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Aktuelle Version vom 20. Oktober 2018, 13:37 Uhr
Daniel JeanRichard (1665-1741) (auch Jean Richard und Jean Richard dit Bressel)
(siehe auch: JeanRichard)
Schweizer Goldschmied und bekannter Uhrmacher.
Genannt Bressel, wurde am 22. August 1665 in La Sagne geboren als Sohn des Büchsenmachers David JeanRichard. Daniel war der Bruder von Abraham JeanRichard (1). Er zeigte schon frühzeitig eine ausgeprägte Lust und Liebe für die mechanischen Künste. Schon als Knabe unterhielt er sich damit, einzig mit Hilfe eines schlechten Messers kleine hölzerne Wagen und schwerere Maschinen zu verfertigen, was sein künftiges Genie erahnen ließ. Sein Vater war nicht darüber erfreut, dass er sich mit solchen - wie er sagte - brotlosen Künsten abgab. Dennoch erlernte er das Schlosserhandwerk und verwandte sein mechanisches Geschick dazu, die damals noch eisernen großen Wanduhren zu reparieren. Danach wurde er, wie sein Bruder, als Goldschmied ausgebildet.
Ein Zufall entschied über den Beruf des jungen JeanRichard. Ein Pferdehändler, namens Peter, der nach vorübergehendem Aufenthalt im Auslande 1679 nach La Sagne, wo er wohnte, zurückkehrte, brachte eine in London gefertigte Taschenuhr mit, die aber "zum Glück" in Unordnung gekommen war. Peter, der das Talent und Geschick des jungen Mannes kannte, schlug ihm vor, er solle ihm seine Uhr reparieren. Voll Mut und mit dem selbstbewussten Vertrauen der Jugend machte sich dieser an die Arbeit und es gelang ihm, den Eigentümer der Uhr zu befriedigen. Er untersuchte die Uhr sorgfältig, indem er ein Stück nach dem anderen in die Hand nahm, um zu sehen, wo eigentlich der Fehler steckte. Er lernte die unterschiedlichen Zwecke der Teile, die besonderen Verhältnise und die gegenseitigen Beziehungen der einzelnen Teile zu einander kennen. Nachdem er so den ganzen Mechanismus gründlich kennengelernt hatte, entschloss er sich spontan dazu, ein diesem Werk Ähnliches zu machen. Dazu benötigte er jedoch eine Menge Werkzeuge, die er in einer Schlosserwerkstatt nicht finden konnte.
Er verwendete nicht weniger als ein ganzes Jahr auf das Anfertigen und Herrichten der Werkzeuge, die er nötig brauchte, und dann ein halbes Jahr, um seine Uhr zu bauen. Man kann die Anfertigung der ersten Neuenburger Uhr ins Jahr 1681 versetzen. Zu jener Zeit lag die Uhrmacherkunst in der Schweiz noch überall in den Windeln. Diese von JeanRichard fabrizierte Uhr ließ, wie diejenige, die ihm zum Muster gedient hatte, noch vieles zu wünschen übrig. Es war ein plumpes, rohes Werk, ein Versuch. Die Gattung Uhr, der sie angehörte, hatte noch keine Spiralfeder und die Unruh machte daher eine große Zahl Schwingungen. Ein Stück Darmseite versah die Funktion der Kette, welche die Schnecke mit dem Federhaus verbindet. Das Zifferblatt war aus Zinn, das Gehäuse aus Messing. Das Werk hatte zwanzig Linien Durchmesser, und die Pfeiler, welche die Platten trugen, einen Zoll Höhe.
Seine großen Erfolge trugen ihm viele Neugierige, aber auch sehr viele Kunden zu. Sein Hauptabnehmer waren zunächst die Klöster und Pfarrhäuser der Freigrafschaft Burgund, denen er seine einfachen Taschenuhren um 20 Thaler per Stück verkaufte. Durch reifliches Nachdenken, gewiss auch infolge mancher Misserfolge bei seinen Versuchen, kam er dazu, vieles zu vervollkommnen, sowohl in Anfertigung von Handwerkszeug, als an den Uhren selbst. Von Teilung der Arbeit, wie sie heutzutage so sehr ausgebildet ist, wusste man damals noch nichts. Der Uhrenarbeiter musste alles selbst machen, das Werk, die Feder, die Triebe, das Gehäuse, die Gravuren, die Vergoldung etc. Am wenigsten gelang ihm die genaue Einteilung der Räder und Triebe.
Eines Tages teilte ihm ein Fremder mit, es gebe in Genf eine Maschine, die letztere Operation sehr gut und leicht ausführe. Er reiste daher eiligst nach Genf, wo man aber aus der Sache ein Geheimnis machte. Jedoch sah er dort geschnittene Räder und begriff sofort, dass dies nur mit einer Rolle (roulette) und einer Planscheibe geschehen könne, um die Zahl der Zähne zu bestimmen und deren Abstände ganz gleich zu machen. Diese Beobachtung genügte ihm. Sowie er wieder zu Hause angelangt war, fertigte er sich genau so eine Maschine.
Als ersten Lehrling oder Schüler hatte er einen gewissen Jakob Brandt, genannt Gruerin, aus La Chaux-de-fonds. Er verlegte seine Werkstatt in seien Heimatort und hatte bald selbst viele Schüler. Auch JeanRichard glaubte, er werde anderswo bessere Aussichten für sein Handwerk haben und ließ sich ungefähr 1705 in Le Locle nieder und begründete im Schweizer Kanton Neuenburg die Uhrenindustrie als einen der heute bedeutendsten Wirtschaftszweige des Landes. In La Sagne war er verheiratet mit Anne Marie Robert am 8. Juni 1701, hier wurden ihm zwei Söhne geboren worden, David, und Daniel (2). In Le Locle bekam er noch drei weitere Söhne und zwei Töçhter, Susanne-Marie, Abraham (2), Marie-Esabeau, Jean-Jacques und Isaac. Alle fünf der Söhne widmeten sich, wie er, der Uhrmacherei. Jeder dieser fünf Söhne trug durch seine Beobachtungen und Versuche seinen Teil zur Vervollkommnung der Uhrmacherkunst bei. Es war gleichsam ein Familienschatz, den sie um die Wette vermehrten. So gelangten sie dazu, Uhren mit Monatsdatum und Repetieruhren zu machen. Sie fingen an, die Arbeit unter sich und den Arbeitern, zu teilen: es gab bei ihnen Emailleure, Gehäusemacher etc. An die Stelle der Darmsaite trat die Stahlkette, eine Spirale wurde auf die Unruh gesetzt, kurz, der Mechanismus so verbessert, dass beim Tode des Meisters das Land um eine schöne Industrie reicher geworden war.
Jean Richard starb in Le Locle am 20. April 1741 und schon 1752, also nur 11 Jahre nach seinem Tode, zählte man in den Neuenburger Bergen 466 Uhrenarbeiter, 1781 aber, 100 Jahre nach Erscheinen der ersten Neuenburger Uhr, bereits 2.177.
Zu seinem Gedenken wurde ihm in Le Locle ein Denkmal errichtet. Es befindet sich an der Front dem heutigen Collège Daniel-JeanRichard und erinnert an seine Verdienste.
Damals war hier im Rue Daniel-JeanRichard 11 die Uhrmacherschule
Die heutige, im Besitz von Girard-Perregaux befindliche Uhrenmarke Daniel JeanRichard trägt seinen Namen.
Weiterführende Informatonen
Literatur
- Lexikon der Uhrmacherkunst, Carl Schulte: Emil Hübners Verlag Bautzen 1902