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Nebenbei erforschte man, ob es möglich wäre eine solche Uhr ohne eine [[Unruh]] zu bauen und oszillierende Kristalle an ihrer statt zu nutzen. Jedoch waren 1952 Transistoren noch derartig teuer, dass man es als unrentabel aufgab. Man konnte wohl nicht ahnen, dass einige Jahre später die Preise fallen und dieses Prinzip zur [[Bulova]] [[Accutron]] führen würde.<ref name=B>The Watch of the Future, S.14-30</ref> | Nebenbei erforschte man, ob es möglich wäre eine solche Uhr ohne eine [[Unruh]] zu bauen und oszillierende Kristalle an ihrer statt zu nutzen. Jedoch waren 1952 Transistoren noch derartig teuer, dass man es als unrentabel aufgab. Man konnte wohl nicht ahnen, dass einige Jahre später die Preise fallen und dieses Prinzip zur [[Bulova]] [[Accutron]] führen würde.<ref name=B>The Watch of the Future, S.14-30</ref> |
Version vom 28. November 2011, 00:16 Uhr
Hamilton Electric
Uhrenmodell der Hamilton Watch Company
Die erste Elektrische Armbanduhr wurde am 3. Januar 1957 von der Hamilton Watch Company im Savoy Plaza Hotel in New York der Weltöffentlichkeit vorgestellt. Bis zur Vorstellung der ersten Hamilton Electric waren jedoch zehn Jahre langer Entwicklung und teilweiser Grundlagenforschung vorausgegangen. Die Ingenieure und Entwickler mussten hier Neuland betreten und zahlreiche Probleme lösen, die in der Anfangszeit moderner Elektrotechnik noch völlig unbekannt waren.
Entwicklung der Hamilton Electric
Die Anfänge
Es begann damit, dass im Jahr 1946 ein gewisser George Lucky (späterer Präsident der Company) in Lancaster die Idee vertrat eine Uhr zu entwickeln, welche mittels einer Batterie angetrieben werden sollte. Miniaturbatterien fanden bereits im 2. Weltkrieg verschiedene Anwendungen und so war eine kleine Energiezelle für Uhren nur ein weiterer logischer Schritt. Zunächst übergab man das Projekt dem Entwickler Arthur E. Fillinger, welcher aus praktischen Gründen begann erst einmal eine elektrische Tichuhr zu entwickeln, da man daran das Werk an sich besser testen konnte und zugleich die damaligen Batterien doch noch relativ groß waren. Fillinger entwickelte für über zwei Jahre an diesem Projekt und experimentierte mit verschiedensten Kontaktsystemen und Materialien, doch die meisten erwiesen sich als Anfällig und brannten rasch durch. Dennoch wurde 1947 ein Patent eingereicht, dass auf Basis dieser Arbeit eine "electric watch" mit einem Armbanduhrenwerk vorstellte. Im Jahr 1947 übernahm John Hendricks das Projekt und bereits im Februar des Folgejahres stellte Hamilton eine elektrische Tischuhr vor, welche jedoch noch sehr ungenau war (bereits nach vier Tagen ging sie um 90 Minuten falsch). Erst im Januar 1950 wurde die sogenannte "Koehler Clock" vorgestellt, welche vom ehemals deutschen Immigranten Fred Koehler entwickelt worden war. Dank ihm wurden zahlreiche Verbesserungen am neuartigen elektromagnetischen Werk vorgenommen und drei C-Cell Batterien dienten als Energiequelle in einem hübschen Art Deco Gehäuse. Auch die Genauigkeit seiner Uhr war verblüffend und konnte mit jeder "Railroad Watch" mithalten. Der entscheidende Impuls kam jedoch 1952, als der ambitionierte Physiker Dr. John A. Van Horn das Gerücht hörte, die Elgin Watch Company plane ebenfalls eine elektrische Armbanduhr. Somit war nun das Interesse des Hamiltonmitarbeiters am hauseigenen Projekt da und eine Reihe von Treffen wurden angesetzt, um die Möglichkeiten einer Eigenentwicklung zu erörtern[1]
Das Projekt Elektrische Armbanduhr beginnt
Im Mai des Jahres 1952 begann nun die eigentliche Entwicklung unter Leitung Van Horns. Zu seinem Team gehörte rasch auch der junge Entwickler Philip E. Biemiller und der Feinmechaniker James H. Reese, welche zu Dritt die Treibende Kraft des ganzen Projekts bildeten. Sie gaben drei Kriterien vor, die eine elektrische Armbanduhr zu erfüllen hatte: sie sollte mindestens so genau sein, wie eine konventionelle Uhr, genauso groß und die Batterielebensdauer sollte mindestens ein Jahr betragen. Rasch wurde der erste Prototyp, die PM-1, auch Model 1 genannt, erbaut. Doch es war ein langer Weg und die ersten Prototypen noch sehr unzuverlässig und anfällig. Erst 1953 konnte man einen Prototypen bauen, der in ein normales Gehäuse passte, doch musste hier die Batterie aus Platzgründen außerhalb am Band untergebracht werden. Auch erwies sich dieses Modell noch als sehr ungenau.[2]
Nebenbei erforschte man, ob es möglich wäre eine solche Uhr ohne eine Unruh zu bauen und oszillierende Kristalle an ihrer statt zu nutzen. Jedoch waren 1952 Transistoren noch derartig teuer, dass man es als unrentabel aufgab. Man konnte wohl nicht ahnen, dass einige Jahre später die Preise fallen und dieses Prinzip zur Bulova Accutron führen würde.[2]
Nach einer Testreihe und einer kurzen Vorstellung eines Protypen vor Fachpublikum 1953, ohne jedoch dort das Werk an sich zu zeigen, erkannte der Mitarbeiter R. V. Hartman, dass ein weiterer wesentlicher Schritt für diese neuartige Uhr gegangen werden musste. Dieser lag jedoch nicht im technischen Bereich, sondern dem Design. Zu langweilig und unauffällig war dieses in einem klassischen Gehäuse und so war hier der Grundstein für die aufregenden Designideen der kommenden Jahre gelegt, die nicht zuletzt in Klassikern, wie der Ventura gipfeln sollten.[3]
Das Projekt schreitet voran
Auch Koehler wurde dem Projekt wieder zugeteilt und seine Arbeit gipfelte im Protypen EM-1, auf welchen Hamilton 1953 ein Patent anmelden ließ. Jedoch krankte dieser Prototyp am zu hohen Energieverbrauch und wurde nicht weiter verfolgt. Stattdessen machte das Team um Van Horn und Biemiller große Fortschritte und man baute schon bald das Model 1, Mark2, kurz PM-2 genannt. Sie erwies sich gegenüber Koehlers Werk als überlegen, in Bezug auf Batterielebensdauer und wurde so ab 1955 stetig weiterentwickelt.[4]
Ein enrstzunehmendes Problem für das ganze Projekt kam jedoch von Außen. Zu jener Zeit gab es einfach keine wirklich kleinen Batterien, die den enormen Anforderungen des Teams genügten. Man dachte bei Hamilton sogar darüber nach, eine eigene Minibatterie zu entwickeln, doch glücklicherweise fand man in der National Carbon Company (heute Energizer) einen Partner, der sich für eine solche Entwicklung begeistern ließ. Aus dieser Zusammenarbeit ging der "Großvater" alle heutigen Uhrenbatterien hervor. [4]
Trotz der Fortschritte im Energiemanagement blieb ein großes Problem weiter ungelöst. Die Konstruktion war anfällig gegen die magnetischen Kräfte im Inneren und Veränderungen der Luftfeuchte und Umweltbedingungen und daher immer noch sehr ungenau. Nach einer weiteren Umstrukturierung des Teams 1954 stieß G. E. Shubrooks hinzu und Van Horn übernahm einen Direktorenposten. Im November 1954 fand man auch eine Lösung für das Problem der Ungenauigtkeit, als der Metallurgist Hamiltons, Marlin Walmer, eine Legierung aus 77% Platin und 23% Kobalt für die Magnete nutzte. Mit diesen und einigen anderen Neuerung wurde im gleichen Jahr der Prototyp des Hamilton 500 gebohren. Leider ergab sich ein weiterer Rückschlag, als man entdeckte, dass General Electrics ein Patent auf eine solche Legierung besaß und man musste die Suche nach einem geeigneten Material von vorn beginnen.[4]
Letztlich fand man doch eine Lösung und so wurde im Januar 1956 ein großes Testprojekt des neuen Werkes mit Hamiltonmitarbeitern gestartet. Eintausend Prototypen wurden an Direktoren, Mitarbeiter und das Labor verteilt, um einen Alltagstest zu starten, wobei es den Angestellten untersagt war, die Gehäuse zu öffnen und so einen Blick auf das geheimnisvolle Werk zu erhaschen. Wieder gab es einen Rückschlag und beinah die Hälfte der Uhren stoppte schon nach wenigen Tagen. Man konnte dies auf zu rasche Abnutzung der Mechanik zurückführen und saß erneut an den Konstrutktionsbänken. Nachdem man einige Teile austauschte und die Zahl der Steine von 17 auf 12 reduzierte, ließ sich dies aber beheben.[4]
Die erste Electric ward geboren
1956 kam erneut ein Gerücht auf, dass der Konkurrent Elgin kurz davor war, eine elektrische Armbanduhr auf den Markt zu bringen und das Management von Hamilton entschied, man müsse so rasch wie möglich das eigene Projekt abschließen. Van Horn, Biemiller und Reese waren nun einem starken Druck ausgesetzt und mussten sich obendrein mit der neuen Marketingabteilung für die Electric auseinandersetzen. Dennoch gelang der Coup und man war sich sicher, dass man bis zum Dezember des Jahres 3000 Stück für den Verkauf produzieren könnte. Da dies aber zu nah an Weihnachten lag, entschied man sich bis nach den Ferien mit der Präsentation zu warten und so kam es am 3. Januar 1957 zur Vorstellung der weltweit ersten Elektrischen Armbanduhr in New York. Ionischerweise sollten noch drei Jahre vergehen, ehe es der Konkurrenz gelang etwas Ähnliches zur Marktreife zu bringen.[5]
Deutsche Beteiligung?
Zum Einen kann man sagen, dass mit Koehler ein gewisser deutscher Einfluss schon zu Beginn gegeben war. Jedoch gibt es eine weitere Verbindung zu Helmut Epperlein, welcher in den späten 1950ern deutsche Gebrauchsmuster für ein elektrisches Uhrenwerk anmeldete und sie kurz darauf auf die Hamilton Watch Company übertrug. Es ist jedoch leider nicht völlig geklärt inwieweit beide Seiten voneinander profitierten und die Meinung geht hier stark auseinander. Fakt ist jedoch, dass Epperlein verschiedene eigene Elektrische Armbanduhren produzierte und das Werk stark an das Hamilton 500 angelehnt war.[6]
Das Design der Zukunft
Bereits vor dem Weltkrieg war Hamilton für zahlreiche interessante Designs und verschiedenartige Gehäuse- und Ziffernblattkombinationen bekannt. Doch nun herrschte das Space Age, jene Epoche, als futuristisches Design alle Bereiche des Lebens durchdrang, von beflügelten Autos, Möbeln, Architektur und einer allgemeinen Faszination für die Raumfahrt und Raketen. Allerdings hatte sich in den späten 40ern und 1950ern in der amerikanischen Uhrenindustrie ein sehr starker Konservatismus etabliert, der sich in schlichten und wenig originellen Designs äußerte. Simple runde Gehäuse mit immer ähnlicheren Ziffernblättern bestimmten so auch die Produkte Hamiltons. Dies sollte sich jedoch nun schlagartig ändern. Um die erste wirklich Neuerung der Uhrenindustrie seit Jahrhunderten zu präsentieren bedurfte es eines völlig neuen und gewagten Designs, dass seiner Zeit angemessen und vielleicht sogar etwas voraus war.[7]
Verantwortlich für das neue Design war der junge und ambitionierte Designer Richard Arbib, welcher seit dem Beginn des Jahrzehnts für Hamilton tätig war. Ihm waren die meisten Uhren zu unoriginell und er verfolgte ein völlig neues Konzept, bei dem Gehäuse, Ziffernblatt und Armband eine Einheit bildeten. So wurde auch Arbibs Klassiker, die berühmte Hamilton Ventura, mit einem abgestimmten zweitonfarbigem Armband in Schwarz und Gold geliefert, aber auch bei der Vega wurde das Muster vom Ziffernblatt auf dem Band fortgeführt. Dennoch traute sich Hamilton nicht ganz vom Konservatismus abzufallen und bot zeitgleich mit dem neuartigen Design der Ventura zwei sehr klassisch gehaltene, runde Uhren an, die zu Ehren des Elctricentwicklers benannte Van Horn in einem soliden Goldgehäuse und die vergoldete Titan. Zunächst wagte niemand bei Hamilton enrsthafte Wetten auf die Verkaufszahlen der Ventura abzuschließen, doch erwies sie sich als derart erfolgreich, dass Hamilton in den folgenden Jahren immer gewagtere und kreativere Modelle der Electric und auch der Automatikuhren herausbrachte, ehe man erneut in den späten 1960ern einem Konservatismus verfiel.[7]
Fußnoten
- ↑ The Watch of the Future, S.15-21
- ↑ 2,0 2,1 The Watch of the Future, S.14-30
- ↑ The Watch of the Future, S. 34ff.
- ↑ 4,0 4,1 4,2 4,3 The Watch of the Future, S.31-42
- ↑ The Watch of the Future, S. 42ff.
- ↑ Patente von Helmut Epperlein für Hamilton, abgerufen: 3. Juli 2011
- ↑ 7,0 7,1 The Watch of the Future, S. 53f.
Literatur
- The Watch of the Future, 4. Edition; Autor: René Rondeau; ISBN 0962221953
- Hamilton Wristwatches; Autor: René Rondeau; ISBN 0962221937