Chronometerprüfung: Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 4. August 2011, 14:29 Uhr

Chronometerprüfung

Chronometerwerk

Hochwertige Uhren zeigen nur geringe Gangabweichungen in Abhängigkeit von Lage und Temperatur. Sind die lage- und temperaturabhängigen Gangabweichungen besonders klein, so handelt es sich um einen Chronometer, ein Attribut für besonders genau gehende Uhren.

Verschiedene Organisationen prüfen auf Antrag des Werkeherstellers Uhrwerke auf ihre Eigenschaften als Chronometer durch umfangreiche Gangmessungen. Bei bestandener Prüfung erhält das Werk einen beglaubigten Gangschein. Zumeist druckt der Uhrenhersteller als Marketingmaßnahme die Bezeichnung Chronometer auf das Zifferblatt auf. Zu beachten ist allerdings, dass die Gangeigenschaften von der schweizerischen COSC (siehe unten) immer nur am rohen Werk gemessen werden und auch nur für den Zeitraum der Chronometerprüfung dokumentiert sind, da jede Uhr mit der Zeit ihren Gang ändert.

Die Geschichte der Chronometerprüfung

Bereits im 18. Jahrhundert wurden Uhren in Sternwarten auf ihre Ganggenauigkeit geprüft. Sternwarten waren unabhängige Einrichtungen und verfügten über sehr genaue Präzisions-Pendeluhren. Regelmäßige Chronometerprüfungen fanden nach 1850 statt. Die Uhren wurden 44 bzw. 45 Tage in 5 Lagen und bei mehren Temperaturen geprüft. Um 1860 fanden bis in die 1970-er Jahre Chronometrie-Wettbewerbe statt. Die Siege bei den Wettbewerben wurden in die Werbung der Uhrenhesteller einbezogen. Dadurch entstand bei den Kunden der Wunsch nach Chronometern.

Um eine größere Menge von Uhren der Chronometerprüfung zu unterziehen, wurden 1877 in Biel, 1887 in La Chaux-de-Fonds und 1888 in Saint-Imier Bureaus officiels de controle de la marche des mastres (offizielle Büros zur Kontrolle des Ganges von Uhrwerken) gegründet. 1893 wurde die Prüfdauer auf 15 Tage in 2 Lagen und bei 3 Temperaturen festgelegt. Ab 1904 wurden Prüfungen 1. Klasse (15 Tage) und Prüfungen 2. Klasse (10 Tage) durchgeführt.

Nach 1915 legte die Suisse des Associations de Fabricants d'Horlogerie (Vereinigung Schweizer Uhrenhersteller) einen Chronometer als Präzisionsuhr, die in verschiedenen Lagen und bei unterschiedlichen Temperaturen reguliert ist und einen Gangschein erhalten könnte, fest. Damit war der Name Chronometer nicht mehr geschützt. Erst 1951 wurde die Chronometerdefinition seitens der Schweizer Uhrenindustrie wieder geändert. Eine Uhr durfte sich erst mit einem offiziellen Gangschein einer unabhängigen Prüfbehörde wieder "Chronometer" nennen. 1952 legte die Internationale Kommission zur Koordinierung der Arbeit der chronometrischen Observatorien fest, daß ein Chronometer eine Präzisionsuhr ist, die in verschiedenen Lagen und bei unterschiedlichen Temperaturen reguliert wurde, um zum Erhalt eines offiziellen Gangscheines berechtigt zu sein.

(siehe auch Prüfungen von Chronometern und Präzisionsuhren an der Deutschen Seewarte Hamburg)

Chronometerprüfung heute

zulässige Toleranzen in s/24h
  Ø (Werk) > 20mm Ø (Werk) < 20mm
mittlerer täglicher Gang in verschiedenen Lagen -6 bis +6 -5 bis +8
mittlere Gangabweichung bis 2 bis 3,4
größte Gangabweichung -6 bis +8 -8 bis +10
Differenz zwischen hängend und liegend bis 5 bis 7
größte Differenz zwischen dem mittleren täglichen Gang und einem der 10 ersten Gänge bis 10 bis 15
Gangabweichung pro Grad Celsius -0,5 bis +0,5 -0,7 bis +0,7
Wiederaufnahme des Ganges -5 bis +5 -6 bis +6

Von der ISO, einer Vereinigung von Normungsorganisationen aus mehr als 150 Ländern, wird in der internationalen Norm ISO 3159 festgelegt, daß die Übereinstimmung mit der Definition des Chronometers durch eine neutrale amtliche Stelle, welche die Kontrolle der Uhr/des Uhrwerkes durchführt und ein offizielles Zeugnis ausstellt, bestätigt wird.

In der Schweiz wird die Chronometerprüfung seit 1979 von der COSC (Contrôle Officiel Suisse des Chronomètres), der offiziellen Schweizer Chronometerkontrolle durchgeführt. Die COSC ist ein unabhängiger und gemeinnütziger Verein, der vom Schweizer Staat weder kontrolliert noch finanziell unterstützt wird. Geprüft werden die Uhrwerke in den Prüflaboren in Genf, Le Locle und Biel.

In Deutschland gibt es seit 2006 wieder eine Chronometerprüfung, die vom LMET und SLME nach DIN 8319 durchgeführt wird, und zwar in der von Wempe restaurierten Sternwarte Glashütte.

Sternwarte.jpg

In der Sternwarte Glashütte (oben: historisches Foto) werden nur komplette Uhren mit Nullstellmechanismus des Sekundenzeigers geprüft, im Gegensatz zur COSC, die die reinen Werke außerhalb des Gehäuses prüft, welche erst nach Ende der Prüfung eingebaut werden.

Eine Zusatzprüfung nach den neuen, über die COSC-Prüfung hinausgehenden Standards gibt es unter der Bezeichnung Qualité Fleurier in Fleurier in der Schweiz.

Prüfablauf

  • 1. + 2. Tag in Position 6 oben bei 23°C
  • 3. + 4. Tag in Position 3 oben bei 23°C
  • 5. + 6. Tag in Position 9 oben bei 23°C
  • 7. + 8. Tag in Position Zifferblatt unten bei 23°C
  • 9. + 10. Tag in Position Zifferblatt oben bei 23°C
    Am 10. Tag der Prüfung werden evtl. vorhandene Komplikationen auf Funktion überprüft.
  • 11. Tag in Position Zifferblatt oben bei 8°C
  • 12. Tag in Position Zifferblatt oben bei 23°C
  • 13. Tag in Position Zifferblatt oben bei 38°C
  • 14. + 15. Tag in Position 6 oben bei 23°C

Literatur

Weblinks