn des I. Weltkrieges änderte sich die Lage für die Uhren- und feinmechanische Industrie in Glashütte. Namenhafte Produzenten, wie z.B. die Fa. A. Lange & Söhne, kündigten vorerst der gesamten Belegschaft, weitere Uhrenfirmen schlossen sich an.
Zulieferer aus Klein- und Kleinstbetrieben, sowie Fachkräfte kamen arg in Bedrängnis. Man suchte Beschäftigung in und für auswärtige Heereslieferungsbetriebe. Weiterhin entwickelte sich die Rohstoffversorgung im andauernden Kriegsverlauf zu einem Problem.
Eine notwendige Aufgabe der Stadtverwaltung Glashütte war es, Maßnahmen gegen Beschäftigungslosigkeit und zum Erhalt der Fachkräfte und Spezialisten zu ergreifen. Bürgermeister Bruno Opitz und Georg Wolf gelang es, z.B. Arbeiten der Artilleriewerkstatt Dresden nach Glashütte zu verlagern. Die Stadtverwaltung übernahm die Auftragsverteilung der Heeresaufträge, sowie die Rohstoffbeschaffung für die Uhren- und feinmechanische Industrie der Stadt. 1915 bekam diese Einrichtung die Bezeichnung Kriegsindustrie-Zentrale. Im Jahr 1917 waren 42 Betriebe mit über 1000 Werktätigen mit Arbeit versorgt. Im selben Jahr wurde unter Mitwirkung der Angehörigen dieser Vereinigung eine "Glashütter Kriegsindustrie-Stiftung" gegründet, zugunsten von Glashütter Kriegsteilnehmer.
Mit Kriegsende, als ihre Aufgabe erfüllt war, hätte diese Einrichtung wieder aufgelöst werden können. Jedoch war die wirtschaftliche und soziale Situation nach dem I. Weltkrieges katastrophal. Auch in Glashütte konnte die Rüstungsproduktion nicht sofort auf die Herstellung von Gütern unter Friedensverhältnissen umgestellt werden. Um die hiesige Industrie weiterhin mit lohnenden Aufträgen zu versorgen und die Rohstoffbeschaffung zu ermöglichen, wurde die Kriegsindustrie-Zentrale am 9. April 1918 in eine Industriezentrale GmbH umgewandelt. Mit beträchtlichen Mitteln wurde eine Schreibmaschinen-Industrie auf genossenschaftlicher Grundlage ins Leben gerufen. Am 17. Oktober 1921 gründete man die Schreibmaschinen-Industrie Glashütte GmbH mit dem Ziel, die durch die inflationären Wirtschaftsverhältnisse in Schwierigkeiten geratenen Glashütter Feinmechaniker mit Arbeit zu versorgen. Dieses Unternehmen scheiterte und mit den Erscheinungen der Inflation war auch das Ende dieser Vereinigung besiegelt.
Weiterführende Informationen
Literatur
- Glashütte/Sachsen 1506 bis 2006 , 500 Jahre Stadtgeschichte, Herausgeber: Stadtverwaltung Glashütte, ISBN 3-937951-31-8